Die siebte Statue stammt aus einer Gegend im östlichen Tibet, wo einst ein lang anhaltender Bürgerkrieg herrschte. Die örtliche Bevölkerung sehnte ein Ende der Kämpfe herbei und so gingen sie zu einem Lama in der Nähe, der ein hohes Ansehen als großer Meditierender genoss, und fragten ihn, was sie tun sollten. Er riet ihnen, in ihrer Stadt eine große Statue von Je Tsongkhapa zu bauen, ihm Gaben darzubringen und Bitten an ihn zu richten. Dies taten sie und bald darauf endeten die Kämpfe und Frieden breitete sich in jener Gegend aus. Diese Statue wurde später unter dem Namen «Der Ehrwürdige, der Zwietracht befriedet» bekannt.
Die achte Statue wurde nach einer hochverehrten Statue von Je Tsongkhapa benannt, die auf geheimnisvolle Weise aus Tibet verschwand. Reine Praktizierende, die hellsichtig waren, erkannten, dass die Statue in ein anderes, weit entferntes Land gegangen war. Dort war der Boden mit Diamanten bedeckt und Sprache und Sitten waren vollkommen anders. Sie sahen auch, dass die Statue den Menschen in jenem Land half, und beschlossen daher, eine weitere, ähnliche Statue anzufertigen, und diese nannten sie «Der Ehrwürdige, der in ein anderes Land ging».
Wunder wie diese gab es nicht nur in alten Zeiten. Auch heute gibt es viele Statuen und andere Darstellungen Je Tsongkhapas, die besondere Eigenschaften haben. Zum Beispiel gab es einst einen Geshe namens Geshe Jatse, den ich gut kannte, als ich im Kloster Sera in Tibet war. Als er seine Geshe Schulung beendet hatte, zog er sich in eine Berghöhle zurück, um in Abgeschiedenheit zu meditieren. Er blieb für den Rest seines Lebens dort und lebte genau wie Milarepa. Als er starb, gingen seine zahlreichen Schüler zusammen mit vielen Zuschauern zur Höhle, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Zu ihrem Erstaunen sahen sie, dass der Je Tsongkhapa Statue von Geshe Jatse Zähne und Haare gewachsen waren. Ich erfuhr dies direkt von den Schülern, die ich zum Teil gut kannte.
Mein erster Philosophielehrer im Kloster Ngamring Jampaling hieß Geshe Palden. Einmal machte er ein langes Je Tsongkhapa Annäherungsretreat, in dem er Migtsema Gebete zählte. Am Ende des Retreats erschien ein Bild Je Tsongkhapas auf einer der Perlen seiner Mala. Er zeigte sie mir und ich konnte es ganz deutlich sehen.
Es gibt noch viele andere Geschichten wie diese, die uns zeigen, dass auch in diesen unreinen Zeiten vertrauensvolle Praktizierende unaufhörlich die Segnungen Je Tsongkhapas erhalten können. Stellen wir ein Bild oder eine Statue Je Tsongkhapas auf unseren Altar und betrachten diese Darstellung mit tiefem Vertrauen als lebendigen Je Tsongkhapa, bringen ihm Gaben dar, verbeugen uns vor ihm und richten Bitten an ihn, dann werden unsere Lebensspanne und unsere Dharma Verwirklichungen mit Sicherheit anwachsen. Insbesondere heißt es, dass die Bewohner eines Hauses, in dem eine Statue Je Tsongkhapas steht, keine Armut erleben und dass ihre Weisheit ganz natürlich größer wird.
Warum wir den Guru Yoga von Je Tsongkhapa üben müssen
DER GURU YOGA VON JE TSONGKHAPA
Der Guru Yoga von Je Tsongkhapa wird nun unter drei Überschriften erklärt:
1. Warum wir den Guru Yoga von Je Tsongkhapa üben müssen
2. Ursprung und Überlieferungslinie dieser Anleitungen
3. Die eigentlichen Anleitungen
WARUM WIR DEN GURU YOGA VON JE TSONGKHAPA ÜBEN MÜSSEN
Da unsere Anhaftung an weltliche Tätigkeiten so stark ist, haben wir normalerweise wenig Lust, überhaupt Dharma zu praktizieren, ganz zu schweigen vom Guru Yoga von Je Tsongkhapa. Das ist unser Haupthindernis. Damit wir es überwinden, müssen wir über die Gründe nachdenken, warum es notwendig ist, diesen besonderen Guru Yoga zu üben.
