Markus Singer - Der Stein

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Nach Abschluß seines Studiums reist Mario Berger nach Lissabon; dort trifft er Dulce, die Frau seiner Träume. Doch aus dieser romantischen Begegnung wird eine wilde Jagd durch halb Europa. Mit Hilfe des undurchsichtigen Agenten Sanchez und seiner Begleiter machen sich die beiden auf den Weg nach Deutschland. Verfolgt von einem mächtigen Magier und seinen Häschern kommt es zur entscheidenden Schlacht auf den düsteren Höhen des Hunsrücks.

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Markus Singer

Der Stein

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Der Stein Der Stein Der Stein Ein phantastischer Roman von Markus Singer ©1998 by Markus Singer

33 n. Chr. Judäa Jerusalem

13. Oktober 1307 Paris

18. September 1690 Kerien im Nordwesten Frankreichs

12. Juni 1996 Idar-Oberstein in Deutschland

29. Juni 1996 Madrid

1. Juli

2. Juli

3. Juli

4. Juli

1999

Impressum neobooks

Der Stein

Der Stein

Ein phantastischer Roman

von

Markus Singer

©1998 by Markus Singer

Alle Rechte vorbehalten

33 n. Chr. Judäa Jerusalem

Pontius Pilatus lief in seinem Gemach auf und ab. Es war nicht das erste Mal, dass er einen Mann aus politischen Gründen verurteilt und dem Tode überantwortet hatte. Aber diesmal war alles so anders. Was beunruhigte ihn nur so sehr?

Als er diesem Mann in die Augen gesehen hatte, wusste er, dass er unschuldig war. Er konnte seine eigene Reaktion nicht verstehen. Was hatte er nur getan?

Er lief zu der kleinen Wasserschale und wusch sich zum – ja zum wievielten Male wusch er sich eigentlich die Hände? – er konnte es nicht sagen. Aber in den letzten Stunden bestimmt schon zum zwanzigsten Male.

Als sie ihm den Mann brachten, hatte er bereits gewusst, dass er mit seinem Urteilsspruch die Gemüter einiger einflussreicher Männer beruhigen sollte. Er hatte, und zum ersten Mal war es ihm schwer gefallen, dies anzuordnen, den Mann geißeln lassen. Und er hoffte, dass die Rädelsführer dieser Verschwörung gegen den kleinen Prediger so besänftigt werden würden.

Aber das hatte ihnen nicht gereicht! Sie verlangten den Tod dieses Mannes.

Pilatus hatte zudem gehofft, als er nach alter Sitte zum Pessach-Fest einen Straftäter begnadigte, das Volk würde fordern, diesen Mann, welchen Sie Christus nannten, frei zu lassen. Aber als hätte sich das Schicksal gegen ihn verschworen. Das Volk, das sich vor seinem Palast versammelt hatte, rief lautstark den Namen eines stadtbekannten Räubers und Mörders. Sicher ein von Christus` Widersachern geschickt eingefädeltes Komplott, und in Sorge um die Ordnung und Sicherheit in seinem Herrschaftsbereich hatte er dem Druck der Massen nachgegeben.

Pilatus grübelte, einen Mörder begnadigt und einen unschuldigen Mann in den Tod geschickt? Nicht, dass Pilatus ein zimperlicher Mann war. Er hatte schon selbst Männer mit falschen Beschuldigungen aus dem Weg geräumt. Aber in jedem Fall hatte er irgendeine Begründung gehabt, die seine Tat vor seinem Gewissen gerechtfertigt hatte. Nicht so diesmal!

Wieder schritt er zu der Wasserschale. Wütend rief er nach einem seiner Dienstboten und ließ die Schale leeren und frisches Wasser bringen.

Seine Hände klebten. Sie klebten als würde warmes Blut auf seiner Haut langsam gerinnen.

Wieder wusch er seine Hände und streifte weiter durch das Zimmer, wie ein Tier in einem zu kleinen Käfig. Er brütete vor sich her. Suchte einen Weg, sich doch noch aus dieser Situation zu befreien, aber er fand keinen.

Die eigenen Götter waren Pilatus immer nur ein Mittel zum Zweck gewesen. Ein Trost für die Schwachen, ein Werkzeug, die Massen zu bändigen. Nachdem er sich wieder dabei ertappt hatte, wie er seine vermeidlich besudelten Hände in die Wasserschale tauchte, trat er aus dem Zimmer ins Freie, sah zum Himmel auf und bat den Gott dieses Mannes, den sie Christus nannten, die Hinrichtung möge nicht lange dauern.

An einer anderen Stelle Jerusalems kämpfte ein weniger bedeutender Mann, ein kleiner Soldat, mit ähnlichen Zweifeln.

