1 ...7 8 9 11 12 13 ...30 Das Problem ist nur, das diese zwei jungen Aquanauten die einzigen Kinder von Ratspräsidentin Alami auf ENCELADUS sind, die von ihrer Mutter zur Ausbildung auf die ERDE geschickt wurden, um später in der Raumflotte der Encelader zu dienen.
Was natürlich zur Folge hat, dass wir uns schon bald wieder voneinander trennen müssen, obwohl wir uns so sehr mögen“, schluchzte Mora-Lisa augenblicklich los.
„Nochmal hinsetzen – alle beide!“, fuhr Mora Kranz ihre Zwillinge sogleich mit barscher Stimme an.
„Präsidentin Alamis Kinder – ich bin sprachlos. Doch ihr kennt mich beide gut genug, dass ich euren offensichtlichen Liebeskummer nicht auf sich beruhen lassen werde. Lasst euren Vater und mich erst mal eine Nacht lang über eure Offenbarung nachdenken und dann beraten wir in den kommenden Tagen gemeinsam, wie eine Lösung eures Dilemmas aussehen könnte.“
Damit umarmte Mora ihre beiden Kinder und sagte leise: „Wir kriegen das geregelt, meine Lieblinge. Vorausgesetzt, ihr beiden Heimlichtuer mögt eure beiden Partner wirklich so aufrichtig, wie ich das gerade ohne zu Schnüffeln in euren Gedanken fühle. Deshalb stellt ihr uns eure Partner morgen auch vor.
Wenn wir die beiden kennengelernt und mit ihnen gesprochen haben, rufe ich im Anschluss General Tony Mastersons Ehefrau Ayla an. Ich bin mir nämlich sehr sicher, dass sie uns bei der Bewältigung eures Problems behilflich sein kann. Immerhin hat die gute Ayla ja selber einen Terraner geheiratet.“
„Danke Mummy – vielen, vielen Dank. Ich bin ja so froh, dass ihr uns ohne Vorbehalt unterstützen wollt. Und Maxi sieht das, seinen Gedanken nach, mittlerweile ganz genauso, wie ich.
Nur ist er halt doch ein schüchterner Bursche, der sowas nur im Stillen vor sich hindenkt, weil er seine wahren Gefühle nicht so gerne nach Außen trägt. Jedoch ist er trotzdem mein allerliebster Bruder, mit dem ich jederzeit an Bord eines Raumschiffs Pferde stehlen würde.“
„Womit wir bei dem zweiten Problem wären, das ich bei meiner ersten Antwort gemeint habe. Ich hab‘ vorhin nämlich nicht gelogen. Was ich nämlich zunächst ansprechen wollte, ist eine Bitte an euch, die wir beide zu einem ganz anderen Thema haben“, ergriff jetzt Alexander-Max noch einmal das Wort.
„Die da lautet, mein Sohn? Heraus damit und sprich nicht so rätselhaft – oder muss ich wirklich erst in deinen und Lisas Gedanken herumbohren?“, erwiderte ihre Mutter unverzüglich.
„Na ja – es geht dabei um euer ehrwürdiges 800m-Schiff, die MHORA-X2. Wir haben ja die Flottennachrichten in den letzten Tagen intensiv verfolgt – und daher wissen wir, dass ihr euren Explorer schon bald an Oberst Rando Starke und seine Frau Marianne als künftige Kommandanten übergeben wollt.
Darüber hinaus ist uns bekannt, dass die MHORA-X2 nach der Grundwartung in Erding demnächst in die Modernisierung nach Nevada überführt werden muss, sobald dort ein Liegeplatz in Admiral Anuk-Thors Werft frei wird. Und da Rando und Mary jetzt ja ein paar Juniorpiloten gut gebrauchen könnten – und da wir inzwischen die nötigen Lizenzen erworben haben, würden wir halt gerne bei ihnen als Piloten anheuern.“
„Wow – das kommt zwar überraschend, ist aber zugleich eine großartige Idee, meine Schätze. Alex und meinen Segen habt ihr dafür auf jeden Fall. Ihr müsst Rando und Mary morgen nur noch selber darauf ansprechen, um ihr Einverständnis zu eurem gewagten Plan einzuholen.
Denn das müsst ihr schon selber tun und den beiden künftigen Kommandanten eure Qualifikation beweisen. Alex und ich werden uns nämlich aus dieser Sache raushalten. Das bedeutet im Klartext: Unterstützung ja, Protektionismus nein“, brach es noch in diesem Moment äußerst spontan aus der still vor sich hin grinsenden Mora Kranz heraus.
„Ich stimme eurer Mutter zu“, ließ sich jetzt auch Alexander Kranz nach kurzem Nachdenken auf das angesprochene Thema ein.
