„Halllooo!“, hörte Chris die männliche Stimme flöten. Dass er nicht noch einen Pfiff ausgestoßen hatte war gerade alles. Und beim Blick in das Gesicht des Besuchers sah man deutlich den Ausdruck, dass die Jagd eröffnet war. Chris stellten sich die Nackenhaare auf und die blanke Wut staute sich in ihm auf.
„Sie sind bestimmt Nora, Chris‘ neue Freundin. Mein Name ist Peter. Ich bin ein Kollege von Chris und sein Freund“. Freund? Seit wann?
„Ähm, ja ich bin Nora. Aber ich bin nicht Herr Baxters Freundin, sondern das Kindermädchen. Was kann ich für Sie tun?“
„Ist Chris nicht zu Hause?“
„Doch! Ich bin hier“, hörte Nora seine Stimme, und sah dann nur noch wie er sich vor sie schob, um Peter den Blick zu versperren.
Was sollte das denn?
„Nora, ich glaube ich habe Emily weinen hören. Könnten Sie vielleicht mal nachschauen?“ sagte Chris zu ihr und sah sie aufdringlich an. Nora nickte nur und verschwand dann nach oben, gefolgt von den lüsternen Blicken von Peter.
„HmmHmm“, räusperte sich Chris, und die Aufmerksamkeit von Peter wieder auf sich zu richten.
„Was willst du hier?“
„Ach ich war grad in der Gegend und da dachte ich … ich schau mal rein, was du so treibst und …“
„Oder mit wem?“, konterte Chris und erkannte an dem Grinsen von Peter, dass er voll auf den Nagel getroffen hatte.
„Hör mal Chris, du bist wirklich ein dummer Kerl. Hier läuft ein wirklich scharfer Hase rum und du willst mir erzählen, dass du nicht das kleinste Verlangen nach diesem Wesen hast? Ich bin dein Freund und du kannst mir alles sagen, aber ich sag dir eines … wenn du sie nicht willst … ich nehme sie dir ab. Die ist echt wow!!!“
Nora, die wieder auf dem Weg nach unten war, blieb wie angewurzelt auf der obersten Stufe stehen. Was würde Chris nun sagen? Würde er von dem Kuss erzählen?
„Peter, du bist ekelhaft und pervers. Du stellst jede Frau hin als wäre sie ein Steak. Sie ist mein Kindermädchen und die Kinder lieben sie, aber …“
„Was ist mit dir?“
„Was soll mit mir sein?“, fragte Chris.
„Liebst du sie denn auch?.“
Nora hielt den Atem an und auch Chris spürte, wie sich seine Lungen zusammenzogen.
„Sag mal, hast du sie noch alle? Ich bin ihr Vorgesetzter! Aber …Ich … ich weiß es nicht. Ich … ich verspüre dieses Gefühl von Vertrauen und Geborgenheit, aber ob ich es Liebe nennen kann weiß ich nicht. Aber eines weiß ich ganz sicher … ich mag nicht, wie du sie angesehen hast.“
Was tat er denn? War er denn noch zu retten? Hier stand Peter, sein Erzfeind, den er absolut nicht leiden konnte, und erzählte ihm was er für Nora fühlte. Wie tief muss ein Mann gesunken sein um es so weit kommen zu lassen? Peter stieß ein Lachen aus und wandte sich dann wieder der Tür zu.
„Ich wusste es … du bist verknallt in sie. Und zwar tierisch. Ich gebe dir einen Tipp, stell dich deinen Gefühlen. Du bist auch nur ein Mann“, sagte Peter und öffnete gerade die Tür als Nora die Stufen herunter kam.
„Sie wollen schon gehen?“, fragte Nora und schritt auf Peter zu. Sie hatte noch immer die viel zu kurz abgeschnittene Jeans und das Top an, das sie schon anhatte als sie die Tür geöffnet hatte. In diesem Outfit wurde ihre Figur noch besser betont und ihr Busen wirkte größer, als er ohnehin schon war. Ihr Hintern wurde durch diese Hose hervorgehoben und betont. Man könnte meinen es wäre eine zweite Haut. Dass man die Rundungen ihrer Pobacken sah, schien Nora absolut nichts auszumachen. Chris hingegen hatte große Problem damit, allein schon seiner Konzentration wegen. Bis zuletzt hatte er die Hoffnung gehabt sie hätte sich umgezogen, doch er sollte sich täuschen.
