Verlagsautoren
± Ein Exposé ist erforderlich, um Verlag oder Agentur zu finden. Was mehr Arbeit macht, aber durch ordnende Funktion einen besseren Roman oder ein besseres Sachbuchmanuskript hervorbringen kann.
+ Ein Exposé hilft, die Gedanken zu ordnen und dem Text eine Struktur zu geben, die im Sachbuch zu einem klaren Gedankengang und im Roman zu einer funktionierenden Dramaturgie führt.
+ Der Druck, ein Exposé schreiben zu müssen, wenn man auf einen Verlagsvertrag hofft, schafft bei manchen Autoren den Anreiz, sich eingehender mit der Struktur ihres Werkes auseinanderzusetzen. Was letztlich zu einem besseren Roman in kürzerer Zeit führt.
– Exposés zu schreiben, ist lästig und mühsam. Es ist ein Kraftakt, wenn Sie es erst nach Fertigstellung Ihres Romans schreiben. Es wird noch lästiger und noch mühsamer, wenn Verlage mehrere Exposés verlangen oder Agenten und Verlage jeweils Exposés unterschiedlicher Länge haben möchten oder mit unterschiedlichem Inhalt wie etwa einer Personenliste oder einer Kurz-Synopsis.
– Ein Exposé ist immer ein Kompromiss. Manchmal ist es ein fauler. Im schlimmsten Fall geht das eigentlich Brillante oder Unverwechselbare Ihres Romans aus dem Exposé nicht hervor. Das gilt insbesondere für literarisch anspruchsvolle Romane, in denen die Sprache wichtiger ist als die Story.
Selfpublisher
+ Ob er ein Exposé schreibt und welche Form und welchen Umfang es hat, entscheidet der Autor selbst.
+ Ein Exposé vereinfacht die Vermarktung des Buchs: Der Informationstext beim Vertreiber und der Klappentext sind schneller geschrieben.
+ Die Freiheit, ohne Leitung durch eine Struktur schreiben zu können, nutzt dem einen oder anderen Autor.
+ In seltenen Fällen haben Autoren ein Story-Gen wie etwa Stephen King. Sie schreiben dabei keineswegs unstrukturiert, aber sie finden die Struktur instinktiv. Intensives Lesen hilft, diesen Instinkt auszubilden. Aber es garantiert ihn nicht!
+ In sehr seltenen Fällen entsteht durch das Verlassen der ausgetretenen (aber ans Ziel führenden) Pfade etwas Neues, Spannendes.
– Der Verzicht darauf, ein Exposé zu schreiben, führt in der Mehrzahl der Fälle dazu, dass der Autor entweder gar nicht erst die Frage nach einer Struktur und einem geordneten Plot stellt. Oder er verzettelt sich strukturell. Was zur Folge hat, dass die Dramaturgie nicht stimmt und der Roman als Ganzes nicht funktioniert. Häufig führt das zu sehr vielen Überarbeitungen und kostet letztlich sehr viel mehr Zeit, als das Schreiben eines Exposés vor Beginn der Schreibarbeiten. In der überwiegenden Zahl der Fälle ist die Folge eines Verzichts auf ein Exposé noch gravierender: Der Roman wird nie fertiggeschrieben, weil sich unterwegs die Probleme häufen und der Autor aufgibt.
– Der Verzicht auf die Form, die zu finden ein Exposé hilft, sorgt bei beendeten und selbstpublizierten Romanen in der überwiegenden Zahl der Fälle dafür, dass sie keine Leser finden oder ihre Leser enttäuschen. Einen enttäuschten Leser aber hat der Selfpublisher für immer verloren, selbst wenn die nachfolgenden Werke besser werden.
– Will der Selfpublisher sich mit dem Roman dann doch noch an einen Verlag wenden, braucht er plötzlich doch ein Exposé – und es im Nachhinein zu schreiben, wird schwierig und aufwendig.
Diese Fragen sollten Sie sich ehrlich beantworten:
Ich will mein Buch selbst veröffentlichen. Habe ich Erfahrung genug beim Schreiben, dass ich die Struktur eines Romans mit seinen Wendepunkten, die Bögen von Spannung und Charakteren automatisch und instinktiv beherrsche?
Ich will im Verlag veröffentlichen und habe einen Roman ohne Exposé geschrieben. Bin ich bereit, sehr viel Arbeit und Zeit in ein Exposé zu investieren, die mir dann fürs eigentliche Schreiben des Nachfolgers nicht zur Verfügung steht?