„Ich bin ebenfalls sehr dafür, dass ihr auf der MHORA-X2, die ja nach der Modernisierung den Namen MHORA-X erhalten wird, praktische Erfahrung sammelt, ehe ihr in scharfe Einsätze geht. Wobei das gerade angesichts der bevorstehenden Hochrüstung weit über das bloße Chauffieren eines Raumschiffs hinausgehen wird. Das wird harte Arbeit, bei der man aber auch viel über larojanische, lemurische und mandoranische Schiffstechnik lernen kann. Ich hoffe, das ist euch beiden klar.
Sagt mir heute Abend jedoch bitte noch, wie sich euer diesbezüglicher Herzenswunsch und die bis dato geplante Ergänzungsausbildung an der larojanischen Raumakademie miteinander verträgt? Das passt doch terminlich mit euren bisherigen Ambitionen überhaupt nicht zusammen – oder?“
„Damit hast du wohl recht, Paps. Nur haben wir im Flurfunk gehört, dass auch ihr beide eure künftige Tätigkeit als terranische Botschafter auf LARO 5 wegen der geplanten ORION-Mission ebenfalls nochmal eine gewisse Zeitlang aufschieben wollt. Das ist doch richtig – oder?“, erwiderte Mora-Lisa sogleich.
„Flurfunk soso. Gebt’s lieber zu, ihr zwei Neugierigen habt uns anscheinend wieder mal während unseres Rückflugs heimlich belauscht“, erwiderte Mora Kranz prompt an die Adresse ihrer Kinder.
Dann fügte sie gleich noch hinzu: „Also gut – ja, es stimmt. Wir beide beabsichtigen tatsächlich, die Suche nach unserem Freund Mero-Khan als Berater des dafür ausgewählten Flottenkommandeurs mitzumachen. Das sind wir ihm und seiner Besatzung schließlich schuldig. Nur wird bis dahin noch ein gerütteltes Maß an Zeit für die notwendigen Vorbereitungen ins Land ziehen.
Und daher ist es ziemlich wurscht, ob ihr schon jetzt, oder erst in zwei bis drei Jahren mit eurem Zusatztraining auf LARO 5 beginnt. Deswegen haben dein Vater und ich nichts gegen euren Plan einzuwenden. Vor allem, weil auch wir es sehr begrüßen würden, wenn ihr euch zwei Jahre vor unserer endgültigen Pensionierung auf LARO 5 einfinden würdet. Jedoch sprechen wir darüber später nochmal genauer, wenn wir die in absehbarer Zeit beginnende schulische Laufbahn eurer kleinen Schwester Anna geregelt haben, okay?“
„Danke, Mom. Ihr seid die besten Eltern der Welt. Nur seid ihr euch doch hoffentlich darüber im Klaren, dass wir nach eurer Zustimmung auch den Flug ins ORION-System an Bord des dann modernisierten Explorers MHORA-X3 mitmachen wollen.
Ein bisschen Praxis kann uns ja schließlich nicht schaden – hat Dad eben selber gesagt“, entgegnete Mora-Lisa mit einem verschmitzten Lächeln, als sie auch schon eilig aus dem Wohnzimmer ihrer Eltern verschwand und dabei ihren etwas perplex aussehenden Bruder am Arm hinter sich herzog.
Kapitel 4 Der Tag nach der Landung
Als das Ehepaar Kranz nach einer geruhsamen Nacht am Samstagmorgen den Frühstücksraum des nahegelegenen Wirtschaftsgebäudes der Einsatzbasis betrat, wurden sie dort schon von Dr. Alec MacLeod und seiner Ehefrau Mora-Sher erwartet.
Sofort rannte Mora Kranz mit ihrem Mann im Schlepptau den mit ihnen verwandten Ebenbildern entgegen und rief:
„Nach unserer Landung gestern Nachmittag dachte ich schon, ihr wärt in eurer medizinischen Fakultät unter Quarantäne gestellt worden, weil ihr an irgendeinem gefährlichen Erreger herumlaboriert. Alex und ich waren schließlich ein wenig enttäuscht, weil ihr bei unserer gestrigen Ankunft nicht zu uns aufs Landefeld rausgekommen seid. Doch jetzt ist ja alles wieder gut. Komm her Großcousinchen und lass dich anschauen – gut siehst du aus.“
Während Mora ihre larojanische Verwandte jetzt fest an sich drückte und Alex seinen schottischen Halbbruder Alec umarmte, erwiderte die Ärztin und ehemalige larojanische Gesundheitsministerin lachend:
„Das tut uns wirklich leid. Jedoch hatten Alec und ich gestern einen Auftrag von höherer Stelle zu erledigen. Deshalb waren wir auch gestern den ganzen Tag über unterwegs. Du weißt ja, dass sich auch die medizinische Fakultät von Noras Akademie in die hiesige Befehlshierarchie einzufügen hat. Aber jetzt sind wir ja hier und freuen uns unbändig, euch zwei endlich gesund und ohne Blessuren wiederzusehen.“
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