Lotta Liebich - Von Nacktschnecken und anderen Katastrophen

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Vier schwäbische Frauen mittleren Alters und eine Chemnitzerin verbindet weitaus mehr, als die Tatsache, dass sie allesamt große Fans topmodischer Handtaschen und Schuhe sind, viel mehr zeichnet sich ihre Freundschaft darin aus, dass sie selbst in banalsten Situationen, aber auch zu Zeiten, wenn ordentlich Tränenfließen, immer füreinander da sind, komme da auch welcher Mann da wolle.

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Lotta Liebich

Von Nacktschnecken und anderen Katastrophen

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Inhaltsverzeichnis Titel Lotta Liebich Von Nacktschnecken und anderen - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Lotta Liebich Von Nacktschnecken und anderen Katastrophen Dieses ebook wurde erstellt bei

Prolog:

Kapitel 1:

Kapitel 2:

Kapitel 3:

Kapitel 4:

Kapitel 5:

Kapitel 6:

Kapitel 7:

Kapitel 8:

Kapitel 9:

Kapitel 10:

Kapitel 11:

Kapitel 12:

Kapitel 13:

Kapitel 14:

Kapitel 15:

Kapitel 16:

Kapitel 17:

Kapitel 18:

Kapitel 19:

Kapitel 20:

Kapitel 21:

Kapitel 22:

Epilog:

Impressum neobooks

Prolog:

Isabelle, Jezna, Emma und Leni trafen sich seit längerem schon donnerstags und samstags im `Dolce´, einer Bar im Herzen des Schwabenstädtchens Reutlingen.

Jedoch immer nur paarweise.

Isabelle und Emma saßen meistens im hinteren Bereich am Zweiertisch auf dem weißen Ledersofa direkt beim Discjockey. Von dort aus hatten sie den besten Blick auf die, an der Theke stehenden Männer. Zunächst zwar nur auf deren Rückansicht, doch selbst diese war häufig ganz und gar nicht zu verachten.

Hier parkten gut gebaute Kerle neben schlaksigen, weißgliedrigen Exemplaren. Füllige Schöpfe drängten sich in die Reihe derer, mit ohne Haar.

Sie verhüllten ihre mehr oder minder vorhandenen männlichen Oberkörper mit weißen T-Shirts, mit teuren Kaschmir Pullovern oder coolen schwarzen Lederjacken. Dazwischen fanden sich prollige Hemdenträger, die durch die geöffnete Knopfleiste, einen wenig erbaulichen Brusthaarbewuchs bis hinab zum Rippenbogen preisgaben. Kaum, dass sich eben jene zu Isabelle und Emma herumdrehten, machte sich bei den beiden umgehend ein brachialer Würgereiz am Zäpfchen bemerkbar.

Dieser Gesamtanblick ließ immerhin ein erstes Aussortieren zu

und die Freundinnen wussten recht schnell, wen es weiter zu beobachten galt und wer in den mentalen Schredder gestoßen werden musste.

Jezna und Leni bevorzugten es im vorderen Bereich der Bar zu sitzen, um von dort aus die neuen Gäste intensiv zu observieren. Bislang also waren sich die vier Frauen nicht bewusst über den Weg gelaufen, bestenfalls unbeachtet aneinander vorüber gegangen.

An einem Spätsommerabend jedoch trafen sie zusammen. Bereits mit den ersten Worten war allen klar, dass sie sich finden sollten.

Sie wussten nicht, wie sich derjenige nannte, der ihr Aufeinandertreffen eingefädelt hatte. Ob es nun das Schicksal war, Gott und sein unerschütterlicher Wille oder gar der Geist von `Coco Chanel´ persönlich. Das war ihnen auch völlig egal. Sicher war nur, dass es der Fügung einer höheren Macht zuzuschreiben sein musste.

Von diesem Tag an gehörten sie zusammen, seit damals, als sie sich gefunden hatten, bei einem Glas `Hugo´, inmitten von Lenis und Emmas ausgestoßenem Zigarettenqualm, draußen am Stehtisch vor dem Dolce.

Dieses lebenseinschneidende Ereignis wollten sie fortan alljährlich begehen, das versprachen sie sich feierlich. Zumindest solange es ihnen in späteren Jahren ein Rollator noch erlauben wollte, sich in die Lieblingsbar zu schleppen. Einzig, um gemeinsam Spaß zu haben, leckeren Fusel zu trinken und in Ermangelung eigener Zähne sich wenig verständlich über die anwesenden Männer zu ergehen.

Hier standen sie nun also zusammen und ließen sich ganz selbstverständlich sofort darüber aus, wie sie in der Vergangenheit von männlichen Zeitgenossen an der Nase herumgeführt worden waren. Dabei vergaßen sie nicht zu erzählen, dass auch sie sich mitunter als Grund und Auslöser für den Liebeskummer von Männern sehen durften. Letzteres jedoch war eher die Seltenheit.

