Nachdem wir uns auf das Kurz-AH konzentriert haben, bewegen wir unseren Geist zurück zum HUM beim Herzen, dann zum roten OM im Hals und schließlich zum weißen HAM im Scheitel. Dann bewegen wir uns wieder nach unten, zurück zum Hals, zum Herzen und halten schließlich am Nabel an. Auf diese Weise bewegen wir unseren Geist vom Scheitel abwärts, vom Nabel aufwärts und schließlich nochmals vom Scheitel abwärts.
Jetzt ist unsere Konzentration auf das Kurz-AH des Inneren Feuers im Zentrum des Nabelkanalrades gerichtet. Wenn es nicht deutlich wahrgenommen wird, wird unsere Meditation nicht erfolgreich sein. Deshalb ist dies die Zeit, sich so lebhaft wie möglich an die ausführenden Anweisungen, die wir von unserem Spirituellen Meister erhalten haben, zu erinnern, die die besonderen Merkmale des Kurz-AH betreffen, wie zum Beispiel seine Lage, Größe, Form und Natur. Wir visualisieren die vierundsechzig Speichen dieses Rades und den umschlingenden rechten und linken Kanal, die einen zweifachen Knoten im Zentrum dieser Speichen bilden. Innerhalb des Zentralkanals im Zentrum dieses Knotens ist die Vakuole des Nabels. Der Buchstabe Kurz-AH befindet sich innerhalb dieser Vakuole, auf einem winzigen Mondkissen stehend. Der Buchstabe ist von roter Farbe, vollständig rein, unendlich strahlend und von der Natur intensiver, feuriger Hitze. Das ist das Objekt der Meditation des Inneren Feuers.
Das Auffinden des Meditationsobjektes hängt von Achtsamkeit und Wachsamkeit ab. Nachdem wir das Objekt in der oben beschriebenen Weise gefunden haben, sollten wir unseren Geist vollständig darin auflösen und uns einsgerichtet darauf konzentrieren, ohne es zu vergessen. Wenn uns dies Schwierigkeiten bereitet, können wir denken, daß der Buchstabe unser Körper ist und wir darin wohnen; oder wir können denken, daß er wie Kleider ist, die wir, der Geist, tragen. Diese Techniken werden helfen, die Lücke zwischen dem Subjekt-Geist und dem Meditationsobjekt zu schließen. Haben wir das Meditationsobjekt einmal gefunden, haben wir die erste Stufe der Meditation des Ruhigen Verweilens erreicht, sofern wir diese Stufe nicht schon durch frühere Praxis erlangt haben. Wenn wir fortwährend meditieren, können wir allmählich alle neun Ebenen des geistigen Verweilens vollenden. Daher ist das Kurz-AH ein einzigartiges Meditationsobjekt, weil eine einzige Meditation darüber vier wichtige Früchte wachsen läßt: Erreichen des Ruhigen Verweilens; Bewirken, daß die Winde in den Zentralkanal eintreten, dort verweilen und sich auflösen; Entfachen des Inneren Feuers und es zum Lodern bringen; und Vollendung der Realisation des Mahamudras.
Die gegenwärtige Meditation wird in erster Linie durchgeführt, um die Winde in den Zentralkanal zu bringen, wobei der Erfolg von vollkommener Konzentration abhängt. Wenn wir diese Meditation ausführen, ist es daher wichtig, daß wir unseren Geist und das Meditationsobjekt nicht als verschieden anschauen. Wie zuvor erwähnt, sollten wir unseren Geist vollständig in das Kurz-AH auflösen, um die Lücke zwischen Subjekt und Objekt zu beseitigen. Wenn wir dazu in der Lage sind, werden wir fähig sein, die Kontrolle über die Winde zu gewinnen, so daß sie in den Zentralkanal eintreten, dort verweilen und sich auflösen. Das ist die Grundlage für alle nachfolgenden Stufen der Meditation, die in der Realisation des Mahamudras gipfeln.
DAS ENTFACHEN DES INNEREN FEUERS (TUMMO)
Die Konzentration, die in der vierten Stufe der Meditation erzeugt wurde, ist auf den Buchstaben Kurz-AH innerhalb der Vakuole des Nabelkanalrades gerichtet. Wir kombinieren nun diese Konzentration auf das Kurz-AH mit dem Halten der Vasenatmung.
