„Wow – das ist ‘ne super Idee, Oberst Ackermann. Vor allem, weil ich gerne mal als beinah Erwachsene den Ort sehen würde, an dem unsere Eltern seinerzeit die abgestürzte MINOKA unserer mandoranischen Freundin Amal entdeckten“, unterbrach Mora-Lisa begeistert die Rede von Konrad Ackermann – ehe sie mit einem scheuen Blick auf ihre beiden Kameraden noch hinzufügte: „Sorry Oberst, ich wollte Sie nicht unterbrechen, das war ungehörig, ich bitte um Entschuldigung.“
„Ist schon in Ordnung, Fähnrich Lisa. Also, ziehen wir’s durch. Alec-Robert, du nimmst jetzt bitte Kontakt zur Besatzung von LUNA-PRIME auf – schließlich sollten die so langsam mal wissen, wer sich da vor ihrer Haustür herumtreibt. Und Oberstleutnant Mary Starke holt bitte inzwischen die nötige Genehmigung für unsere Visite bei unserem Raumkommando ein.“
„Aber das Landemanöver nachher möchte bitte ich zusammen mit Bobby fliegen – schließlich hab‘ ich uns ja einwandfrei bis hierher navigiert“, lies sich jetzt Mora-Lisa vernehmen, als ihr Bruder lächelnd antwortete:
„Geht klar, Schwesterherz. Dafür übernehme ich mit ihm dann aber später die Landung auf unserer Einsatzbasis in Fürstenfeldbruck. Und auf dem Rückweg nachhause darf sich unser Cousin in den Sessel des Chefpiloten setzen. Du weißt ja, Lisa – jede Kommandanten-Flugstunde zählt.“
„Merkwürdig, ich bekomme keine Verbindung zur Station, obwohl wir beinahe in deren Normalfunkreichweite sind. Augenblick – ich erhöhe grad nochmal die Sendeleistung und versuch‘s danach per Hyperfunk“, meldete sich Alec-Robert wenige Minuten später vom Platz des Bordfunkers.
Nach einigen weiteren Minuten gespannten Lauschens, meinte er kurz darauf: „Bordfunker an Kommandant: LUNA-PRIME antwortet nicht. Ich habe grad nochmal meine Funkanlage gecheckt – daran kann es nicht liegen, denn bei uns ist sende- und empfangsseitig alles auf grün.“
„Ich verfolge bereits seit dem Abflug die Nachrichtensendungen auf unserer Flottenwelle – und falls ich mich nicht verhört habe, war da vorhin beiläufig von einer Störung der Hyperfunkanlage auf LUNA-PRIME die Rede. Tut mir leid, ich hatte das fast vergessen. Doch schlage ich vor, wir landen trotzdem. Vielleicht braucht die Stationscrew ja noch ein paar helfende Hände bei der Reparatur,“ warf jetzt Rando Starke beiläufig ein.
„Okay – einverstanden Rando. Schauen wir mal nach, was dort unten los ist, ehe wir unsere Flugkontrolle auf TERRA wegen eines Kinkerlitzchens verrückt machen. Trainingsleiter an alle – fertigmachen zur Landung.“
Nachdem Mora-Lisa das Shuttle der MHORA-X2 problemlos auf dem erst vor kurzem neu angelegten Landefeld vor der Station aufgesetzt hatte, meinte Oberst Ackermann:
„Das war ‘ne blitzsaubere Landung, Fähnrich Lisa, alle Achtung. So, und jetzt in die Anzüge. Mary, du bleibst bitte an Bord und versuchst die Stationsbesatzung weiterhin per Normalfunk zu erreichen.“
„Alles klar, Boss. Aber wenn ihr Hilfe braucht, schalte ich unser Shuttle auf Startblockade und komme euch hinterher. Bis dahin bleiben wir über unsere Kommunikatoren in Verbindung, sobald ihr draußen im Staub unseres Erdtrabanten herumstiefelt.“
„Verstanden Mary – und beim geringsten Anzeichen von Gefahr, alarmierst du unsere Leitstelle auf TERRA“, gab Konrad Ackermann vorsorglich zurück, während er und seine vier Begleiter zügig in ihre Raumanzüge schlüpften.
„Unsere JDEF-Ingenieure haben diese Anlage ja toll restauriert. Sieh dir nur mal das ultramoderne Gebäude aus Beton und Panzerplastscheiben an. Auch scheinen die Antennen auf dem Dach völlig in Ordnung zu sein – daran kann die Funkstörung also schon mal nicht liegen“, meinte Conny Ackermann an die Adresse von Rando Starke, als er sich mit den drei Kadetten dem Eingangsschott der Anlage näherte.
