mit voller Kraft
will ich mich auf dich stürzen!
So beuge dich der Macht des Meeres!
(Er springt auf Kronos zu und wird zu einer Wasserfontäne.)
KRONOS. Das Schlückchen will getrunken sein.
Ertränke besser die, die in mir hausen.
(Er reißt den Mund auf und verschluckt die Fontäne. Ein Blubbern und Wehklagen hebt in seinem Inneren an.)
HESTIA (gurgelnd und blubbernd) .
Weh! Oh weh!
Mit Felsen benetzt, ...
DEMETER. ... vom Blute bedeckt,
so wäscht der Vater uns rein.
HERA. Und tötet uns sogleich.
Fluch über dich, du schindhaft Riese,
dein eigen Fleisch so zu ersaufen!
KRONOS (lachend) .
So hör nur an das störrisch Wort.
Die Tochter, die ich nie gehabt,
will mir nun aufbegehren.
Versaufe ruhig, du garstig Ding,
dein Gatte soll sich plagen.
ZEUS (aus dem Inneren des Kronos) .
Selbst Hippios' Wasser mag
das Mundwerk ihr nicht stillen.
Welch grausig Folter das hier ist,
die Ewigkeit mit geifernd Gattin
in Titanens Ranzen zu begehn.
So töte er mich doch sogleich,
statt ewig mich zu quälen.
KRONOS. Da hast ein ehrlich Wort gesprochen,
doch kann ich Rücksicht keine nehmen:
Das Wort der Gaia war's,
das mich dazu gezwungen,
den eignen Nachwuchs zu vertilgen.
(Der Hades versucht sich davonzustehlen.)
Wobei ...
Oho!
Welch schlaue List hast Zeusen
du dir überlegt.
Den Titanenvater abzulenken,
auf dass sich einer retten kann.
Doch hilft's ihm nichts:
(Er ergreift den Hades.)
Auch er ist gleich dahin.
(Er öffnet den Mund und will ihn verschlingen, als ein leises Heulen ertönt. Kronos hält inne.)
Was ist dies für ein seltsam Klang?
Was nähert sich von unter all den Wolken?
(Das Heulen wird lauter, nähert sich.)
HADES (schweißgebadet und halb zerquetscht) .
Etwas kommt, mich zu erretten.
Wirst sehen, was gleich folgen wird.
KRONOS. So mache er sich keine Hoffnung,
eh's kommt, ist er sogleich verschlungen.
(Er öffnet den Mund. Das Heulen wird lauter und lauter.)
Grüß die, die schon im Magen harren.
APHRODITE erscheint und tritt von hinten an ihn heran.
APHRODITE. Nimm lieber dich in Acht vor dem,
der hier sogleich erscheinen wird.
Ich habe ihn bereits gesehn,
den schrecklich Mann,
der hier hinaufe stürmt,
sich schrecklich gar an dir zu rächen.
Es ist doch Kronos, nehm ich an,
der hier so riesig vor mir steht
und Götter gleich Gewürm herunterwürgt?
KRONOS. Und kein Geringrer.
So sprich: Wer bist',
dass munter du die Welt umschreitest,
als hätt ein Pfau sich
in ein Menschenkind verwandelt?
(Er mustert sie von Kopf bis Fuß.)
Bist wahrlich neckisch anzuschaun.
APHRODITE. Aphrodite wohl mein Name ist,
so glaube ich.
Vor kurzem erst erwachte ich
und fand mich wieder zwischen finstren Felsen.
In schrecklich dunkler Unterwelt
traf ich den Mann,
der auf Schwingen hier hinaufe stürmt.
Mit schrecklich Waffe in der Hand,
mit Klauen arg bewehrt,
stieß er hinauf zu rächen an dem Kronos sich.
So wusst ich nicht, dass du es bist,
als bis ich dich gesehn.
(Sie zeigt mit dem Finger auf Hades.)
So lasse ihn herab
oder schlinge ihn sogleich,
willst nicht überrascht du werden
von des Ikas schrecklich Kraft.
KRONOS (den Hades zur Seite werfend) .
Vielleicht hat sie recht.
Vielleicht auch nicht.
So soll dieser hier bezeugen,
was sogleich geschieht.
Wo ist der Ikas, den bereits ich einmal traf
und dessen Name mir so bald entfiel?
So soll er kommen, wenn den Kampf er ...
