1 ...7 8 9 11 12 13 ...22 Es war ein sehr warmer Spätsommernachmittag, und Janine und ich saßen in ihrem parkähnlichen Garten und schlürften Martinis mit Eis und Zitrone. Janine räkelte sich in ihrer Gartenliege und fühlte sich wie eine satte Miezekatze. Ich lag im Gras zu ihren Füßen, und lehnte meinen Rücken an ihren Liegestuhl. Ich erzählte ihr alles, was mir Jean in seinem Übereifer berichtete. Auch meine Erlebnisse in Zürich mit Harry, Markus Helmer, Sabi Loulou und Zouzou. Nichts ließ ich aus, und sie wurde seltsamerweise sichtlich vergnügter.
»Du siehst müde aus«, sagte Janine, »bist du in Zouzou verliebt, Francesco?«
»Was hat das eine mit dem anderen zu tun Janine? Ein komischer Zusammenhang! Das mit Zouzou kann man so nicht stehen lassen, Janine. Sie hat eine Art, die findet man nicht alle Tage. Sie besitzt ein unglaubliches Charisma und einen unwiderstehlichen Charme.«
»Du bist also doch in Zouzou verliebt. Besitze ich auch diese unfassbare Aura, Frantschi?«
»Sei nicht so neugierig. Neugier ist Minderwertig! Außerdem, wieso nennst du mich Frantschi? So nennt mich Zouzou auch, Janine. Wieso nennst du mich auch Frantschi?«
»Darf ich das nicht, Frantschiiee? Ich liebe dich doch auch! Du bist so klug und so lieb zärtlich, ein Traum von Mann. Was hältst du von ihrer Schwester Sabi Loulou, liebst du sie auch? Ein Prachtstück von Frau, habe ich recht, Frantschi? Und damit du es nur weißt, ich bin grundsätzlich nicht neugierig, sondern nur interessiert, sonst nichts!«
»Janine, hör auf mit deinen Zehen mir im Gesicht zu fummeln!«
»Riechen sie nicht gut lieber, Frantschi?«
»Doch, natürlich riechen sie gut. Du riechst immer gut, Janine. Deine Füße riechen wie die Blüten der brasilianischen Engelstrompete!«
»Hast du schon was mit Zouzou und Sabi Loulou gehabt?«
»Wie? Bist du schon wieder interessiert?«
»Stell dich nicht so dämlich an Frantschi, warst du mit ihnen im Bett?«
»Nein, ich habe es vielleicht auch nicht vor!«
»Du bist ein guter Junge, bist deiner Janine treu.«
»Muss ich das, Schnurzi? Nein, ich muss nicht! Du hättest mich haben können, aber du hast mein Flehen nicht erhört. Im Gegenteil, du hast mich schnöde abserviert und stattdessen meinen Freund Jean die Ehre gegeben. Haben dich meine heißen Tränen vor Jahren nicht gerührt? Warum Jean und nicht Vancelli? War ich damals nicht schön wie ein Veilchen? Nur weil Jean reich war und ich nicht!«
»Francesco Vancelli, wenn diese ganze Aktion beendet ist, werde ich meinen Mann Jean verlassen und dich heiraten. Versprochen.«
»Jetzt will ich dich auch nicht mehr, Knöpfler.«
Laut lachend glitt sie schlangenartig von ihrer Gartenliege und wie ein Stubentiger kam sie auf allen Viere auf mich zu. Ihr kirschroter Mund kam immer näher und ich konnte ihren guten Atem riechen, der aus einer verführerischen Mischung Martini, Zigaretten und von Ingwer in ihrem Lippenstift bestand. Sie drückte mich zu Boden, auf den Rasen, beugte sich über mich und küsste mich voller Leidenschaft.
Nach einer Weile gingen wir in ihr Haus und dabei hielt sie fest meine Hand und einige Zeit später lagen wir auf dem Diwan in ihrem Kaminzimmer und rauchten Zigaretten. Janine schnurrte und kuschelte sich fest an mich.
»Weißt du, dass ich eine geborene Rachmanikoff aus Kiew bin?«
»Du bist Russin?«
»Nein, Kiew ist in der Ukraine, Dummkopf!«
»Bist du dann Ukrainerin oder wie sagt man dazu? Bist du auch eine Agentin des KGB?«
Den letzten Satz sagte ich so einfach belanglos vor mich hin, ohne auch nur ernsthaft daran zu denken, dass Janine in diese Richtung tätig sein könnte. Janine lachte laut auf und fummelt amüsiert in meinem Gesicht herum. Wie ein kleines Kind sprang sie auf mich und benutzt meinen armen Bauch als Trampolin. Mir blieb fast die Puste aus und ich konnte mir nur noch mit einer Rolle abwärts vom Diwan helfen. Ich lag auf dem Fußboden und sie saß auf meiner Brust und hielt mit unheimlicher Kraft meine Arme seitwärts fest. Ihr Gesicht glühte und kam mir immer näher.
