Einige traten vor.
Hansen hob eine Hand.
Teuer drehte sich um und sah ihn an. Dann lächelte er und bat ihn, zum Rednerpult zu kommen. Er schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein.
„Commander Hansen vom Imperium möchte Ihnen auch etwas sagen“, grinste Teuer süffisant. „Nun, was hat das Imperium, das uns bisher so tatkräftig unterstützt hat, in dieser Angelegenheit zu sagen?“
„Gibt es einen Weg zurück?“
„Bitte?“ Teuer wirkte überrascht. Mit dieser Frage schien er nicht gerechnet zu haben.
„Gibt es einen Weg zurück, wenn man erst einmal Supersoldat ist?“ wiederholte Hansen seine Frage etwas detaillierter.
„Nun, äh…“ Teuer sah fragend zu Souval, die den Kopf schüttelte.
„Sie machen diese Menschen also zu Kampfmaschinen, brutalen Mördern, was sie sein müssen, damit sie dort draußen überleben können, und Sie haben keinen Weg, sie hinterher wieder zu normalen, friedlichen Menschen zu machen?!“ fasste Hansen zusammen. Er hatte genug über Supersoldaten gelesen, um zu wissen, dass so etwas immer schief ging, schief gehen musste .
„Das ist richtig“, trat Teuer nun die Flucht nach vorn an, „wir haben keine Möglichkeit, euch wieder zu dem zu machen, was ihr vorher wart – bisher. Natürlich arbeiten unsere Wissenschaftler daran, aber im Moment gibt es noch kein Zurück.“ Er machte eine dramatische Pause. „Aber wenn niemand bereit ist, diesen Weg zu gehen, dann gibt es vielleicht keinen Ort mehr, zudem es ein Zurück gäbe. Unsere Welt muss verteidigt werden, hier und jetzt. Wir haben die Möglichkeit, euch zu den besten Soldaten der Galaxis zu machen. Besser als das Imperium. Besser als die Entarr. Besser als jeder! Ihr werdet Helden sein, wenn ihr für euer Volk diesen Krieg gewinnt, reiche, sehr reiche Helden. Wer will ein Held sein?“
Hunderte, tausende hoben die Hände. Teuer hatte seine Armee gefunden.
„Niemand von Ihnen wird nach dem Krieg der sein, der er jetzt ist. Ihre Familien, für die Sie das alles tun, werden Sie nicht wieder erkennen. Ihre Kinder werden Sie nicht wieder erkennen. Sie werden Fremde für sie sein. Ich… würde Ihnen davon abraten.“
„Aber Sie haben hier nichts zu sagen“, zischte Teuer. Und an die Menge: „Dann auf, meine Freunde, gewinnen wir diesen Krieg!“
Hansen postierte seine Schiffe im Asteroidenfeld in der Nähe von einer der Fabriken, die voraussichtlich das nächste Ziel sein würde. Die Strategie der Entarr war nicht sonderlich ausgefeilt, sie rechneten mit Sieg durch Stärke – und bisher hatte ihnen diese Taktik recht gegeben.
Als sich ihre Schiffe der Fabrik näherten, machten sie sich nicht die Mühe, ihren Anflug zu verheimlichen. Sie wollten landen, ihre Truppen aussetzen und die Schiffe dann zurückziehen, bis ihre Truppen den Sieg errungen hatten. Hansens Plan konnte nur einmal funktionieren, denn er sah Überraschung vor. Während sich die feindlichen Schiffe noch näherten, ließ er seine Fregatten von hinten anfliegen und aus allen Rohren feuern. Die Angriffsflotte der Entarr wurde schwer angeschlagen, Hansen verlor eine Fregatte. Brennend lagen die Schiffe des Feindes im All.
„Der Kommandant der feindlichen Schiffe, Sir“, meldete seine Kommunikationsoffizierin, eine Frau namens Vingst.
„Auf den Schirm.“
„Kommandant des Imperiums“, sagte der gegnerische Anführer, mochte er Kapitän, Admiral oder einfacher Soldat sein. „Unsere Schiffe sind geschlagen. Lassen Sie uns in Frieden abziehen und wir werden Sie nicht mehr behelligen.“
„Kann ich mich auf Ihr Wort verlassen?“ fragte Hansen.
„Das können Sie.“
„Nennen Sie Ihren Namen und Ihren Rang für das Protokoll.“
„General Fann Geskla“, sagte der Kommandant.
