1 ...6 7 8 10 11 12 ...16 Pünktlich um 15°° Uhr war er zurück im Germania. Der Wirt saß mit dem Professor und drei weiteren Männern am Stammtisch, - vor ihnen die Fotos liegend.
„Ah, da ist er ja“, rief der Wirt und zeigte auf den Eintretenden.
„Kommen Sie, Herr Liebknecht; setzen Sie sich zu uns.“
Die Männer erhoben sich zur Begrüßung und Karl schüttelte reihum die Hände.
„Sie sind also der Meisterdetektiv“, stellte der Professor lachend fest, „ich erinnere mich an Sie; Sie saßen damals an jenem Tisch“, er wies auf den betreffenden Tisch, „und ich saß an jenem daneben. Ich glaube, es war der Tag, als der Wolkenbruch die Menschen von den Straßen trieb.“
„Sie haben recht“, gab Karl zu, „erstaunlich, ein solches Gedächtnis.“
Der Wirt ging zu seinem Zapfhahn, um auch für Karl ein Bier zu zapfen; die Anderen nahmen gemeinsam am runden Tisch Platz.
„Kurt erzählte uns“, fuhr der Professor fort, „dass Sie möglicherweise Interesse an unserer Sache fänden und an einer unserer Versammlungen teilnehmen würden. Ist dies so richtig, Herr Liebknecht ?“
„Nun ja“, antwortete Karl, „ich fand Ihre Ausführungen damals recht interessant und es ist ja wohl auch eine Tatsache, dass Ausländer dabei sind, Deutsche mehr und mehr zu verdrängen und die Moral und Sitten eine gefährliche Veränderung - äh, äh, erkennen lassen. Als Mitarbeiter des Sozialamtes erlebe ich dies leider tagtäglich und ich muss sagen, dass mir diese Entwicklung ganz und gar nicht gefallen will.“
Der Wirt hatte mittlerweile das Pils vor Karl auf den Tisch gestellt, um sodann wieder Platz zu nehmen.
„Recht haben Sie“, bekräftigte der Professor, „leider hat sich nach Beendigung des letzten Krieges auch das Denken der Deutschen gewandelt. Was früher als ehrenhaft galt, wird heute verlacht. Wir Deutsche kennen keinen Stolz mehr. Wir fühlen uns nur noch als die Besiegten, Denen man vorschreiben darf, was und wie sie zu denken haben. Die Kriege der Amerikaner werden kaum kritisiert, da Diese ja fast immer als die Sieger daraus hervorgehen und – vor Allem – nicht aufgeben, wie wir es leider getan haben.“
„Aus dieser Sicht betrachtete ich die Dinge bisher noch nicht“, gab Karl zu, „doch ist es offensichtlich, dass in unserem Land eine ungünstige Veränderung stattfindet. Man wirft Müll – ja, ganze Kühlschränke in den Wald; früher war so Etwas einfach undenkbar – es war Alles sauberer. Ich selbst beobachtete, dass in Parkanlagen Blumen mutwillig herausgerissen und achtlos weggeworfen wurden.
Dies ist wirklich nicht mehr die ordentliche, deutsche Art. Über solcherlei Dinge stolpere ich und kann mich maßlos darüber ärgern. Auch die Rücksichtslosigkeit von Ausländern aus gewissen Gegenden der Welt stößt mich zunehmend ab. Ein 'Bitteschön ́ oder 'Dankeschön ́ bekommt man von ihnen niemals zu hören; gar Jemandem den Vortritt zu lassen oder eine Tür für Einen aufzuhalten, kommt für diese Leute gar nicht in Frage.“
„Recht haben Sie; doch dies sind dennoch nur die kleineren Ungelegenheiten. Es gibt weit Schlimmeres, wie zum Beispiel Drogenverkauf oder gar Mädchenhandel.“
Der Professor sah Karl ernst an.
„Mit Waffen gehen manche dieser Leute um, wie wir Deutschen beispielsweise mit einem Butterbrot. Sizilianer treiben hier bereits ihr Unwesen, wie zuvor bei sich zu Hause. Italienische Gastwirte werden zur Zahlung monatlicher 'Gebühren ́ erpresst. Weigern sie sich, zertrümmert man nicht nur ihre Einrichtung, sondern droht ihnen gar, sich an Deren Familien zu vergreifen. Bei Chinesen verhält es sich ebenso. Sie lassen sich erpressen und gehen nicht zur Polizei, da sie sicher sind, dass man ihnen ohnehin nicht helfen kann.