»Ich bin Janine Rachmanikoff aus Kiew. Kiew ist in der Ukraine und ich bin Agentin des KGB. Wiederhole es, Frantschi!«
Die ersten Worte sagte sie in einem zart gehauchten Mezzo Sopran, um danach einem verführerischen Alt zu weichen. Das letzte Wort “Frantschi“ drückte sie mit weichen Lippen auf meinen Mund, als sollte es in die letzten Winkel meines Inneren gelangen.
»Ich kann nicht mehr sprechen und ich krieg keine Luft...Rachmanikoff, du Kommunist!«
»Wer bin ich?«
Gefährlich leise wurde ihre Stimme und in ihren Augen war ein flammendes Blitzen zu sehen, als würden tausende Leoniden gleichzeitig in die Erdatmosphäre eintauchen und durch Verglühen für kurze Zeit aufleuchten.
»Du bist Janine aus Kommunististan und...«
»Wer? Von wo?«
»Rachmanikoff … aus ... hör … auf … zu … spucken … «
»Lauter, ich höre nichts!«
»Du Bolschewist, ich kann nicht, du drückst mir die Luft ab! Janine, die Nachbarn hören dich! Sie werden glauben, du gibst mir die Peitsche.«
»Na und! - Du liebst deine Janine?«
»Ja! Nur dich alleine für alle Zeiten, jetzt und immerzu und geh von meinem Bauch runter mir ist es schon ganz schlecht im Magen!«
»Du berichtest mir alles, was du bei deiner Mali-Reise erlebst?«
»Ja!«
»Und du machst mir ein Kind?«
»Nein! Aua – Ja, mach ich!«
»Und du gehst nicht mit Zouzou und Sabi Loulou ins Bett? Und heiratest mich, wenn du wieder kommst?«
»Ja! – Nein! Ich meine, ich - Aua Janine, ich bin doch auf Urlaub hier und sollte mich erholen!«
Janine ließ von mir ab, rollte sich zur Seite und lag atemlos neben mir. Eine herrliche Frau und Gattin meines Freundes Jean, und ich sollte mich schämen, doch dieses Gefühl bekam nicht die Zeit, um sich zu entwickeln. Ich liebte sie und außerdem, wie ich mir zu meiner eigenen Rechtfertigung immer sagte, teilten die Bolschewisten ja doch alles fein brüderlich.
»Mein zarter Francesco, jetzt werde ich dich in alles einweihen. Ich bin tatsächlich Agentin des KGB.«
»Na, das passt ja prima! KGB Agentin und Bolschewist mit Jaguar E Coupe und 12 Zylinder Luxuslimousine. In deinem Safe befinden sich Stimmrechte der Diamantenbörse von Brüssel und der Metallbörse von London. Ich bin mir sicher, dass du auch noch Großaktionärin bei der amerikanischen United Fruit Company bist und arme mexikanische Tomatenpflanzer beklaut! Weiß Jean eigentlich, was du so treibst?«
»Jean weiß es nicht, nur du alleine weißt es jetzt und sonst niemand. Ich leite das KGB Büro Genf! Jean ist nebenbei Agent des amerikanischen CIA und Helmer und Ullrich Wegener dein Chef, sowie alle seine Mitarbeiter. Alles CIA Leute! Nur Francesco Maria Vancelli, der einsame blauäugige Cowboy inmitten der Ratten, weiß von nichts, arbeitet für niemanden, glaubt noch an die Spazierfahrt nach Mali und dabei arbeitet die Agentur Wegener für alle Geheimdienste dieser Welt, wenn es nur Geld bringt.«
»Ich habe braune Augen, Janine, wenn du das noch nicht bemerkt haben solltest. Nicht blau! Und jetzt willst du mir das Nirwana des KGB vorsülzen, stimmst oder habe ich recht? Du machst das doch auch nur für harte Dollars Rachmanikoff oder willst du mir flüstern, dass du das alles als überzeugte Komsomolzin tust? Du bist doch auch nicht besser, als Wegener und alle die anderen geldgeilen Dreckspatzen.«
»Nein Frantschi, ich war und bin noch nie eine Kommunistin gewesen. Du kennst ja auch die Staatslehre der griechischen Sophisten, deren theoretische Begründung auf der Beseitigung des Privateigentums und der dadurch verursachten Ungerechtigkeit beruht. Ein Naturzustand, in dem alle das gleiche Recht auf alles gehabt hätten. Eine theoretische Begründung und solange es Menschen gibt eine niemals zu verwirklichende Utopie. Wir sind eben Fleischfressende Tiere und es gibt eben nicht genügend Filetstücke für alle. Die Sowjetunion ist eine imperialistische Großmacht mit pseudo-kommunistischem Deckmantel und keinen Deut besser, als dieses kapitalistische Amerika oder das koloniale Europa. Alle sind sie nur auf die Filetstücke in Afrika aus. Gold, Diamanten, Erze, Kupfer, Uran, Öl, Gas und dabei ersticken beide doch selbst in ihren eigenen Rohstoffen.«
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