Christian Friedrich Schultze
Wenn die Liebe hinfällt...
Geschichten von Beziehungscrashs
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Christian Friedrich Schultze Wenn die Liebe hinfällt... Geschichten von Beziehungscrashs Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorwort Vorwort Nicht alle Beziehungen zwischen den Geschlechtern enden so, wie die meisten Menschen es gerne hätten - nämlich gut. Ich behaupte, ungefähr die Hälfte davon geht schief. Wie soll man anfangs auch wissen, ob man mit all den Problemen, die auf einen zukommen, mit den Anderen und mit sich selber, auf Dauer klar kommen kann. Aber in kaum einem Buch oder Film, außer in großen Opern oder Dramen, habe ich mal eine Abweichung vom so genannten O-Bein-Muster lesen oder sehen können: Erst verlieben sie sich, dann treibt „es“ sie auseinander und zum Schluss kriegen sie sich doch und leben daraufhin miteinander ewig und in Freuden. So hätten wir´s gerne. Aber so ist das Leben nicht! Denn es folgt dem Gaußschen Gesetz der „Normalverteilung“. Daran können wir nichts ändern, weil am Anfang, wenn wir uns verlieben, unser Verstand zum größten Teil von Hormonen weggespült ist und wir nichts genaueres wissen wollen. Und ab da geht „es“ seinen Gang. Und oftmals fällt die Liebe eben hin. Deshalb frage ich: „Ist die Liebe nicht ohnehin sehr hinfällig?“ Um die literarische Lücke zu füllen, habe ich einige Crash-Geschichten, die „das Leben schrieb“ festgehalten. Ich wünsche der geneigten Leserschaft viel Vergnügen. Dresden, 1. März Christian F. Schultze
Letzter Sommer
Krauses Kater
Borderliner
Nur ein Kuss
Freundinnen
Kondom
Rentenerhöhung
Blaue Pillen
Scheidung auf Algerisch
Impressum neobooks
Nicht alle Beziehungen zwischen den Geschlechtern enden so, wie die meisten Menschen es gerne hätten - nämlich gut. Ich behaupte, ungefähr die Hälfte davon geht schief. Wie soll man anfangs auch wissen, ob man mit all den Problemen, die auf einen zukommen, mit den Anderen und mit sich selber, auf Dauer klar kommen kann.
Aber in kaum einem Buch oder Film, außer in großen Opern oder Dramen, habe ich mal eine Abweichung vom so genannten O-Bein-Muster lesen oder sehen können: Erst verlieben sie sich, dann treibt „es“ sie auseinander und zum Schluss kriegen sie sich doch und leben daraufhin miteinander ewig und in Freuden.
So hätten wir´s gerne. Aber so ist das Leben nicht! Denn es folgt dem Gaußschen Gesetz der „Normalverteilung“. Daran können wir nichts ändern, weil am Anfang, wenn wir uns verlieben, unser Verstand zum größten Teil von Hormonen weggespült ist und wir nichts genaueres wissen wollen. Und ab da geht „es“ seinen Gang. Und oftmals fällt die Liebe eben hin. Deshalb frage ich: „Ist die Liebe nicht ohnehin sehr hinfällig?“
Um die literarische Lücke zu füllen, habe ich einige Crash-Geschichten, die „das Leben schrieb“ festgehalten. Ich wünsche der geneigten Leserschaft viel Vergnügen.
Dresden, 1. März
Christian F. Schultze
Es war erst früh am Vormittag. Noch waren erst wenige Leute hier.
Im Sommer kam er an wirklich schönen Tagen, wenn es richtig warm war, hierher, um im kühlenden See zu schwimmen. Sonst saß er lieber auf dem Balkon seiner kleinen Wohnung, ein Buch in der Hand, in dem er meist nur halbherzig las. Dabei trank er Tee oder Kaffee aus seiner großen Steinguttasse. Von hier aus konnte er jenseits des Sees die Bergketten sehen, was ihn tief befriedigte.
Heute war er gleich nach dem Frühstück hingefahren. Der Wetterbericht hatte Spitzentemperaturen und wolkenlosen Himmel vorhergesagt. Deshalb hatte er sich ein paar Brote gemacht, eine große Colaflasche mit Rotwein gefüllt, alles, samt den Badesachen, in den Rucksack gepackt und war mit seinem Mofa die wenigen Kilometer bis zur Badestelle gefahren. Noch waren Ferien und er ahnte, dass an diesem späten Augusttag viele Wasserfans so denken würden wie er. Sie würden zum See strömen und den gesamten Badestrand in Beschlag nehmen.
