Michael Bardon
Der Hölle so nah
der gehörnte Mann
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Inhaltsverzeichnis
Titel Michael Bardon Der Hölle so nah der gehörnte Mann Dieses ebook wurde erstellt bei
Der Hölle so nah Der Hölle so nah Lektorat: Michael Lohmann, www.worttaten.de , lohmann@worttaten.de Personen und Handlungen in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind daher zufällig und nicht vom Autor beabsichtigt.
Prolog
Wut, Verzweiflung und andere Gefühle
Der vermeintliche Tod
Die Traumfrau
Der Anfang vom Ende
Ein grandioser Plan
Mord, Gefühle und eine Verabredung
Einkaufsbummel und Geständnis
Pasta, Wein und Kerzenschein
Alles ändert sich
Pflicht, Kür und ein kleiner Mord
Drum prüfe, wer sich ewig bindet
Parkhaus mit bösen Buben
Zwei im Eiscafé
Wettlauf mit dem Tod
Im Dschungel der Gewalt
Ganz neue Möglichkeiten
Rachedurst und Mordgedanken
Ab durch die Hölle
Katzenjammer
Lügen, Betrügen und Männergespräche
Wer anderen eine Grube gräbt
Herrengedeck und Druckbetankung
Unerwartete Hilfe
Auf Spurensuche
Gute Vorsätze
Das Millionen-Ding
Höllentrip
Verraten – verkauft – gejagt
Chaos, Zerstörung, Verzweiflung
Der Seidenschal
Epilog
Impressum neobooks
Lektorat: Michael Lohmann,
www.worttaten.de, lohmann@worttaten.de
Personen und Handlungen in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind daher zufällig und nicht vom Autor beabsichtigt.
Der Hölle so nah
Meine Geschichte beginnt zu einem Zeitpunkt, an dem andere für gewöhnlich enden.
Sie erzählt von einem Kopfschuss. Von einem Projektil, das sich seinen Weg durch mein Gehirn gebahnt – und dort irreparable Schäden hinterlassen hat.
Doch am besten schildere ich Ihnen alles von Anfang an. Aber wo nur soll ich beginnen? Wann wird meine Geschichte, mein persönlicher Albtraum, überhaupt interessant für Sie?
Entschuldigen Sie bitte! Ich habe mich Ihnen ja noch überhaupt nicht vorgestellt. Wo bleiben nur meine Manieren? Mein Name ist Tobias Schlierenbeck. Ich wurde vor 42 Jahren in Frankfurt am Main gezeugt, zehn Monate später geboren und lebe dort noch immer mein beschauliches Leben.
Von Beruf bin ich Rechtsanwalt, Schwerpunkt Gesellschaftsrecht. Meine zahlreichen Klienten bilden die Elite unseres Landes. Industriemagnaten, Manager, Vorstandsvorsitzende, Spekulanten und Firmeneigner gaben sich in meinem Büro die Klinke in die Hand. Sie kamen zu mir, weil sie ein anderes Unternehmen in ihren Konzern integrieren wollten, aber auch, weil sie eine Fusion mit einer anderen Gesellschaft oder deren Liquidierung anstrebten.
Ich war wirklich gut in dem, was ich tat. Und meine herausragende Eigenschaft war eindeutig mein nicht vorhandenes Gewissen. Mich plagten keine Schuldgefühle, und auf eine soziale Ader hat der liebe Gott bei meiner Entstehung zum Glück auch verzichtet.
Jeder ist sich selbst der Nächste! Jeder sollte seines eigenen Glückes Schmied sein!
Was kümmern mich irgendwelche namenlose Arbeiter, die ihren Arbeitsplatz durch mein Zutun verlieren? Was kümmert mich die alleinerziehende Büroangestellte, die ihre Rechnungen, nach einer Kündigung aus wirtschaftlichen Erwägungen, nicht mehr begleichen kann? Ich musste meinen Porsche schließlich auch bezahlen; das Penthouse in der City haben mir die Makler auch nicht geschenkt.
Dieses ganze Gerede von Hartz IV, von Chancengleichheit und besserer Bildung geht mir, gelinde gesagt, am Allerwertesten vorbei. Wer vom Tellerrand des Lebens fällt, landet eben auf dem Kompost, wird recycelt, verschwindet in einer Statistik.
