Flavio Maffia
Im Feuer geboren, im Licht getauft
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Inhaltsverzeichnis
Titel Flavio Maffia Im Feuer geboren, im Licht getauft Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1 - Fiat
Kapitel 2 - Der neue und unabhängige Mensch
Kapitel 3 - Der uneingeschränkte Gehorsam gegenüber der Logik
Kapitel 4 - Der Weg in den Himmel
Kapitel 5 - Die zweite Erde
Kapitel 6 - Die Macht der Magie
Kapitel 7 - Und es gibt ihn doch
Kapitel 8 - Quid pro quo
Kapitel 9 - Hemoth und Dakkad
Kapitel 10 - Zum Scheitern verurteilt
Kapitel 11 - Infiltration
Kapitel 12 - Der Aufbau des Widerstandes
Kapitel 13 - Weiß beginnt
Kapitel 14 - Recht und Gerechtigkeit
Kapitel 15 - Wer Frieden will, bereite den Krieg vor
Kapitel 16 - Das Licht wurde in die Dunkelheit gebracht
Kapitel 17 - Alles unter einem Dach
Kapitel 18 - Der Vorteil der freien Marktwirtschaft
Kapitel 19 - Geboren im Licht, geboren in der Dunkelheit
Kapitel 20 - Die Annalen
Kapitel 21 - Kein Preis ohne Leid
Impressum neobooks
Und so trennte der Herr der Geister Himmel und Erde. Am dritten Tag erschuf er den Garten und er sprach zu seinen Engeln: „Lasst uns Menschen nach unserem Ebenbild erschaffen!“
Die Meinung war gespalten, doch die Mehrheit beugte sich dem Willen des Herrn. Nur der Höchste unter ihnen hatte keine Furcht ehrlich zu sein und seine Meinung öffentlich kund zu tun. War es nicht eitel, ein Spiegelbild zu erschaffen, worin man sich ergötzen konnte?
„Was am Menschen ist zu achten, was sind seine Besonderheiten?“, fragte er.
„Seine Weisheit wir die eure übertreffen.“
Der Garten war makellos geworden und all das, was drin war, sehnte sich nach dem Menschen. Darum wurden Samael, Gabriel, Michael und Raphael zur Erde gesandt, um aus den vier Ecken der Erde Staub zu holen. Aus den vier Elementen Feuer, Erde, Luft und Wasser erschuf der Herr der Geister Adam und setzte ihn in sein Paradies. Er schien zufrieden mit seinem Werk zu sein. Nun hatte er ein unsterbliches Abbild seiner eigenen Ewigkeit. Der Mensch war das Fundament, auf dem der Himmel gegründet war, weil er zuletzt erschaffen worden und somit die Grundlage für alles Vorhergehende war.
„Dient ihm!“, war der Befehl an seine Söhne.
Aber Samael verstörte dieser Anblick. Er konnte Adam nie lange in die Augen blicken, schon spürte er Scham und Wut in sich aufsteigen. Der Mensch war weder vollkommen noch, ebenbürtig.
Ausser dem Herrn der Geister schien das jeder zu erkennen, aber man wollte ihm gefallen. Verächtlich blickte Samael diese Heuchler an. Sie sagten was gefiel.
„Wir wurden aus der Pracht der Heiligkeit erschaffen, dieser Mensch aber nur aus dem Staub der Erde und dennoch wird er über uns gesetzt. Er wird mit Sicherheit sündigen und die Gebote missachten.“
Und so schien der Herr ein neues Spielzeug gefunden zu haben, womit er sich beschäftigen konnte. Irgendwann merkte er, dass Adam trotz des Paradieses unglücklich zu sein schien und so entnahm er ihm während des Schlafs eine Rippe und erschuf daraus Adams Ebenbild Eva. Zusammen schienen sie nun endlich glücklich zu sein. Der Herr nahm an, dass seine Weisheit verstanden wurde und so liess er alle Engel sich versammeln, damit sie sich vor Adam niederwerfen konnten. Aber dies schien für manche eine Unmöglichkeit darzustellen und sie mussten sich dem widersetzen. Und so traf sie die Wut des Herrn, weil sie in ihrer Arroganz sich zu erhöhen versuchten und rebellierten. Sie hatten die Dunkelheit gewählt und der Herr vertrieb sie aus dem Himmel und stiess sie hinab.
Es schien vergessen, dass nur der Herr in die Herzen der Wesen blicken konnte und ihre wahre Schönheit sah. Sie konnten im Menschen nicht dasselbe erkennen wie er und sie schienen kein Vertrauen mehr zu haben.
