Tom schluckte.
„Ich bitte dich, Vater. Was verlangst du denn von mir?“
„Nichts Ungewöhnliches, mein Sohn. Ich möchte, dass du heiratest und eine Familie gründest. Baue ein repräsentatives Haus und gehe in die Politik oder kaufe dich in ein Unternehmen ein, schließlich bist du nicht auf den Kopf gefallen und hast einen Abschluss in Oxford vorzuweisen. Ich gebe dir zwei Jahre Zeit um eine passende Frau zu finden, zu heiraten und ein Kind zu zeugen. Solltest du diese Bedingungen nicht erfüllen, so wirst du von mir keinerlei finanzielle Unterstützung mehr erhalten.“
Tom war schockiert. Er war fest davon überzeugt gewesen, seinen Vater vertrösten und den Familienfrieden wieder herstellen zu können. Mit einem solchen Ultimatum hatte er nicht gerechnet. Wo sollte er eine Frau auftreiben, die seine Neigung akzeptierte? Er war sich nicht einmal sicher, ob er in der Lage sein würde bei einer Frau seinen Mann zu stehen und den Akt zu vollziehen. Er musste in Ruhe darüber nachdenken und mit Simon sprechen. Eines würde er jedenfalls auf keinen Fall tun: sich von seinem Liebhaber lossagen. Simon befriedigte Toms körperliche Bedürfnisse auf unnachahmliche Art und Weise, aber er war ihm auch ein treuer Freund und Gefährte geworden. Es musste eine andere Lösung geben!
„Ein verlockendes Angebot“
London, Juli 1894
Sarah Moore war 25 Jahre alt, gehörte dem gehobenen Bürgertum an und war stolz auf ihre Unabhängigkeit, ihre schnelle Auffassungsgabe und ihren Ehrgeiz. Ihr Vorhaben zu studieren war lediglich an der ablehnenden Haltung ihrer Mutter und an den Schulden gescheitert, die ihr verstorbener Vater der Familie hinterlassen hatte. Sarah hatte das Beste aus ihrer Situation gemacht und arbeitete gelegentlich als Journalistin für eine Frauenzeitschrift. So konnte sie ein wenig Geld zur Haushaltskasse beitragen und ihrer Mutter die teuren Arztbesuche finanzieren, die notwendig waren, um ihr Linderung von ihren Gelenkbeschwerden zu verschaffen.
Nicht zum ersten Mal fragte sie sich heute, wie eine Frau wie sie einem Mann derart verfallen konnte. Wenn sie sich mit Francis traf, vergaß sie ihre Karrierepläne und ihre Unabhängigkeit. Das Einzige, was sie sich wünschte, wenn sie ihn sah, waren seine Hände auf ihrem Körper und seine verführerischen Lippen auf ihren. In den Augen der guten Gesellschaft war Sarah längst eine alte Jungfer, deren rebellisches, wenig bescheidenes Auftreten die altehrwürdigen Ladys und Gentlemen dazu brachte, pikiert die Nase zu rümpfen. Vielleicht war das der Grund, warum Sarah sich derart stark von Francis angezogen fühlte. Er war ein von der Gesellschaft Ausgestoßener. Als Maler lebte er von der Hand in den Mund und niemand von Stand gab sich länger als nötig mit ihm ab. Wahrscheinlich war es nicht zuletzt der Reiz des Verbotenen gewesen, der Sarah in Francis´Arme trieb und nun kam sie nicht mehr von ihm los, obwohl sie wusste, dass ihre Beziehung keine Zukunft hatte.
Wie an jedem Samstag erwartete er sie in seinem kleinen Atelier. Sein Oberkörper war nackt und Sarah konnte sich nicht sattsehen an den Muskelsträngen, die seine Arme durchzogen. Seine Lippen fanden ihre und Francis riss sie an sich, bevor sie noch eine Begrüßung murmeln konnte. Sofort spürte Sarah die Hitze zwischen ihren Beinen auflodern und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als von Francis genommen zu werden. Der schien ihre sündigen Gedanken zu erahnen, denn innerhalb kürzester Zeit hatte er sie von ihrem Kleid befreit und sie stand nur noch mit Mieder und Unterrock bekleidet vor ihm.
„Sarah! Du raubst mir den Verstand! Sobald ich dich in meiner Nähe weiß, will ich dich besitzen!“
Sie stöhnte laut auf, als Francis ihre üppigen Brüste umfasste, und ertappte ihre Hände dabei, wie diese sich wie von selbst an seiner ausgebeulten Hose zu schaffen machten. Gierig befreite sie sein hartes Geschlecht, das augenblicklich steil von Francis´ Körper abstand und sie dazu einlud, ihre Lippen um den harten Schaft zu schließen. Francis ging nicht zimperlich mit ihr um und presste ihren Kopf gegen seine Lenden. Keuchend bäumte er sich ihr entgegen und forderte sie mit heiseren Worten dazu auf, noch stärker zu saugen und zusätzlich ihre Hände einzusetzen.
