„Guten Tag!“, sagte Goebbels.
„Guten Tag!“, sagte Hitler.
„Sind Sie neu?“, fragte Goebbels.
„Ja, gestern frisch eingetroffen!“
„Suchen Sie was bestimmtes?“
„Den Essraum, habe ich aber schon gefunden!“
„Dann ist gut! Schönen Tag noch!“
Goebbels ging weiter zum Häuschen. Da erschien Göring. Er trug ebenso Jeans und ein Sweat-Shirt.
„Hallo, Josef!“
„Hallo, Hermann! Ist alles ruhig!“
„In Ordnung! Wie war die Nachtschicht!“
„Ich konnte zwischendurch schlafen!“
„Das ist gut!“
„Adolf ist mittlerweile auch da!“
„Und wie macht er sich?“
„Er sagte zu mir, ich sei ein Verräter!“
„Zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus!“
„Ja, hatte ich auch so gemacht! Er wird sich schon noch einfügen!“
„Denke ich auch! Schlaf gut, Josef!“
„Gute Schicht!“, sagte Goebbels.
„Danke!“, sagte Göring.
Josef Goebbels verschwand. Hermann Göring ging in das Pförtnerhäuschen. Da stellte sich Hitler vor das Pförtnerhäuschen.
„Erkennst du meine Stimme, du Wicht?“, fragte Hitler.
Göring schaute erst irritiert.
„Adolf?“
„Ja, ich bin es, Adolf!“
„Du hast dich aber stark verändert!“
„Bleibt mir ja auch nichts anderes übrig! Ich habe das Gefühl, die Leute hier haben nichts mit Nationalsozialismus am Hut!“
„Du bist in der Hölle, Adolf!“
„Das habe ich mittlerweile spitz gekriegt! Hermann, ich will hier raus und wieder ein normales Leben führen!“
„Ein normales Leben? Als Diktator?“
„Ja, natürlich! Als was denn sonst? Machst du mit, Hermann?“
Göring guckte.
„Ich würde dich auch wieder rehabilitieren!“, fügte Hitler hinzu.
„Aber wie du jetzt aussiehst, folgt dir keiner mehr!“
„Was?“
„Siehe es ein! Der Zug ist abgefahren, Adolf!“
„Du hast dich hier wohl auch häuslich gemacht, Hermann?“
„Weißt du, Adolf, wir hatten eine schöne Zeit gehabt! Wir hatten die halbe Welt erobert...!“
„Ich hatte die halbe Welt erobert!!“, schrie Hitler.
„Nicht so laut, man könnte uns hören!“
„Göring!“
„Was?“
„Du bist ein Weichei!“
„Aber als Weichei geht es hier mir gut! Apropos, hast du schon gefrühstückt?“
„Nein!“
„Solltest du nicht verpassen! Ist wirklich lecker!“
„Ich muss Pläne schmieden, ich will wieder erobern, und wenn es sein muss die Hölle! Vielleicht kann ich Stalin dafür gewinnen!“
„Deinen Erzfeind?“
„Ich bin mit ihm auf einem Zimmer!“
„Echt?!“
Göring nahm eine Liste und schaute darauf.
„Stimmt, ihr seid auf einem Zimmer!“, stellte Göring fest.
„Er ist aber nicht auf unserem Zimmer!“, meinte Hitler.
„Dann wird er beim Frühstück sein!“
„Dann gehe ich mal ein weiches Ei frühstücken!“, sagte Hitler.
„Das habe ich gehört!“
„Du kannst mich mal!“
Hitler ging. Er ging den Gang entlang, passierte die Gangkreuzung und Raum D3 und erreichte nach weiteren Metern die Tür des Essraums, die sich genau vor ihm befand. Er trat ein. Drinnen gab es einen großen Esssaal mit vielen Tischen. Hitler suchte Stalin. Bald fand er ihn und setzte sich vor ihn. Neben ihm saß Napoleon Bonaparte. Stalin erkannte Hitler.
„Na, wie war dein Erstgespräch, Adolf?“
„So lala, ich bin abgehauen!“
„Warum das denn?“
„Die wollten mir eine Spritze verpassen!“
„Biste wieder ausgetickt?“, fragte Josef.
„Ich sollte mir meinen Schnauzbart abrasieren!“
„Und deswegen machst du Stress?“
„Mein Schnauzbart ist mein Signum für alle Welt!“
„Aber es scheint, dass irgendjemand dein Signum abrasiert hat!“
„Das war ich!“
„Du hast dir selber dein Signum wegrasiert?“
„Zu Tarnzwecken! Damit mich diese Teufel nicht finden!“
„Heute Abend ist Selbsthilfegruppe für Diktatoren! Kommst du auch?“, fragte Stalin.
