„Kann nicht klagen – nur müssen wir jetzt endlich dieses Abenteuer zu einem guten Ende bringen“, erwiderte Mora Kranz spontan, während sie sich beim Gedanken an ihre entführten Freunde und Verwandten verstohlen über ihre Augen wischte.
„So, jetzt habt ihr mal genug geplauscht – wir sind in wenigen Minuten auf der vorberechneten Abfangposition. Da meine werte Kommandantengattin das übrigens bislang völlig vergessen hatte, habe ich eben auch noch die Wachmannschaft unseres Hochsicherheitsgefängnisses auf CERES informiert.
Unsere Leute dort sind jetzt in Alarmbereitschaft und fahren gerade ihre Schutzschirme und Sicherheitsprotokolle hoch“, unterbrach Alex wenige Sekunden später den kurzen Dialog der beiden Freundinnen.
„Wenn ich dich nicht hätte, mein Fürst. Sag mir jetzt aber bitte mal, was du inzwischen über Funk mit Janis und den anderen Kommandanten als taktisch beste Herangehensweise ausbaldowert hast. Mit Hubert und seinen beiden Eingreifteams unter Führung der Hauptleute Barton und Bender hast du dich ja vorhin schon ausgiebig ausgetauscht.“
„Na ja – das wird eine typische Rein-Raus-Mission mit darauf abgestimmtem Friendly Fire werden. General Janis schließt dazu mit seinem 4.000-Meter Sternenkreuzer gleich zu uns auf und setzt sich beim Erreichen von CERES ein stückweit vor uns. Wie’s aussieht ist unsere alte Passage dafür ja noch immer breit genug.
Außerdem stehen er sowie Botschafterin Rhea und Botschafter Ares bereits seit etlichen Minuten mit unserem Sohn und Alec-Robert in telepathischer Verbindung. Die beiden Cousins brennen schon darauf, dass endlich der Startschuss zum Entern dieser altlemurischen Raumkugel fällt, um noch in derselben Sekunde den Antrieb sowie Tarnung und Schutzschirme der TERRA-ONE telekinetisch sabotieren zu können.
Die SOL und die ODIN fliegen derweil schon an den beiden Flanken leicht versetzt zur CHROMA vor uns her und bauen mit Janis Ringkreuzer unter Volltarnung ein energetisches Fangnetz für die TERRA-ONE auf.
Wird sicher ein bisschen scheppern, wenn die alte Raumkugel nachher mit den von unseren Jungs umgepolten Schutzschirmen gegen das aufgespannte Energiegitter kracht. Außerdem können die beiden JDEF-Schiffe und die Fregatten der CHROMA aus dieser Dreiecksformation notfalls auch ihre Energiewaffen am vorteilhaftesten zur Geltung bringen.
Du legst parallel dazu los und fliegst die TERRA-ONE mit deiner MHORA-X2 ungetarnt als Lockvogel direkt von vorne an. Da die Oberdrecksäcke auf deren Brücke garantiert auf den dortigen Frontbildschirm glotzen, wird ihnen die Annäherung deines Explorers sicher nicht entgehen.
Gleichzeitig gibst du unseren Burschen dort drüben zu diesem Zeitpunkt X das telepathische Signal geben, die Hauptwaffensysteme der TERRA-ONE, vor allem deren Hyperblaster, und danach die Energiemeiler der Schutzschirme, wie auch die Triebwerke außer Gefecht zu setzen.
Sobald unsere vorausfliegenden Begleitschiffe bei X+10 Sekunden das Feuer eröffnen, ziehst du unseren Explorer hoch und lässt Wolfgang das entführte Schiff aus einer leicht überhöhten Position frontal beharken, wobei ich aber nur um leichten Beschuss bitte. Es reicht, wenn ihr und die anderen Raumer das alte Kugelschiff mit Streifschüssen in eine instabile Fluglage bringt.
Und genau dann, wenn der ganze Feuerzauber losgeht und die Verwirrung am Größten ist, springen wir Teleporter mit den Einsatzkräften in all die Schiffsabteilungen der TERRA-ONE, in denen sich nach Maxis Angaben die 24 Terroristen aufhalten, von denen einige seltsame Metallstirnbänder tragen.
Also nochmal – übertreibt es aber nicht und schießt die betagte Kiste nicht gleich komplett zu Schrott, sondern setzt ihr zuerst nur ein paar gut gezielte Warnschüsse direkt vor den Bug.
Und behaltet bei alledem auch eure Schutzschirme oben. Wir wissen ja nicht, ob die Kerle es noch schaffen werden, mit ihren verbliebenen Strahlgeschützen zurückzufeuern.