BESTIEN-IKAS bricht durch die Wolkendecke. Er schießt in den Himmel hinauf und landet in hohem Bogen.
BESTIEN-IKAS (hockend, die Flügel nach hinten gelegt) .
Kronos!
Kronos!
Göttervater, schrecklich Übel.
Welch Zorn hast du mir eingepflanzt?
Er zerreißt mich, schmerzt mich,
zwingt mich, dich zu töten.
Allein der Wahnsinn in mir wohnt.
Nun ist's genug mit der Manie:
(Er richtet sich auf, spreizt die Flügel ab, breitet die Arme aus und legt den Kopf in den Nacken. In der rechten Hand hält er die Hippe.)
So ernte nun, was Blut des Himmels in mir säte!
KRONOS. Säen, ernten, wenn er wüsst,
welch lächerliches Wort er spricht.
Willst du dich messen, hier mit mir,
der ich die Götter grad verschling,
als wie es mir gefällt?
Ein sterblich Menschlein,
berührt vom Kuss des Wahnsinns,
der schlummerte im Blut des Vaters?
Es beliebt zu scherzen, dies schwache Ding.
BESTIEN-IKAS (die Hippe mit beiden Händen umfassend) .
So schweig und schmeck den Adamant,
mit dem den Vater du verstümmelt.
(Er stürmt los, wird kurz darauf von unsichtbaren Fesseln zurückgehalten.)
Was ist dies für ein Zauberwerk,
dass ich mich nicht kann rühren?
KRONOS. Siehst ziemlich hilflos aus,
wie unbeholfen da du stehst.
(Er fängt an zu lachen.)
Adamant ...
Etwa dies?
(Er schnippt mit den Fingern. Die Hippe zerbröselt zu Staub.)
Nun ist's dahin, das Wunderwerk.
Womit willst mich jetzt triezen?
BESTIEN-IKAS (rasend vor Zorn) .
Hinfort, verweht das edle Stück,
das Gaia mir einst schenkte.
So trage keine Waffe ich,
ich selbst zur Waffe muss nun werden.
Mit bloßer Hand zerreiß ich dich,
wenn's sein muss mit den Zähnen.
(Er stürzt sich mit mächtigen Flügelschlägen auf Kronos.)
KRONOS (mit dem Bestien-Ikas ringend) .
Soso,
an Diszipline scheint's ihm nicht zu mangeln.
Allein die Wut nur selten gut Berater ist.
Ungestümes Tun,
die Kampfkraft macht mich lachen.
Was soll dies sein,
ein Angriffssturm?
BESTIEN-IKAS. Schweig still und kämpf!
So wehre dich, so gut es geht,
eh Zahn und Klaue dich zerreißen.
KRONOS. Eh Zahn und Klaue mich zerreißen?
Er scherzt wohl.
Von allen Gegnern er der schwächste ist.
Ich bin des Tanzes überdrüssig,
auf auf zum letzten Schlag.
Verabschied dich vom Leben,
von der Welt,
dem Himmel und allem, was darauf so fleucht.
Zurück nun in den Tartarus!
Mit eigner Hand will ich dich senden.
BESTIEN-IKAS. Hinab mit mir?
Wie will er dies bewirken?
Sieht er die schwarzen Flügel nicht,
die mächtig aus dem Kreuz mir prangen?
Vorbei die Zeit, in der ich stürzen könnt,
die große Höh' kann mich nicht schrecken.
KRONOS. So soll er gleich erfahren,
was es heißt, so hoch zu falln,
als wie er stieg.
(Er packt die Flügel des Ikas und reißt sie heraus. Blut spritzt in alle Richtungen.)
Hinfort damit!
Auf dass den Himmel er nie wieder sieht.
BESTIEN-IKAS (vor Schmerz aufheulend) .
Oh grausam Schmerz!
Was wird's so schummrig mir vor Augen?
Was gräuslich Brennen tobt
mir auf dem Rücken?
Oh, Götter!
So seh ich wohl, was ehern tot darniederliegt:
Meine Flügel!
(Er fällt auf die Knie, betastet die ledernen Schwingen. Tränen rinnen dem grässlichen Monster die Wangen herunter.)
So ist doch noch Gefühl in mir,
die Trauer nun erstickt den Zorn.
Mir wird so ...
(Sein Blick verliert sich in der Ferne. Er schweigt.)
KRONOS. Wie rührig ist's,
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