„Ist heute Dienstag?“
„Heute ist Dienstag!“
„Ich glaub', ich brauche Frühstück!“
„Nimm das Rührei, das ist gut!“, empfahl Stalin.
Hitler lief rot an. Er stand auf.
„Ich soll jetzt hier in der beschissenen Hölle ein beschissenes Rührei essen?!“, rief er laut.
Alle im Esssaal konnten das hören.
„Ich glaube, du willst mich wohl verarschen!! Ich habe eben schon ein Weichei gefrühstückt, und wieder soll ich weicheierige Masse essen?!“
„Du solltest dich nicht so aufregen, Adolf!“, meinte Stalin.
„Wer ist das?“, fragte Napoleon.
„Kennste nicht, der kam nach dir!“, erklärte Stalin.
„Ach so! Scheint affektgestört zu sein!“, vermutete Napoleon.
„Aber hallo!“, bestätigte Stalin.
„Ich frage alle ehrlichen Nationalsozialisten in dieser Hölle! Wer will mit mir den Ausbruch wagen?!“, rief Hitler in den Esssaal.
Niemand rührte sich.
„Du solltest das Rührei nehmen, Adolf!“, sagte Stalin.
„Ich nehme kein Rührei, es ist mir zuwider, ihr alle seid mir zuwider!!“
Keiner sagte was. Es kamen auch keine großformatigen Pfleger. Die Anwesenden aßen weiter. Da spielte Hitler seinen letzten Trumpf aus.
„Deutschland!!!“, schrie er aus Leibeskräften.
„Halt die Klappe!“, sagte einer.
Hitler schaute zu Stalin.
„Das war ich nicht!“, vermeldete Stalin.
Hitler schaute zu Napoleon.
„Ich war das auch nicht!“, sagte dieser.
„Wer hat die Frechheit besessen, mir den Mund zu verbieten?!!“, schrie Hitler.
„Das war ich!“, sagte der eine und stand auf.
Er war rot behautet und hatte sehr große Hörner.
„Hast du hier irgendwas zu sagen, du dämlicher Wicht?!“
„Entschuldigung, ich bin der Herr aller Unterwelten!“
„Und dann entschuldigst du dich bei mir, wenn du doch der Chef bist?“
„Ich habe halt nicht so 'ne große Klappe wie du, Adolf!“
„Du kennst mich?“
„Ich kenne hier jeden!“
„Und ich soll jetzt meine große Klappe halten?“
„Wäre nett! Dann könnte ich nämlich in Ruhe weiter frühstücken! Ich habe einen anstrengenden Tag vor mir!“
„Ich auch, ich plane nämlich einen Ausbruch!“
„Viel Erfolg!“, sagte der Herr aller Unterwelten und setzte sich wieder.
Hitler setzte sich auch wieder.
„Ich werde hier noch wahnsinnig!“, sagte er.
„Du bist schon wahnsinnig, Adolf!“, sagte Stalin.
„Meinetwegen! Ich denke, ich nehme erst mal das Rührei!“, sagte Adolf und schlurfte zur Essensausgabe.
„Sie wünschen?“, fragte der Koch.
„Einmal Rührei, bitte!“, vermeldete Hitler.
„Sie haben eine gute Wahl getroffen, das Rührei ist heute besonders gut!“, sagte der Koch.
„Wurde mir heute schon mal empfohlen!“
Der Koch nahm einen Teller und füllte diesen mit Rührei. Dazu gab es eine Scheibe Graubrot.
„Was möchten Sie trinken?“, fragte der Koch.
„Was haben Sie denn?“
„Kaffee, Tee, Milch, Kakao!“
„Ich hätte gerne einen warmen Kakao!“
„Den gibt es nur heiß, wir sind ja schließlich in der Hölle!“
„Na gut, dann einen heißen Kakao bitte!“
„Gerne!“
Da kam auch schon der Kakao angedampft in einer gusseisernen Tasse.
„Sieht höllisch aus!“, sagte Hitler.
„Wir geben unser Bestes, um den Klienten zufrieden zu stellen!“, sagte der Koch.
„Das hatte ich auch so gemacht! Aber mir wurde es nicht gedankt!“, jammerte Hitler.
„Oh, tut mir leid! Wollen Sie erzählen?“
„Ja, Unternehmen Barbarossa! Ich hatte eine Unmenge an Menschen und Material aufgeboten, um Stalin ein angemessenes Feindbild zu offerieren!“
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