Hans Landthaler
Die Ws
Eine gezwillingte Männerfreundschaft
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Inhaltsverzeichnis
Titel Hans Landthaler Die Ws Eine gezwillingte Männerfreundschaft Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis Hans Landthaler Die Ws Eine gezwillingte Männerfreundschaft Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorwort Vorwort Nachdem Rosmarie ihren Liebsten verloren hatte, fand sie nach aufmerksamer Sucherei einen Mann, bei dem es sich lohnte, ihn so zu gestalten, zu manipulieren, zu zwillingen, dass er ihrem Verlust nahe genug kam, um ihn als Liebgeber zu akzeptieren. Doch als der Verflossene zu ihr zurückkehrt, verließ sie augenblicklich sein Double. Nach fünfzehn Jahren begegnen sich die beiden Männer und aus der Verblüffung der Ähnlichkeit wurde Liebesfreundschaft, die mich beim Schreiben tränig, schmunzlig, lachend, zärtlich stimmte. Die Erkenntnis daraus: „Das Schwierige an den Männern ist, dass sie so verdammt einfach sind!” Hans Landthaler
Erstes Kapitel - Valentin Viktor zum Ersten
Zweites Kapitel - Telefon tête à tête
Drittes Kapitel - Bierchen für Suzy
Viertes Kapitel - Nichts als die Wahrheit
Fünftes Kapitel - Apothekentheater
Sechstes Kapitel - Vaterei und Lucas
Siebtes Kapitel - Die rote Wand
Achtes Kapitel - Detektiverei
Neuntes Kapitel - Der Drilling
Zehntes Kapitel - Obamisierung
Elftes Kapitel - Die Katze und bloß kein Weihnachten
Zwölftes Kapitel - Silvesterdebakel
Dreizehntes Kapitel - Coming-out Sophia
Vierzehntes Kapitel - Betty Baby
Fünfzehntes Kapitel - Mutter Tochter
Sechzehntes Kapitel - Vincent-Freni und der Stimmenengel
Siebzehntes Kapitel - Susy, Sahra für Sophia
Achtzehntes Kapitel - Luca – Bettys Trip
Neunzehntes Kapitel - Karodame
Impressum neobooks
Nachdem Rosmarie ihren Liebsten verloren hatte, fand sie nach aufmerksamer Sucherei einen Mann, bei dem es sich lohnte, ihn so zu gestalten, zu manipulieren, zu zwillingen, dass er ihrem Verlust nahe genug kam, um ihn als Liebgeber zu akzeptieren. Doch als der Verflossene zu ihr zurückkehrt, verließ sie augenblicklich sein Double. Nach fünfzehn Jahren begegnen sich die beiden Männer und aus der Verblüffung der Ähnlichkeit wurde Liebesfreundschaft, die mich beim Schreiben tränig, schmunzlig, lachend, zärtlich stimmte. Die Erkenntnis daraus: „Das Schwierige an den Männern ist, dass sie so verdammt einfach sind!”
Hans Landthaler
Erstes Kapitel - Valentin Viktor zum Ersten
Drei Frauen, mittleren Alters, schlagen mit drei Kissen auf einen Mann ein, der stoisch telefoniert, mit lässigen, fahrigen Handbewegungen die Frauen abwehrt, als vertreibe er lästige Fliegen.
Was für ein aufgesetzter Blödsinn, denkt Walé, seine Knie schmerzen, strahlen hinab bis in die Füße. Was für ein Blödsinn, und der Hautausschlag auf Brust und Rücken juckt gerade noch erträglich.
Eine Verpflichtung gegenüber seinem alten Freund Ludewig – 85 – sonst hätte ihn heute niemand und nichts aus dem Haus gebracht.
Alle paar Minuten greift Walé in seine Anzugtasche, kramt eine Tablette hervor, zerkaut sie gegen sein Sodbrennen. So ein Blödsinn, und er sehnt sich nach einem Glas, dieses fruchtigen, trockenen, Pfirsich aromatischen Weißwein, der ihm dieses Sodbrennen verschafft und sein Ohrinneres kribbeln lässt.
Ludewig, schon mehr tot als lebendig, hat sich endlich den Traum erfüllt, ein selbstverfasstes Theaterstück aufführen zu lassen. Im kleinsten, muffigsten Theater der Stadt, mit einer Akustik, als spräche man aus einer Holzkiste. Der Geizhals, denkt Walé, und was für ein Blödsinn, nun jagt der endlich austelefonierte Mann, die drei Frauen mit einem Kissen über die Bühne, und Walé muss sehr aufrecht sitzen, Bandscheibend entspannend.
Was hätte er alles tun können in diesem Abend?
Später wird er Ludewig gratulieren und diese Blödheit von sich geben, warum der nicht schon längst Theaterstücke… und Geheuchel und Blödsinn. Wenigstens wird es Weißwein geben in der Pause, falls er bis dahin durchhält.
