„Mein Freund Maxi hat recht“, mischte sich an dieser Stelle die Aquanautin Kala in das Gespräch ein. „Als angehende Hyperphysikerin kann ich seiner Annahme nur zustimmen. Und mein schüchterner Bruder Moana denkt das ebenfalls, obwohl er im Hauptfach ja eigentlich Exoarchäologie studiert hat.
Wir sollten also mal überprüfen, ob es in letzter Zeit in der besagten bosnischen Region ungeklärte Probleme mit einem Kraftwerk gegeben hat. Die Explosion eines Hochenergie-Trafos wäre beispielsweise durchaus geeignet, ein einmaliges Ein- und Ausschalten des Transmitters zu kaschieren. Wenn ihr wollt, durchforste ich mit meinen Kameraden nach dieser Besprechung gleich mal die einschlägigen Nachrichtendatenbanken in unserer Akademie.“
„Gute Idee, Kala. Macht das bitte – und falls ihr etwas herausbekommt, direkte Meldung an mich“, erwiderte Karl Schwarz umgehend, bevor er nach kurzem Nachdenken weitersprach:
„Zusätzlich, Sir Langston, schlage ich vor, dass die JDEF zusammen mit meinen Agenten sofort ein Einsatzkommando nach Bosnien schickt, um die Schaltprotokolle des Transmitters zu überprüfen. Harry Marten und Jens Meister hier neben mir sind schon dabei unsere Leute in Rom zu alarmieren.
Wir brauchen nämlich schnellstens Informationen darüber, wie oft der Großtransmitter in letzter Zeit von Unbefugten benutzt worden ist. Es wäre ja durchaus denkbar, dass der Sprung nach LUNA-PRIME nicht der einzige Transfer war, der über diese altlemurische Einrichtung durchgeführt wurde.“
„Du denkst, diese Terroristen könnten auf diesem Weg möglicherweise heimlich nach SANTOR 5 gelangt sein? Das SANTOR-System war doch das primäre Ziel, auf das diese Anlage bei der Flucht von Leonard Antic ursprünglich ausgerichtet war.
Und nur wir wissen, dass auf der Transmitterstrecke zwischen TERRA und SANTOR 5 damals durch eine Fehlfunktion der grässliche Supermutant entstand, den wir seither unter dem Namen VOLTAN kennen“, erwiderte der schottische Kommandeur der JDEF-Einsatzbasis Europa prompt.
„Ja – genau das glaube ich, auch wenn ich mir nicht sicher bin. Vielleicht dachten diese unverschämten Nationalisten ja, dass sie auf diesem Weg ihren geflohenen Kumpel Leonard wiederfinden würden. Von dessen Transmitterunfall und dem Kampf gegen die STYXX auf SANTOR wurde in den terranischen Medien im Nachhinein ja nicht jede Einzelheit berichtet.
Jedenfalls sollten wir auch diese Möglichkeit überprüfen. Ich bleibe ja noch bis zu den verschobenen Festivitäten hier vor Ort, um die dazu notwendigen Erkundungsmaßnahmen seitens der JTSA zu koordinieren. Und sobald die CHROMA mit den überlebenden Gefangenen zurück ist, lasse ich die auf der TERRA-ONE geschnappten TFN-Verbrecher von meinen Verhörspezialisten ausquetschen.
Dazu werde ich mir zur Verstärkung und Koordinierung zudem noch meinen Stabschef Colonnello Lorenzo Moretti aus unserer römischen Zentrale herholen. Und vielleicht kann ich ja sogar General Janis überreden, uns für die Verhöre seine beiden Botschafter Rhea und Ares auszuleihen.“
„Schön, dann wären wir hier fürs Erste fertig. Halt, eines noch: Ich werde außer Karls JTSA-Agenten auf jeden Fall auch Kommodore Brigid-Thor mit in den Bosnien-Einsatzes schicken. Sie kennt sich in diesem bosnischen Transmitter am besten aus und hat ja auch nach dessen Entdeckung damals bereits die Schaltprotokolle dieser Anlage untersucht. Zudem wird sie diese Aufgabe sicher von den Schuldgefühlen ablenken, mit denen sie sich angesichts der Verletzung von Alex Kranz noch immer herumplagt.
Ferner habe ich die Absicht, unseren bald eintreffenden Oberbefehlshaber Großfürst Kendo-Khar, sowie Kommodore Brigid-Thor und unseren Freund Oberst Thure-Pan zu bitten, einen eventuell notwendigen Einsatz ins SANTOR-System schon mal auf dem Papier vorzubereiten.