Bis jetzt waren erst wenige Gäste angekommen. Es war noch zu früh, die letzten Nebelschleier schwebten noch über dem jenseitigen Ufer. Er legte sich auf die Wiese, nah genug zum Wasser und so, dass er es gleichzeitig nur ein paar Schritte zum Schatten hatte, den die in kleinen Grüppchen stehenden Lärchen warfen, falls es ihm mit der Sonne zu arg würde, aber auch weit genug weg, dass der Blick hinüber zur Bergkette frei war, wenn er die Augen aufschlug.
Die Luft war klar und mild. Ein leichter Wind kräuselte die Wellen. Er würde die Mittagshitze erträglich machen. Die Bergkuppen spiegelten sich im Wasser, das sich noch nicht entscheiden konnte, ob es grün, türkis oder blau leuchten sollte. Die Wiese stieg vom Seeufer aus leicht an.
Von diesem romantischen Lärchenboden am Südufer des Sees war für die Badelustigen nur ein kleiner Teil freigegeben worden. Überall standen Verbots- und Hinweisschilder: Umweltschutz über alles! Man hatte auch eine ganze Anzahl Abfallbehälter aufgestellt. Offenbar hoffte man, dass die menschlichen Horden ihren Abfall dort hinein beförderten. Er ärgerte sich immer wieder darüber, wie es am Abend, wenn er nach einem Badetag nach Hause fuhr, an diesem Strand aussah. Darum fuhr er nur an wirklich warmen Tagen an den See, um in der Sonne zu liegen, zu dösen, in den Himmel oder in die Berge zu schauen und ein paar Runden zu schwimmen. Manchmal las er - ohne wirkliches Interesse - in irgendeinem neu erschienen Buch, von dem die Rezensenten schwärmten.
Und immer hörte er mithilfe seines MP3-Players „seine“ Musik. Es gab Tage, da wollte er Bach und die Barockmeister. An anderen Tagen brauchte er Mozart und dann wieder Rachmaninov. Und manchmal hörte er ohne Unterlass die Rockgruppen, die sein Leben begleitet hatten und die nun eine nach der anderen ausstarb.
Zuweilen hatte er auch seinen Operntag. Bis heute konnte er sich nicht entscheiden, ob er die Arien von Mozart oder von Verdi mehr liebte. Es war einfach wunderbar, so ausgestreckt im Warmen zu liegen, in die Universen der Musik abzutauchen, manchmal in die paradiesische Welt um sich herum zu schauen und das Treiben der Pärchen und der Familien mit ihren Kindern zu beobachten. So lange er gesund blieb, würde er das machen. Darüber hinaus verlangte er vom Leben nichts mehr. Im Winter vielleicht noch hin und wieder in die Berge zum Skifahren, so lange er noch fit genug dafür war.
Er liebte auch den Winter. Aber nur, wenn dieser richtig knackig war. Hin und wieder holte er sich eine Flasche guten Scotch, wenn das Geld dafür da war. Musik und Whisky, viel mehr konnte er nicht mehr erwarten von Leben, dass wusste er. Er war damit zufrieden. Er hatte gute Zeiten erlebt, manchmal auch allerhand Geld gemacht, war viel in der Welt herumgereist. Ab und an kam eins seiner beiden erwachsenen Kinder, um nach ihm zu schauen. Dann fuhren sie gemeinsam in die Berge und er wurde zu einem guten Essen eingeladen. Mehr ließ er nicht zu. Er wollte nicht, dass sie sich mehr um ihn kümmerten. Sie hatten ihre eigenen Probleme und Kämpfe. Es war gut so, wie es war. Er war gesund und er lebte in diesem Alpenland, das einigermaßen geordnete Verhältnisse und einen gewissen Wohlstand besaß.
Er war froh, dass er nicht in Afrika oder im Nahen Osten leben musste. Es gab überhaupt kein anderes Land, wo er hätte leben oder sterben wollen. Er hatte diese Wohnung mit dem Blick über den See in die Berge, ein traumhaftes Privileg, wie er fand. Das redete er sich nicht nur ein. Und noch konnte er, wenn es ihm warm genug war, hierher an diesen See fahren. Lesen, schwimmen, schauen und seine Musik hören. Trotz seiner bescheidenen Verhältnisse war das eine Lebensqualität, die nur wenige dieser sieben Milliarden Menschen besaßen, darüber war er sich völlig im Klaren. Und deshalb war es in Ordnung, so wie es war.
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