Wir beginnen die Vasenatmung, indem wir einen Teil der Winde der unteren Körperhälfte nach oben ziehen und sie gerade unterhalb des Kurz-AH im Nabelkanalrad sammeln. Dies erreichen wir hauptsächlich dadurch, daß wir uns auf die Kraft der Vorstellung verlassen; wir haben bloß das Gefühl, daß wir die Muskeln der unteren Körperhälfte zusammenziehen und dadurch die Winde sanft nach oben ziehen. In der Folge werden sich die Muskeln, die das Zurückhalten des Urins, der Exkremente und so fort kontrollieren, leicht zusammenziehen, aber nicht so stark, daß die zwei unteren Tore geschlossen werden. Wir atmen dann sanft durch beide Nasenlöcher ein, langsam und tief, und visualisieren, daß alle Winde der oberen Körperhälfte durch den rechten und linken Kanal nach unten fließen. Wenn sie den Nabel erreichen, treten sie in den Zentralkanal ein und sammeln sich gerade oberhalb des Kurz-AH. Die dritte Stufe der Vasenatmung umfaßt die tatsächliche Kontraktion der Muskeln des Beckenbodens, so daß sich die zwei unteren Tore schließen, und das vollständige Nachobenziehen aller Winde der unteren Körperhälfte. Diese Winde vereinigen sich darauf mit den bereits gesammelten Winden gerade unterhalb des Kurz-AH. Dann schlucken wir sanft etwas Speichel, ohne ein Geräusch zu machen. Dies drückt die oberen und unteren Winde leicht zusammen.
Wir denken jetzt, daß der Buchstabe Kurz-AH vollständig von den oberen und unteren Winden umgeben ist, wie ein Juwel in einem Schatzkästchen. Diese Visualisation sollte von der Größe einer kleinen Erbse sein, die entzweigeschnitten, ausgehöhlt und um ein noch kleineres Senfkorn herum wieder zusammengefügt wurde.
Wir richten unsere Aufmerksamkeit einsgerichtet auf den in der kleinen Kugel eingeschlossenen Buchstaben Kurz-AH, und stoppen jedes Aus- und Einatmen. Befinden wir uns einmal in dieser Konzentration, ist es nicht mehr länger nötig, die unteren Tore geschlossen zu halten. Wir bleiben auf diese Weise konzentriert, ohne zu atmen, bis kurz bevor wir uns unwohl zu fühlen beginnen. Dann, gerade vor der Ausatmung, visualisieren wir, daß sich die obere und untere Halbkugel von Wind in das Kurz-AH auflöst, das dadurch sogar noch heißer wird als zuvor.
Wir atmen langsam und sanft durch die Nasenlöcher (nicht durch den Mund) aus, während wir auf das Kurz-AH im Zentrum des Nabelkanalrades konzentriert bleiben. Wir ruhen uns für eine Weile aus und fahren dann wie zuvor mit der Vasenatmung fort. Wir können sieben, einundzwanzig oder mehr Vasenatmungen hintereinander in einer Meditationssitzung ausführen, je nachdem wieviel Zeit wir haben. Wenn möglich sollten wir keine zusätzlichen Atemzüge ausführen zwischen der Ausatmung, die das Ende der einen Vasenatmung ist, und der Einatmung, die der Anfang der nächsten Vasenatmung ist. Wenn dies jedoch zu schwierig ist, können wir zwischendurch ein paar Atemzüge machen.
Es gibt andere Arten der Vasenatmung, aber im Kern sind sie gleich wie die hier erklärte Methode. Diese bestimmte Methode ist für die gegenwärtige Praxis am besten geeignet. Während wir diese Meditation ausführen, lassen wir unsere Konzentration nicht von ihrem Objekt abschweifen, auch nicht für einen Augenblick, und wir sind uns immer bewußt, daß das Kurz-AH die Natur feuriger Hitze hat. Wir müssen diese Praxis, die Vasenatmung zu halten, so oft wir können wiederholen, damit wir vollständig vertraut damit werden.
Einmal mehr ist es wichtig, die Notwendigkeit zu betonen, daß unsere Konzentration präzise auf die richtige Stelle innerhalb des Zentralkanals gerichtet ist. Die Vakuole innerhalb des Zentralkanals ist das Zentrum des Nabelkanalrades, und hier wird das Kurz-AH visualisiert und hier sammeln sich die Winde. Wir müssen während dieser Stufe der Meditation vier wichtige Aufgaben ausführen: (1) dauernd prüfen, ob der Ort der Meditation genau richtig ist, (2) das Meditationsobjekt ohne Schwierigkeiten finden, (3) das Meditationsobjekt ununterbrochen durch die Kraft der Achtsamkeit halten und (4) unseren Geist vollständig mit dem Meditationsobjekt vermischen lassen. Wenn wir diese vier Aufgaben gut praktizieren, wird unsere Meditation des Inneren Feuers bestimmt erfolgreich und daher in der Lage sein zu bewirken, daß die Winde in unseren Zentralkanal eintreten, darin verweilen und sich dort auflösen.
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