Christian Friedrich Schultze - Das ERGOS-Projekt

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Das ERGOS Projekt – Eine Vergangenheitsfiktion
Unabhängig voneinander entdecken der chilenische Astrophysiker Manuel Sandros und der deutsche Mathematiker Sebastian Grüner neue wissenschaftliche Grundlagen, um einen Schwarzlochgenerator entwickeln zu können.
Doch obwohl Forscher in aller Welt in Sachen Astro- und Quantenphysik bereits sehr weit vorgedrungen sind, können sich die führenden Industrienationen weder in der Umweltpolitik noch in der Energieforschung auf gemeinsame Anstrengungen einigen.
Da unbegrenzte Energie auch die Anwendung einer neuen Superstrahlen-Waffe ermöglicht, entwickelt sich ein Wettrennen der Großmächte um diese Technologie. Die Taiwanchinesin Li Hui, Sprachforscherin und Kryptologin, ist an der Jagd nach den neuen Erkenntnissen maßgeblich beteiligt. Wissenschaftler und Agenten finden sich alsbald zwischen den Mahlsteinen der Machtpolitik der um Vorherrschaft ringenden Länder wieder. Und das Verhängnis nimmt seinen Lauf…
"…and the monkeys looked up at the stars…"

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Christian Friedrich Schultze

Das ERGOS-Projekt

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Inhaltsverzeichnis Titel Christian Friedrich Schultze Das ERGOSProjekt Dieses - фото 1

Inhaltsverzeichnis

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PROLOG

Ideen

Einsichten

Bündnisse

Kandidaten

Zeitenwende

EPILOG

Impressum neobooks

PROLOG

1.

Dr. Manuel Sandros schüttelte sich fröstelnd, als er aus der Glasdrehtür des kleinen Berghotels hinaus ins Freie trat.

Werbeplakate und Postkarten, die im Foyer des im Tiroler Holzbaustil errichteten Komplexes verkauft wurden, versprachen eine weiße Winterpracht mit Sonne und blauem Himmel. Seit ihrer Ankunft war es stattdessen grau, nebelig und stets über dem Gefrierpunkt geblieben, obwohl das Hotel in elfhundert Meter Höhe lag und es Mitte Februar war.

Er hatte nur noch drei Tage! Um etwas Winter zu erleben, das war ihm klar, musste er mindestens auf 2000 Meter hinauf, was bei solchem Wetter aber sinnlos blieb. Denn dort oben gab es derzeit nur vereiste Wege, Pisten, Bäume und Skiliftmasten, die man bei diesem Nieselwetter nicht einmal richtig sehen konnte, geschweige das versprochene Panorama über dem Winterkurort Halanx und dem herrlichen Tal des gleichnamigen Flüsschens, das irgendwo da oben entsprang.

Sandros hatte den Admiral um eine Woche Ruheurlaub ersucht, um endlich wieder einmal mit seiner Frau und der Kleinsten zusammen sein und womöglich etwas Wintersport treiben zu können. Seit dem Jahre sechs des neuen Jahrtausends hatte es zwar in den gemäßigten Zonen der nördlichen Halbkugel kaum mehr richtige Winter gegeben. Trotzdem hatten es in den letzten Jahren noch viele versucht, in den klassischen Wintersportorten der Rockys und der Europäischen Alpen so etwas Ähnliches wie Skiurlaub zu machen. Es gelang ihnen aber immer seltener, denn entweder war zuviel und zu nasser Schnee gefallen, den wegen ständiger Lawinengefahr keine Pistenpflegemannschaft jemals bewältigen konnte. Oder es plötzlicher Graupelregen gefror zu derart kompakten Eisdecken, dass an Skifahren überhaupt nicht zu denken war. Dazu musste man nun wohl in die neu erschlossenen Gebiete in Nordschweden und Alaska nahe dem nördlichen Polarkreis reisen.

Für die Wintersportindustrie Europas und den mittleren USA war es anscheinend vorbei. War das schon jetzt tatsächlich der unumkehrbare Klimawandel, vor dem die UNO in ihren spektakulären Klimaberichten vom Jahre 2007 warnte?

Nach einem entspannten, lange währenden Frühstück mit seinen beiden „Damen“ hatte sich Sandros entschlossen, an diesem Vormittag die zwei Kilometer zum Ort hinunter und wieder zurück zu wandern, um sich wenigstens etwas Bewegung zu verschaffen. Heute war Halbzeit dieses Urlaubes, doch am Wetter hatte sich die ganze Zeit nichts geändert, so dass er überhaupt nicht dazu gekommen war, etwas Skisport zu treiben. Der Wetterbericht versprach bis auf weiteres keinerlei Besserung.

Frau und Tochter wollten in die kleine Eishalle des Berghotels zum Schlittschuhlaufen gehen. Das war ihm aber wegen seiner geringen Laufkünste zu riskant. Sich jetzt eine Verletzung zuzuziehen hätte alle Pläne ins Wanken bringen können.

