Die Anleitungen zu den Übertretungen der Bodhisattva Gelübde beinhalten ausführliche Ratschläge, wie wir unser tägliches Leben führen sollten, sodass wir all unser Handeln in die Lebensweise eines Bodhisattva umwandeln. Diese Anleitungen sind äußerst wichtig für diejenigen, die die Bodhisattva Gelübde abgelegt haben. Indem wir sie in die Praxis umsetzen, werden wir allmählich die Schulung eines Bodhisattva vollenden und schließlich die höchste Glückseligkeit der Buddhaschaft erlangen.
Es gibt sechsundvierzig Nebenübertretungen und achtzehn Hauptübertretungen. Diese werden nun im Einzelnen erklärt.
Die sechsundvierzig Nebenübertretungen
Begehen wir irgendeine der folgenden Nebenübertretungen, beschädigen wir zwar unsere Bodhisattva Gelübde, brechen sie aber nicht tatsächlich – genauso wie eine Tasse durch einen kleinen Schlag einen Riss bekommt, aber nicht zerbricht.
1. Den Drei Juwelen nicht jeden Tag Gaben darbringen Durch das Ablegen der Bodhisattva Gelübde verpflichten wir uns, den Drei Juwelen jeden Tag Gaben darzubringen. Dies können körperliche Darbringungen sein wie materielle Geschenke oder Gesten des Respekts, sprachliche Darbringungen wie Lobpreisungen oder geistige Darbringungen des Vertrauens. Vergeht ein Tag, ohne dass wir eine dieser drei Arten von Darbringungen machen, begehen wir eine Nebenübertretung. Diese Verpflichtung rät uns, dass wir jeden Tag Verdienste ansammeln sollten, indem wir den Drei Juwelen mit Körper, Rede und Geist Gaben darbringen.
2. Sich aus Anhaftung weltlichen Freuden hingeben Wann immer wir die Freuden des Essens, Trinkens, der Kleidung oder Musik genießen, sollten wir dies mit einer Bodhichitta Motivation tun. Misslingt uns dies und geben wir uns einfach aus Anhaftung oder Unzufriedenheit diesen Freuden hin, dann begehen wir eine Nebenübertretung. Diese Verpflichtung rät uns, dass wir all unser tägliches Handeln in die Lebensweise eines Bodhisattva umwandeln sollten, indem wir fortwährend Bodhichitta Motivation bewahren.
3. Respektlos gegenüber denjenigen sein, die vor uns die Bodhisattva Gelübde erhalten haben Verhalten wir uns respektlos gegenüber einem Praktizierenden, der vor uns die Bodhisattva Gelübde erhalten hat, begehen wir eine Nebenübertretung. Diese Verpflichtung rät uns, dass wir die ältere Bodhisattva Sangha respektieren müssen, um unsere Verdienste zu mehren.
4. Anderen nicht antworten Grüßt uns jemand freundlich und höflich und wir geben ohne guten Grund keine Antwort, dann begehen wir eine Nebenübertretung. Diese Verpflichtung rät uns, dass wir den Geist anderer glücklich machen sollten, indem wir geeignete Antworten und Ratschläge geben.
5. Einladungen nicht annehmen Lädt uns jemand mit einer guten Motivation zum Essen, zu einem Fest oder Ausflug ein und wir lehnen dies ohne guten Grund, einfach aus Stolz, Faulheit oder Wut ab, begehen wir eine Nebenübertretung. Gültige Gründe für das Ablehnen von Einladungen sind: wir sind krank, wir haben nicht die Zeit, andere wären unglücklich darüber, es wäre eine Gefahr oder ein Hindernis für unsere Dharma Praxis und so weiter. Diese Verpflichtung rät uns, dass wir Einladungen annehmen und ein Widmungsgebet machen sollten, sodass die Großzügigkeit des Gastgebers eine Ursache für alle Lebewesen sein möge, die Freuden eines Buddha zu erfahren.
6. Geschenke nicht annehmen Gibt man uns Gold, Geld oder andere Geschenke und wir lehnen sie ab, ohne guten Grund, einfach aus Stolz, Wut oder Faulheit, dann begehen wir eine Nebenübertretung. Diese Verpflichtung rät uns, dass wir Darbringungen von anderen annehmen und sie auf die sinnvollste Art und Weise verwenden sollten.