Lucius schmerzte selbst jeder Schlag, mit dem er die Nägel durch Arme und Beine dieses Mannes trieb. Das Blut des Verurteilten lief ihm warm über die Fingerspitzen und er fühlte seine eigene schreckliche Schuld ebenso stark, wie die Unschuld des Mannes, den er ans Kreuz schlug. Der Körper des Mannes war mit vielen Wunden überzogen und sein Haupt trug eine Krone, welche aus Dorngestrüpp geflochten war. Hinter Lucius schrie und johlte eine Menschenmenge, die von den Wachen nur schwer unter Kontrolle zu halten war. Spottverse, lautes Klagen und verzweifelte Schreie hallten durch die Luft. Lucius war schweißgebadet als er den letzten Nagel durch die Beine des Mannes getrieben hatte. In Lucius Augen bildeten sich Tränen der Verzweiflung. Leise entschuldigte er sich in lateinischer Sprache bei dem Mann der vor ihm lag. Dieser konnte ihn sicher nicht verstehen, denn es war ein jüdischer Rabbi, den sie Jesus nannten. Dann geschah etwas Seltsames. Der Verurteilte sah ihn an und sprach zu ihm. Lucius war erst vor zwei Wochen hierher versetzt worden, die Sprache des Mannes kannte er nicht, und doch konnte er ihn verstehen. „Es sei Dir vergeben. Wir alle müssen unsere Bestimmung erfüllen. „

Obwohl die Sonne erst vor kurzem über den Horizont gestiegen war, wurde es bereits ungewöhnlich heiß und bis Mittag würde es noch schlimmer werden. Aber die Hitze war wohl nur in zweiter Linie für den Schweiß verantwortlich, der Lucius aus allen Poren trat.

Das Kreuz wurde aufgestellt. An dem senkrechten Balken des Kreuzes hatte ein Soldat ein Schild mit der Aufschrift: „Der König der Juden„ angebracht.

Lucius war verstört. Links und rechts des Rabbi wurden die Kreuze zweier weiterer Männer aufgestellt. Mit diesen empfand er kein Mitleid, denn es waren stadtbekannte Räuber und Mörder. Die Soldaten konnten die Menge, die nun noch stärker tobte, kaum im Zaum halten.

Lucius sah immer wieder zu dem Rabbi hinauf. Was ging von diesem Mann aus, was ihn so besonders erscheinen lies? Die Gewänder der beiden stadtbekannten Verbrecher lagen unbeachtet an der Stelle, an der man sie zur Kreuzigung entkleidet hatte. Wohingegen das Gewand des Rabbi, ein einfacher Überwurf mit Rissen an vielen Stellen, zum Hohn auf diesen Mann unter den Soldaten verlost wurde, wie eine überaus wertvolle Beute. Der Soldat, dem das Gewand zufiel, warf es über und zwei andere taten, als würden sie ihn anbeten. „ Heil Dir, König der Juden„, hörte Lucius sie rufen.

Die drei Gekreuzigten, die nackt an die Balken genagelt waren, riefen sich Worte zu. Trotz der tobenden Menge und der ihm eigentlich unbekannten Sprache verstand Lucius jedes Wort.

Der Mörder links des Rabbi sprach: „Bist Du denn nicht der versprochene Retter? Dann hilf Dir und uns! „

„ Hast Du immer noch keine Furcht vor Gott? Wir beide erhalten unsere gerechte Strafe. Aber er hat nichts unrechtes getan. „ , erwiderte der Mörder auf der anderen Seite und dann sprach er zu dem Rabbi: „ Erinnere Dich an mich, Jesus, wenn du deine Herrschaft antrittst !„

„Ich sage Dir, Du wirst noch heute mit mir im Paradies sein„ , hörte Lucius den Rabbi sagen.

Diese Worte trafen ihn tief ins Herz. Die seltsamen Ereignisse, die Schuldgefühle, das plötzliche Verstehen einer fremden Sprache und die feste Überzeugung der Errettung, die aus den Worten dieses Jesus sprachen, zogen ihn in den Bann. Die anderen Soldaten spotteten über Jesu, tränkten einen Schwamm mit Essig und hielten ihn Jesus mit einer Lanze hin, als wollten sie seinen Durst löschen.

Gegen Mittag, als die Sonne den höchsten Punkt erreicht hatte, überschlugen sich die Ereignisse. Jesus rief laut: „Vater. In deine Hände lege ich meinen Geist„ . Dann sackte er in sich tot zusammen. Im selben Augenblick wurde die Sonne schwarz und tauchte das ganze Land über Stunden in dunkelste Nacht. Es wurde innerhalb von wenigen Augenblicken kalt und die Menge verstreute sich in wilder Panik. Die Leute flohen in die Stadt. Der Hauptmann, der die Aufsicht über die Hinrichtung führte, schrie gellend:

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