Niemals hätte Sarah es für möglich gehalten, wie sehr sie diese grobe, fast demütigende Behandlung genoss. Francis liebte es, sich in ihrem Mund zu ergießen – das lag nicht zuletzt daran, dass sie in diesem Fall keine zusätzlichen Maßnahmen ergreifen mussten, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Heute jedoch hatte er anderes im Sinn. Er hielt inne, drehte sie um und lockerte die Schnüre ihres Korsetts, bis sie es leicht abstreifen konnte. Sofort schlossen sich seine Hände um ihre Brüste und rieben an ihren harten, spitzen Knospen.
„Gefällt dir das, Sarah?“
Sie spürte seinen heißen, keuchenden Atem an ihrem Ohr und glaubte fast zu zerfließen vor Lust. In diesem Moment stieß Francis ihr so unvermittelt einen Finger in ihre nasse Spalte, dass sie kurz vor Überraschung zusammenzuckte. Doch wieder ließ ihr Liebhaber es nicht zu, dass sie sich an die lustvollen Empfindungen gewöhnte, die er ihr bereitete. Mit leichtem Druck brachte er sie dazu, sich nach vorne zu beugen und sich auf dem kleinen Tisch abzustützen, der vor ihr stand. Dann drang er mit einer solch pulsierenden Kraft in sie ein, dass Sarah die Zähne zusammenbeißen musste, um nicht laut aufzuschreien. Seine Stöße lösten weitere Hitzewallungen in ihrem Körper aus, die ihr Lustzentrum anschwellen ließen. Francis war ein erfahrener Liebhaber und trotz seiner Grobheit achtete er stets darauf, ihr die gleiche Lust zu bereiten, die er selbst empfand. Seine Ekstase übertrug sich auf Sarah, und als er seinen Höhepunkt erreichte, wurde sie fast gleichzeitig von überwältigenden, sinnlichen Zuckungen übermannt, die ihr die Sinne raubten und dafür sorgten, dass sie Mühe hatte, ihr Gleichgewicht nicht zu verlieren. Taumelnd ließ sie sich in Francis Arme fallen. Der hob sie ohne Anstrengung hoch und trug sie wortlos zu seinem Bett.
Sarah gönnte sich eine kurze Pause und schloss schläfrig die Augen. Die Treffen mit Francis sorgten regelmäßig dafür, dass sie hinterher todmüde war. Heute hatte sie sich eigentlich nicht verausgaben wollen, weil sie später noch verabredet war. Lady Sullivans Abendveranstaltungen waren legendär und die Tatsache, dass sie eine Einladung erhalten hatte, schmeichelte Sarah. Susanna Sullivan war eine gebildete Frau, die regelmäßig Gelehrte, Künstler und Schriftsteller um sich scharrte. Die High Society behandelte sie wie eine Aussätzige, seit sie im letzten Jahr die Scheidung von ihrem untreuen Gatten durchgesetzt hatte, doch Susanna ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie hatte von ihrem verstorbenen Vater ein Vermögen geerbt, welches sie nun nutzte, um sich für Frauenrechte einzusetzen. Susanna war davon überzeugt, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis Frauen das Wahlrecht zugesprochen wurde und Sarah fand diesen Gedanken faszinierend. Leider teilte Francis Sarahs Enthusiasmus in dieser Sache nicht, weshalb sie es aufgegeben hatte, sich mit ihm über derartige Dinge zu unterhalten.
Träge beobachtete sie, wie Francis, der inzwischen wieder seine Hose trug, sich mit seiner Staffelei beschäftigte. Er malte Landschaftsbilder, die zwar schön anzusehen waren, Sarah jedoch nicht wirklich beeindrucken konnten. Sie machte sich nicht viel aus Kunst, obwohl sie zugeben musste, dass man Literatur streng genommen auch als Kunstform bezeichnen konnte.
Sarah gähnte und begann damit, ihre Kleidung und ihre Frisur zu ordnen. Sie war nicht besonders eitel und trug meist schlichte, schmucklose Kleider, in denen sie sich, soweit das unbequeme Korsett es zuließ, möglichst gut bewegen konnte. Francis war in seine Arbeit vertieft und küsste sie zum Abschied nur flüchtig auf die Stirn.
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