7. Denjenigen kein Dharma geben, die danach verlangen Bittet uns jemand mit dem aufrichtigen Wunsch nach Dharma Praxis darum, ihn zu unterrichten und lehnen wir dies ohne guten Grund lediglich aus Faulheit ab, dann begehen wir eine Nebenübertretung. Gültige Gründe, jemanden nicht zu unterrichten, sind: wir kennen das Thema nicht gut genug, es ist nicht angemessen, denjenigen zu unterrichten, andere wären darüber unglücklich, wir sind krank, wir haben keine freie Zeit und so weiter. Diese Verpflichtung rät uns, dass wir, wann immer wir die Gelegenheit dazu haben, die Dunkelheit der Unwissenheit im Geist anderer beseitigen sollten, indem wir Dharma Unterweisungen geben.
Machtvoller König der Nagas
Blaufarbig, die rechte Hand hält einen Nagabaum und die linke Hand in meditativem Gleichgewicht hält eine Schlange. Er verweilt in Durchdrungen von Nagas im Südosten und reinigt alle in acht Äonen angesammelten negativen Handlungen.
8. Diejenigen im Stich lassen, die ihre moralische Disziplin gebrochen haben Wir begehen eine Nebenübertretung, wenn wir mit einer urteilenden oder selbstgerechten Haltung diejenigen nicht beachten, die ihre moralische Disziplin gebrochen haben. Diese Verpflichtung rät uns, dass wir immer die Absicht bewahren sollten allen Lebewesen zu helfen, auch denen, die ihre moralische Disziplin gebrochen haben.
9. Sich nicht in einer Weise verhalten, dass andere Vertrauen entwickeln können Um anderen wirksam zu helfen, müssen wir uns in einer Weise verhalten, die sie dazu veranlasst Vertrauen in uns zu entwickeln. Tun wir das nicht und halten stattdessen an schlechten Gewohnheiten fest, die wahrscheinlich Kritik hervorrufen, wie Trinken oder Rauchen, dann begehen wir eine Nebenübertretung. Diese Verpflichtung rät uns, dass wir aufrichtig reine Disziplin bewahren und ein gutes Vorbild sein sollten, um das Vertrauen anderer in uns zu verstärken. In dieser Weise werden sie großen Nutzen aus unseren Unterweisungen ziehen.
10. Anderen von geringem Nutzen sein Eine enthaltsame, einsiedlerische Lebensweise ist für Hinayana Praktizierende angebracht, denn ihr Hauptziel ist es, der Anhaftung zu entsagen und dadurch ihre eigene Befreiung zu erlangen. Ein Mahayana Praktizierender sollte jedoch nicht unnötigerweise seine oder ihre Kapazität anderen zu helfen mindern, indem er oder sie Reichtum, Ruf oder den Umgang mit anderen Menschen meidet. Tun wir das, ohne eine besondere, altruistische Motivation, dann begehen wir eine Nebenübertretung. Diese Verpflichtung rät uns, dass wir, wenn wir eine Bodhichitta Motivation haben, unseren Reichtum und Ruf mehren können, vorausgesetzt wir verwenden ihn einzig und allein dazu, anderen Lebewesen stärker von Nutzen zu sein.
11. Nicht glauben, dass das Mitgefühl der Bodhisattvas gewährleistet, dass alle ihre Handlungen rein sind Buddha lehrte, dass alle Handlungen höherer Bodhisattvas, selbst Töten, Stehlen und so weiter, frei von Negativität sind, da sie Selbstwertschätzung aufgegeben haben und nur durch Mitgefühl motiviert sind. Weigern wir uns dies zu glauben, dann begehen wir eine Nebenübertretung. Diese Verpflichtung rät uns, dass wir uns an allen Handlungen der Bodhisattvas erfreuen und auch wir selbst einzig und allein durch Mitgefühl und Bodhichitta motiviert sein sollten.
Wie bei den vorangegangenen elf, enthält jede der verbleibenden fünfunddreißig Nebenübertretungen einen besonderen Rat. Obwohl ab jetzt der Ratschlag, der in den verbleibenden Übertretungen enthalten ist, nicht ausdrücklich erwähnt wird, sollten wir versuchen ihn zu erkennen, während wir über jede Übertretung nachdenken.
12. Reichtum oder Ruhm durch unrechten Lebensunterhalt erwerben Manche Menschen begehren Reichtum, Lob, Respekt und so weiter und greifen zu unlauteren Mitteln, um diese zu erwerben. Sie tun so, als seien sie etwas Besonderes, heilige Wesen, zeigen nach außen gutes Benehmen, sprechen sanft, schmeicheln anderen und preisen den Besitz anderer, während sie unmerklich andeuten, dass sie selbst jene Dinge benötigen. Oder sie machen kleine Geschenke in der Hoffnung, dafür größere zurückzubekommen. Benehmen wir uns in selbstsüchtiger Absicht in dieser Weise, dann begehen wir eine Nebenübertretung.
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