Geshe Kelsang Gyatso - Das Bodhisattva Gelübde

13. Dem Leichtsinn frönen Geben wir uns ohne guten Grund, einfach nur aus Erregung, Anhaftung oder Nichtgewissenhaftigkeit, oberflächlichen Tätigkeiten wie Singen, Tanzen, Spielen oder sinnloser Unterhaltung hin, dann begehen wir eine Nebenübertretung.

14. Behaupten, dass Bodhisattvas Samsara nicht aufgeben müssen Manche Menschen missverstehen was Samsara ist und behaupten, dass Bodhisattvas Samsara oder Verblendungen nicht aufgeben müssen, sondern dass sie mitten in Samsara Erleuchtung erlangen können, während sie für das Wohlergehen der fühlenden Wesen arbeiten. Halten wir diese Sicht und ermutigen andere das Gleiche zu denken, dann begehen wir eine Nebenübertretung, denn solche Sichtweisen beeinträchtigen unseren spirituellen Fortschritt.

15. Einen schlechten Ruf nicht vermeiden Handeln wir unnötigerweise so, dass wir kritisiert werden oder einen schlechten Ruf bekommen, dann begehen wir eine Nebenübertretung. Helfen unsere Handlungen jedoch vielen Wesen, lassen den reinen Buddhadharma erblühen oder sind notwendig, um die Unversehrtheit unserer moralischen Disziplin zu bewahren, dann spielt es keine Rolle, ob einige Menschen uns kritisieren.

16. Anderen nicht helfen Negativität zu überwinden Haben wir die Fähigkeit und die Gelegenheit jemandem zu helfen, eine negative Handlung nicht zu begehen, unterlassen dies aber ohne guten Grund, dann begehen wir eine Nebenübertretung.

17. Schaden oder Beleidigung vergelten Vergelten wir aus Wut oder Ungeduld Beleidigung mit Beleidigung, Schläge mit Schlägen, Kritik mit Kritik und so weiter, dann begehen wir eine Nebenübertretung.

Anführer der Helden

Gelbfarbig, die rechte Hand hält ein Schwert und die linke Hand in meditativem Gleichgewicht hält eine Schrift. Er verweilt in Durchdrungen von Helden im Süden und reinigt das negative Karma der Rede.

18. Sich nicht entschuldigen, wenn wir die Möglichkeit dazu haben Falls wir jemanden durch ungeschicktes Handeln gestört haben und es ergibt sich später die Gelegenheit uns zu entschuldigen, wir dies aber aus Stolz oder Faulheit unterlassen, dann begehen wir eine Nebenübertretung.

19. Die Entschuldigungen anderer nicht annehmen Entschuldigt sich jemand, der uns zuvor verletzt hat, wir aber weigern uns ohne guten Grund, aber nicht aus Groll, seine oder ihre Entschuldigung anzunehmen, dann begehen wir eine Nebenübertretung. Tun wir dies aus Groll, begehen wir eine Hauptübertretung.

20. Sich nicht bemühen die eigene Wut zu beherrschen Manchmal ertappen wir uns dabei, dass wir aus starker Gewohnheit oder schwierigen Umständen heraus wütend werden. Bemühen wir uns zu diesem Zeitpunkt nicht besonders stark, Geduld zu üben, dann begehen wir eine Nebenübertretung.

21. Einen Kreis von Anhängern aus Verlangen nach Profit oder Ansehen sammeln Versuchen wir aus selbstsüchtigen Gründen Schüler oder Anhänger zu sammeln, dann begehen wir eine Nebenübertretung.

22. Nicht versuchen, Faulheit zu überwinden Wir haben versprochen, Buddhaschaft zum Wohle aller Lebewesen zu erlangen, doch dazu brauchen wir großes Bemühen. Versuchen wir nicht, unsere Faulheit oder unsere Anhaftung an Schlaf und andere weltliche Vergnügen zu überwinden, dann begehen wir eine Nebenübertretung.

23. Sich aus Anhaftung mit sinnlosen Gesprächen abgeben Vertun wir damit viel Zeit, dann begehen wir eine Nebenübertretung.

24. Es vernachlässigen, sich in geistiger Stabilisierung zu schulen Möchten wir tiefgründige Verwirklichungen erlangen, dann ist das Erlangen des ruhigen Verweilens essenziell. Versäumen wir es, uns zu bemühen den Anleitungen über ruhiges Verweilen zuzuhören und über sie nachzudenken oder unsere Konzentration durch Schulung in ruhigem Verweilen zu verbessern, dann begehen wir eine Nebenübertretung.

