Als die drei Teleporter wenig später, gefolgt von den beiden mandoranischen Botschaftern, mit dem immer noch besinnungslosen Alexander Kranz in der Medostation der MHORA-X2 eintrafen, wurden sie dort bereits von Mora Kranz und der larojanischen Ärztin Mora-Sher erwartet.
„Grundgütiger – was ist denn bloß schiefgegangen?“, jammerte Mora Kranz, während sie neben der Trage ihres Ehemanns auf die Knie ging und das Gesicht ihres verwundeten Ehemanns mit sanften Küssen übersäte.
„Er kann dich jetzt nicht hören, Mora. Komm mit uns nach nebenan und lass die Ärzte arbeiten. Alex Verletzung ist keine Kleinigkeit, deshalb springt mein Kollege Ares jetzt gleich nochmal auf die CHROMA rüber und holt noch zusätzlich ein mandoranisches Medizinerteam und einen unserer transportablen Regenerationstanks herbei.
Du wirst sehen, Schatz – dein geliebter Fürst wird diesen Treffer überleben – und in einigen Tagen ist er wahrscheinlich schon wieder ganz der Alte. Lass es jetzt also gut sein, wir beide fassen uns im Nebenraum gleich bei den Händen und achten telepathisch auf seinen Zustand.“
Damit nahm Botschafterin Rhea ihre schluchzende Freundin in den Arm und teleportierte mit ihr zeitverzugslos in die benachbarte Schiffsmesse, wo sie beim Schiffskoch sofort einen beruhigenden Tee für Mora bestellte.
Als Mora Kranz aus tränenverhangenen Augen mit ansah, dass die Botschafterin ein kleines Fläschchen aus ihrem stets mitgeführten Beutel zog und dessen Inhalt in Moras Teetasse goss, nippte sie zuerst vorsichtig an dem heißen Getränk und fragte dann leise:
„Was ist das für ein seltsames Gebräu, Rhea? Schmeckt nämlich superscheußlich.“
„Das ist ein mandoranischer Zaubertrank, meine Liebe. Der wird dich stärken und zugleich beruhigen. Den trinkst du jetzt brav aus und dann konzentrieren wir uns ganz auf die Gedanken deines über alles geliebten Fürsten.
Wenn wir uns nämlich auf PSI-Ebene mit dem Geist deines Helden verbinden, wird das nach meiner Erfahrung sehr zu Alex Genesung beitragen. Und jetzt gib mir bitte deine Hand und konzentrier dich ganz auf meine heilenden Gedanken.“
Kapitel 8 Rückkehr zum JDEF-HQ Europa
Nach diesem ereignisreichen Samstag setzte die MHORA-X2 am frühen Sonntagmorgen erneut auf dem Landefeld in Fürstenfeldbruck auf. Dort standen bereits Sanitäter bereit, die den mobilen Regenrationstank mit Alexander Kranz unter Obhut des Medizinerehepaars MacLeod und in Begleitung seiner Gattin Mora unverzüglich in die benachbarte Universitätsklinik der Wissenschaftsakademie überführten.
Währenddessen meldeten sich Oberst Konrad Ackermann und die Chefpiloten der MHORA-X2 mit den fünf eng miteinander befreundeten Fähnrichen im Hauptquartier der JDEF-Einsatzzentrale Europa, um aus erster Hand und eigener Anschauung über die Vorfälle auf LUNA-PRIME und die Überwältigung der gekaperten TERRA-ONE zu berichten.
Als die acht JDEF-Offiziere den Besprechungsraum des HQ betraten, warteten dort nicht nur die drei Kommandierenden Generale, sondern auch der 2. Direktor der JTSA Karl Schwarz mit einigen seiner Agenten gespannt auf die Aussagen der zu einem ersten Rapport erschienen Frauen und Männer.
Nach einer kurzen Begrüßung ergriff der Kommandierende General der JDEF-Einsatzbasis, Air Vice Marshal Sir Jeffrey Langston, als regionaler Oberbefehlshaber das Wort:
„Meine Damen und Herren, ich danke für euer rasches Erscheinen. Ich bin sehr froh, dass ihr und die meisten eurer Kameradinnen und Kameraden das Abenteuer auf LUNA einschließlich der anschließenden Abfangoperation nahe CERES gut überstanden haben. Doch ehe wir über den ganzen Schlamassel reden, würde ich zunächst gerne wissen, wie es dem im Einsatz verletzten Ehemann von Mora Kranz inzwischen geht. Wer kann mir dazu etwas sagen?“
„Sir, ich denke, dass Fähnrich MacLeod und ich diese Frage aufgrund unseres noch immer andauernden telepathischen Kontakts zu meiner und zu seiner Mutter am besten beantworten können“, meldete sich Moras Sohn Alexander-Max Kranz verzugslos mit unbewegter Miene zu Wort.
