machen?«
»Nur eine Viertelstunde noch,« versetzte der Rumpelbacher,
»und dann bin ich mit dieser Kette fertig.
Ich habe einen schönen Kirschbaum im Garten, der
steht voll der süßesten Kirschen. Tut Euch indessen
ein wenig gütlich; denn ihr seid gewiß müde und durstig.
Ich will Euch die Leiter zurechtstellen.«
Wie gesagt, so getan. In einer Minute stund der
Teufel auf dem Kirschbaume und spürte, daß er in die
Falle geraten sei. Er mußte nun dem Schmied abermals
versprechen, daß er erst in sieben Jahren kommen
werde, ihn zu holen. So war er wieder der Betrogene
und mußte sich wieder allein auf den Rückweg
machen. Auch in den kommenden sieben Jahren mußten
Bank, Baum und Sack gar oft ihre Dienste tun.
Bald aber kam es so weit, daß niemand mehr beim
Schmied etwas schuldig blieb aus Furcht vor den drei
verrufenen Stücken. Der Rumpelbacher war nun der
reichste Mann weitum und es quälte ihn nur die
Sorge, ob es ihm glücken würde den Teufel auch zum
dritten Male daran zu bekommen. Der gefürchtete Tag
kam heran und der Teufel erschien wieder in seiner
vollen Tracht.
»Nun, Herr Schmied, sind's sieben Jahre. Heute
wollen wir mitsammen zu meiner Großmutter wandern.
«
Der Rumpelbacher wußte sich in aller Eile zu fassen.
»Aber mein lieber Herr! geduldet doch einen Augenblick!
Ich habe meinem Nachbar versprochen,
heute noch sein Roß zu beschlagen, und wäre ein
Lump, wenn ich mein Versprechen nicht halten
würde. Ich werde geschwind hinüber laufen und den
Schimmel holen. Damit es aber schneller gehe, habt
Ihr wohl die Güte, indessen aus dem Sacke da drüben
32 Nägel herauszusuchen.«
Der Schmied ging und der dumme Teufel kroch in
den Sack, um die Nägel, die ganz in der Tiefe lagen,
herauszubekommen. Als der Rumpelbacher mit dem
Schimmel kam, schrie der Teufel im Sacke aus voller
Brust:
»O weh, o weh, ich komme nimmer los! laß mich
gehen! Ich will gern alles tun, was du haben willst.«
Dem Schmied lachte das Herz, als er sah, daß seine
List geglückt war, und er begann: »Nun wenn du mir
versprichst, all das Recht, das du auf mich hast, aufzugeben,
so will ich dich loslassen. Willst du mir das
nicht versprechen, so kannst du ewig im Sacke sitzen
und wirst noch dazu jeden Morgen tüchtig abgeklopft.
«
Der Teufel schrie voll Zorn: »Ja, ja! Mache nur,
daß ich loskomme, ich verlange kein Haar von dir.«
Der Teufel wurde nun freigelassen und fuhr in seiner
Höllengestalt mit furchtbarem Geräusch und Gestank
durch die Lüfte hinweg. Der Schmied lebte
noch viele, viele Jahre, er wurde tagtäglich reicher
und dachte nicht viel ans Sterben. Aber auch ihm
blieb sein Stündchen nicht aus. Als er diese Erde ver-
lassen hatte, wandelte er zuerst wohlgemut, pfeifend
und singend der Hölle zu; denn drunten, meinte er,
muß es lustiger sein als im Himmel droben. Wie er
zur großen Höllenpforte kam, pochte er mit seinem
Hammer, den er als Andenken von der Welt mitgenommen
hatte, so gewaltig an, daß er sie beinahe einschlug.
Des Teufels Großmutter, die eben allein zu
Hause war und die Morgensuppe aß, stellte die
Schüssel beiseite und hinkte verdrießlich zum Tor:
»Wer ist da draußen?«
»Der Schmied von Rumpelbach.«
»Ah so! kommst du jetzt, du Schurke! Glaubst du,
du könnest die Teufel immer zum besten haben? Pack
dich nur, für dich ist hier kein Platz.«
Während sie dies sagte, stellte sie schnell einige
Kessel zur Türe, damit der Rumpelbacher dieselbe
nicht so leicht einrennen könne. Dieser aber dachte
sich: »Was liegt daran, läßt man mich hier nicht ein,
so geh' ich halt in den Himmel.« Er kehrte schnell um
und stieg einen langen und steilen Weg empor. Wie er
vor dem Himmelstore stand, klopfte er ganz sittiglich
an dasselbe, – denn er hatte wohl gesehen, daß man
mit Grobem nichts ausrichte. »Wer ist draußen?« rief
St. Peter, der himmlische Torwärter. »Der Rumpelbacher
Schmied«, ertönte laut die Antwort.
