„Danke für die hervorragende Bewirtung. Das war eine ganz tolle Feier. Macht‘s gut, ihr zwei. Wir kommen sicher schon bald mal zu einem längeren Urlaub bei euch vorbei, versprochen. Schade, dass unser Freund Michael Wagner für unsere vorgezogene Rückreise so kurzfristig kein Transport-Shuttle seiner LogBasis zur Verfügung stellen kann. Ursprünglich hatten Mora und ich ja überlegt, noch eine Urlaubswoche an diese Europareise anzuhängen. Doch jetzt haben wir nochmal umdisponiert und müssen deshalb Linie fliegen.
Meine Frau hat mich nämlich davon überzeugt, dass wir angesichts des in der kommenden Woche beginnenden Schuljahrs mit unseren Kindern zurück in unser neues Zuhause müssen. Unsere Zwillinge wären nämlich ziemlich enttäuscht, wenn wir sie alleine vorausschicken würden. Ihren Einschulungstag dürfen wir schließlich nicht versäumen und unserem Freund Chief David Grey Bear und seiner lieben Rosie aufhalsen“, hatte Alexander Kranz mit einem Seitenblick auf die große Menschenmenge und das damit einhergehende Gedränge am Abflugschalter entschuldigend betont.
„Das kann ich gut verstehen, Alex“, erwiderte Peter MacLeod sofort. Immerhin betreten eure Kids ja Neuland – und das noch dazu an einer ausländischen Highschool. Also schaut zu, dass ihr nachhause kommt – wir quatschen dann später nochmal am Telefon. Lara und ich wollen nämlich wissen, wie eure reizenden Kinder den ersten Schultag verdaut haben.“
„Peter hat recht – Shania und ich sehen das ganz genauso“, meinte Viktor Thule grinsend, nachdem Peter mit seiner Frau wieder den Parkplatz vor dem Abflugterminal verlassen hatten.
„Und ganz nebenbei ist das doch kein Beinbruch, Alex. Eigentlich hatten Shania und ich ja ebenfalls vor, sofort nach der heutigen Feier mit unserem Boss Kendo auf Brigids TAIFUN zurück nach Nellis zu fliegen.
Aber ihr konntet ja der gestrigen Rede unseres Oberbefehlshabers entnehmen, dass er morgen zuerst noch mit Anuk, Dagmund sowie mit Brigid, Thure und einigen hochrangigen europäischen Politikern über die Finanzierung des bislang nur in Eckpunkten feststehenden Ausbaus der künftigen LUNA-Basis beraten will.
Die Reparatur und Erweiterung der uralten lemurischen Wachstation auf LUNA, hin zu einer permanenten Mondkolonie wird sicher eine ganze Stange Geld kosten. Deshalb hat die diesbezügliche mehrtägige Besprechung im europäischen JDEF-Hauptquartier aus meiner Sicht auch Vorrang. Denn, wenn er die maßgeblichen europäischen Politiker schon mal mit im Boot hat, kann er danach in Washington viel leichter mit dem Finanzausschuss unserer neuen terranischen Regierung verhandeln.“
„Da stimme ich dir zu, Viktor. Und weil diese Aufgabe schon bald federführend vom JDEF-Kommando Europa in Angriff genommen werden soll, bleibt Kendo gar nichts anderes übrig, als schon heute Mittag zusammen mit unseren lemurischen Freunden an Bord von Brigids TAIFUN zur JDEF-Einsatzzentrale Europa nach Fürstenfeldbruck zu fliegen. Deswegen wird er mit seiner Delegation auch erst Mitte nächster Woche zum Mount Hope in Nevada zurückkehren können“, meinte Alex Kranz, ehe er gleich noch hinzufügte:
„Tut mir sehr leid, aber über diesen Termin Kendos waren wir wegen unserer derzeit bereits laufenden Auszeit leider nicht hinreichend informiert, weshalb wir Michael Wagner auch viel zu spät um eine Mitflugmöglichkeit gebeten haben. Und jetzt müssen wir zur Strafe halt in das Getümmel an diesem schottischen Flughafen eintauchen.“
„Die vielen Leute hier sind sicher alle auf dem Weg nach Reno oder Las Vegas , um in den dortigen Casinos ihr überflüssiges Geld zu verspielen. Sollen sie nur, uns macht das nichts aus, Alex“, erwiderte Viktor Thule mit Blick auf die vielen, vor dem Abfluggate wartenden Menschen prompt.
„Ich bin nämlich schon ziemlich lange nicht mehr Linie geflogen. Außerdem interessiert mich dieses topmoderne neue Großflugzeug vom Typ Airbus AT700. Diese Maschine ist ja schließlich eine komplette Neuentwicklung, die beim Höhenflug erstmals moderne Impulstriebwerke nutzt.