Gerade als er sich noch einmal umdrehte, um seinen „beiden Frauen“ zuzuwinken, klingelte das Mobiltelefon. Immerhin hatte es bislang keinerlei Störungen gegeben. Die Vorschrift, das Handy auch in seinen Urlaubstagen aktiv zu lassen, gehörte zum Vertrag, und es hatte keinen Zweck gehabt, darüber zu lamentieren. Nur zwei Menschen besaßen die Nummer für dieses Teil. Einer davon war ihr Sohn Patricio.

Noch bevor er die OK-Taste drückte, erkannte Sandros auf dem Display, dass sein Aufenthalt in Halanx zu Ende war. Es meldete sich der Admiral.

„Wie sieht es aus da oben bei ihnen? Geht es ihnen gut?“

„Das Wetter ist deprimierend, aber sonst geht es schon. Wenigstens kann ich mal mit meinen beiden Damen in Ruhe frühstücken“, erwiderte Sandros lakonisch.

„Soeben sind die Mittel bewilligt worden. Über einen Zeitraum von vorerst fünf Jahren. Es geht also los! Wie schnell meinen sie, können sie in Salt Lake City sein?“

„Haben sie alles bewilligt? Und was ist mit der Location?“, fragte Sandros zurück.

„Hören sie, Sandros, das ist doch jetzt nicht wichtig! Außerdem weiß keiner, ob nicht doch einer den Code geknackt hat, also reden wir später drüber. Jedenfalls haben wir schon genug Zeit verloren. Sie sind doch derjenige, der sich am meisten darüber aufgeregt hat. Also vorwärts! Wir müssen unverzüglich loslegen.“

„Ist mir klar, Admiral. Haben sie alles bewilligt?“

„Fast! Sie haben ein paar Bedingungen daran geknüpft. Also, wann treffen sie in Salt Lake City ein? Ich lasse für sie Tickets hinterlegen.“

„Na, vor morgen Mittag wird der Bus nicht dort sein, selbst wenn ich früh zeitig starte“, meinte Sandros.

„Das dauert mir zu lange“, knurrte der Admiral. „Wir machen es anders: Ich schicke ihnen einen Hubschrauber nach Evanstone. Der holt sie um vier ab. Sie nehmen die Abendmaschine nach Washington. Da können sie schon morgen früh um neun in meinem Büro sein. Tex Barkley, die Chinesin und zwei, drei Leute von der neuen Regierung werden auch da sein. Ich organisiere alles.“

Sandros seufzte. Ihm war klar, dass eine Bitte um Aufschub keinen Zweck und auch keinen Sinn hatte. Denn schließlich hatten sie inzwischen fast fünf Jahre auf diesen Punkt hin gearbeitet. Und nun, da es soweit war, hätte er ohnehin keinerlei Ruhe mehr gehabt. Das Wetter war zudem obermies. Nur seine beiden „Damen“ taten ihm leid.

Aber Raja wusste, mit wem sie verheiratet war. Sie verlor über derlei dienstliche Kamikazetouren nie ein unnötiges Wort. Manchmal fragte er sich, ob sie eher froh darüber war, dass ihre Ehe in diesem zeitlichen Stakkato verlief und vielleicht deswegen in den bisherigen zehn Jahren noch keiner größeren Krise ausgesetzt gewesen war, sah man einmal von der schweren Krankheit ihres Großen vor fünf Jahren ab.

„OK, Admiral, wir machen es, wie sie sagen. Ich geh´ packen. Bis morgen früh also.“

„Good luck, Sandros, ich freue mich und bin nervös.“

„Ich auch. Good luck.“

Er kehrte um und traf seine Frau und Marga, ihre kleine Tochter, in der Eishalle. Er sah dem Gesicht seiner Frau an, dass sie sofort wusste, was los war. Sie sagte etwas zu der Kleinen, die gerade an einer Pirouette übte, und kam dann an die Bande.

„Soll ich einpacken helfen oder haben wir noch die halbe Stunde Zeit, die wir hier gebucht haben?“, fragte sie.

„Ich fange schon mal damit an. Wir können noch miteinander Mittag essen, wenn du mich nach Evanstone fährst. Ich bin nervös.“

„Was hat er gesagt?“, fragte sie nur.

„Es geht wirklich los. Wieviel sie bewilligt haben, sagte er nicht. Er meinte, fast alles, was wir beantragt haben und sie hätten ein paar Bedingungen gemacht, die ich aber jetzt noch nicht kenne. Er hatte Angst, dass die Leitung angezapft sein könnte.“

„Es wird alles anders werden.“ Sie blickte ihm ernst ins Gesicht.

Er war über diese Aussage nicht überrascht. Er sah auch sie voll an und entdeckte Schatten unter ihren dunklen Augen. Das war das Faszinierende an ihr, dass sie die Dinge intuitiv ganz schnell in ihrer ganzen Komplexität erfassen konnte, ohne dass er ihr etwas erklären musste. Leider konnte er deshalb auch kaum etwas vor ihr verbergen. Aber das würde er bei diesem Projekt weiterhin müssen. Sie spürte das und daher hatte sie die Sache mit diesem einfachen Satz auf den Punkt gebracht. Dass sich etwas Grundlegendes ändern würde, war beiden schon lange klar, wenn sie es auch nur ungern in ihr Bewusstsein dringen ließen.

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