Während dieser Meditation erlebt ein Teil unseres Geistes Glückseligkeit, ein Teil nimmt Leerheit wahr, ein Teil meditiert über Leerheit und ein Teil erzeugt den göttlichen Stolz, der Wahrheitskörper zu sein. Diese Meditation wird «den Tod in den Pfad zum Wahrheitskörper bringen» genannt. Sie ist eine sehr kraftvolle Meditation, die viele Funktionen gleichzeitig erfüllt. Sie reinigt den Geist. Sie hilft uns unser Festhalten am Selbst zu verringern und schließlich zu beseitigen. Sie ist eine kraftvolle Methode, um gewöhnliche Erscheinung und gewöhnliche Vorstellung zu überwinden. Sie hat die Funktion, gewöhnlichen Tod zu vermeiden. Sie lässt die Verwirklichung des klaren Lichts der Vollendungsstufe reifen. Sie sät den Samen, um den eigentlichen Wahrheitskörper eines Buddha zu erlangen, und sie ist eine Ansammlung von Weisheit. Wenn wir uns in dieser Meditation schulen, schulen wir uns in endgültigem Bodhichitta. Zuvor haben wir konventionellen Bodhichitta erzeugt, indem wir den Wunsch entwickelten, ein Buddha zum Wohle aller fühlenden Wesen zu werden. Ohne diese Motivation zu verlieren, schulen wir uns nun darin, unseren Geist mit Leerheit zu mischen. Dies ist die Schulung in endgültigem Bodhichitta.
Wir meditieren eine Weile in dieser Weise, dann denkt ein Teil unseres Geistes:
Obwohl ich den Wahrheitskörper eines Buddha erlangt habe, kann ich fühlenden Wesen nicht helfen, wenn ich so bleibe, denn sie können mich nicht sehen. Deshalb muss ich aus diesem Zustand als Formkörper eines Buddha entstehen.
Mit dieser Motivation stellen wir uns vor, dass sich unser Geist der untrennbaren Glückseligkeit und Leerheit in einen ovalen blauen Lichtstrahl verwandelt, der etwa eine Elle groß ist und senkrecht auf einem Lotos und Sonnenkissen steht. Ohne der eigentlichen Form unseres Körpers zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, sollten wir denken: «Jetzt habe ich die subtile Form eines Buddha erlangt.» Dann meditieren wir eine Weile über den göttlichen Stolz, der Freudenkörper zu sein. Diese Meditation wird «den Zwischenzustand in den Pfad zum Freudenkörper bringen» genannt.
Nach einer Weile denkt ein Teil unseres Geistes:
Selbst diese Form ist zu subtil, um von den meisten fühlenden Wesen gesehen zu werden. Wenn ich allen fühlenden Wesen helfen will, muss ich in einer besser sichtbaren Form entstehen.
Mit dieser Motivation stellen wir uns vor, dass sich unser Geist in der Form von blauem Licht allmählich ausdehnt und die Form von Heruka annimmt, der ein Gesicht und zwei Hände hat und Vajravarahi umarmt. Nun entwickeln wir göttlichen Stolz und denken: «Ich bin der Emanationskörper-Heruka.» Darüber meditieren wir. Diese Meditation wird «die Wiedergeburt in den Pfad zum Emanationskörper bringen» genannt. Während wir den göttlichen Stolz aufrechterhalten, Heruka zu sein, rezitieren wir nun die Zeile aus der Sadhana:
Aus dem Zustand großer Glückseligkeit entstehe ich als Guru-Gottheit.
Wenn wir die Selbsterzeugung in dieser Weise üben, vergessen wir unseren gewöhnlichen groben Körper und Geist und identifizieren uns mit dem vollkommen reinen Körper und Geist Herukas. Auf diese Weise bleibt unser Geist ruhig und friedvoll und unsere Verblendungen nehmen allmählich ab. Wir erzeugen nie Wut, Anhaftung oder andere unreine Geistesarten, sondern sehen alles als rein, wie ein Buddha. Können wir den göttlichen Stolz, Heruka zu sein, immer aufrechterhalten, wird es keine Grundlage für das Entstehen des Festhaltens am Selbst oder der Selbstwertschätzung geben und wir werden einen «vollkommen reinen Geist großer Tugend» erlangt haben.
Diese drei Meditationen werden «die drei Körper in den Pfad bringen» genannt, da sie eine besondere Methode sind, die drei resultierenden Körper eines Buddha in den gegenwärtigen Pfad zu bringen und sie bereits jetzt als Mittel zu nutzen, um Erleuchtung zu erlangen. Durch regelmäßige Schulung in diesen Meditationen verringern sich unsere gewöhnliche Vorstellung und gewöhnliche Erscheinung. Allmählich reinigen wir gewöhnlichen Tod, Zwischenzustand und Wiedergeburt und verwandeln sie in die drei Körper eines Buddha. Schließlich werden wir zur eigentlichen Guru-Gottheit.
