O Guru Buddha,
In deiner Natur der Weisheits-Dharmakaya,
Vereinigung aller spirituellen Meister,
Bitte gewähre mir deine Inspiration.
O Guru Buddha,
In deiner Natur der Sambhogakaya,
Vereinigung aller Buddha Juwelen,
Bitte gewähre mir deine Inspiration.
O Guru Buddha,
In deiner Natur der Mitgefühls-Dharmakaya,
Vereinigung aller Dharma Juwelen,
Bitte gewähre mir deine Inspiration.
O Guru Buddha,
In deiner Natur die erhabene Emanation,
Vereinigung aller Sangha Juwelen,
Bitte gewähre mir deine Inspiration.
Wir wiederholen unsere Bitte um Segnungen und bringen innige Bitten vor, um die Verwirklichung der Meditation zu erlangen, die wir ausführen möchten. Dabei erkennen wir, wie wichtig es ist, diese Verwirklichung zu erreichen, wenn wir Befreiung und Erleuchtung erlangen wollen. An dieser Stelle können wir auch das Gebet der Stufen des Pfades rezitieren, das in den Gebeten für die sechs vorbereitenden Übungen in der Sadhana Essenz des Glücks enthalten ist.
Als Antwort auf unsere Bitten strahlt Guru Buddha Shakyamuni Licht aus, das in unseren Körper und Geist eintritt, unsere Nichttugend reinigt und unsere Behinderungen beseitigt. Insbesondere reinigt es die Hindernisse, die dem Erreichen der Verwirklichungen entgegenstehen, die wir erbeten haben. Unser Körper wird in die Natur von Licht umgewandelt und unser Geist entwickelt ein sehr starkes Potenzial, diese Verwirklichungen zu erlangen.
Jetzt haben wir alle sechs vorbereitenden Übungen beendet und wir sind bereit, unsere eigentliche Lamrim Meditation auszuführen. Während der gesamten Meditation sollten wir uns bewusst sein, dass sich unser spiritueller Meister im Aspekt Buddha Shakyamunis auf unserem Scheitel befindet. Wann immer Schwierigkeiten in unserer Meditation auftauchen – seien es Ablenkung, Faulheit oder irgendwelche unangenehmen Gefühle bezüglich der Meditation – können wir eine Pause machen, ein Mandala darbringen und Inspiration von Guru Buddha Shakyamuni erbitten: «Bitte hilf mir, damit ich dieses Hindernis beseitigen kann und mich in der Meditation bemühe.» Dann können wir uns erneut vorstellen, dass Licht und Nektar von Guru Buddha Shakyamuni zu unserem Herzen hinabströmen, unsere Hindernisse beseitigen und unseren Geist mit guter Energie segnen, damit wir in unserer Meditation fortfahren können. Wenn wir auf diese Weise praktizieren und die Meditation mit Bitten für das Empfangen von Inspiration und Segnungen verbinden, werden wir mit Sicherheit Verwirklichungen erlangen. Geshe Dag Powa sagte:
Wenn wir unsere Meditation mit den Übungen des Reinigens von Negativität, des Ansammelns von Verdiensten und den Bitten um Inspiration an unsere spirituellen Meister und Yidams verbinden, gibt es keinen Zweifel, dass sich unser Geist ändern wird. Da unser gegenwärtiger Geisteszustand unbeständig ist, werden wir schnell tiefgründige Verwirklichungen erlangen, wenn wir wiederholt auf diese Weise praktizieren, obwohl wir vielleicht der Ansicht sind, dass keine Hoffnung besteht.
Die Essenz der sechs vorbereitenden Übungen ist in den Gebeten Essenz des Glücksund in der kürzeren Praxis Gebete für die Meditationenthalten, die beide in Anhang IIzu finden sind. Die Reihenfolge der oben erklärten Gebete unterscheidet sich leicht von der Reihenfolge in der Sadhana Essenz des Glücks, in der eine vollständige, aber weniger ausführliche Art der Praxis dargestellt ist. Die Gebete sollten in jeder Meditationssitzung rezitiert werden. Unsere eigentliche Lamrim Meditation wird nach dem Gebet über die Stufen des Pfades oder an einer geeigneten Stelle innerhalb des Gebets ausgeführt.