„Nur zu, Fähnrich Kranz – sprich bitte weiter. Übrigens vielen Dank an euch drei, dass ihr uns schon so frühzeitig – damit meine ich, noch vor eurer Befreiung – über die mandoranischen Telepathen auf der CHROMA mit so vielen wichtigen Detailinformationen zur Identität der Entführer und deren Absichten versorgt habt.“
„Gern geschehen, Sir Jeffrey – doch jetzt zu Ihrer Frage: Der Zustand meines Vaters ist gottseidank nicht mehr lebensbedrohlich, obwohl er von Geschosssplittern aus einer Granatpistole in die linke Schulter getroffen wurde.
Wobei ihm wahrscheinlich sein aktivierter Individualschutzschirm das Leben gerettet hat. Nur sind unsere Schirme in erster Linie auf die Abwehr von Strahlschüssen ausgelegt und bieten gegen Splitter aus solch uralten konventionellen Waffen leider nur einen begrenzten Schutz.
Mittlerweile liegt mein Dad im künstlichen Koma drüben in der Klinik unserer Akademie in einem mandoranischen Regenerationstank. Gegenwärtig ist er stabil und wird dank der exzellenten Arbeit von Fähnrich Alecs Eltern in einigen Tagen hoffentlich das Schlimmste überwunden haben.“
Gleich nach dieser knappen Antwort warf Maxis Cousin Alec-Robert leise ein:
„Übrigens, Sir – es waren wir beide und meine Cousine, die unsere Fluglehrer zu diesem Übungsflug am Vormittag unserer Graduierungszeremonie gedrängt haben. Hätten wir darauf verzichtet, und nicht auch noch die blöde Idee gehabt, auf LUNA-Prime zu landen, wäre das Shuttle der MHORA-X2 sicher nicht beschädigt worden. Außerdem hätten wir dann auch nicht unsere Graduierungszeremonie am gestrigen Nachmittag sowie die für den Abend angesetzten Feierlichkeiten versäumt.“
„Tja, ihr drei forschen Junioroffiziere, wenn man jung und ehrgeizig ist, kommt so etwas hin und wieder schon mal vor. Aber ich verstehe das. Wenn ich mich da an meine eigene Vergangenheit erinnere, so fallen mir da auch ein paar wagemutige Aktionen ein, die ich in eurem Alter mit einigen Kameraden zusammen ausgeheckt habe. Disziplinar maßregeln werde ich euch deshalb also nicht – vor allem, weil diese ganze Sache am Ende ja auch ihr Gutes hatte.
Ohne euren Trainingsflug hätten wir nämlich die Ermordung der Stationsbesatzung auf LUNA-PRIME und die Entführung des altlemurischen Kugelraumers möglicherweise erst bei der nächsten Routineablösung der Stationscrew, respektive beim unautorisierten Start des gekaperten Raumers entdeckt.
Die von euch gesprengten Festaktivitäten werden wir halt einfach auf einem späteren Zeitpunkt verschieben, zumal sich die Landung einiger Ehrengäste auf TERRA ebenfalls verspätet. Macht euch also darüber mal keine Sorgen. Ferner habe ich ohnehin bereits angeordnet, dass wir erst dann etwas zu feiern haben, wenn Fürstin Moras Mann Alexander wieder auf seinen eigenen zwei Beinen steht.“
„Sir Jeffrey, der Übungsflug und der Verlust des Beiboots der MHORA-X2 geht ganz allein auf meine Kappe“, mischte sich jetzt Oberst Ackermann in das Gespräch ein.
„Auch wenn unser Training angemeldet und von der Raumflugkontrolle genehmigt war, hätte ich als kommandierender Senioroffizier die Landung auf LUNA-PRIME in dem Moment abbrechen müssen, als wir keinen Funkkontakt zur Stationsbesatzung bekamen.“
„Es ehrt dich Konrad, dass du dich vor deine Flugschüler stellst“, ergriff an dieser Stelle der deutsche Brigadegeneral Martin Kern das Wort.
„Wie unser KG 19jedoch bereits sagte, sind Entschuldigungen nicht nötig – und die auf LUNA flugunfähig geschossene S1 kann man sicher bergen und reparieren, bis Moras Explorer unter neuem Kommando wieder in den Einsatz geht. Doch darüber reden ich mit den künftigen Kommandanten Rando und Mary Starke ein anderes Mal.
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