herauskommen. Bringt Ihr mir diese drei Stücke,
so will ich Euch meine Seele verschreiben.«
Der Teufel willigte mit Freuden ein, zog ein gewaltiges
Buch aus der Rocktasche hervor, in dasselbe
wurde der Vertrag eingeschrieben und der Schmied
mußte seinen Namen mit seinem eigenen Blute unterzeichnen.
Der Teufel entfernte sich und kam alsbald
mit Sack, Bank und Baum zurück. Man mochte sich
nur wundern, wie er alles tragen konnte; doch was ertrüge
wohl der Teufel nicht?
Der Sack wurde in der Werkstätte hinterlegt, die
Bank vor dem Hause aufgestellt und der Baum in den
Garten gepflanzt. Dabei half der Teufel redlich mit,
und nachdem die Arbeit vorbei war, rief er: »Aufs
Wiedersehen in sieben Jahren!« Mit diesen Worten
spazierte er von dannen.
Kaum war der Teufel weg, als eine dicke Bäuerin
des Weges kam, deren Mann nicht selten ein Stück
Eisen aus des Schmiedes Werkstätte geholt hatte,
ohne seinen Beutel dafür aufzutun.
»Gott willkommen, Bäuerin!« rief der Schmied,
»nur nicht so geeilt! Gibt's nichts Neues im Außerdorf?
Kommt, setzt Euch zu mir auf die Bank und erzählt
etwas!«
Die Bäuerin mochte wohl das Verhältnis nicht
genau kennen, welches zwischen ihrem Hans und dem
Schmiede bestand, und setzte sich auf die Bank; denn
das Plaudern war ihre Sache. Sie erzählte nun alles,
von der Anna und Annamiedl angefangen bis zum
Zasphannes und Ziegerpeter. Als sie eben ihre Zeitung
von vorne wieder anfangen wollte, guckte der
Mond schon hinter dem nahen Berge herauf.
Nun merkte sie erst, wie lange sie geplaudert hatte,
und wollte aufstehen und nach Hause gehen. Doch
wie erschrak sie, als sie umsonst sich zu erheben versuchte
und der Schmied mit unbändigem Lachen ausrief:
»Hab ich dich nun einmal! Nun kommst du mir
nimmer los, bis mich dein Mann bezahlt hat.«
Der Rumpelbacher eilte nun ins Haus zum Abendessen
und zur Nachtruhe. Am andern Morgen vernahm
er in aller Frühe ein ungestümes Gepolter an
der Haustüre. Er ging hinunter, um nach dem Lärmer
zu sehen, und fand den Mann der Bäuerin, der ihm
dreifache Bezahlung anbot, wenn er nur die »Urschl«
vom Flecke ließe. Der Rumpelbacher willigte freudig
ein und der Bauer eilte mit seiner beschränkten Ehehälfte
beschämt nach Hause.
Kaum waren sie weg, da kam ein Bube dahergelaufen,
dessen Vater beim Schmied nicht in bestem Andenken
stand.
»Heda, Junge!« rief der Rumpelbacher, »magst du
keine Kirschen?«
»Wie sollte ich keine Kirschen mögen? Nur her
damit!«
»Steig nur auf den Baum hinauf da draußen im
Garten und iß nach Herzenslust!«
Der Knabe ließ sich das nicht zweimal sagen. Im
Nu war er hinter dem Hause und auf dem Baume. Da
aß er nun Kirschen, es war eine Freude, ihm zuzuschauen.
Aber, o weh! als er vom Baume herabsteigen
wollte, war alle Anstrengung umsonst. Es kam ihm
vor, als sei er festgebunden, und er mußte oben bleiben,
mochte er wollen oder nicht. Bald kam der
Schmied, um nach dem neuen Fange zu sehen. Der
Bursche bat mit weinerlicher Stimme um Befreiung
vom luftigen Kerker, aber es half nichts. Der Schmied
sprach: »Bevor mich dein Vater nicht bezahlt hat,
sollst du mir vom Baume nicht herunter kommen.«
Erst gegen Mittag ging der Vater des Knaben hinter
dem Hause des Schmiedes vorbei, um sein Kind zu
suchen. Wie er dieses auf dem Kirschbaume sah,
schrie er zornig: »Gehst nicht herunter, Schleckermaul?
« – »Wenn ich nicht kann«, jammerte der Sohn
auf dem Baume und zeigte dem Vater, daß alle An-
strengung herunter zu kommen vergeblich sei. Unterdessen
kam der Schmied aus dem Hause und lachte
aus vollem Herzen. »Aha, hab' ich deinen Vogel gefangen!
