1 ...8 9 10 12 13 14 ...35 „Weil es nach Veilchen riecht!“, antwortete Henry alarmiert und schnupperte wieder, sich umsehend. „Ha!“, lachte er plötzlich erleichtert auf und zog ihn ruckartig weiter. „Sieh nur, mein Schatz! Hier haben wir den Übeltäter gefunden!“, rief er vergnügt und bückte sich über eine ganze Wolke der kleinen, blau-violetten Blümchen. Er zupfte eines davon ab und roch daran. „Aaaah“, stöhnte er verzückt und hielt es Amanoue unter die Nase. „Hier, schnupper mal“, sagte er zärtlich und Amanoue roch vorsichtig daran.
„Das, ist eine Veilschen?“, entkam es ihm nicht gerade begeistert und Henry nickte verzückt.
„Ja, mein Kätzchen, das ist ein Veilchen. So wunderbar, duftest du manchmal, aber eben nur, wenn es dir nicht gut geht. Darum, bin ich vorhin so erschrocken“, meinte er, ihm zärtlich über die Wange streichelnd. „Ich dachte, es würde dir nicht gutgehen, verstehst du?“
Amanoue sah ihn noch immer eher skeptisch an. „Mir geht es gut, `err, aber was ist mit Eusch? Geht es Eusch gut?“, fragte er vorsichtig.
Henry zwinkerte irritiert. „Sicher! Ganz hervorragend, warum fragst du?“
„Naja, ähm, Ihr ver`altet Eusch so seltsam, irgendwie anders“, antwortete Amanoue etwas betreten und biss sich auch gleich auf die Unterlippe.
„Seltsam? Wieso?“, kam es überrascht zurück.
„Vergebung, äh, naja, Ihr seid“, Amanoue drehte sich unwohl hin und her, „so nett und gans anders, als sonst“, murmelte er regelrecht beklommen.
„So, bin ich das“, grummelte Henry leise, „naja, also, Kätzchen, ist wohl wahr“, plötzlich nickte er und zog ihn wieder näher an sich heran. „Ja, du hast vollkommen recht, ich war wirklich nicht besonders nett zu dir, jedenfalls eine lange Zeit nicht, aber das möchte ich von nun an ändern! Und, ich möchte mehr Zeit mit dir verbringen. Komm, setzen wir uns ein wenig“, meinte er etwas betroffen wirkend und zog ihn mit sich zu Boden. „Es ist in der Tat schon ewig her, dass ich einfach so, auf einer Wiese saß“, seufzte er wie zu sich selbst und legte sich seufzend zurück.
Amanoue saß neben ihm im weichen Moos und lutschte nachdenklich an seiner Unterlippe. „Warum?“, fragte er plötzlich in die Stille hinein.
„Hm?“, machte Henry und blinzelte zu ihm hoch.
„Warum, riesche isch so? Ist es eine angenehme Duft?“
Henry sah ihn völlig verblüfft an und stützte sich auf seine Ellenbogen. „Ich weiß es nicht und ja, es duftet ganz wundervoll. Findest du nicht?“, fragte er lächelnd, doch Amanoue zuckte nur mit den Schultern. „Was ist denn mit dir? Gefällt es dir hier nicht?“, hakte Henry sogleich stirnrunzelnd nach.
„Doch, `err, es ist sehr schön `ier, aber isch `abe mir eine Veilschen gans anders vorgestellt, irgendwie, nischd so klein und unscheinbar“, antwortete Amanoue seltsam enttäuscht. „Jedsd weiß isch auch, wieso Benny darüber gelacht `at…“
„Liebling“, sagte Henry mitfühlend und zog ihn an sich. „Du darfst dich nicht immer über ihn ärgern! Du weißt doch, dass er nur eifersüchtig ist und wahrscheinlich auch ganz fürchterlich neidisch! Du bist so wunderschön und dein zarter Duft“, wie zur Bestätigung schloss er für einen Moment schwärmerisch die Augen, „übertrifft einfach alles! Ich liebe es, wie du riechst und ganz besonders, wenn du erregt bist! Wenn ich dich rieche, dann ist es geradezu berauschend, ich kann dir gar nicht sagen, wie wundervoll das ist“, versuchte er ihm etwas unbeholfen klar zu machen.
„Isch riesche nischd, wie eine Eber?“
„Was?“ Henry konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und Amanoue setzte sich sofort wieder auf. „Oh Liebling! Hat er das etwa gesagt? Schatz, du duftest wie das beste, wundervollste und wertvollste Parfum der Welt, sinnlich und süß, wie es tausend Blüten nicht vermögen!“, beteuerte Henry ihm und zog ihn erneut in seine Arme.
Amanoue schmiegte sich seufzend an ihn und zuckte leicht die Schultern. „Ja, wie faules Obst“, murrte er leise und Henry lachte schallend.