Bevor die eigentliche Meditation dargelegt wird, folgt eine allgemeine Erklärung der Natur und des Zwecks der Meditation. Zu meditieren heißt unseren Geist beständig und gründlich mit einem tugendhaften Objekt vertraut zu machen. Meditation hat viele Funktionen. Sie überwindet innere Probleme, wie diejenigen, die durch Wut, Neid, Anhaftung und Unwissenheit erschaffen werden. Sie bändigt unseren Geist und bringt uns inneren Frieden. Sie befähigt uns tugendhafte Absichten zu fördern, durch die wir gute Handlungen ausführen. Und sie beseitigt nichttugendhafte Absichten, durch die wir schädliche Handlungen ausführen. Durch Meditation gewinnen wir Erfahrungen der vielen Ebenen spiritueller Verwirklichung und schreiten zu immer höheren Ebenen spiritueller Erlangung fort, bis wir die höchste von allen, den Zustand der Buddhaschaft, erreichen.
Um Meditation zu praktizieren, müssen wir zuerst Dharma lernen, indem wir richtige Unterweisungen hören und lesen. Dann müssen wir über die Bedeutung des Gehörten und Gelesenen nachdenken. Wir denken über Dharma nach, um seine Bedeutung klar zu verstehen und überzeugt zu werden, indem wir prüfen, ob er logisch und schlüssig ist, ob er mit unserer eigenen Erfahrung übereinstimmt und ob sein Ziel erstrebenswert ist. Wenn wir einmal ein sicheres Verständnis der Bedeutung des Dharma und Vertrauen in seine Verlässlichkeit erlangt haben, sind wir bereit, Meditation zu praktizieren.
Es gibt zwei Arten der Meditation: analytische Meditation und verweilende Meditation. In der analytischen Meditation führen wir eine zielgerichtete Untersuchung oder Überlegung über ein Objekt durch, analysieren seine verschiedenen Aspekte und untersuchen es von verschiedenen Standpunkten aus. Wir benutzen unsere Vorstellung, Achtsamkeit und logisches Denkvermögen, bis kraft unserer Untersuchung in unserem Geist ein besonderer Gedanke oder ein besonderes Gefühl entsteht und sich unser Geisteszustand verändert. Wie wir sehen werden, gibt es verschiedene Arten von Objekten. Manche, wie Unbeständigkeit oder Leerheit, sind Objekte, die vom Geist erfasst werden. Andere wie Liebe, Mitgefühl, Entsagung oder der Entschluss, sich in reiner Weise auf unseren spirituellen Meister zu verlassen, sind eigentliche Geisteszustände. Wir üben solange analytische Meditation aus, bis das besondere Objekt, das wir suchen, unserem Geist deutlich erscheint oder bis der besondere Geisteszustand entsteht, den wir erzeugen wollen.
Wenn wir zum Beispiel darüber meditieren, wie man sich auf einen spirituellen Meister verlässt, betrachten wir die verschiedenen Vorteile, die uns unser Vertrauen bringt, die Gefahren, die ein Verpflichtungs- und Vertrauensbruch schafft, und die verschiedenen Möglichkeiten, wie wir uns vertrauensvoll in Gedanken und Taten auf unseren spirituellen Meister verlassen können. Durch die Kraft dieser analytischen Meditation entwickeln wir den festen Entschluss, uns von ganzem Herzen auf unseren spirituellen Meister zu verlassen. Wenn dieser Entschluss klar und eindeutig in unserem Geist entsteht, haben wir unser Objekt der verweilenden Meditation gefunden.
In der verweilenden Meditation konzentrieren wir uns einsgerichtet auf ein tugendhaftes Objekt, ohne dass wir uns durch Ablenkungen in unserer Konzentration stören lassen. Das Objekt der verweilenden Meditation kann jedes tugendhafte Objekt oder ein besonderer Gedanke oder ein Gefühl sein, das durch die Kraft der analytischen Meditation in unserem Geist hervorgerufen wird. In der verweilenden Meditation halten wir dieses tugendhafte Objekt, diesen Gedanken oder dieses Gefühl, bis es anfängt, schwächer zu werden; dann führen wir erneut unsere analytische Meditation aus, um das Objekt wieder klar oder deutlich werden zu lassen. Es ist, als ob wir ein Feuer mit einem Blasebalg anfachen: Irgendwann ist das Feuer stark genug und wir können den Blasebalg weglegen und das Feuer brennen lassen. Genauso kommt die Zeit, in der wir die analytische Meditation beenden und die verweilende Meditation zum Zuge kommt. So wie das Feuer allmählich wieder schwächer wird, sodass wir erneut den Blasebalg benutzen müssen, so wird auch das Objekt unserer verweilenden Meditation allmählich schwächer werden, sodass wir wieder die analytische Meditation anwenden müssen.
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