»Was glaubst du denn, Lumpen, die mit dem Teufel
einen Pakt machen, könnten wir im Himmel brau-
chen? – Geh du nur abwärts!«
Das war nun dem Schmied ein wenig zu arg. –
»Daß ich zu schlecht bin für die Hölle und zu
schlecht für den Himmel, das hätte ich doch nie geglaubt
«, murmelte er ärgerlich vor sich hin und ging
wieder abwärts. Als er nun wieder an das Höllentor
kam und sich als den Schmied aus Rumpelbach anmeldete,
war eben die ganze Teufelsfamilie zu Haus
und kleine wie große Teufel schrien zusammen: »Laßt
ihn nicht herein, laßt ihn nicht herein, bei dem könnt
es uns übel gehen!«
Der arme Schmied mußte nun wieder umkehren,
um auch an der Himmelstüre das zweitemal sein
Glück zu versuchen. Er klopfte wieder ganz sittiglich
an und bat um Einlaß. Allein St. Peter wies ihn mit
noch herbern Worten zurück als das erstemal. –
»So laßt mich doch einen Augenblick in den Himmel
hineinschauen!« flehte der Schmied. »Nun das
will ich dir gönnen, damit du uns einmal vom Halse
bleibest«, murrte St. Peter und tat die goldene Himmelstüre
ein wenig auf. Kaum gewahrte der Schmied
eine kleine Öffnung, so warf er seine alte Kappe in
den Himmel hinein. St. Peter wollte ihm dieselbe herausreichen,
aber der Rumpelbacher sagte: »Ich kann
mir meine Sache schon selber holen.« Er wurde nun
hineingelassen, um seine Kappe herauszutragen. Aber
kaum war er drinnen, so setzte er sich auf derselben
nieder und rief frohlockend: »Nun sitze ich auf meinem
Eigentume,« und niemand konnte ihn wegschaffen.
–
Und wo ist denn jetzt der Schmied von Rumpelbach?
Er sitzt noch im Himmel droben auf seiner
Kappe und hört der englischen Musik zu.
(B o z e n . )
6. Teufel und Näherin.
Es ist schon lange her, da war einmal eine Näherin
und diese war so geschickt, daß man zuvor und darnach
keine bessere erfragt hätte, so weit der Himmel
blau und die Erde grün ist. Allein sie bildete sich
auch ihren Teil auf ihre Geschicklichkeit ein und einmal
sagte sie gar halb im Spaß, halb im Ernst, sie
wollte mit dem Teufel zu Neid und in die Wette
nähen. Der Schwarze sollte ihr's gewiß nicht abspielen.
Der Teufel hatte aber dünnere und feinere Ohren,
als man meint, und hört in der tiefen Hölle drunten
alles, was wir Menschenkinder da oben reden und
wispern. Er hatte die Rede der Näherin auch nicht
überhört und kam in seinem Staat zu ihr, sie beim
Worte zu nehmen. Die Näherin wollte nun das Blatt
wenden, allein damit kam sie nicht zurecht. Sie mußte
mit ihm die Wette eingehen, wer von ihnen beiden zuerst
ein Hemd fertig machen würde. Würde es die Näherin
später vollenden, so sollte sie dem Teufel gehören.
Die Wette begann nun sogleich und zwar mit
dem Zuschneiden. Dazu brauchten aber beide fast
gleichviel Zeit und niemand war dem andern voraus.
– Allein, als es zum Nähen kam, da hättest du
dabei sein und es sehen sollen!
Der Teufel, um ja später keinen Augenblick zu verlieren,
fädelte sich schier einen ganzen Zwirnknäuel
auf einmal ein. Das war sehr ungeschickt getan und
dazu kam noch, daß er auch weit längere Arme hat als
die Leute, und deswegen mußte er bei jedem Stich
dreimal ums Haus herumlaufen, und weil er vergessen
hatte, gleich anfangs einen Knopf zu machen, lief er
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