Außerdem ist die AT700, wie der Name schon sagt, für 700 Passagiere ausgelegt – und hier stehen höchstens 500 Leute herum. Platz an Bord werden wir also genügend haben. Und vielleicht lässt uns der Kapitän des Flugzeugs ja während unseres Heimflugs auch mal einen Blick in sein Cockpit werfen.“
Nachdem sich die rund 450 Passagiere des Flugs United Air 2840 nach dem Boarding an Bord der Maschine zum Start angeschnallt hatten, meine Mora Kranz leise zu ihrem Mann:
„Ich glaub‘ ich werde erstmal ein paar Stunden schlafen – die gestrige Feier hat mich doch ein bisschen geschlaucht. Weck mich also bitte erst wieder, wenn unser Flieger zur Landung ansetzt.“
„Mach‘ ich, meine Liebe. Keine Sorge, ich passe derweil auf unsere Kinder auf und wage noch ein paar Computerspiele mit ihnen. Eigentlich bin ich im Moment nämlich noch gar nicht müde. Habe ja auch gestern Abend nicht soviel von dem köstlichen Champagner konsumiert, wie du, verehrte Fürstin.“
„Jaja, reib’s mir nur unter die Nase. Aber als Ehrengast musste ich schließlich viel öfter als du mit den Gästen anstoßen, um nicht unhöflich zu wirken. Das weißt du Vollpfosten auch ganz genau. Und jetzt halt einfach deine vorlaute Klappe, mein über alles geliebter Vollpfosten – wir sind nämlich schon in der Luft. Ich will jetzt ein bisschen Schlaf nachholen, nachdem du es ja selbst gestern Nacht nicht lassen konntest, unser neues Nachwuchsprojekt fortzusetzen.“
Damit nahm Mora Kranz eine mitgebrachte Schlafbrille aus ihrer Handtasche, die sie sich gleich nach dieser Konversation über ihre hübschen grünen Augen schob, worauf sie schon wenige Minuten später in ihrem überaus bequemen Erste-Klasse-Sessel eingeschlummert war.
Um Mora nicht weiter zu stören, stand Alex nach dem Erreichen der Reiseflughöhe auf, um sich zu seinen Kindern in die benachbarte mittlere Sitzreihe zu setzen, wo die beiden sich schon die ganze Zeit über mit Viktor Thule und der fröhlich vor sich hin kichernden Shania ein Weltraumduell nach dem anderen auf ihren miteinander vernetzten Handcomputern lieferten.
„Darf ich mitmachen?“, fragte Alex leise. „Natürlich nur, wenn ihr neben euch noch ein Plätzchen für mich frei habt.“
„Und was ist mit Mama? Will sie nicht auch noch ein wenig mit uns spielen?“, erwiderte Mora-Lisa prompt. „Nöh – eure Mutti ist müde, lassen wir sie also ein bisschen schlafen, okay?“
„Geht klar, Paps. Aber zuerst erzählst du uns noch, warum wir künftig zwei Jahre lang auf diese amerikanische Schule gehen sollen. Das deutsche Abitur hätten wir doch auch ohne Vorbereitung problemlos daheim in München ablegen können. Und dafür hätten wir noch nicht mal ‘nen ergänzenden Schulaufenthalt in Amerika gebraucht.
Ihr habt uns ja bisher noch nicht viel darüber erzählt, weshalb das jetzt zusätzlich nötig sein soll“, meinte der sichtbar genervte Alexander-Maximilian jetzt mit einem Blick auf seine zustimmend nickende Schwester.
Das ist eine berechtigte Frage, mein Sohn“, entgegnete Alex Kranz sogleich. „Die deutsche Hochschulreife werdet ihr beide noch ablegen, sobald ihr in zwei Jahren nach München zurückkommt. Die braucht ihr beide nämlich unbedingt, um in Tante Noras Akademie studieren zu können.
Jedoch haben sich eure Mama und ich überlegt, dass es gut wäre, wenn ihr zusätzlich noch einen Highschool-Abschluss vorzuweisen hättet. Zwei Schulabschlüsse sind schließlich besser, als nur einer. Außerdem können wir so noch zwei Jahre länger zusammenbleiben, ehe eure Mama und ich auf Fernreise nach ANDROMEDA aufbrechen. Bis dahin müssen wir ja sowieso in Nevada bleiben, um die Umrüstung unserer MHORA-X von der Nutzerseite her zu begleiten.
Das bedeutet zugleich, dass sich eure Mami und Oskar 1 in dieser Zeit nicht hinreichend um eure Ausbildung kümmern können. Darüber haben wir ja bereits einige Male gesprochen. Aber schaut mal – die ganze Sache hat doch auch ihr Gutes.
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