Bemerkenswert schien, wie sehr sie sich selbst in der jeweiligen Geschichte der anderen wiederfanden. Dabei war es egal, wie abstrus sie auch klingen mochte. Leidlicher Weise aber lief es meistens auf ein und dasselbe Ergebnis hinaus, was verdeutlichte, dass sie häufig als das schwächere der Geschlechter auf dem Schlachtfeld der Gefühle geschlagen zurückgeblieben waren. Erniedrigt, gedemütigt, ungeliebt und ach so klein, einem Nacktmull ähnelnd, blind der Liebe hinterherkriechend.

Jezna war die Einzige, die dieses, nennen wir es, devote Verhalten ablehnte. Sie war es, die den männlichen Part in ihren Beziehungen übernahm. Momentan zeitgleich, in genau dieser Manier, mit drei Männern. Das aber bedeutete nicht zwangsläufig, dass sie ihre Partnerschaften nicht irgendwie ernsthaft unterhielt.

Jeder von ihren Freunden hatte seine Daseinsberechtigung, eben jeder seinem eigenen Zweck zugeführt und tatsächlich der Meinung, der alleinige Kerl an Jeznas Seite zu sein.

Ohne Reue genoss sie sodann das Prickeln der anfänglichen Verliebtheit bei Stefan, Holger und dann Richard. Die Geborgenheit und traumhaft leckeren Risottos dagegen bei Patrick und die sexuellen Höhenflüge und Herausforderungen derzeit mit Tobias.

Leni waren diese Gepflogenheiten schon lange bekannt. Aus diesem Grund konnte Jezna ihre Freundin Leni auch nicht mit ihren Erzählungen überraschen. Umso heftiger quollen die Augen von Emma und Isabelle über, als sie das erste Mal von den Eskapaden der selbsternannten Polygamistin erfuhren.

Im Laufe der darauffolgenden Zeit verwoben sich unweigerlich ihre Leben miteinander.

»Wir könnten glatt Carrie, Samantha, Miranda und Charlotte sein«, sagte Emma immer wieder, wenn sie wieder einmal beieinander saßen und den Feierabend zusammen genossen.

Als an Halloween auch noch Lenis Freundin Sofi für einige Tage zu Besuch aus Chemnitz anreiste, da waren sich die Fünf sicher, dass sie selbst die Attraktivität der Vierergemeinschaft aus »Sex and the City« geschlagen hatten.

Denn Ihre Freundschaft war einfach einzigartig.

Kapitel 1:

Die Erfahrung zeigte es immer wieder, dass selbst ein Tag, der düsterer nicht beginnen konnte, häufig eine unerwartete Wendung nehmen mochte, eben so wie heute, am Freitag, den zweiten April.

Isabelle sah frustriert auf den Wandkalender in der Küche und tippte mit dem Zeigefinger auf den roten Kringel: »Um den Termin komme ich nicht drum herum.« Sie verdrehte die Augen, ging aus dem Raum und steuerte direkt das Badezimmer an. Hier stellte sie sich vor den Spiegel und starrte schweigend auf die vor ihr stehende Frau, wobei sie eine einzige Stelle in ihrem Gesicht fixierte. War das etwa ein weiteres Fältchen, das sich auf ihre Stirn verirrt hatte? Himmel nochmal, sie war gerade erst 35 Jahre alt, oder so. Wie konnte es sein, dass sie begann zu schrumpeln, wie eine alte Pflaume? Jetzt schon? Völlig unerwartet, ehe sie den Mann kennengelernt hatte, mit dem sie ihr restliches Leben zu teilen beabsichtigte, oder zumindest einen potenziellen Kerl, der sie nach einer unendlichen Durststrecke eine ganze Nacht lang verwöhnen würde.

Sie fiel der Alterung anheim, noch bevor sie einen sexy Typ gefunden hatte, der sich ihr dabei behilflich zeigte, die überschüssige Energie zu entladen. Der ihr erlaubte, lusterfüllt die Anspannung aus dem Leib zu kreischen. Ja, ohne Zweifel, ihr lief allmählich die Zeit davon, redete sie sich mit aller Sturheit ein. Da half es auch nichts, wenn ihre Freundinnen mit ehrlicher Überzeugung schwärmten, wie glatt ihre Haut und wie straff ihr Körper doch war.

Sie fragte sich, wer schon eine Greisin in sein Bett lassen wollte, wo der Markt unendlich viele junge und knackige Frauen bot.

Heute stand für sie wieder einer dieser beschissenen Termine bei der Agentur für Arbeit an, weil Isabelle seit einigen Monaten als arbeitssuchend galt. Völlig unverschuldet war sie in diese Situation geraten, denn ihr Arbeitgeber hatte den Laden insolvent zum Teufel gejagt.

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