Er wälzte sich mit ihm herum, so dass Amanoue nun unter ihm lag und er ihn überschwänglich Küssen konnte. Dabei strich er ihm immer wieder das volle Haar zurück. „Ich liebe dich, Amanoue von Cartagena“, sagte er ernst, dann beugte er sich ganz nah an Amanoues Ohr heran. „Und weißt du was“, flüsterte er schmunzelnd, „irgendwie hatte ich schon immer eine Vorliebe für überreifes Obst!“
„Ah!“, machte Amanoue beleidigt und schubste ihn leicht, doch als Henry herzlich auflachte, stahl sich auch auf seine Lippen ein kleines Grinsen.
„Du bist so schön, wenn du lächelst“, entkam es Henry augenblicklich verzückt. „Weißt du das?“
Amanoue schüttelte zart seinen Kopf und sah ihm einen Momentlang direkt in die Augen, bevor er verlegen räuspernd wieder den Blick senkte. „Verseiht `err“, stammelte er leise und biss sich leicht auf die Unterlippe, die heute noch voller und sinnlicher als je zuvor zu sein schien. Seine Wangen erröteten dabei leicht und Henry entkam beim Anblick der langen, schwarzen Wimpern, die wie immer sanft nach oben gebogen waren, ein leises Seufzen. Er hob eine Hand an Amanues Wange und begann mit den Fingerspitzen die Konturen dieses wunderschönen Gesichtes nachzufahren, strich über die sanft gewölbten Augenbrauen, über die zierliche, gerade Nase und nur noch federleicht über den roten, sinnlichen Mund. Amanoue entkam dabei ein leises Stöhnen und er öffnete ganz automatisch leicht seine Lippen, was für Henry einer Einladung gleichzukommen schien. Langsam drangen seine Fingerspitzen in Amanoues Mund ein, berührten sanft die ebenmäßigen, schneeweißen Zähne, schoben sich dazwischen und als er Amanoues Zungenspitze berührte, keuchte der vor Lust verhangen auf. Seine Wangen schienen nun vor Erregung zu glühen und als Henrys Hand sich quälend langsam weiter nach unten über den Hals hinab bewegte, erzitterte er sogar leicht. Henry hielt kurz inne, dann strich er ihm über die Seite hinab, schob sie unter das lose Hemd und fuhr streichelnd wieder nach oben, bis er die kleine harte Brustwarze erreichte und zärtlich umrundete. Wieder stöhnte Amanoue leise unter der zaghaften Berührung auf und Henry konnte nicht länger widerstehen. Eingehüllt von dem lieblichen Duft der unzähligen Veilchen, beugte er sich zu ihm hinab und küsste ihn voller Leidenschaft.
Amanoue versteifte sich im ersten Moment, doch dann erwiderte er den Kuss ebenso wild und begehrend. Er griff in Henrys Haar, wuschelte kurz mit beiden Händen darin herum, bevor er ihn plötzlich hart daran packte. „Nimm misch“, raunte er vor Lust heiser und beide wälzten sich im Gras herum. Amanoue saß nun auf ihm und zerrte voller Ungeduld an Henrys Hemd, bis er es ihm förmlich über den Kopf gerissen hatte. Wieder küssten sie sich wild und ungestüm, doch dann war es plötzlich Henry, der mit einem Male wie versteinert war.
„Schämst du dich nicht“, brüllte jemand in Amanoues Rücken, „du elender Tagedieb und Soldatenstrolch! Dieses arme junge Ding zu verführen! Hier, am helllichten Tag!“, schrie der fremde Mann und ehe Henry überhaupt reagieren konnte, traf ihn eine schallende Ohrfeige.
Amanoue fuhr erschrocken herum, griff blitzschnell zu und packte den Angreifer am Kragen. Mit einem wilden Aufschrei stürzte er sich auf den viel größeren und kräftigen Mann und riss ihn zu Boden. Wie eine Furie kratzte er dem überraschten Mann über das Gesicht und fauchte dabei wie eine Wildkatze, während Henry noch immer ziemlich geschockt aufsprang. Er zerrte Amanoue von dem entsetzt schreienden Mann herunter, griff sich noch schnell sein Hemd und rannte, Amanoue hinter sich herziehend, einfach los. Der Fremde schimpfte und zeterte hinter ihnen her, was für ein liederliches Flittchen und verkommener Strolch sie doch wären, aber Henry rannte immer weiter, Amanoue nicht loslassend, bis sie nichts mehr von der aufgebrachten Stimme hörten. Völlig außer Atem, ließen sie sich lachend fallen und umarmten sich wie zwei übermütige Kinder, die man bei einem gelungenen Streich erwischt hatte. Mittlerweile waren sie mitten im Wald angelangt und verborgen vom dichten Gestrüpp, holten sie japsend Luft. „`at er Eusch sehr wehgetan, `err?“, fragte Amanoue keuchend und beugte sich über Henry, der auf dem Rücken liegend, nun doch fassungslos den Kopf schüttelte.
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