Biographie eines Psychopathen
B. Mich. Grosch
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Überarbeitete Neuauflage 2017
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Gewidmet sei dies Buch Jenen, die mangels Wissen und Möglichkeiten unserer Wissenschaften noch in 'anormalen' Geisteszuständen verharren müssen.
Mein Dank gilt allen Mitmenschen, welche mir durch ihr Verhalten und Betragen die Möglichkeit
gaben, durch die 'Schule des Lebens' zu gehen.
DER BEAMTE
Karl Liebknecht, einziges Kind des Maurers Joseph Liebknecht und dessen Gemahlin Gisela, wurde geboren am dritten Februar des Jahres 1953, in einer Ortschaft unweit der Kreisstadt Ludwigshafen am Rhein, im Südwesten Deutschlands.
Er absolvierte die Schule in gutem Durchschnitt der Benotungen, fiel auf durch stets gutes Betragen und korrekte Bekleidung.
Nach Beendigung der acht Klassen der Hauptschule begann der blonde, blauäugige Karl eine Ausbildung zum Rechtsanwaltsgehilfen, ließ sich jedoch am Ende der Ausbildungszeit umschulen, um beim Sozialamt der Kreisstadt eine gesicherte Arbeitsstelle zu erhalten.
Als Sachbearbeiter fand er schließlich seinen Platz bei genannter Behörde und versah mit Fleiß und Hingabe seine nicht immer leicht zu nennende Aufgabe.
Den Kraftfahrzeugführerschein der Klasse Drei erwarb Karl im Alter von 20 Jahren und bekam nach bestandener Prüfung als verspätetes Geburtstagsgeschenk von seinen Eltern einen Kleinwagen, welchen er liebevoll pflegte und sorgsam darauf achtete, dass keinerlei Kratzer und Schrammen das Gefährt verunzierten.
Die anfänglich ausschließlich kollegiale Beziehung zu seiner Mitarbeiterin Annette Hartmann, welche im Nachbarzimmer der Behörde ihren Dienst versah, erwuchs zu Freundschaft und schließlich zur Liebe zwischen den beiden Gleichaltrigen.
- Im Oktober des Jahres 1975 ehelichte Karl seine Annette und gemeinsam bezogen sie eine Mietwohnung im drei Kilometer entfernten Nachbardorf von Karls Geburtsort.
Dennoch verbrachten die Beiden viel freie Zeit in Karls Elternhaus, denn die Beziehung zwischen Annette und deren Schwiegereltern war eine überaus gute und angenehme.
Karl, begeisterter Violinist, benutzte weiterhin den schalldicht isolierten, ausgebauten, geräumigen Keller des elterlichen Hauses zu seinen musikalischen Übungen, während Annette oben mit den Schwiegereltern sich die Zeit im Spiel oder bei der Unterhaltung vertrieb. Bei schönem Wetter saßen die Drei wohl auch beim Grillen auf dem rückwärtigen Rasen des Hauses, um nach Karls ein- oder zweistündiger Übungszeit im Keller gemeinsam mit Diesem den Rest des Tages zu verbringen.
- Gemeinsam fuhr das junge Ehepaar in Karls kleinem Wagen zur Arbeit; gemeinsam traten sie auch ihren Jahresurlaub an. Das Leben war, trotz mancher beruflich bedingter Unstimmigkeiten mit dem beim Sozialamt ein- und ausgehenden Publikum, schön.
Karl Liebknecht konnte sich nicht vorstellen, dass dies sich jemals ändern möge.
- - Fast zwei Jahre waren Beide nun verheiratet, als das Schicksal das Leben des Karl Liebknecht – im Juli 1977 – grundlegend verändern sollte:
Das letzte Wochenende des Sommermonats. – Wieder einmal fuhren die jungen Eheleute am Samstag in den Nachbarort, um die beiden freien Tage bei Karls Eltern in deren ruhigem, gediegenem Wohngebiet zu verbringen. Es war noch früh am Vormittag – gegen neun Uhr waren die Beiden eingetroffen – als Karls Mutter bemerkte:
„Kinder, heute wäre doch Gelegenheit, endlich das neue Schlafzimmer für euch auszusuchen.“
Lachend verdrehte Karl die Augen.