Allerdings erst, nachdem unser JDEF-Oberbefehlshaber zuvor mit den dortigen Regierungsvertretern gesprochen hat. Neben Brigid war ja auch ihr alter Kamerad Thure-Pan schon oft an derartigen Nachforschungen beteiligt – und zudem kennt sich auch der lemurische Oberst blendend mit der altlemurischen Transmittertechnologie aus.“
Damit wandte sich der Kommandierende General der Einsatzbasis Europa noch einmal an seine acht Besucher und dankte ihnen für ihren ausführlichen Bericht, bevor er noch hinzufügte:
„Soweit für heute – außerdem wollt ihr sicher endlich in die Klinik, um nach eurem verwundeten Vater zu sehen. Sagt bitte euren Verwandten und insbesondere eurer Mutter, dass ich ihren Fürsten persönlich besuchen komme, sobald er seinen Regenerationstank wieder verlassen darf. Meine Stellvertreter sowie Karl und ich müssen uns jetzt erstmal um den Bosnien-Einsatz und um die ggf. erforderlichen Nachforschungen auf SANTOR 4 und 5 kümmern.“
Nach diesen Worten wandte sich der KG noch einmal an die fünf Fähnriche und meinte mit verschmitzter Miene:
„Apropos – was eure versäumte Graduierung betrifft, so muss ich euch leider mitteilen, dass diese Zeremonie für den Rest der Akademieabsolventen bereits heute Nachmittag ohne euch stattgefunden hat. Dies vor allem deshalb, weil der größte Teil eurer erfolgreichen Klassenkameraden bereits am kommenden Montag den Dienst in ihren neuen Verwendungen antreten muss.
Doch hatte ich euch vorhin ja schon gesagt, dass das in eurem speziellen Fall kein Beinbruch wäre. Also keine Sorge – den theoretischen Teil eures Studiums habt ihr fünf ebenso, wie eure Akademiekameraden, ebenfalls bestanden. Daher sehen wir uns voraussichtlich spätestens in zwei Wochen im hiesigen Casino wieder.
Denn dort wird der heute ebenfalls ausgefallene Abendempfang für die Rückkehrer aus ANDROMEDA und deren Gäste stattfinden, bei dem ihr eure Offizierspatente nachträglich von unserem JDEF-Oberbefehlshaber Großfürst Kendo-Khar überreicht bekommt.
Und ich hoffe sehr, dass unser tapferer Mitstreiter Alex Kranz bis dahin wieder auf den Beinen ist und wir mit der endgültigen Zerschlagung der TERRA-First-Nation Bewegung auch schon ein paar Schritte weiter sind.
Ich wünsche mir bei alledem nur, dass uns vorher nicht noch ein unerwarteter Notfalleinsatz auf den SANTOR-Planeten dazwischenkommt und wir die geplante Feier deswegen noch einmal erneut verschieben müssen“, beendete jetzt der schottische Air Vice Marshal die mehr als zweistündige Unterredung.
Als die fünf Fähnriche daraufhin zusammen mit dem Ehepaar Starke und ihrem Fluglehrer Oberst Ackermann aufstanden, um sich in aller Eile zu Fuß zur benachbarten medizinischen Fakultät der Terranischen Wissenschaftsakademie auf den Weg zu machen, fragte Mora-Lisa Kranz ihren fast drei Jahre jüngeren Cousin Alec-Robert in schnippischem Ton:
„Der Alte hat doch eben sicher einen Fehler gemacht. Ich meine, als er davon sprach, uns alle fünf bei unserer nachträglichen Graduierung wiederzutreffen. Schließlich, mein lieber Bobby, bist du ja gerade erst fünfzehn Jahre alt geworden und hast demnach noch locker zwei bis drei Jahre theoretisches Medizinstudium vor dir – oder soll ich jetzt mal ein bisschen in deinem Hirn rumstochern, damit ich erfahre, was es mit Sir Jeffreys kryptischer Mitteilung auf sich hat?“
„Das würde dir nichts nützen, liebes Cousinchen – denn mit meinen PSI-Gaben verstehe ich mich sehr gut darauf, meine Gedanken gegen neugierige Telepathen wie dich abzuschirmen. Also, liebe Lisa, versuch es erst gar nicht. Jedoch bevor du vor lauter Neugier platzt, lass dir Folgendes sagen:
Genauso wie ihr, bin auch ich mit dem Theorieteil meines Studiums in Rekordzeit fertig geworden. Hatte ja schließlich tagtäglich noch ein paar abendliche Extra-Vorlesungen seitens meiner Eltern zu ertragen.
Und da ich die noch fehlende Praxisanteile bei Professor Steiner und seinem Assistenzarzt Dr. Schmidt an Bord der MHORA-X2 erwerben soll, hat das mit der Graduierung schon seine Richtigkeit. Außerdem seid ihr beiden ja nur zweieinhalb Jahre älter als ich.“
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