„Ist euch übrigens aufgefallen, dass wir uns untereinander anscheinend nur noch dann einwandfrei verständigen können, wenn wir uns dicht beieinander befinden? Auf Abstand wird euer Signal schon nach wenigen Metern so schwach, dass ich euch kaum noch verstehen kann.“
„Oberst Ackermann – hier stimmt etwas ganz und gar nicht“, rief in diesem Moment Alex-Max krächzend über sein Helmfunkgerät. „Lisa, Alec und ich können nämlich auch auf telepathischem Weg keinen Mucks von der Stationscrew erfassen. Mary, setz bitte sofort einen Notruf nach TERRA ab. Oberstleutnant Starke, hörst du mich?“
Doch alles was das von Bord gegangene Außenkommando auf diese Frage hin vernehmen konnte, war das Rauschen in ihren Helmempfängern, das urplötzlich durch ein schrilles Pfeifen überlagert wurde.
„Aktiver Störsender, verdammt! Das Signal kommt anscheinend aus dem Tiefgeschoß dieser Anlage. Möglicherweise von einem Kugelraumer der dort noch lagernden Prototypen der ODIN-Klasse. Könnte ‘ne Fehlfunktion sein, oder was meint ihr?“, brüllte Rando Starke prompt in sein Helmmikrofon.“
„Scheißdreck, was ist da drinnen bloß los? Zieht eure Strahler und schaltet sie auf Schockbeschuss – wir gehen jetzt da rein und schauen nach. Blöd nur, dass wir weder einen unserer Kampfrobots noch unsere Schutzschirmprojektoren mitgenommen haben. Aber wer denkt schon dran, dass wir hier tatsächlich einen K-100 oder gar Schirmfelder brauchen würden.
Bleibt alle eng beieinander und beobachtet eure Messinstrumente – könnte ja sein, dass die Lebenserhaltung in der Station ausgefallen ist. Also haltet sicherheitshalber auch drinnen eure Anzüge vorerst geschlossen“, befahl Oberst Ackermann unverzüglich, bevor er den Zugangscode in die Schalttafel des Haupteingangsschotts eintippte.
Als das mächtige Schleusenschott aus Makronit auffuhr und sich hinter den Besuchern gleich wieder schloss, meine Rando Starke trocken: „Zumindest funktioniert die Energieversorgung noch, auch wenn hier drinnen nur die Notbeleuchtung brennt. Gehen wir in die Zentrale und suchen nach unseren Leuten. Zumindest steht dort ja auch der Zentralrechner dieser Station, aus dem wir das hier Vorgefallene herausquetschen können.“
„Atemsauerstoff ist auf null, nur die künstliche Gravitation ist in Funktion. Und noch immer kein klarer menschlicher Gedanke, den wir drei orten könnten. Nur ein unidentifizierbares Gegrummel, das anscheinend von einer Stelle kommt, die viele hundert Meter unter uns liegt“, meldete Mora-Lisa, als die Gruppe sich langsam in Richtung der Stationszentrale fortbewegte.
„Von wegen, die Elektrik funktioniert. Die hier tut es jedenfalls nicht“, meinte Alec-Robert MacLeod, als er sich auch schon daranmachte das innere Schleusenschott zur Zentrale der Station per Handrad zu öffnen.
„Vorsicht, Bobby. Die Zentrale hat eine autarke Lebensversorgung. Nicht dass dir beim Öffnen das gesamte Schott wegen der entweichenden Atmosphäre an deinen attraktiven Schädel kracht“, rief Lisa ihrem Cousin zu, als der auch schon entgegnete:
„Bin ja nicht blöd, Cousinchen. Wie du siehst, guck ich schon seit der ersten Umdrehung auf mein Armbandinstrument – aber bis jetzt ist da atmosphärenmäßig rein gar nichts anzumessen.“
Als die Besucher wenige Minuten danach in die Zentrale der Mondstation einbrachen, reagierte Mora-Lisa in Anbetracht des völlig bizarren Bildes als Erste völlig geschockt. Denn vor den Kontrollkonsolen sah sie nur sechs zusammengesunkene Menschen, die blicklos auf ihre blinden Monitore starrten.
„Oh mein Gott, oh mein Gott – diese Frauen und Männer sind alle erstickt. Aber warum zum Teufel konnte so etwas passieren?“, krächzte sie leise vor sich hin – und als sie bemerkte, dass ihre Mitstreiter sie nicht verstanden hatten, wiederholte sie ihre Worte noch einmal so laut sie nur konnte.
„Ist vielleicht ein technisches Problem, auch wenn ich mir das bei dieser neuen Anlage kaum vorstellen kann – ich schau mich mal im Ruheraum der außer Dienst befindlichen Crew um. Versucht ihr inzwischen den Hyperfunksender in Gang zu bringen und Verbindung zu meiner Frau zu bekommen. Aber setzt zuerst einen Notruf an unser Flottenkommando ab“, brüllte jetzt Oberst Rando Starke umgehend, während er sich mit gezogener Waffe eilig in den Nachbarraum begab.
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