Es gibt zwei hauptsächliche Guru Yogas in Verbindung mit Je Tsongkhapa: Darbringung an den spirituellen Meister, oder Lama Chöpa, der in Verbindung mit dem Höchsten Yoga Tantra geübt wird, und Die Hunderte von Gottheiten des Freudvollen Landes, oder Ganden Lhagyema, der eher ein allgemeiner Yoga ist und entweder in Verbindung mit Sutra oder Tantra geübt werden kann. Diese zweite Praxis ist sehr berühmt und alle Anhänger Je Tsongkhapas lernen sie auswendig und üben sie regelmäßig. In dieser Praxis gibt es ein besonderes Gebet, das Migtsema Gebet. Wenn wir dieses Gebet verstehen, werden wir verstehen, warum es so wichtig ist, den Guru Yoga von Je Tsongkhapa zu üben. Das Gebet lautet:
Tsongkhapa, Kronjuwel der Gelehrten vom Lande des Schnees,
Du bist Avalokiteshvara, Schatz des nichtbeobachtbaren Mitgefühls,
Manjushri, erhabene makellose Weisheit,
Und Vajrapani, Zerstörer der Scharen von Maras.
O Losang Dragpa, ich ersuche Dich, bitte gewähre Deine Segnungen.
mig me tse wai ter chen chen re zig
dri me kyen pai wang po jam pal yang
du pung ma lu jom dze sang wai dag
gang chen khe pai tsug gyen tsong kha pa
lo sang drag pai zhab la sol wa deb
Dieses Gebet ist sehr gesegnet, da es ursprünglich von Manjushri gesprochen wurde. Es stammt aus Manjushris Emanationsschrift, die er direkt an Je Tsongkhapa überlieferte. Als Je Tsongkhapa dieses Gebet empfing, änderte er zwei Zeilen und brachte es seinem spirituellen Meister Rendapa dar. Rendapa aber gab es Je Tsongkhapa in seiner ursprünglichen Form zurück und sagte, dass es ihm eher entsprechen würde.
Viele Anhänger Je Tsongkhapas haben durch die Praxis des Migtsema in Verbindung mit dem Guru Yoga von Je Tsongkhapa sehr hohe Verwirklichungen erlangt. Diejenigen, die ein Handlungsretreat über Je Tsongkhapa abgeschlossen haben, können hundertacht rituelle Übungen in Verbindung mit Migtsema ausführen, die von späteren Lamas verfasst wurden. Dazu gehören Rituale, um geistige und körperliche Krankheiten zu heilen, verschiedene Hindernisse zu überwinden, unheilvolle Zeichen und schlechte Träume abzuwenden, es regnen zu lassen oder Regen zu beenden sowie Lebensspanne, Verdienste und Dharma Verwirklichungen anwachsen zu lassen. Vor allem aber ist die Migtsema Praxis die beste Methode, um unser Vertrauen in Je Tsongkhapa und seine Lehre zu vertiefen. Wenn wir Vertrauen haben und Je Tsongkhapas Lehren über Mahamudra aufrichtig umsetzen, können wir innerhalb von drei kurzen Jahren Erleuchtung erlangen. Unser Hauptproblem ist der Mangel an Vertrauen.
Das Migtsema Gebet zeigt, dass Je Tsongkhapa eine Emanation von Avalokiteshvara, Manjushri und Vajrapani ist. Als Emanation Avalokiteshvaras ist er die Verkörperung des Mitgefühls aller Buddhas, als Emanation Manjushris ist er die Verkörperung der Weisheit aller Buddhas und als Emanation Vajrapanis ist er die Verkörperung der spirituellen Kraft aller Buddhas. Da Je Tsongkhapa eine Emanation von Avalokiteshvara, Manjushri und Vajrapani ist, verbeugen wir uns vor allen Buddhas, wenn wir uns vor ihm verbeugen, bringen allen Buddhas Gaben dar, wenn wir ihm Gaben darbringen, richten Bitten an alle Buddhas, wenn wir Bitten an ihn richten und erhalten die Segnungen aller Buddhas, wenn wir seine Segnungen erhalten. Deshalb müssen wir auf jeden Fall den Guru Yoga von Je Tsongkhapa üben.
Indem wir uns auf Je Tsongkhapa verlassen, vertiefen sich unser Mitgefühl, unsere Weisheit und spirituelle Kraft ganz natürlich. Weil Je Tsongkhapa eine Emanation des Weisheitsbuddha Manjushri ist, ist es für seine vertrauensvollen Anhänger insbesondere nie schwierig, ihre Weisheit zu vergrößern. Überall dort, wo es eine Gemeinschaft vertrauensvoller Anhänger gibt, die Je Tsongkhapas Lehren aufrichtig praktizieren, vergrößert sich ihre innere Weisheit ganz natürlich. Weisheit ist sehr wichtig. Je mehr Weisheit wir haben, desto weniger Unwissenheit haben wir, und je weniger Unwissenheit wir haben, desto weniger Leiden erleben wir. Wenn wir Weisheit haben, gibt es keine Grundlage dafür, Probleme zu erleben.
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