1 ...7 8 9 11 12 13 ...30 „Wie willst du denn jemals eine Familie gründen, wenn du dich nicht langsam mal, um eine ernsthafte Beziehung bemühst? Gönnst du mir denn keine Kinder mehr, die ich verziehen darf?“
„Martha, ich verstehe überhaupt nicht, warum du diese Frage nicht deiner Tochter stellst. Außerdem habe ich noch genügend Zeit für Kinder.“
„Was heißt hier genügend Zeit? Du wirst bald 35! Ich habe Catherine mit 24 Jahren bekommen. Das ist das richtige Alter für Kinder!“
„Zeiten ändern sich, Martha. Heutzutage muss man sich erst etwas aufbauen, bevor man eine Familie gründet. Auch die Frauen wollen keine Hausmütterchen mehr werden, sondern werden Karrierefrauen. Wie geht es Catherine überhaupt? Hast du wieder mal etwas von ihr gehört?“
Catherine war ein eigenes Thema, seit sie sich für ein Leben auf der Straße und mit Drogen ausgesucht hatte. Trotz aller Bemühungen, seitens Marthas und ihres Mannes, wollte sie einfach nicht zurückkommen. Das war für Martha ein schwerer Schlag und sie sprach nicht gerne über sie.
„Seit einem halben Jahr nicht mehr. Ich habe keine Ahnung, ob sie noch lebt.“
Mike merkte, dass ihr die Tränen in den Augen standen und stand vom Thekenhocker auf, um sie tröstend in die Arme zu nehmen.
„Ich weiß einfach nicht was ich ihr getan habe, dass sie mich so aus ihrem Leben ausgrenzt. Ich bin doch ihre Mutter! Warum will sie lieber auf der Straße leben, als bei mir und Peter?“
„Martha, das hat nichts mit dir zu tun, sondern mit den Drogen, die sie nimmt. Die Drogen haben sie verändert und lassen sie nicht klar denken. Sie hat sich da selbst hineinmanövriert und kann und will jetzt eben nicht mehr heraus. Aber ich denke, im Grunde schämt sie sich dafür und will daher nicht, dass du sie so siehst. Und letztlich hält ihre Sucht sie im Schacht. Sie kann nicht aufhören und bei dir würde sie nichts bekommen, das weiß sie.“
„Sie wirft ihr Leben weg und meines gleich mit dazu. Peter hatte vor einigen Wochen einen Herzinfarkt bekommen, als er mitbekam, dass sie sich für Drogen prostituierte. Seit Wochen ist er im Krankenhaus ein gebrochener Mann und wird oder will einfach nicht mehr gesund werden. In seiner Phantasie ist sie immer noch sein kleines Mädchen, dass er sich zurückwünscht. Warum hat sie nicht einen anständigen Kerl, wie dich kriegen können?“
„Ach Martha, ich bin auch kein Engel und habe meine Macken.“
„Aber keine Macken, mit denen man nicht klar kommen könnte.“
„Genau, weil du genau weißt, dass ich deinem Charme einfach nicht widerstehen kann.“
„Lass uns lieber das Thema wechseln. Es bricht mir das Herz über Catherine nachzudenken. Wo warst du überall die letzte Zeit?“
„New York, Miami, Rom, Paris, London und zur guter Letzt noch in Philadelphia.”