Ich bin gespannt, wann es uns Deutschen ebenso ergehen wird. Sehen Sie sich doch an, welche Probleme die Amerikaner bei sich Zuhause haben! Das liegt daran, dass sie anfangs auch zu großzügig waren und jedwedes Gesindel ins Land ließen. Sie glauben auch heute noch an die Internationalisierung und übersehen, dass genau dieses eines Tages ihren Untergang bedeuten wird.“
Der Professor nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas.
„Es muss einfach gesagt werden: Wir sind nun einmal anders ! Die germanische Rasse ist anders als die Schwarzen und deren Mischlinge, jawohl ! Man schimpft uns 'Nazis ́ und 'Ewiggestrige ́, dabei hat doch Hitler nur Altbekanntes wieder aufgegriffen und wollte unsere Rasse wieder reinigen und von unerwünschten Elementen und Beimischungen freihalten. –
Warum sollen gerade wir kein Recht auf eigene Rasse und eigene Kultur haben ? Warum immer nur die Anderen ?
Seht euch doch einmal afrikanische oder asiatische Länder an ! Sie leben dort wie auf einer Müllhalde. Auch in Osteuropa sieht es nicht viel besser aus. Sollen wir zulassen, dass bald auch bei uns die gleichen Verhältnisse herrschen ? Sollen auch wir auf einer Müllhalde leben ?!“
Auch die anderen Drei, Welche bisher geschwiegen hatten, wussten nun ihren Teil beizutragen und es entspann sich eine hitzige Diskussion, wobei doch Alle im Grunde der gleichen Ansicht waren. – Die Zeit verging; langsam begann sich die Gaststätte wieder zu füllen.
„Lassen Sie uns ins Nebenzimmer gehen“, schlug der Professor vor, „wir haben dort mehr Ruhe und auch die anderen Gäste werden dann durch uns nicht gestört.“
- Man begab sich also in das Nebenzimmer, um sich weiter über die angefangenen Themen auszulassen.
Karl erfuhr, dass im nächsten Monat im Nebenzimmer des Germania eine Versammlung stattfände, zu welcher auch er eingeladen sei. Mitglieder aus allen Teilen Deutschlands würden erscheinen und es würden Erfahrungen ausgetauscht sowie Reden über alle erdenklichen Ereignisse und Themen gehalten werden. Da dies wiederum an einem Wochenende stattfinden sollte, sagte Karl bereitwillig zu. Auch für den kommenden Tag hatte er sich bereits festgelegt und seine Zusage für 14°° Uhr gegeben.
Allerdings sollte es morgen keinen Umtrunk wie heute geben und das Treffen würde auch relativ früh beendet sein.
Es war bereits Mitternacht, als der Wirt zum Telefon griff, um nach dem Fahrer für den neugewonnenen Freund und Sympathisanten zu rufen. Bald darauf traf Dieser auch ein und Karl verabschiedete sich von den Anderen, die auch schon zum Aufbruch bereit waren.
Todmüde fiel Karl Liebknecht in sein Bett und schlief sofort ein, um am nächsten Morgen erst gegen 9.30 Uhr wieder zu erwachen.
Beim Frühstück überkam Karl wieder einmal die Erinnerung an seine verstorbene Frau Annette.
'Du würdest noch leben, gäbe es keine Ausländer in unserem Land. ́
Seufzend bestrich Karl das zweite Brötchen mit Honig. Sein Schädel war noch nicht frei von dem gestern konsumierten Bier. Er war es nicht gewohnt, so ausdauernd und ausgiebig zu trinken, wie er es gestern im Germania getan hatte.
'Sie werden bezahlen, Annette; bezahlen für deinen und den Tod der Eltern. ́
Karl beendete sein Frühstück und legte sich auf die Couch im oberen Wohnzimmer.
Er erwachte gegen Mittag, erhob sich, um zum Hähnchengrill zu fahren, wo er ein halbes Hähnchen mit Pommes frites und einem gemischten Salat erstand.
Wieder zurück, aß er und fühlte sich nun etwas besser. Heute würde er kein Bier trinken, sondern bei seinem Apfelsaft bleiben das stand fest.
- Gegen 13.20 Uhr bestieg Karl Liebknecht sein Auto, um zum Germania zu fahren. Herr Wagner begrüßte seinen Gast und führte ihn direkt ins Nebenzimmer, wo Karl den Professor sowie sechs junge Leute, Welche er bisher noch nicht gesehen hatte, erblickte.
Der Professor stellte, nach der Begrüßung, die jungen Leute lediglich mit ihren Vornamen vor.
„Sie gehören sozusagen zu unserer Exekutive“, lachte der Professor, der selbst Werner Soltau hieß und 1934 geboren war.
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