Doch ich schweife ab! Eigentlich wollte ich Ihnen ja die Geschichte vom Projektil in meinem Kopf erzählen, von meiner Frau und davon, wie es zu dem Unglück kam.
Charly, meine Frau, und ich waren zu diesem Zeitpunkt seit zwei Jahren glücklich verheiratet. Wir genossen unsere kinderlose Ehe, unsere Zweisamkeit, unsere Unabhängigkeit, unseren wilden, exzessiven Sex in vollen Zügen.
Sie mögen jetzt verständnislos die Nase rümpfen. Doch für meine Frau und für mich waren Kinder nie ein Thema. Wer braucht schon – entschuldigen Sie bitte diesen Vergleich! – eine schreiende Trompete, wenn er der sanften Musik einer Harfe zu lauschen vermag.
Ich wollte meine Charly mit niemandem teilen, und meine geliebte Charly, wollte das - so glaubte ich jedenfalls - auch nicht.
Aber ich greife gerade voraus, und das wollte ich nicht.
Doch manchmal fällt mir das Denken ein klein wenig schwer, und ich habe Mühe, meine zerrissenen Gedanken in der richtigen Reihenfolge zu sortieren. Sie schwirren durch meinen Kopf wie lustige, kleine Wellensittiche. Schlagen wild mit den Flügeln, flattern aufgeregt umher und treiben mich so an den Rand des Wahnsinns.
Das kommt - so denke ich zumeist - von dieser verteufelten Kugel in meinem Gehirn. Ja, sie steckt noch immer in mir! Sie ist ein Teil von mir geworden, so wie die Nacht vor meinen Augen ein Teil von mir geworden ist.
Sie haben schon richtig verstanden. Ich bin blind und befinde mich in einem nicht enden wollenden Albtraum.
Mein Körper ist so steif wie ein Stück Metall, und mein Gehör funktioniert leider auch nicht mehr so gut wie früher. Doch dafür hat mich das Schicksal mit widerlichen, nervtötenden Tönen gesegnet, die in der Lautstärke einer aufheulenden Motorsäge permanent in meinem Kopf herumkrakeelen.
Ach, herrje, jetzt ist es schon wieder passiert, ich greife voraus und verderbe so die ganze Geschichte.
Kommen wir also zurück zu dem Ausgangspunkt meiner kleinen Erzählung. Kommen wir zurück zu dem Projektil, das noch immer in meinem Kopf steckt …
Wut, Verzweiflung und andere Gefühle
Ich stand mitten im Raum, hörte, wie unsere Wohnungstür unter den brutalen Fußtritten erbebte. Ich hörte das Rufen der Polizeibeamten, die mich aufforderten, den aus französischer Eiche gefertigten Penthouse-Eingang zu öffnen. Und ich hörte das klägliche Gewinsel dieses staatlich anerkannten Versagers, der es gewagt hatte, meine Frau zu verführen.
Ich hatte ihn kastriert! Hatte ihm seine hühnereigroßen Hoden mit dem Zimmermannshammer zerquetscht.
Nie wieder würde dieser Blindgänger einer vergebenen Frau Flausen in den Kopf setzten oder einen seiner perfiden Pläne schmieden.
Der Kastrierte war einmal mein bester Freund. Dank ihm hatte ich mich zum moralischen Wächter aller aufgeschwungen. War zum Robin Hood der Betrogenen geworden.
Ein letztes Mal ließ ich meinen Blick über die Fotografien an der mit Seidentapete bespannten Wohnzimmerwand gleiten. Nahm ein letztes Mal die Noblesse, die Anmut und die Sinnlichkeit meiner Charly in mich auf.
Im Eingangsbereich, hinter mir, zersplitterte das teure Holz der massiven Wohnungstür. Schreie gellten durch den Raum, stürmten in einer höllischen Intensität auf mich ein. Die Achterbahn meines Lebens holte noch einmal ordentlich Schwung. Nahm ein letztes Mal Fahrt auf, bevor ich mich von ihr hinunter in den Tod stürzen würde.
Wut, Hass, Enttäuschung, Unglaube, Verzweiflung!
Eine Flut aus gegensätzlichen Empfindungen stürzte über mich herein, begrub mich unter sich, versuchte mich zu ersticken. Meine Hand zitterte leicht, als ich den Lauf der kleinen Halbautomatik, Winni-Opas Halbautomatik, gegen meine Schläfe presste. Das Spiel des Lebens war zu Ende. Das Rad der Zeit stand für immer still.
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