Geshe Kelsang Gyatso - Das Bodhisattva Gelübde

34. Es vorziehen, sich lieber auf Bücher statt auf unseren spirituellen Meister zu verlassen Die Wurzel der Dharma Verwirklichungen ist, sich aufrichtig auf den spirituellen Meister zu verlassen. Vernachlässigen wir diese Praxis und eignen uns unser Verständnis lieber durch Bücher an, dann begehen wir eine Nebenübertretung.

35. Denjenigen, die Hilfe brauchen, nicht helfen Bittet uns jemand um Hilfe oder merken wir, dass jemand danach verlangt, und sind in der Lage ihm zu helfen, unterlassen dies aber aus Faulheit oder einer anderen Verblendung, dann begehen wir eine Nebenübertretung. Fragt uns jemand zum Beispiel nach dem Weg oder bittet uns um praktische oder spirituelle Hilfe oder um Vermittlung in einem Streit, dann sollten wir so gut wie möglich helfen.

36. Es vernachlässigen, für die Kranken zu sorgen Liegen uns kranke Menschen oder Tiere, denen wir begegnen, nicht am Herzen und tun wir nicht unser Bestes, um ihnen zu helfen, dann begehen wir eine Nebenübertretung.

37. Nicht handeln, um Leiden zu beseitigen Wann immer wir Menschen sehen, die körperlich oder geistig behindert oder geisteskrank sind, oder wann immer wir Tiere sehen, sollten wir Mitgefühl haben und überlegen, wie wir ihnen helfen können. Können wir keine praktische Hilfe leisten, sollten wir zumindest für sie beten. Tun wir nichts, begehen wir eine Nebenübertretung.

38. Anderen nicht helfen, ihre schlechten Gewohnheiten zu überwinden Treffen wir Menschen, die gewöhnlich ein Verhalten an den Tag legen, das ihnen oder anderen schadet, und haben wir die Gelegenheit, ihnen geschickt zu helfen diese Gewohnheiten zu überwinden, dann sollten wir das tun. Können wir ihnen nicht direkt helfen, sollten wir zumindest für sie beten. Tun wir nichts, begehen wir eine Nebenübertretung. Diese Übertretung unterscheidet sich von der sechzehnten insofern, als jene besondere, schwere negative Handlungen betrifft, wohingegen diese häufig wiederholte, aber ansonsten relativ geringfügige ungeschickte Handlungen betrifft wie Rauchen, Trinken, Bagatelldiebstahl oder in einer Weise zu handeln, die zu Disharmonie führt.

39. Die Hilfe derjenigen, die uns geholfen haben, nicht erwidern Wir sollten uns immer an die Güte derjenigen erinnern, die uns helfen, und stets die Absicht haben, ihre Hilfe zu erwidern. Vergessen wir ihre Güte völlig, begehen wir eine Nebenübertretung.

40. Den Kummer anderer nicht lindern Begegnen wir Menschen, die bedrängt sind von Sorgen, und haben die Möglichkeit sie zu trösten, tun aber nichts, dann begehen wir eine Nebenübertretung.

41. Denjenigen nichts geben, die um Almosen bitten Wenden sich Bettler oder andere, die unserer Barmherzigkeit bedürfen, an uns, dann müssen wir versuchen, ihnen etwas zu geben. Verweigern wir dies ohne triftigen Grund, jedoch nicht aus Geiz, dann begehen wir eine Nebenübertretung. Weigern wir uns aus Geiz, begehen wir eine Hauptübertretung.

42. Sich nicht in besonderer Weise um Schüler kümmern Haben wir Schüler, dann müssen wir ihnen helfen, indem wir sie auf dem spirituellen Pfad führen und sie soweit möglich mit allem versorgen, was sie für ihre Dharma Praxis benötigen. Kümmern wir uns nicht in besonderer Weise um unsere vertrauensvollen Schüler, begehen wir eine Nebenübertretung.

43. Nicht im Einklang mit den Neigungen anderer handeln Wenn wir mit anderen umgehen, dann sollten wir versuchen sie zu erfreuen, indem wir, wann immer möglich, ihren Wünschen entsprechen, außer natürlich, ihre Wünsche sind unrecht und führen zu großem Leid. Missachten wir die Wünsche anderer ohne guten Grund, begehen wir eine Nebenübertretung.

44. Die guten Eigenschaften anderer nicht loben Sehen wir jemanden, dessen Benehmen vorbildlich für unsere Dharma Praxis ist, dann sollten wir uns an seinen guten Eigenschaften erfreuen und sie loben. Loben wir ihn aus Neid, Stolz, Eifersucht oder einer anderen Verblendung nicht, begehen wir eine Nebenübertretung.

