PANDRINOS und SANDRIAS eilen herbei.
PANDRINOS (die Stelle betrachtend, an der der Dronos lag) .
Was ist dies hier für Zauberwerk?
Den Abanten ich hier sterben sah.
SANDRIAS (sich auf die Knie werfend) .
Das ist nicht gut,
was immer hier geschah.
IKAS (den Sandrias mit dem Schwert anstoßend) .
Erheb dich, Recke!
Es gibt noch mehr zu schlachten.
SANRIAS. (Er reagiert nicht.)
PANDRINOS. Recht hat er!
Das Kämpfen hat ein Ende.
Wo selbst der Göttervater zürnt,
dort soll das Morden enden.
(Er wirft sich neben Sandrias.)
IKAS. Ja bin ich denn von Weibern nur umgeben?
Erhebt euch, Mannen, sonst ist's Meuterei!
PANDRINOS (betend, ohne ihn anzusehen) .
Wo ist größre Meuterei,
denn Göttervätern selbst zu trotzen?
SANDRIAS. Weh uns!
PANDRINOS. Weh uns!
IKAS. Geschwätz!
Gerede!
Mummenschanz!
Der Göttervater selbst mich in den Hades stürze,
sollt dessen Zorn ich heut erregt.
(Sandrias und Pandrinos krabbeln auf allen vieren von ihm fort.)
SANDRIAS. Aus ist's, er weiß nicht, was er faselt.
PANDRINOS. Aus und vorbei mit Ikas,
unsrem Lenker.
IKAS. Erbärmlich!
Hängen sollt ihr,
wenn die Schlacht ihr Ende findet.
(Er dreht sich um, blickt in den Himmel und breitet die Arme aus.)
Hörst du mich, Kronide?
Diese Weiber schwafeln was von deinem Zorn,
den ich erregt.
Ein gutes Dutzend der Abanten
hat Ikas dir heut schon zerschlagen
und Ikas wird nicht ruhn noch rasten,
bevor die See vom Blut getränkt.
So dann, oh Göttervater groß:
Solltest du zur Gnad mich trachten,
so stopp mich nun, eh es zu spät.
(Nichts geschieht. Er dreht sich wieder um.)
Lächerlich.
(Ein Krachen, ein Donnern ertönt. Das Meer erstrahlt in gleißendem Weiß. Etwas trifft Ikas in den Rücken. Ein Schlag geht durch ihn.)
Wie ist's mir?
Erstarrt die Welt um mich herum.
Das Bild der Männer,
es löst sich vor mir auf.
Was geschieht hier?
Wohin gehe ich?
Halt!
Ist's wirklich der Kronide,
der mich nun zu sich holt?
So hab denn wirklich ich erweckt
den Zorn des Zeus?
Was ist dies für ein helles Licht, so weiß?
Moment!
Finster wird’s um mich herum.
Eine Müdigkeit.
Ich erstarre.
Ist dies der Tod,
was ich hier spür?
Ich bin ...
... so schwach.
So tot.
(Er bricht zusammen.)
Verlassener Teil des Tartarus. Stille.
Der am Boden liegende IKAS. Eine ALTE FRAU mit dickem Bauch erscheint.
ALTE FRAU (den Ikas erblickend) .
Nanu!
Wer ist es, der dort liegt,
so hingeworfen wie tot Hund?
Oh, welch stattlich Mann!
Schau an, so voller Kraft und Saft.
Vielleicht sogar ein Herold ist's,
der tot vor mir darniederliegt so still.
Und dann erst dieser große starke Bizeps!
(Ikas rührt sich.)
Still!
Er erwacht.
IKAS. So horch!
Was sind's für Stimmen,
die ich hier grad vernommen?
(Er richtet sich auf, erblickt das Weib.)
Zurück!
Was bist du, Weib,
so schrecklich anzuschaun und krumm?
ALTE FRAU (zurückweichend) .
Das Alter ist's, das mich gebeugt.
Das mir den Rücken krumm gemacht
und mir die Schönheit nahm.
Und mit der Schönheit
den Geliebten.
Wirst schon sehen, starker Mann,
wenn selbst du einst dahinterkommst.
Wart nur, wart nur.
(Sie kichert.)
Wobei ...
wenn ich mich hier so umsehe,
wo du gelandet ...
Wohl aus ist's mit dem Altern,
wie mir scheint.
IKAS. Schweig still, Weib!
Sag mir, wo ich bin.