Wird nämlich ein paar Minütchen dauern, bis wir die unbelehrbaren Nationalisten dort drüben überwältigt und auf der CHROMA abgeliefert haben. Und schließlich möchte das Enterkommando den Einsatz ja ganz gerne auch unversehrt überstehen, selbst wenn wir dabei voraussichtlich ein wenig durchgerüttelt werden.“
„Das gefällt mir, auch wenn das deinerseits eine ungewohnt lange Ansprache war. Operation Fliegenpatsche, wie im ZORAN-System 18– halt nur im kleineren Maßstab. Das ist doch die von Lara Bint Tabari erfundene Taktik, von der du gerade sprichst. Und ich darf den Hammer spielen, der den Sack am Ende von oben zumacht“, warf Mora Kranz an dieser Stelle begeistert ein.
„Absolut korrekt, mein Schatz. Nur spielst du diesmal zuerst den Lockvogel, ehe du beim Hämmern hilfst – okay?
Übrigens kommen General Janis und seine beiden Landsleute Rhea und Ares gleich per Teleportersprung zu uns auf die Brücke, um Alec und mir beim Transport von Brigid und unseren Einsatzkräften sowie der K-100 zu helfen. Und sobald wir unsere Raumanzüge übergestreift haben, kann der Countdown meinetwegen beginnen.“
Als Alex Kranz noch im gleichen Moment die enttäuschten Blicke der beiden Aquanauten Kala und Moana bemerkte, fügte er sofort noch hinzu:
„Keine Sorge, ihr beiden – ich hab‘ euch schon nicht vergessen. Euer Job wird es nämlich sein, noch vor dem Zeitpunkt X unsere Freunde Konrad Ackermann und Rando Starke aus dem derzeit von ihnen geflogenen Kugelraumer herauszuholen.
Das bedeutet im Klartext: Ihr springt exakt bei X-3 Sekunden auf die Brücke der TERRA-ONE, krallt euch die beiden Piloten und kommt mit ihnen sofort wieder hierher zurück.
Das heißt zugleich, dass ihr dort nicht lange rumtrödelt und euch keinesfalls in die anschließenden Scharmützel an Bord dieses Raumers einmischt, verstanden? Für derartige Auseinandersetzungen werdet ihr in eurer künftigen Laufbahn noch oft genug Gelegenheit bekommen.“
„Geht klar, Fürst Alex. Wir schnappen uns Oberst Ackermann und Oberst Starke und sind quasi in Nullzeit wieder zurück und bilden dann mit deiner Tochter Lisa die Eingreifreserve, falls bei eurem Einsatz etwas schiefgehen sollte“, erwiderte die junge Aquanautin Kala jetzt mit ernster Miene, als sie und ihr Bruder auch schon in ihre bereitliegenden Raumkombinationen schlüpften.
„Darf ich bei der bevorstehenden Aktion auch ein bisschen mithelfen? Ausgeruht habe ich mich jetzt mal lange genug – und der gute Bill Carter könnte vielleicht ein wenig Unterstützung beim Fliegen der MHORA-X2 gebrauchen“, meldete sich jetzt Mary Starke wieder bei ihrer Kommandantin Mora Kranz, bevor sie noch hinzufügte: „Immerhin geht es bei dieser Sache ja auch um die Rettung meines gräflichen Ehemanns.“
„Nichts dagegen Mary – allerdings nur, wenn du dich dafür schon wieder fit genug fühlst. Bill stehen von seiner ungewohnten Pilotenperformance ohnehin schon die Schweißperlen auf der Stirn. Außerdem bist du nicht daran schuld, dass wir die S1 verloren haben“, grinste Mora ihre derzeitige 2. Chefpilotin umgehend an.
„Danke Mora – und ja, ich bin wieder okay. Dafür sorgt alleine schon mein unbändiger Zorn auf diese Verbrecher, die meinen Mann und die restliche Besatzung der S1 in ihren Dienst gezwungen haben. Und keine Sorge – ich werde deinen schönen Explorer schon nicht beschädigen. Immerhin wollen Rando und ich dieses hübsche Schiff ja schon bald als neue Kommandanten übernehmen.“
„Also worauf wartest du, Mary? Ab mit dir in den Pilotensitz und dann zeigst du uns allen, was ein Präzisionsflug in einer unwegsamen Umgebung ist.“
***
Als wenige Minuten später der Bordcomputer den Countdown herunterzählte, geschahen mehrere Dinge gleichzeitig.
„Maxi und Alec-Robert haben es geschafft. Die Schutzschirme der TERRA-ONE sind unten. Los, los, los – holt Oberst Ackermann und meinen Rando jetzt da raus!“, brüllte Mary Starke in Richtung der Aquanauten, als der Countdown bei der Zahl „Minus 3“ angekommen war.
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