Und so fielen die Engel, abgefallen von der Göttlichkeit. Sie wurden nach einem sinnlosen Krieg verbannt, den sie ohnmächtig verloren. Dennoch gab man sich nicht geschlagen, denn man bereute lediglich die Schmerzen und nicht den Willen sich zu erheben. So gesehen hatte man ein Wunder vollbracht. Mit klangvoller Stimme richtete Samael sich an sein Gefolge und gab ihnen Mut: „Ist es nicht besser hier zu herrschen, als im Himmel zu dienen?“
Zufrieden blickte Samael sich um, langsam bemerkten sie, wo sie waren. Es war ein trostloser Ort, nichts Göttliches war vorhanden, dafür ein ständiges Gefühl der Trostlosigkeit. Sie waren auf der Erde.
„Wir mögen die Ersten, aber sicherlich nicht die Letzten sein!“
Stolz betrachtete Samael das gemeinsame Werk: „Wir haben die Angst besiegt und gegen unsere Natürlichkeit gehandelt. Diese Tat wird uns für alle Ewigkeit erhöhen. Wir haben bewiesen, dass man den Willen über alles andere erheben kann! Wir haben uns befreit.“
Sie hatten eine scheinbar unüberwindbare Grenze durchbrochen und somit das Göttliche herausgefordert.
„Vergesst nicht, dass diese Verbannung für uns nichts verändert hat. Wir bleiben Engel von göttlicher Herkunft und wir sind immer noch unsterblich und mächtig. Dies mag nun unsere neue Heimat sein, vieles was wir gewohnt waren, mag fehlen, aber dafür haben wir hier Freiheiten, welche uns an einem anderen Ort nicht gegeben wären und dafür ist das ein geringer Preis! Mögen manche behaupten, dass der Stolz die älteste Sünde ist, wir wissen es besser!“
Aber der Krieg war noch nicht vorbei, trotz dieser verlorenen Schlacht. Samael gab sich noch nicht geschlagen. Nun galt es zu bestimmen, wie es weiter ging: „Es wird gesagt, dass wir böser und schuldiger seien als der Mensch es je sein könnte. Aber der Mensch ist ohne eigene Bedürfnisse, obwohl der einen freien Willen hat. Er kennt weder die Dunkelheit, noch den Unterschied zwischen Gut und Böse. Man hat sie über uns erhöht, ohne, dass sie zum Gleichen fähig wären wie wir, oder dass sie unsere Kenntnisse teilen würden. Aber dank ihnen haben wir erkannt, was wahrhaft göttlich ist. Nur durch den Menschen sind wir in Ungnade gefallen, obwohl wir zuerst da waren. Niemand kann uns die Schuld darangeben, denn wir gelten als perfekt und ohne Makel. Vergesst nicht, ihre Herkunft ist von hier, wir aber entstammen der Göttlichkeit und darum sind wir Fremde in einem fremden Land. Und ich wage zu behaupten, sollte man die Menschen uns wahrhaft gleichstellen, sie scheitern werden! Diesen Beweis zu erbringen, meine Brüder, muss darum unser nächstes Ziel sein. Noch mögen sie voller Unschuld sein und in einer völligen Abhängigkeit leben, wovon wir sie aber befreien werden. Sie müssen verstehen, dass ihr freier Wille sie völlig befreit und es ihnen ermöglicht nach Weisheit und Erkenntnis zu streben. Sobald sie sich für die Dunkelheit entschieden haben, teilen wir dasselbe Schicksal und wir können beginnen zu beweisen, wer der Bessere ist. Dann sind wir wahrhaft gleichgestellt und können nach der Gunst des Göttlichen trachten!“
Samael hatte einen Plan, um sein Vorhaben zu erreichen. Denn nur die Unkenntnis von Adam und Eva, über das was Gut und was Böse war, verhinderte, dass beide den Engeln ebenbürtig waren. Das hatte er vor zu ändern. Darum stattete er Eva als Schlange verkleidet einen Besuch ab und flüsterte ihr Worte und Ideen zu, die nie aus ihrem Herzen entsprungen wären. Und so kam es zu einer ersten Verführung, indem er in ihr einen Wunsch weckte, der aber mit einer Sünde verbunden war. Sich selbst erhöhen zu wollen. Obwohl sie wusste, dass man nicht vom Baum der Erkenntnis essen durfte, weil man dann daran sterben musste, tat sie es trotzdem. Eva hatte die Dunkelheit gewählt. Adam bemerkte, dass sie sich verändert hatte und er erkannte den Grund. Darüber war er sehr traurig, doch er wollte sich nicht zwischen dem Göttlichen und seiner Frau entscheiden und so tat er es ihr gleich. Endlich vollzogen die Menschen jene erforderliche Geleichstellung, die für Samael eine notwendige Voraussetzung war. Jetzt konnte die Zeit über die Perfektion der Menschen urteilen. Es wurde Nacht und sie Beide legten sich schlafen, ihr Geist hatte sich verändert. Ein Gewitter zog auf wie es noch nie erklungen war. Donner auf Donner rollte, denn der Himmel wusste bereits um ihre Tat. Ihre Tage in Eden waren gezählt. Das Urteil war gefällt.
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