Nun mach schnell und bezahle, sonst bleibt
mir der Junge ewig auf dem Baume sitzen.«
Der Bauer merkte wohl, was damit gemeint sei,
zog schnell den Beutel heraus und bezahlte dem
Schmied das Dreifache von dem, was er schuldig war.
Da war es dem Knaben, als ob er losgebunden würde,
und er eilte mit seinem Vater beschämt nach Hause.
Der Schmied schob vergnügt das Geld ein und dachte
eben daran, wie er auch von seinem Sack guten Gebrauch
machen könnte, als ein Mädchen des Weges
kam; das war pudelnärrisch, weil es bald heiraten
sollte. Sein Bräutigam war aber auch einer von denen,
die dem Schmied das Bänklein, den Baum und den
Sack notwendig gemacht hatten.
Grete lief freundlich auf den Schmied zu: »Guten
Nachmittag, Meister Rumpelbacher! Wie geht's? Wie
steht's?«
»Wie magst du um derlei Dinge fragen? – Unsereinem
geht's immer gut, wenn er nur Geld hat. Aber
komm, Grete, und schau was Neues ich heut in der
Werkstatt habe. So einen Sack hast du dein Lebtag
nicht gesehen.«
Sie gingen nun mitsammen in die Werkstätte und
der Schmied zog den ungeheuren Teufelssack aus
einer Ecke hervor.
»Potz Blitz!« schrie lachend das Mädchen, »da
drinnen könnte ich ja mit meinem Peterle einen Walzer
tanzen.«
»So tanz halt!« spottete der Schmied, indem er ihr
den Sack über den Kopf warf, so daß sie von demselben
ganz bedeckt war. Nun half kein Bitten und kein
Flehen. Sie mußte im finstern Quartiere bleiben, bis
ihr Bräutigam kommen würde, sie abzulösen.
Abends war beim grauen Bären ein Tanz angesagt.
Peterle wollte auch dabei erscheinen, ging den ganzen
Nachmittag herum, seine Grete zu suchen, fand sie
aber nirgends. Wie er ungeduldig an der Werkstätte
des Schmiedes vorbeikam, hörte er seine Grete bitten
und weinen. »Wo bist du denn? was fehlt dir?« fragte
Peter erstaunt. Da kam schon der Schmied des Weges
daher und fuhr ihn barsch an: »Da heißt's einmal bezahlen,
sonst kriegst du deine Grete bis zum Jüngsten
Tage nimmer.«
Peter war erstaunt, wußte aber wohl, wohinaus das
Wort Zahlen wollte, und wie er seine Grete im Sacke
fand, bezahlte er schnell das Dreifache und eilte mit
seiner Liebsten davon.
Solche Streiche machte nun der Schmied gar viele
und er war in kurzer Zeit ein reicher Mann. Ein Jahr
verstrich nach dem andern und endlich ging auch das
siebente Jahr zu Ende und es nahte der Tag, an wel-
chem der Teufel den Schmied holen sollte. Dieser
aber war immer guter Dinge.
Am ersten Tage des achten Jahres kam das Herrlein
im grünen Staate in die Werkstätte und lud den
Schmied höflich ein, ihm zu folgen.
»Ach, ich bin schnell fertig,« entgegnete der Rumpelbacher,
»ich möchte nur noch das Hufeisen fertig
schmieden; setzt Euch indessen ein wenig auf die
Bank da draußen, denn Ihr seid gewiß müde.«
Der Teufel war ein dummer Teufel und setzte sich
auf die Bank. Bald merkte er aber, daß vom Wegkommen
nicht so leicht die Rede sei. Er fing nun an, den
Schmied um seine Freilassung zu bitten. Dieser meinte
aber: »Wenn du mir noch sieben Jahre hier zu bleiben
vergönnest, so lasse ich dich los.« – Der Teufel
ging endlich die Bedingung ein und machte sich verdrießlich
aus dem Staube.
Auch in den folgenden sieben Jahren vergaß der
Rumpelbacher nicht, seine drei Stücke gehörig zu gebrauchen.
Aber die Zeit flog vorüber wie der Wind
und der erste Tag des achten Jahres war wieder da.
Das grüne Herrlein kam wieder frühmorgens in die
Werkstätte und tat noch freundlicher.
»Nun, Herr Meister, wollen wir uns auf den Weg
Читать дальше