„Ihr wisst doch, dass ich in Sachen Möbelkauf alles Andere als ein Experte bin. Lasst mich hier im Keller üben, zieht zu Dritt los und macht euch einige schöne Stunden. Fahrt nach Heidelberg; dann könnt ihr anschließend noch etwas am Neckar spazieren gehen. Bis zum Nachmittagskaffee seid ihr dann wieder zurück; ich besorge Kuchen und setze das Kaffeewasser auf. Zu Mittag hole ich mir ein Grillhähnchen.“
Ebenfalls lachend, da ihren Ehegatten zur Genüge kennend, stichelte Annette:
„Du willst nur nicht in der Sonne schwitzen, sondern stattdessen im klimatisierten Keller sitzen und es dir wohl sein lassen.“
- So durfte denn Karl mit seiner Violine im Keller sitzen, während Annette und die Eltern nach Heidelberg fuhren, um ein neues Schlafzimmer für die jungen Leute auszusuchen.
Mit Hingabe – wie stets – spielte Karl Liebknecht auf der Violine, um gegen Mittag seine Übungen zu unterbrechen und zu einem nahen Einkaufszentrum zu fahren. Bei der dort sich befindlichen Bäckerei erstand er etliche Stückchen Kuchen und Torte, welche er in seinen Wagen verbrachte, um anschließend zurückzukehren und beim nahen Hähnchengrill ein halbes Hähnchen nebst Pommes frites an Ort und Stelle zu verspeisen. Gesättigt, fuhr er wieder zurück zum elterlichen Heim.
Gegen 15°° Uhr deckte Karl den Tisch und stellte den Wasserkessel auf kleine Flamme.
Etwa eine halbe Stunde später ertönte die Türklingel.
„Pünktlich wie die Maurer“, rief Karl, während er die Haustüre öffnete; - dann erstarrte er....
Draußen standen zwei uniformierte Polizisten; unmittelbar hinter ihnen ein Mann in weißem Ärztekittel.
„Wo..., was..“, stammelte Karl voll angstvoller Ahnungen, „nein, nein; - sagen Sie..., sagen...“
„Bitte, Herr Liebknecht; lassen Sie uns doch bitte zuerst eintreten.“
Stumm ließ Karl die Männer ins Haus und geleitete sie in das Wohnzimmer, wo er mit einer hilflosen Geste Platz anbot.
„Bitte setzen Sie sich auch, Herr Liebknecht“, forderte ihn der vorherige Sprecher auf. Wie im Traum nahm Karl Platz.
„Was ist mit meiner Frau und meinen Eltern ? Hatten sie..., sind sie..., - ein Unfall..?“
Das Rauschen in Karls Ohren verstärkte sich, als er, wie durch dicke Watte, die Antwort vernahm:
„Herr Liebknecht; es tut uns leid, Ihnen mitteilen zu müssen, - dass Ihre .. Angehörigen infolge eines .. Verkehrsunfalles, .. äh, - ja, sie, sie ... verstarben noch an – der...“
Schwärze umhüllte Karl Liebknecht’s Geist – und er erwachte auf der Fahrt ins Städtische Krankenhaus, um – verschwommen nur – festzustellen, dass er sich in einem Sanitätswagen befand.
'Ein Unfall, ́ kam ihm dumpf ins Bewusstsein, 'ich hatte einen Unfall. Das verabreichte Beruhigungsmittel tat seine Wirkung; erneut schloss Karl seine Augen und gnädiges Vergessen umfing ihn...
- - Zehn Tage später saß Karl wieder in seinem Büro in der Sozialbehörde und versah seinen Dienst; doch das Leben war nicht mehr das gleiche. – Eine längere Beurlaubung hatte der junge Mann abgelehnt.
Die Eltern seiner verstorbenen Frau hatten sich um die Beisetzung gekümmert und Karl verließ seine angemietete Wohnung, um zurück ins Elternhaus zu ziehen.
Über den Hergang des Unglücks war Karl Liebknecht mittlerweile unterrichtet.
Ein angetrunkener jugoslawischer Fernfahrer war mit seinem Laster aus der Spur der Autobahn Heidelberg – Mannheim gekommen und hatte den Wagen des Joseph Liebknecht gegen die Leitplanke gedrückt. Die drei Insassen des Pkws wurden auf der Stelle getötet.
- Der Fernfahrer kam vor Gericht und wurde nach sechsmonatiger Untersuchungshaft wegen 'fahrlässiger Tötung ́ zu drei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. – Bitter rechnete Karl: Je ein Jahr für ein Menschenleben, - sechs weitere Monate für die Trunkenheit am Steuer. Welche Gerechtigkeit !
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