„Mh?“
„Aufwachen! Komm schon, mach die Augen auf! So müde, kannst du doch nicht sein!“
„Mh!“, schnurrte Amanoue und rutschte auf ihm hin und her, um erneut seine Position zu ändern.
„Amanoue!“, sagte Henry laut und ziemlich energisch, doch der hing weiterhin wie ein nasser Sack auf ihm drauf.
„Das gibt’s doch nicht!“, brummte Henry enttäuscht, rutschte zur Stuhlkante vor und stand auf. Amanoue hielt sich scheinbar instinktiv an seinem Nacken fest und umklammerte wie ein Kleinkind mit seinen Beinen Henrys Hüfte, als der ihn seufzend zum Bett hinübertrug. „So viel, zu unserem gemeinsamen Essen“, murrte er und legte ihn sachte darauf. Doch kaum, dass er sich wieder aufrichten wollte, packte Amanoue ihn am Kragen und zog ihn ruckartig auf sich. Dabei lachte er so herzlich und hellwach, dass Henry ihn im ersten Moment nur sprachlos anstarrten konnte.
„Du Biest“, entkam es ihm dann, was Amanoue mit einem Funkeln in seinen grünen Pantheraugen quittierte. Henry legt sich auf ihn und küsste ihn immer wieder, als ob er ihn am liebsten auffressen wollte und auch Amanoue schien nicht genug von ihm zu bekommen. Beinahe knurrend riss er an Henrys Kleidung und erwiderte jede von dessen Zärtlichkeiten voller Leidenschaft. Gerade als Henry sich aufsetzte, um sich nun selbst von seinem Hemd zu befreien, erscholl Bracs kräftige Stimme vor dem Zelt und er hielt abrupt inne, während Amanoues Finger weiterhin ungeduldig an der Schnürung seiner Hose herum nestelten.
„Was ist?“, keuchte er verlangend, doch Henry richtete sich auf und befreite sich aus Amanoues Griff, indem er dessen Hände festhielt.
„Ich glaube, wir müssen noch ein wenig warten, da kommt wohl unser Abendessen“, antwortete er und stieg auch schon von ihm runter.
„Ich will jetzt nichts essen, komm, machen wir weiter“, drängte Amanoue dennoch und langte wieder nach ihm, doch Henry entzog sich ihm erneut.
„Gleich, mein Kätzchen, hab ein wenig Geduld“, raunte er zurück und stand auf. Er richtete so gut es ging seine Kleidung und strich sich schnell noch das wirre Haar einigermaßen glatt, als bereits die Zeltklappe aufschwang und Sebastian eintrat. Der Diener trug ein Tablett mit mehreren gebratenen Hühnern, die er auf dem Tisch abstellte und hinter ihm stampfte der riesige Soldat herein.
„Guten Abend, Eure Majestät“, dröhnte es von dem herüber, dass das ganze Zelt zu wackeln schien. Er trug ebenfalls eine gewaltige Platte, auf der ein halbes Schwein portioniert lag, was ihm allerdings keine Mühe bereitete. „Vorsicht!“, rief er laut und vergnügt, „heiß und fettig! Halt genauso, wie ein richtiger Schweinebraten sein sollte!“, meinte er lachend und wuchtete den Fleischberg in die Mitte des Tisches. „Ich komme doch nicht ungelegen?“, fragte er dann stutzend, als er Henrys etwas verwirrte Miene erkannte.
„Äh, naja, also, ist vielleicht ein wenig viel…“, kam es von dem zurück, doch der Riese winkte gleich ab.
„Nee, Majestät, das schaffen wir schon! Ich bin nicht allein, die Jungs stehen draußen und wären bereit uns tatkräftig dabei zu unterstützen! Sie haben mir geholfen, den Braten rüber zu schleppen und das Bier…“
„Birr?“, rief Amanoue sofort äußerst erfreut, sprang mit einem Satz aus dem Bett und stürzte regelrecht zum Tisch. „Mmm! Wie das riescht“, gurrte er schnuppernd, während Henry völlig verdutzt dastand und regelrecht fassungslos wirkte.
„Ja, Kleiner! Sowas Leckeres kriegst du in ganz Austrien nicht!“, antwortete Brac und schlug ihm lachend auf die Schulter. „Ein ordentliches Stück Fleisch und einen Krug frisches Bier, mehr braucht es nicht, um zu feiern! Hab ich recht?“
Amanoue nickte begeistert dazu und wandte sich freudestrahlend zu Henry um. „Oh `enry! `ast du ge`ört? Sie `aben Birr mitgebracht! Ja! Lass uns feiern!“, rief er vollkommen aus dem Häuschen, wobei er Henry dermaßen anstrahlte, dass der nur noch seufzend nicken konnte. Mit einem gequälten Lächeln nahm er seine Tunika, zog sie über und schlurfte hinüber zu seinem Reisethron. „Na los, `ol sie rein“, drängte Amanoue weiter zu Brac hinauf, rannte dann allerdings selbst zum Eingang und winkte die Meute herein, die auch gleich lautstark hereinpolterte. Matto und Alecto hatten ein Fass Bier zwischen sich, Bernard trug ein Tablett mit frischem Brot, Luc hielt mehrere Krüge in seinen Händen, Finn eine Platte mit verschiedenen Kuchen und den Schluss bildete Benny, der eine Laute bei sich hatte.