Walé überlegt, dass er sich die kompletten lyrischen Klavierstücke von Grieg hätte anhören können, sich dabei Brust und Rücken sanft kratzend. Endlich Beauvoirs Buch über das Altern weiterlesen auf dem Balkon. Er hätte seine neusten Fotovergrößerungen in Passepartouts schneiden können oder einfach mit einem Bier in der Hand in der Wohnung herumgehen und sie schön finden. Stattdessen, sitzt er eingezwängt von Bekannten und bekannten Gesichtern in diesem Elendsschuppen mit schmerzenden Knochen und es tränen ihm die Augen, so stark muss er einen Hustenanfall unterdrücken. Er ist sich nicht ganz sicher, neigt seinen Oberkörper soweit zur Seite, wie es sein Sitznachbar zulässt, erkennt klar, deutlich Rosmarie im Profil. Rosmarie.
Walé beschließt, sich dem Stück zu entziehen, sich zurückzudenken, an die Zeit mit Rosmarie.
15 Jahre hat er schnell errechnet, 15 Jahre liegt die Zertrennung zurück. Von einer Minute zur andern, aus, sich nicht mehr besehen. Doch, in 15 Jahren zweimal und zufällig. Mit einem Kind an der Hand begegnete sie ihm. Kurze Worte, Wundernis, scheue Blicke, das Kind allerdings musterte ihn mit offenem Munde. Das zweite Mal, Rosmarie und nun Tochtermädchen, beide auf Fahrräder, vier oder fünf Jahre später. Ein schmales Gespräch und wiederum staunendes Betrachten des Mädchens an Walé.
Damals, nach langer selbstgewählter Liebesabstinenz, genoss Walé nach ihren ersten Rendezvous die Liebenswürdigkeiten Rosmaries, deren er sich nicht erwehren konnte. Mit Rosmarie kam sein Selbstvertrauen zurück. So sehr versetzt sich Walé in die Vergangenheit, dass er die Augen schließt, seine Arme über der Brust kreuzt, die Schultergelenke in die Arme nimmt, streichelt, massiert, in diesem Wohlbefinden eintaucht in die Vergangenheit.
Gesehen, gefühlt hat er sogleich ihre Besonderheit. Ernst, spaßig, labil, konkret, laut und leise. Frau und Mädchenspiel, Kunst, Kitsch, Vernunft, Leichtsinn und kompromisslose Leidenschaft. So sehr sich Walé auch anstrengte, war und blieb er für Rosmarie das Enfant Terrible, das an der Hand genommen werden musste, umarmt, umgarnt, sexuell neu eingestellt, motiviert für ihre Bedürfnisse einer Partnerschaft. Erst einmal empfand Walé Rosmarie zu kräftig in ihrer gesamten Erscheinung. Kräftig, schön und kräftig. Kräftig im Geiste, athletisch der Körper. Doch ihre Gliedmaßen im Einzelnen besehen, waren anmutig. Kindlich ihre Beine und Füße, babyhäutig, milchfarben, unfertige, wächserne Fingernägel auf sehr erwachsenen Fingern der Hände. „Amazonenelfe“ so Walé. Burschikos, kerlig im Auftreten, doch wenn sie wollte, divate sie im Seidenkleide, das lange, ebenholzschwarze Haar zu einem Lackzopf geflochten, der wie ein Pendel ihren kräftigen Gang im Gleichgewicht hielt.
Er hatte körperlich keine Chance gegen Rosmarie. Des Öfteren rang sie ihn spaßeshalber nieder, setzte sich auf ihn, nagelte quasi seine Hände mit ihren Knien am Boden fest. Beküsste Walé, leckte sein Gesicht, mochte er auch noch so zappeln, lies ihn erst frei, wenn er in Liebe schwor, dabei in ihre Augen sehen musste. Walé war gerade dabei, das Hymen vom Schlaf zum Wachen zu überwinden, als die Pausenklingel ihn aus dem Abendtraum schrillt. Alles applaudiert, auch Rosmarie. Ihr nun kurzes Haar wippt im Nacken. Walé bekommt die Hände nicht von den Schultern, also geht er, die Arme vor sich verschränkt in die Pause, trifft genau im Türrahmen zum Foyer auf Rosmarie, die ihm die Hände von den Schultern nimmt, um ihn mit einer davon zu begrüßen. Sie sieht genauso aus, wie er sie in Erinnerung hat, die Pagenfrisur formt ihr Gesicht aber runder. Dicht hinter ihr überragt ein hagerer Mädchenkopf den ihren. Rosmarie und Walé beküssen sich ein wenig linkisch, und er nennt sie, in seiner Verdutztheit, Rosmarin, wie er sie hieß, als sie in Liebe waren, worüber das Mädchen kichert. Das dünne Mädchen tritt neben die Mutter, stellt sich vor, „Susy“ singt eine kleine Stimme und eine schmale Hand streckt sich ihm entgegen. „Susanne“ verbessert Rosmarie. „Walé“ erwidert er, „Falentin“ berichtigt Rosmarie. Susy flüstert ihrer Mutter etwas ins Ohr, die nickt kaum merklich. Susy danach Walé starr und großäugig betrachtet. Walé denkt, ob Susy nun weiß, dass er der Ex-Geliebte der Mutter ist.
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