“Man sollte meinen, so oft wie du herum kommst, dass dir auch mal eine anständige Frau über den Weg läuft. Aber ich glaube eher, dass du nie lange genug an einem Ort bist, um eine Frau an dich heran zu lassen. Wie lange hast du überhaupt vor hier zu bleiben?“
„Weiß ich noch nicht. Ich habe noch keine weiteren Reisen geplant, aber du weißt ja, ein Flug ist schnell gebucht. Mal sehen wie lange William und Laura mich ertragen, bevor sie mich rausschmeißen!“
„Ärgerst du Laura immer noch?“
„Warum hacken eigentlich immer alle auf mir herum? Sie ist auch kein Unschuldslamm.“
„Weil du damit anfängst! Das weißt du ganz genau. Finde endlich eine Frau, die zu dir passt, dann musst du auf das Glück deines Bruders nicht immer eifersüchtig sein!“
„Wer sagt, dass ich eifersüchtig bin? Ich kann Laura einfach nur nicht leiden, das ist alles.“
„Das ist totaler Blödsinn und das weißt du! Im Grunde deines Herzens magst du sie, doch du kannst es einfach nicht ertragen, dass William mit Laura glücklich ist und du dieses Glück eben nicht hast. Du hast schon als Kind William nichts gegönnt und hast dir sofort eine Gemeinheit einfallen lassen, damit du es ihm madig machen konntest. Und das ist auch heute noch so! Streite es bloß nicht ab! Nur hast du einfach nicht damit gerechnet, dass Laura zäh ist und nicht so schnell aufgibt. Das ist auch gut so! Ich bin froh, dass er sie gefunden hat. Sie gibt ihm den notwendigen Ausgleich zum Druck und der großen Verantwortung, die er mit den Hotels hat.“
„Er hat sich den Stress doch selbst ausgesucht. Keiner hat gesagt, dass er die Leitung übernehmen muss!“
„Michael Carrington, führe dich nicht auf, wie ein kleines Kind! Du weißt sehr wohl, von was ich rede. Gerne hätte dein Vater dich mehr in die Firma eingebunden, aber das wolltest du nie. Fang bloß nicht an, jetzt den Beleidigten zu spielen. In deiner Familie standen und stehen dir immer noch alle Türen offen. Wenn du mehr Verantwortung übernehmen willst, beweise dass du es willst und William wird dich sicherlich unterstützen.“
Martha konnte er einfach nichts vormachen. Sie kannte ihn viel zu lange schon und viel zu gut. Gerade, weil sie für ihn immer ein guter Ratgeber und Gesprächspartner war.
„Wusstest du, dass die beiden heiraten wollen?“
„Ja, William hat mich gestern ganz stolz angerufen und gefragt, ob ich Laura bei den Hochzeitsvorbereitungen helfen würde. Ich freue mich für ihn und das solltest du auch tun. Also versprech mir, dass du Laura in Ruhe lässt!“
„Das machst du absichtlich. Du weißt genau, dass ich dir keine Wünsche abschlagen kann.“
„Umso besser! Immerhin hat sie dich heute früh in den größten Tönen gelobt. Sie war so glücklich darüber, dass du ihre Cousine mitgebracht hattest. Das bedeutet ihr sehr viel und ist immerhin ein guter Grund das Kriegsbeil endlich zu begraben. Also verwirke dir diese Chance nicht wieder!“
„Ich werde mich bemühen“, räumte Mike ein.
Der Pancake war fertig und Martha legte ihn liebevoll auf einen Teller und bedeckte ihn mit einer dicken Schicht Puderzucker, dass Mike das Wasser im Mund zusammenlief.
„Da hat der Zufall wieder mal gewaltig zugeschlagen. Wie heißt sie eigentlich und wie hast du sie kennengelernt?“
„Ihr Name ist Isabella. Und Zufall war das wirklich. Du glaubst gar nicht, wie perplex ich gestern dastand, als alle einander zu kennen schienen und ich wusste nicht warum. Ich hatte mit viel gerechnet, aber nicht, dass ich Lauras Cousine mitbringen würde. Angefangen hatte die ganze Sache damit, dass sie im Flug von Philadelphia nach Boston neben mir saß.“
Die Tatsache, dass er sie schon im Café bemerkte, war eine Tatsache, die lieber für sich behielt.
„Sie war sehr verkrampft aufgrund ihrer Flugangst, so dass ich sie in ein Gespräch verwickelte, damit sie neben mir nicht ausrastete. Dabei hatte sich dann herausgestellt, dass sie fast kein Englisch spricht und Deutsche ist. Sie erzählte mir, dass sie ihre Cousine besuchen wollte, aber den gebuchten Anschlussflug verpasst hatte. Daher vermutete sie, dass sie wahrscheinlich nicht abgeholt werden würde. Als ihr dann bei der Gepäckausgabe auch noch der Koffer abhanden gekommen war und sie nicht wusste wo sie hinsollte, habe ich ihr angeboten, vorerst zu uns zu kommen, bis das mit dem Koffer geklärt war. Und dann kamen wir hier an und Willi bekam einen Lachanfall und Laura fiel mir um den Hals und rannte wie ein verrücktes Huhn herum.“
„Ich weiß, dass du ein guter Junge bist. Aber warum hattest du sie mit hierher genommen? Ich hätte dir eher noch zugetraut, dass du sie aus Mitleid im Hotel untergebracht hättest. Aber mit nach Wellington nehmen ist doch sonst nicht deine Art.“
Wieder diese ungläubigen Fragen nach seinem Handeln. Warum musste jeder noch in seinen Wunden bohren, wenn er doch selbst nicht aus dem ganzen schlau wurde?
„Ich kann es dir nicht sagen. Ich weiß es selber nicht. An sich war es reiner Blödsinn, aber dafür ist es jetzt auch schon zu spät.“
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