Henry betrachtete sie reihum, wobei er etwas unglücklich wirkte und ließ sich leise seufzend auf seinen Thron fallen. „Tja, das wars dann wohl, mit dem romantischen Abend zu zweit“, murmelte er gequält und Brac sah ihn verdutzt an.
„Wie meinen Eure Majestät?“, fragte er lächelnd, doch der König schüttelte nur mit einer fahrigen Handbewegung den Kopf. „Ja, also, wir hoffen, Ihr verzeiht uns den kleinen Überfall, aber wir dachten, da heute ja der achte April ist und…“
Henry blickte müde auf. „Ach! Und?“, fragte er nicht gerade interessiert nach und Benny schob sich schüchtern nach vorne.
„Eure Majestät müssen mir vergeben“, flötete er mit einem verzückten Augenaufschlag, „es war eigentlich meine Idee. Heute ist doch mein achtzehnter Geburtstag und da Ihr mir noch vor kurzem gesagt habt, dass Ihr Euch freuen würdet, den mit mir zu feiern, dachte ich, wenn es nicht zu vermessen ist, dass Eure Majestät vielleicht deswegen schon so früh das Lager hat errichten lassen?“, kam es weiter so honigsüß über seine Lippen, dass Henry nur erneut aufseufzte und leicht nickte.
„Ach ja?“, erwiderte er jedoch eher nachdenklich und Brac grinste ihn an.
„Naja, eigentlich haben wir ihn dazu überredet! Der Zwerg hier hatte zwar die Idee, aber nicht den richtigen Mumm dazu Euch zu fragen! So `n Quatsch, hm? Dabei wärt Ihr doch der Letzte, der dazu nein sagen würde!“, meinte der große Mann gutgläubig.
„Ja, ähm, also, ach ja?“, sagte Henry nicht gerade überzeugt dazu und blickte verwirrt hinter den Tisch. „Ich denke, uns fehlen noch einige Sitzgelegenheiten“, meinte er und hob seine Augenbrauen.
„Da haben wir schon mitgedacht, Eure Majestät! Die ham wir schon mitgebracht, keine Sorge und das sind ja auch noch nicht alle! Draußen wartet noch der Rest von meinen Jungs, hab ja Zuwachs bekommen, wie Ihr sicher wisst“, meinte Brac nur und stieß einen lauten Pfiff aus. Sofort teilte sich wieder der Zelteingang und die restlichen vier Gardisten kamen herein, wobei sie zwei Bänke mit sich trugen. „Darf ich vorstellen, das sind Lucius und Marcus und die zwei Figuren hier sind Frowin und Amadeus“, stellte Brac die Neuen lautstark vor und Henrys Augenbrauen wanderten immer weiter gen Haaransatz. „Was`n los? Geht’s Euch nicht gut?“, fragte Brac sogleich, doch dann wandte er sich einfach wieder an seine Männer. „Na los, worauf wartet ihr noch? Tja, wird wohl doch `n bissel eng werden“, er kratzte sich kurz am Hinterkopf, „die Bänke am besten gleich hier vorne, vor den Tisch, nee, besser eine davor und eine dahinter und ihr stellt das Fass, ja, wohin? Ah!“, machte Brac, drehte sich kurzentschlossen um, marschierte zum Waschtisch und holte den Hocker, der dort immer als Kleiderablage diente. „So! Hier drauf“, meinte er grinsend und bedeutete Matto und Alec das Fass dort abzustellen. „Klasse!“, sagte er zufrieden und sah grinsend zu Henry. „Wird vielleicht `n bisschen eng, aber dafür gemütlich! Is`n Jammer, dass wir Euren großen Tisch zurücklassen mussten, hm? Eure Majestät? Naja, wird schon gehen! Also Jungs, nun begrüßt ihn schon endlich“, rief er ohne eine Reaktion abzuwarten und alle salutierten lautstark in Henrys Richtung.
„So, na los, setzt euch, bevor alles kalt wird!“, wies er die Jungs danach an und beobachtete grübelnd, wie die meisten sich nun hinter den Tisch drängten, da hier ja neben der mitgebrachten Bank auch die üblichen Gästestühle standen. „Wenn vielleicht noch zwei, drei, von euch, nach vorne kommen, sitzt ihr da drüben nicht so eng“, meinte er stirnrunzelnd und Benny spurtete sofort los.
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