DIE UMGEBUNG UND IHRE BEWOHNER REINIGEN
Eine vollqualifizierte tantrische Praxis muss vier vollständige Reinheiten beinhalten:
1. Die vollständige Reinheit des Ortes
2. Die vollständige Reinheit des Körpers
3. Die vollständige Reinheit der Vergnügen
4. Die vollständige Reinheit der Taten
Die zweite dieser vier Reinheiten, die vollständige Reinheit des Körpers, ist in der Praxis der Selbsterzeugung enthalten. Die erste und vierte, die vollständige Reinheit des Ortes und die vollständige Reinheit der Taten, sind in dieser vorbereitenden Übung enthalten und die dritte, die vollständige Reinheit der Vergnügen, ist in der nächsten vorbereitenden Übung enthalten, der Segnung der Darbringungen.
Wie bereits erwähnt sind aus Sicht des Höchsten Yoga Tantra gewöhnliche Erscheinung und gewöhnliche Vorstellung die Wurzel Samsaras. Der Grund, warum wir in unserer Umgebung, unseren Freunden und sogar in unseren Lehrern Fehler sehen, ist, dass wir gewöhnliche, unreine Erscheinungen haben. Jemand, der frei von unreinen Erscheinungen ist, sieht alles in einer reinen Weise. Ein reiner Geist erlebt eine reine Welt und ein unreiner Geist erlebt eine unreine Welt. Ein Buddha zum Beispiel hat keine unreine Erscheinung. Er oder sie hat einen vollkommen reinen Körper und einen vollkommen reinen Geist. Er erlebt seine Umgebung als Reines Land und alle Wesen, die darin wohnen, als Helden und Heldinnen und er erlebt alle Vergnügen als reine Vergnügen. Alles, was ein Buddha zum Beispiel isst oder trinkt, ist für ihn Nektar. Er oder sie empfindet niemals etwas als unangenehm. Warum? Weil sein Geist vollkommen rein ist wie eine strahlende Sonne, die nicht von Wolken verdunkelt ist.
Entsprechend der Methode des Höchsten Yoga Tantra, das Ergebnis in den Pfad zu bringen, müssen wir uns bereits jetzt darin schulen, die vollständige Reinheit des Ortes, des Körpers, der Vergnügen und der Taten zu erfahren. Indem wir uns darin schulen, die Welt in reiner Weise zu sehen, entwickeln wir reine Geistesarten und in dem Maße, in dem wir reine Geistesarten entwickeln, werden wir die Welt ganz natürlich in einer reinen Weise sehen.
Nachdem wir uns als Heruka mit einem vollkommen reinen Körper und Geist erzeugt haben, stellen wir uns nun vor, dass fünffarbige Lichtstrahlen, die Natur unserer fünf Weisheiten, aus unserem Körper ausstrahlen, alle Welten in den zehn Richtungen durchdringen und diese Welten und die Wesen, die sie bewohnen, vollständig reinigen. Wir stellen uns vor, dass alle Unreinheiten und Unvollkommenheiten samsarischer Umgebungen gereinigt sind. Felsiger und rauer Boden glättet sich, Extreme von Hitze und Kälte verschwinden, Wüsten verwandeln sich in wunderschöne Parkanlagen, Fluten ebben ab, Dunkelheit verschwindet – die ganze Umgebung verwandelt sich in Herukas Reines Land. Zur gleichen Zeit werden alle Verunreinigungen des Körpers, der Rede und des Geistes fühlender Wesen gereinigt, ihre Behinderungen zur Befreiung und Allwissenheit werden beseitigt und alle werden zu Helden und Heldinnen in Herukas Reinem Land. Wohin wir auch schauen, sehen wir nur makellose Reinheit, es bleibt kein einziges Atom unreiner Erscheinung übrig. Während wir uns dies vorstellen, rezitieren wir die Worte aus der Sadhana:
Aus meinem Körper strahlt Licht aus,
Das alle Welten und Wesen in den zehn Richtungen segnet.
Alles wird zu einer erlesenen Aufstellung
Makellos reiner, guter Eigenschaften.
Wenn wir ein Buddha werden, können wir vollkommen reine Taten vollbringen und die Welten und Wesen kraft unserer Segnungen verwandeln. Im Augenblick üben wir, das Ergebnis in den Pfad zu bringen, indem wir uns vorstellen Guru Heruka geworden zu sein, die Welt in Herukas Reines Land verwandelt zu haben und alle fühlenden Wesen in Gottheiten in Herukas Mandala. Diese Visualisierung ist sehr kraftvoll. Sie macht unseren Geist sehr rein und führt dazu, dass wir in einem Reinen Land wiedergeboren werden oder zumindest in einem guten Land mit wenigen Problemen. Diese Praxis ist auch eine Ansammlung von Verdiensten und lässt unseren Buddha Samen reifen. Wenn wir uns als Buddha visualisieren, der alle fühlenden Wesen und ihre Umgebungen segnet, so schulen wir uns in Bodhichitta, indem wir das Ergebnis in den Pfad bringen.
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