„Ich will damit sagen, daß...; ach, vergessen Sie es !“
„Ich doch gesagt, - ich vergessen !“
- Herr Özdemir war eines der kleinsten Probleme. Karl war ihm nicht wirklich böse, doch wollte er es nicht hinnehmen, dass gute Sitten einfach ignoriert wurden. Damit forderte er die wirklich Verstockten freilich nur umso mehr heraus und weiterer Ärger war vorprogrammiert....
„Möchten Sie der Dame nicht Ihren Platz anbieten ?“
Liebknecht kam von einem kurzen Gang in ein benachbartes Büro zu seinem eigenen Dienstzimmer zurück und erblickte eine schwangere Frau, welche keinen Sitzplatz in dem überfüllten Flur mehr gefunden hatte und jetzt neben einem jungen, ausländischen Mann, welcher sich gemütlich in einem der Stühle lümmelte, stand.
„Sie sollten sich schämen“, fuhr Karl Liebknecht fort, „Sie sehen doch, dass die Dame in anderen Umständen ist !“
„Was geht Sie das an“, gab der Gescholtene frech zurück, „außerdem ist sie meine Frau !“
Wortlos betrat Liebknecht wieder sein Büro.
'Kulturlose Wesen, ́ ging es ihm durch den Sinn, bevor er sich wieder von seiner Arbeit in Anspruch nehmen ließ.
- Solche und ähnliche Vorkommnisse ließen in Karl einen Plan reifen. -
– In einem der isolierten Kellerräume begann er, Wände, Boden sowie Decke mit Kacheln zu fliesen, so wie er es von seinem verstorbenen Vater gelernt hatte. Ein Ablaufrohr installierte er im Fußboden und führte dieses in die gleich daneben liegende Waschküche, in welcher auch die Kühltruhe stand und welche freilich auch über eine Abwasserverbindung zur Kanalisation verfügte.
Drei Wochen nahm ihn diese Arbeit in Anspruch, dann war Alles zu seiner Zufriedenheit erledigt. – Eine stabile Stahltür ersetzte nun die vorherige, einfache Tür.
- Karl Liebknecht’s anfangs noch recht vage Pläne hatten nach und nach Gestalt angenommen und er war nunmehr fest entschlossen, diese Pläne auch in die Tat umzusetzen.
Den Maifeiertag hatte Karl alleine zu Hause verbracht, anstatt ins Germania zu fahren; jedoch hatte er sich Steiners Anthroposophie besorgt und las interessiert in jeder freien Minute.
Am Samstag, dem 5. Mai 1984, erfuhr Karl Liebknecht Neues über Naim Praha:
Dieser hielt sich über einen längeren Zeitraum nur in der näheren Umgebung seiner Wohnung auf; hatte es aber dennoch geschafft, nicht nur mit dem Drogenkurier aus Jugoslawien Kontakt aufzunehmen, sondern auch, neue Ware von Jenem zu erhalten.
Karl saß im Germania und hörte den Bericht des Wirtes und des Professors, Welcher an jenem Tage anwesend war.
„Wir bekamen Nachricht, dass dieser Drogenkurier Jugoslawien in Richtung Deutschland verlassen hatte; doch Praha gab das verabredete Zeichen nicht. Was uns misstrauisch machte, war, dass Praha – gegen seine sonstige Gewohnheit – sich nicht mehr allzu weit von seiner Wohnung entfernen wollte, während seine Frau, welche ansonsten wohl eher die Wohnung hütete, eine auffällige Aktivität an den Tag legte.
Täglich verließ sie das Haus um die Mittagszeit, um erst am Abend wieder zurückzukehren. Also konzentrierten wir uns eines Tages auf die Aktivitäten von Frau Praha. Was glauben Sie wohl, was sie in dieser Zeit tat ? Herr Liebknecht, Sie werden es nicht glauben:
Praha’s Frau fuhr regelmäßig nach Heidelberg, wo sie sich mit Ausländern – genauer, Albanern aus dem Kosovo – traf. Diese verkauften nun anstelle der Afrikaner für das Ehepaar Praha das Heroin auf den Straßen.“
Der Professor trank einen Schluck Kaffee.
„Was sagen Sie dazu ?“
Karl sagte zunächst nichts; stattdessen bemerkte der Wirt:
„Gewisse Leute ändern sich eben niemals. Man kann sie eigentlich nur noch – äh, äh...“
„Auf den Weg bringen“, half Karl.
„Richtig - auf den Weg bringen“, bestätigte Wagner, „ich sehe, wir verstehen uns, Herr Liebknecht. Wir werden uns um Naim Praha und Dessen neue Verkäufer kümmern. Was allerdings mit seiner Frau geschehen soll, darüber müssen wir uns noch unterhalten. Vielleicht wird sie es ja – nach Naim’s Verschwinden – vorziehen, von selbst Deutschland zu verlassen.“
Karl Liebknecht war skeptisch, doch enthielt er sich eines Kommentares dazu. Der Professor hatte eine Bitte:
„Herr Liebknecht, Sie könnten uns dabei einen Gefallen erweisen, sofern dies unauffällig genug und ohne, dass für Sie selbst Probleme erwachsen können, zu bewerkstelligen ist:
Für kommenden Freitag könnten Sie Praha für 10.30 Uhr in Ihr Büro bestellen. Wir werden ihn dann auf dem Weg zu Ihnen schnappen und das Weitere erledigen.“
Liebknecht erkannte keine Probleme darin, Praha zur Klärung einiger Fragen zu sich zu bestellen und erklärte sich bereit, den Herren behilflich zu sein.
„Was ist mit diesem Drogenkurier“, wollte er zum Abschluss noch wissen, „haben Sie nicht vor, auch ihn noch zu erwischen ?“
„Unsere Gedanken gehen in eine andere Richtung“, erklärte der Wirt, „wir möchten herausfinden, ob dieser Mann noch andere Dealer versorgt. Wir kennen ihn jetzt ja namentlich und werden – dank des Professors Beziehungen – über seine Reisen nach Deutschland informiert. Schnappen wir ihn zu früh, so gehen uns vielleicht andere schräge Vögel durch die Lappen.“
Karl erschienen solcherart Überlegungen mit einem mal als viel zu kompliziert und umständlich, doch wiederum versagte er sich eine Erwiderung. Er verabschiedete sich von den Beiden – und war für den Rest des Tages mit eigenen Gedanken beschäftigt.
*
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