25. Die Hindernisse zur geistigen Stabilisierung nicht überwinden In diesem Zusammenhang gibt es fünf Hindernisse zur geistigen Stabilisierung oder Konzentration:

1. Unnötige Selbstvorwürfe und Erregung

2. Boshafte Gedanken

3. Schlaf und Dumpfheit

4. Ablenkende Begehren

5. Häufige und störende Zweifel

Bemühen wir uns nicht diese aufzugeben, begehen wir eine Nebenübertretung.

26. Sich ganz auf den Geschmack der geistigen Stabilisierung konzentrieren Hier ist mit «Geschmack» der geistigen Stabilisierung das Erleben von Glückseligkeit, Frieden und Geschmeidigkeit gemeint, hervorgerufen durch Konzentration. Entwickeln wir Anhaftung daran und betrachten sie als endgültiges Ergebnis der Konzentration, dann begehen wir eine Nebenübertretung, weil diese Anhaftung unseren Wunsch, anderen zu helfen, mindert und unsere Mahayana Praxis behindert. Der wirkliche Wert der Konzentration liegt nicht in der vorübergehenden Glückseligkeit, die sie hervorruft, sondern darin, dass sie das Mittel ist, um höhere Verwirklichungen zu erlangen.

27. Das Hinayana aufgeben Die Lehren und Übungen des Hinayana sind Methoden, um Wesen von den Leiden Samsaras zu befreien. Deshalb sind sie heiliger Dharma und Objekte, die zu ehren sind. Betrachten wir sie als widersprüchlich zum Mahayana und glauben, dass wir sie aufgeben müssen, begehen wir eine Nebenübertretung.

28. Das Hinayana zum Nachteil unserer Mahayana Praxis studieren Um Bodhichitta und andere Mahayana Verwirklichungen und schließlich den Zustand der Buddhaschaft zu erlangen, müssen wir die Mahayana Lehren studieren und praktizieren. Bemühen wir uns stattdessen jedoch so sehr mit dem Studium des Hinayana, dass unsere Praxis des Mahayana dadurch geschwächt wird, dann begehen wir eine Nebenübertretung.

29. Ohne guten Grund dharmafremde Themen studieren Studieren wir dharmafremde Themen, um unsere Kapazität zu vergrößern, anderen Wesen helfen zu können, dann wird dies unsere Mahayana Praxis nicht beeinträchtigen. Studieren wir aber dharmafremde Themen ohne guten Grund, dann begehen wir eine Nebenübertretung.

Glorreiche Freude

Orangefarbig, die rechte Hand hält eine Sonne und die linke Hand hält einen Lotos. Er verweilt in Freudvoll im Südwesten und reinigt das gesamte negative Karma des Geistes.

30. Sich in dharmafremde Themen um ihrer selbst willen vertiefen Zuweilen mögen wir anfangs dharmafremde Themen aus gutem Grund studieren, dann aber vertiefen wir uns allmählich so sehr darin, dass wir unsere ursprünglichen Absichten aus dem Blick verlieren und sie am Ende nur zum Vergnügen studieren. Die Folge ist dann wahrscheinlich, dass uns keine Energie mehr für das Studium und die Praxis des Dharma übrig bleibt. Wenn wir das zulassen, dann begehen wir eine Nebenübertretung. Diese Übertretung gilt sowohl für akademische als auch für eher praktische Themen, die dharmafremd sind.

31. Andere Traditionen des Mahayana kritisieren Innerhalb des Mahayana gibt es eine große Vielzahl unterschiedlicher Traditionen und jede Tradition hat ihre eigenen Schriften und Übungen. Scheinen einige unserer Tradition zu widersprechen, sollten wir sie nicht ohne guten Grund herabsetzen oder kritisieren. Tun wir dies mit einer Motivation der Verblendung, dann begehen wir eine Nebenübertretung.

32. Sich selbst loben und andere verhöhnen Dies gleicht der ersten Hauptübertretung, außer dass wir hier durch geringfügigen Stolz motiviert sind, aber keine Absicht haben andere zu täuschen.

33. Sich nicht bemühen, Dharma zu studieren Dharma Unterweisungen zu hören und Dharma Bücher zu lesen sind wie Licht, das die Dunkelheit der Unwissenheit vertreibt. Wenn wir uns ohne guten Grund nicht bemühen beides zu tun, dann begehen wir eine Nebenübertretung.