das war längst zu erwarten.
So berichte mir, mein Gaia-Enkel,
was im Himmel ich verpasst,
das so schlecht und schlimm,
dass Hades selbst im Tartarus erscheint.
HADES. Die Wut in ihm, sie war so groß,
dass er mit bloßen Händen sich
dort auf den Kronos stürzte.
Ein Handstreich nur
und seine Waffe war entzwei,
das herrlich Adamant nicht mehr als Staub.
GAIA. Der Wahn in ihm, er war so groß,
ich konnt ihn kaum hier halten.
Ich selbst lag reglos tot am Grunde,
nachdem mein eigen Sohn mich niederwarf.
Ich konnt nichts tun, so glaub er mir!
HADES. Ich glaube dir,
so will ich dann beginnen, was war,
bevor beschwingter Schrecken mir erschien.
Kronos wütete gar sehr
unter all den Kindern.
Sprach's von einem Wutspruch, den Gaia,
du, ihm hast verkündet,
dass einer unter den Nachfahren ist,
der ihn alsbald dann stürzen würde
und sich selbst zum Höchsten dann erhebt.
In weiser Voraussicht rief Kroniden her zu sich
der jüngste Titan Kronos
und als die Kinder warn vereint,
da fing er an zu toben,
als wie ein Widder fuhr er unter sie.
Die Hestia sah ich zuerst ihn schlingen,
danach Demeter,
Zeus,
die Hera.
Zuletzt Poseidon, rossbeprangten,
und dann mich.
Doch eh der Kronos konnte mich verschlingen,
erschien ihm eine schöne Frau.
GAIA (staunend) .
Eine schöne Frau?
Etwa diese mit den schönen Fesseln?
HADES. Ebendie.
Und während die so schritt daher,
ein Heulen durch die Wolken tönte
und näher kam.
Sie sprach von Ikas Bestienmann
und dass man sich sollt hüten,
ihn unbewaffnet anzugehn.
Doch nichts übrig hatte Kronos
für die süßen Worte,
stattdessen warf er mich zur Seite,
als dieser Bestienmann erschien.
Nur so konnt ich entkommen.
Und eh der Kampf dann tobte,
mit einem Wink die Waffe er zerstörte.
Und nach nur kurzem Handgemenge,
den Ikas er schon niederwarf.
Und kaum war er am Grunde,
da riss er ihm die Flügel
hart von seinem Rücken.
Das war ein Bluten und ein Fauchen.
So sandte er den Ikas durch die Wolken heim
zum tiefen Tartarus,
auf dass am Grunde er zerschmettert liegt
nach tiefem Fall.
GAIA. Wie kam's, dass ihr entkamet?
So seh ich beide euch hier stehn und liegen?
HADES. Bevor der Kronos sich erneut an mir verging,
ich sprach ihm aus den Droheschwur:
Zu retten den, den er so grob
vom Himmel warf.
Zurückzukehren, um dessen Rache zu vollenden
und Kronos bald gerecht zu stürzen.
So sprach ich's aus und stürzt' mich
durch die Wolken,
konnt kaum bändigen des Kopfes Nattern,
als Ikas ich ergreifen wollt.
Doch Hypnos sei Dank, nun sind wir hier,
gerettet vorerst vor des Titanen Zorn.
GAIA. Welch Glück ihr habt.
Nicht vieles scheint
dem Uraniden lang zu trotzen.
HADES. So denkt er jetzt,
dass ich es bin, der ihn einst stürzt
und sich dann an die Spitze stellt.
GAIA. So lassen wir ihn in dem Glauben.
(Sie blickt auf den am Boden liegenden Bestien-Ikas.)
Lieber sag mir, was wir mit ihm hier machen?
Er scheint so tot, so leblos,
so ...
HADES. Nein, dessen Mund bleibt unbemünzt,
wir können ihn noch brauchen.
Auch wenn sterblich er nur ist,
wer weiß, welch Kräfte in ihm hausen?
Lass uns ihn wecken und dann sehn,
wie wir ihn wieder stärken.
Der Flügel ist er wohl beraubt,
in Lüften wär er gut von Nutzen.
URANUS kommt herangehumpelt.
URANUS (sich auf einen Stein setzend) .
Was dröhnen mir die Lenden!
Kein Wunder, unbemannt, wie ich nun bin.
(Er stößt ein Seufzen aus.)