45. Nicht zornvoll handeln, wenn es angebracht ist Es gibt Zeiten, in denen es notwendig ist, zu zornvollen Maßnahmen zu greifen, etwa auf eine sehr energische Art zu sprechen, um jemanden davon abzuhalten, negativ zu handeln oder um seinen oder ihren Stolz zu brechen. Erkennen wir klar, dass dieser Zeitpunkt gekommen ist und wissen, dass unsere zornvolle Handlung ihm in Zukunft sehr helfen wird, dann begehen wir, wenn wir diese Handlung aus falschem Grund nicht ausführen, eine Nebenübertretung.

46. Wunderkräfte, bedrohliche Handlungen und so weiter nicht anwenden Führen wir zornvolle Handlungen durch, dann sollten wir die Wunderkräfte, über die wir verfügen, einsetzen, andernfalls begehen wir eine Nebenübertretung. Viele verwirklichte Lehrer wie Je Tsongkhapa sagten jedoch, dass die Zeit für das Zurschaustellen von Wunderkräften vorbei ist. Heutzutage würden Menschen wahrscheinlich denken, dass wir schwarze Magie ausüben und folglich könnte Buddhadharma in Verruf geraten und unsere Sicherheit bedroht sein. Daher sollten wir dem Beispiel der Kadampa Geshes wie Dromtönpa, Geshe Potowa und Je Tsongkhapa folgen. Obwohl sie machtvolle Wunderkräfte besaßen, stellten sie diese nie zur Schau. Nach außen hin blieben sie immer wie gewöhnliche Menschen, ohne jemals zu behaupten, in irgendeiner Weise etwas Besonderes zu sein. Sie lebten unter gewöhnlichen Menschen und halfen ihnen, indem sie sie hauptsächlich ermutigten Liebe, Mitgefühl und Bodhichitta zu fördern und indem sie alle Stufen des Pfades zur Erleuchtung lehrten. Heutzutage ist dies für Bodhisattvas die nützlichste Art und Weise zu handeln.

Juwelenfeuer

Rotfarbig, die rechte Hand hält ein wunscherfüllendes Juwel und die linke Hand in meditativem Gleichgewicht hält ein Licht. Er verweilt in Durchdrungen von Licht im Westen und reinigt das Herbeiführen einer Spaltung innerhalb der Sangha.

Die achtzehn Hauptübertretungen

Die Hauptübertretungen sind schwerwiegender als die Nebenübertretungen, weil wir unsere Bodhisattva Gelübde tatsächlich brechen, wenn wir eine Hauptübertretung begehen. Begehen wir eine Nebenübertretung, dann beschädigen wir unsere Gelübde, brechen sie aber nicht vollständig.

Insgesamt gibt es achtzehn Hauptübertretungen, die in Die Bodhisattva Ebenen von Asanga und in Handbuch der Schulungen von Shantideva erläutert sind. Obwohl nur achtzehn aufgelistet sind, hat jede Übertretung viele verschiedene Aspekte.

1. Sich selbst loben und andere verhöhnen Wir begehen eine Hauptübertretung, wenn wir uns selbst loben, mit der Absicht andere zu täuschen, damit wir Geschenke erhalten oder unser Ansehen erhöhen. Wir begehen eine Hauptübertretung auch dann, wenn wir andere mit verletzender Absicht kritisieren. In beiden Fällen ist die Übertretung nur dann vollständig, wenn jemand unsere Worte vernimmt und versteht.

2. Weder Reichtum noch Dharma geben Bittet uns jemand darum, materielle Hilfe wie finanzielle Unterstützung oder spirituelle Hilfe wie Unterweisungen oder Dharma Bücher zu geben, und wir können dem Folge leisten, verweigern es aber aus Geiz, dann begehen wir eine Hauptübertretung.

3. Entschuldigungen anderer nicht annehmen Entschuldigt sich jemand, der uns zuvor körperlich oder sprachlich verletzt hat, und weigern wir uns, die Entschuldigung anzunehmen und sind stattdessen lieber nachtragend, dann begehen wir eine Hauptübertretung.

4. Das Mahayana aufgeben Lehnen wir eine Mahayana Schrift ab, die entweder den weiten oder tiefgründigen Pfad lehrt, und behaupten, dies sei nicht Buddhas Lehre, dann begehen wir eine Hauptübertretung. Ebenso ist es eine Übertretung, Sichtweisen zu verbreiten, die dem Dharma widersprechen, und andere zu ermutigen, solche falschen Lehren anzuwenden.