„Gut.“ Hansen sah Vingst an. „Schicken Sie das an das Imperium. Wir haben eine offizielle Kapitulation der Entarr. Sollten die sich nicht an diese Kapitulation halten, soll das Imperium diesen Vorfall allen anderen Völkern melden.“
„Ja, Sir.“
Hansen wandte sich wieder dem Wesen auf seinem Bildschirm zu. „General Geskla, bitte verlassen Sie jetzt das System, wir werden Sie nicht daran hindern.“
„Mensch“, sagte der General und der Bildschirm wurde dunkel.
Langsam bewegten sich die angeschlagenen Schiffe von ihnen fort.
„Nachricht gesendet“, meldete Vingst.
„Sehr gut.“
„Captain“, meinte der Sensoroffizier erstaunt, „ich glaube, die…“
In diesem Moment schlugen Raketen in die Seite der Fregatte. Das Schiff begann zu beben. Auf dem Bildschirm war zu sehen, wie die andere Imperiale Fregatte vollständig zerstört wurde. Hansen wankte zum Waffenpult und feuerte alles auf die Schiffe der Entarr was er hatte. Nur eins von ihnen entkam und er hoffte, dass es nicht das war, auf dem sich der General befand.
„Schadensbericht?“ rief er.
„Schwere Schäden auf dem Maschinendeck. Risse in der Außenhaut auf der Backbordseite.“
„Bringen Sie uns zu dieser Fabrik“, zischte Hansen. „Und teilen Sie dem Imperium mit, was hier gerade passiert ist.“ Er schritt auf den Ausgang der Brücke zu.
„Wo wollen Sie hin, Captain?“
„Eine Rechnung begleichen!“
Die Imperiale Fregatte Island verfügte nicht über Kampfjäger, nur über einige Shuttle. Hansen ließ eins mit mehreren schweren Torpedos bestücken. Als sie die Fregatte in der Nähe der Fabrik gelandet hatten, machte er sich auf den Weg. Er folgte dem angeschlagenen Schlachtschiff des Generals, wie er annahm. Als er zurückkam und wieder neben der Island landete, sah ihn Lieutenant Vingst kritisch an.
„Ihr Shuttle sieht aus, als wäre es in einen Kampf geraten“, meinte sie.
„Ich glaube, da ist nur der Lack abgeblättert.“
„Und die Brandspuren?“
„Lagerfeuer?“
„Was ist passiert?“
„Was soll passiert sein?“ Hansen hob die Schultern. „Ich habe einen gegnerischen General zur Rede stellen wollen, warum er eine vereinbarte Waffenruhe gebrochen hat, um auf uns zu feuern, eine Frage, die in einer zivilisierten Welt durchaus angebracht ist.“
„Wie hat er darauf reagiert.“
„Erwartungsgemäß.“
„Mit Verständnis?“
„Mit Waffen.“
„Was die Brandspuren am Shuttle erklärt.“
„Es war das zweite Mal, dass er eine vereinbarte Waffenruhe gebrochen hat.“
„Und was haben Sie gemacht?“ seufzte Vingst.
„Ich habe mich seiner Verhandlungstaktik angepasst.“
„Soll heißen?“
„Ich habe gesagt, dass ich mich ihm ergeben möchte. Als er die Hangartore geöffnet hat, hab ich ihm alle Torpedos reingefeuert, die ich hatte. Sagen wir, sein Schiff hat keine Brandspuren.“ Er sah sie an. „Ist das Verhör damit beendet?“
„Ja, Sir.“
„Gut. Wie ist die Lage hier?“
„Die Verletzten sind versorgt, aber der Antrieb ist hin. Ich habe dem Imperium eine Nachricht geschickt, dass wir dringend Hilfe brauchen.“
„Die wird wohl kaum rechtzeitig eintreffen“, meinte Hansen.
„Glauben Sie, die Entarr werden zurückkommen?“
„Da bin ich ziemlich sicher. Auch wenn ich versuchte habe, ihnen eine entsprechende Botschaft zu übersenden.“
„Indem Sie ihr Schiff zerstören?“
„Schien die einzige Sprache zu sein, die sie verstehen.“
„Dann sind wir also auf uns allein gestellt?“
„Das wäre nicht die Art, wie ich das formulieren würde.“
„Und wie würden Sie das formulieren?“
„Wir sind so gut wie tot. Zu wenig Leute, keine Möglichkeit, das System zu verlassen… so gut wie tot trifft es ganz gut, finden Sie nicht?“
Sie verbarrikadierten sich bei der Fabrik so gut sie es konnten. Es würde ein paar Tage, vielleicht Wochen dauern, bis die Entarr sie wieder angreifen würden – aber es würde Monate dauern, bis Verstärkung vom Imperium kam. Dass sie dann noch am Leben sein würden, sollte wirklich ein Angriff stattfinden, war unwahrscheinlich.
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