Kenne ich meinen Roman gut genug, um das Zentrale darin herauszuarbeiten und ebenso kurz wie spannend darzustellen?
Sind meine Gründe, ohne ein Exposé ein Buch zu schreiben, tatsächlich schlüssig und überzeugend? Oder habe ich bloß keine Lust dazu?
Habe ich Angst davor, ein Exposé zu schreiben, weil ich mich dann mit dem auseinandersetzen muss, worum es in dem Roman zentral geht? Habe ich Angst, dass ich eben das nicht weiß?
Bin ich bereit, meinen schon geschriebenen Roman komplett zu überarbeiten, wenn ich durch das Exposé erkenne, was am Plot alles nicht funktioniert?
Entscheidungshilfe: Verlag oder Selfpublishing?
Wie wichtig ist mir das Thema »Exposé«?
(1 = weniger wichtig; 2 = wichtig; 3 = sehr wichtig.)
Welcher Publikationsweg passt beim Thema »Exposé« besser zu mir?
(Vergeben Sie an Verlag oder Selfpublishing je nach Wichtigkeit 1, 2 oder 3 Punkte.)
Ihre Entscheidung:
Verlag: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte
Selfpublishing: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte
Der Schreibprozess: Deadlines, Disziplin und Motivation
Nach der Konzipierung des Sachbuchs oder Romans folgt endlich das Eigentliche: das Schreiben . Falls Sie zuvor einen Verlagsvertrag über das Werk abgeschlossen haben, wird man Ihnen von Verlagsseite zur Fertigstellung eine begrenzte Zeit zur Verfügung stellen, an deren Ende eine Deadlinesteht. Bis dahin müssen Sie das Manuskript abliefern.
Manche Autoren setzt eine solche Deadline stark unter Druck. Einige von ihnen so stark, dass sie dadurch blockiertwerden und gar nichts mehr zu Papier bringen. Ein fixer Abgabetermin kann insbesondere bei weniger erfahrenen Autoren zum Problemwerden.
So etwa bei Antonia. Weil sie nicht abschätzen konnte, wie lange die Recherche für ihren historischen Roman dauern würde, liegt sie nun schon zwei Jahre hinter der Deadline zurück – zum Glück nur hinter ihrer eigenen, denn einen Verlag hat sie nicht.
Die wenigsten Neulinge können abschätzen, wie langesie für die Recherche, fürs Schreiben und fürs Überarbeiten benötigen. Nicht selten liegen sie, wie Antonia, kolossal daneben. Das ist keine Schande, sondern gehört zum Erlernen des Schreibhandwerksdazu.
Hektik tut einem Buch nie gut, erst recht nicht nackte Panik. Hinzu kommt bei den meisten Autoren, dass ein Brotberuf und ein ausgefülltes Familienleben das Finden und Nehmen der Schreibzeit erschweren. So wird die Deadline für manche schnell so gruselig, wie das Wort klingt.
Es ist nachvollziehbar, dass Verlage gerade den Erstling gerne vollständig vorliegenhaben möchten, bevorsie einen Autor unter Vertragnehmen.
Im Sachbuchsieht das ein wenig andersaus. Da kann ein Autor allein durch seine Sachkompetenz und die engere Zusammenarbeit mit dem Lektorat oder der Redaktion das Ziel »fertiges Manuskript« leichter erreichen. Wie Bertram, der sich als Professor für Numismatik kompetent zu seinem Buchthema » Geschichte im Spiegel von Kopf und Zahl « äußern kann.
Manche Autoren brauchen die Zusammenarbeitmit anderen, um überhaupt ein in sich geschlossenes und schlüssiges Werk zu einem Thema zustande zu bringen. Hier kann der Lektoroder Redakteur, wie er in Sachbuchverlagen auch heißt, als Partner Gold wertsein.
In der Praxis:Dann gibt es noch die Autoren, die erst unter einer Deadline so richtig aufblühen. Wie Astrid, die schon in der Schule für die am selben Tag anstehende Klausur immer erst morgens im Bus lernte. Heute freut sie sich über die Zielvorgabe » Ende März 2015 «. Jetzt, wo sie weiß, wann ihre Lektorin das Manuskript auf dem Schreibtisch haben will – und wann die nächste Rate der Vorschusszahlung fällig wird! –, kann sie genau planen.
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