„Ja ich muss leider. Musste nur was mit Chris bereden. Aber beim nächsten Mal bleibe ich sicher länger“, sagte Peter und lächelte Nora an, was Chris‘ Blut zum Kochen brachte. Dieser schmierige Waschlappen, dachte er sich und ballte die Hände. Um nicht auszurasten, verabschiedete er sich rasch und stürmte in sein Arbeitszimmer, bevor er die Tür krachend ins Schloss warf. Hoffentlich hatte er die Kinder jetzt nicht geweckt? Egal, irgendwann schliefen sie auch wieder ein! Und wieder begann er wie ein Tiger im Käfig, auf und ab zu laufen. Wenige Minuten später hörte er die Haustür und Peters Wagen davon fahren, bevor er das Klopfen an seiner Tür vernahm.
„Herein!“, brüllte er und Nora steckte vorsichtig den Kopf herein.
„Darf ich?“
„Ich hab doch herein gesagt, oder nicht?“, antwortete Chris etwas schroff und Nora öffnete weiter die Tür. Allein ihr Anblick brachte ihn fast um. Danielle war jetzt seit Monaten tot, und Chris hatte seit einer Ewigkeit keine Frau mehr in den Armen, geschweige denn in seinem Bett.
„Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Peter gegangen ist“.
„Ah, Sie nennen ihn schon beim Vornamen. Kennen ihn gerade mal fünf Minuten und nennen ihn schon Peter“.
„Was ist denn los mit Ihnen?“
„Nichts!“, brüllte Chris und Nora zuckte zusammen, fast so wie früher, als ihre Mutter ihre Hand gegen sie erhoben hatte. Sie spürte, wie die Tränen schon in ihren Augen brannten, doch Nora hielt sie tapfer zurück.
„Warum schreien Sie mich denn dann an? Was habe ich Ihnen getan?“
„Nichts!!! Verdammte Scheiße!“, schrie er und schlug mit der Faust auf den Tisch. So hatte Nora ihn noch nie erlebt und es machte ihr Angst. Was wenn er nun des Öfteren so austicken würde? Oh Gott … Nein! das konnte sie nicht aushalten.
„Wissen Sie was. Ich … ich kann das doch nicht. Ich dachte ich schaffe es …“, jetzt hatten ihre Tränen gesiegt und Nora stand vor Chris und konnte nichts machen, als ihren Tränen freien Lauf zu lassen. „… ich dachte ich kann damit umgehen, … dass ich Sie liebe, aber … aber ich kann es nicht. Sie gehen mir und vor allem den Kindern aus dem Weg. Wegen mir ist es egal, aber den Kindern will ich das nicht zumuten, dass ihr Vater keine Zeit mehr für sie hat. Denken Sie an Emily, sie ist noch so klein, sie braucht Sie. Und die andern beiden auch …“. Und was ist mit dir? Brauchst du mich auch? dachte sich Chris.
„Ich bitte Sie … mir meine Papiere fer … fertigzumachen …“ Nora musste schlucken und sich zusammennehmen, dass dies, was nun zu sagen hatte, auch deutlich zu hören war und nicht nur ein Piepsen war „… Morgen verabschiede ich mich von den Kindern und bin dann weg“, schluchzte sie und stürmte dann aus dem Raum ohne sich noch einmal umzudrehen.
„Nora? Verdammt!“
„ Eine Riskante Beziehung“
Chris fand Nora in ihrem Zimmer, wie sie weinend auf dem Bauch lag und schluchzte wie ein Baby. Leise betrat er das Zimmer, schloss hinter sich die Tür und stellte sich ans Ende des Bettes. Hier war er das letzte Mal vor ungefähr einem Jahr. Chris wusste es nicht mehr so genau, aber er wusste, dass es an dem Tag war als er und Danielle Emily gezeugt hatten. Dies war das letzte Mal, dass er seine Frau oder irgendeine Frau in den Armen gehalten hatte. Ein komisches Gefühl.
„Nora?“, sagte er vorsichtig und setzte sich auf die Bettkante ihres Bettes, direkt unterhalb von Noras Füßen. Sie hatte wunderschöne Füße und Beine, dachte sich Chris, als sein Blick an Nora hinauf glitt. Im Grunde genommen fand er alles an Nora wunderschön.
„Gehen Sie weg!“
„Ich will … ich muss mit Ihnen reden“.
„Nein! Gehen Sie weg!“, sagte Nora, doch Chris blieb stur sitzen.
„Nora, bitte. Es tut mir leid. Ich wollte nicht ausrasten. Entschuldigung! Und versuchen Sie erst gar nicht weiter mich loszuwerden, ich bleib hier sitzen … und wenn es die ganze Nacht ist“.
Nora drehte sich um und sah ihn mit ihrem verweinten Gesicht, den rot geschwollenen Augen und dem verzogenen Mundwinkel an. Chris wurde speiübel. Nora sah genauso aus wie die Mädchen, wenn sie geweint hatten. Wunderschön und verletzlich. Wie gern hätte er sie in den Arm genommen. Sie gestreichelt, geküsst und geliebt.
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