Doch bin ich nicht zum Hadern hier,
sondern gekommen, euch zu helfen.
Es gibt da einen,
der ihm helfen kann,
doch liegt er lange schon in tiefer Trauer
um seinen einzgen Sohn, der fiel,
als er des Vaters Flügel nutzte.
Doch wäre dieses närrisch Kind
nicht allzu ausgelassen
Helios' Wagen nahgekommen,
so würd es heut noch leben.
Schimpf und Fluch über den Irrsinn der Jugend!
HADES. So spreche er es aus: Von wem spricht er?
GAIA. Er spricht von Daedalus, dem irren Mann,
der tief verwirrt in Ketten liegt,
von allen Menschen längst vergessen.
Ein großer Genius in ihm wohnt
und ein genauso großer Neid.
Ein großer Wahnsinn, alles zu erschaffen,
was Fantasie ihm aufgebürd'.
Die Trauer um den Ikarus
ihn noch verrückter scheinen lässt.
Es gleicht an Wahnsinn, diesen Mann zu fragen.
URANUS. So lange er die Flügel nicht aus Wachse fertigt
wie ehemals im Labyrinthe.
GAIA. Was ist er grob ...
HADES. So hoffen wir, dass dieser Mann
aus schrecklichem Verlust gelernt.
Vielleicht er etwas gutzumachen glaubt,
wenn wir ihm unser Arges schildern.
URANUS. Hoffen wir's,
ich wüsste nicht, was sonst wir tun könnten,
um diesen hier das Fliegen neu zu lehren.
GAIA. Er muss es selbst tun,
Daedalus ist feind allen Göttern und Titanen.
URANUS (auflachend) .
Wie recht er hat,
der Tor ist mir sympathisch.
(Bestien-Ikas stöhnt auf.)
HADES. Genug jetzt!
Der erwacht, um den sich alles dreht.
BESTIEN-IKAS (sich aufsetzend und den Kopf haltend) .
Was dröhnt's mir in dem Schädel?
(Er betrachtet die herabhängenden Nattern auf seinem Kopf.)
Was hängt mir ins Gesicht nach Natternart?
(Er verzieht das Gesicht vor Schmerz.)
Was brennt mir arg der Rücken?
Nur Stümpfe sind's, die sich noch rührn,
der Kronos mir den Rest entriss.
Ich erinnere mich.
(Er erblickt die Gaia, den Uranus und den Hades.)
Da ist die, die mich einst schickte
und dort der andre, der entmannt.
Den Dritten dort bei Kronos ich gesehn,
doch mehr vermag ich nicht von ihm zu sagen.
GAIA (vortretend) .
Der Hades ist's, der dich gerettet,
und ohne den du längst vergangen wärst.
HADES. So weißt du wirklich nicht,
was dort geschah,
wo unsre Wege sich erst kreuzten?
BESTIEN-IKAS (kopfschüttelnd) .
Nein, ich weiß nichts mehr,
seit die Flügel mir entriss
der üble Kronos.
Die Welt ward dunkel,
ich hört den Rest aus weiter Ferne,
ehe letzten Tritt ich spürt',
der mich dann endlich sinken ließ
in toten Schlaf.
URANUS. So spreche er mir nicht vom Tod,
wo Todesgott anwesend ist.
HADES. Lass ihn nur. Als ich ihn fing,
da war er fürwahr mehr tot als noch lebendig.
BESTIEN-IKAS (die Nattern befühlend) .
Was ist? Sind diese auch dahin?
HADES. Nein, durch Hypnos sie
zum Schlaf ich bracht,
eh Natternfänge mich ergriffen.
Eh er sich's versieht ...
(Er schnippt mit den Fingern.)
... da kräuseln sie sich wieder an dem Schopfe.
(Ein Zischen hebt an, die Nattern heben die Köpfe.)
Nicht alles Kronos ihm dort nahm.
BESTIEN-IKAS. Au!
Da schnappt die Natternbrut
auch schon nach mir,
sie beißt den eignen Wirte.
Doch droben beim Uranussohn,
habt ihr mich schwer im Stich gelassen.
(Die Nattern zischen wie zur Antwort.)
Den Rachedurst zu stillen,
ich kaum mehr kann erwarten.
(Er versucht aufzustehen, fällt wieder hin.)
URANUS. Noch etwas wacklig auf den Beinen,
wie mir scheint.
HADES. Lass ihm eine kurze Zeit
Читать дальше