Was ist dies für ein Ort,
an den Kronidens Donnerkeil
mich hat verschlagen?
ALTE FRAU. Kronidens Donnerkeil?
Der Kronide selbst, sagst du,
hat dich hierher verstoßen?
Dann bist du fürwahr verloren.
Sieht er denn nicht,
an welchem schlimmen Ort er ist?
IKAS (sich umsehend) .
Nichts ist's, was ich sehe.
Keines Menschen Seele
denn diesen alten Weibes.
Nur Felsenkluft, so weit ich seh.
ALTE FRAU. Und über ihm?
So sprich, was sieht er über sich?
IKAS (hochblickend) .
Nichts.
Nur ein Himmel so hoch
wie die Felsenkluft tief.
ALTE FRAU. Sapperlot!
Was sagt ihm das?
IKAS. Der Tartarus!
Beim Hades.
ALTE FRAU. Beim Hades.
Wohl gesprochen.
Etwas Schlimmes der hier hat getan,
dass Kronion selbst ihn bis hier runter warf.
So sprich: Was hast du Übeles getan,
den Kroniden derart zu verärgern?
IKAS. Ich schlachtete Abanten grob
in übel arg brutal Gefecht.
Als dann die ersten Blitze zuckten,
Kronions Willen selbst ich zu verrichten dachte.
(Er wendet sich von der Alten ab und schüttelt mit dem Kopf.)
Wie töricht ich doch war.
Pandrinos. Sandrias. Meine besten Mannen.
Wie recht ihr hattet.
Was war ich Narr ...
ALTE FRAU. Abanten er gemordet, soso.
Habt Ihr nicht gewusst,
dass Zeus höchstselbst
Euböa treu beschützt?
Oh, ich sehe Euer Hadern wohl.
IKAS. Schweig still, Weib!
Was weißt du Altweib schon vom Hadern?
ALTE FRAU (sich über den Kugelbauch streichelnd) .
Nun, vielleicht viel mehr, als Ihr erhofft.
IKAS (das Gesicht vor Ekel verziehend) .
Ist's das, was ich denk?
ALTE FRAU (an ihn herantretend) .
Was ist's, was er denkt?
Erlaube er sich freie Zunge.
IKAS. Verschon mich, Weib.
Der Gedanke macht mich würgen.
(Die alte Frau stöhnt und verzieht das Gesicht vor Schmerz.)
Was hat sie?
Will's raus, was fiebrig Lende
ihr einst eingepflanzt?
ALTE FRAU (sich hinsetzend) .
Fiebrig Lende!
Ach, wenn er wüsste.
(Sie streckt die Hand nach Ikas aus.)
So helfe er mir mich zu setzen.
IKAS (ihr zur Hand gehend) .
So schone sie sich.
Zur Geburt sind Krieger nicht geschaffen.
Lieber mord ich tausend Mann,
als das Geschrei gebährend Weibsvolks
zu ertragen.
ALTE FRAU. Jetzt wird er grob zu altem Weib.
Zurecht der Zeus Euch hierher stieß.
IKAS (mit der Hand zum Streiche ausholend) .
Lass dem Mundwerk freien Lauf,
soll Streiches Hand dich Mores lehren.
ALTE FRAU. Er würde mich tatsächlich schlagen?
In finstren Zeiten leben wir.
IKAS (die Hand herunternehmend) .
Dreimal Schande über mich.
Was ist dies für ein Ort,
der tapfren Mann zum Witwenstreicher macht?
ALTE FRAU. Der Tart'rus ist's,
wie selbst er wohl begriffen.
Und was den Witwenstreich betrifft ...
IKAS. Nun, ich sehe keine Seele hier.
Es ist so still, so dachte ich ...
ALTE FRAU. Wie recht er hat.
Kein Ehemann, der mir Gesellschaft leistet.
Uranus, er hat mich verlassen
und längst davor schon auch der Sohn.
So kommt der Himmel nur herab,
um sich an mir alt Weib zu vergehn.
Es sind die mächtigen Gelüste,
die mir der Mann zu trachten scheint.
So stieß er mir mit großer Wut,
die Kinder in den Leibe hier.
Ach, wenn der sterblich Mann doch wüsst,
was riesig Wesen in mir hausen.
Er würd verstehn, welch große Last
mich im Gedärme peinigt.
Kein Wunder, kann ich kaum noch gehn,
muss ständig sitzen, kann nicht stehn.
Und dass die Pein vorübergeht,
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