und die schmähende Bäuerin. Wie es so weiter ging,
kam der Zug zu einem Müller, der seinen Esel am
Halfterbande daherführte. »Hilf mir!« rief die Bäuerin
und streckte die Hand nach dem mehlbestäubten
Eselsführer. Mitleidig langte dieser ihr zu, aber in
demselben Augenblicke hieß es: »Fischlein kleb an!«
und Müller und Esel hingen an Zuge.
Kra, kra, kra ging es nun weiter dem Dorfe zu,
Hans voraus dann die grünen Kohlköpfe, die weißen
Gänse, die schmähende Bäuerin, der fluchende Müller
und der graue Esel, der in das Geschnatter der Gänse
sein betontes Iah, iah eintönen ließ. – Die Fahrt ging
weiter; da begegnete dem Zuge der Schullehrer mit
seinem spanischen Rohre einherstolzierend. »Jagen
Sie doch den Esel weg, damit ich frei werde«, rief flehend
der Müller dem Herrn mit den Vatermördern zu.
Die Bitte fiel nicht auf taube Ohren, gravitätisch trat
der Lehrer hinzu und suchte den Esel wegzutreiben.
»Fischlein kleb an!« schmunzelte Hans, und Stock
und Meister klebten.
Kra, kra, kra ging es nun weiter dem Dorfe zu,
Hans voraus, dann die Kohlköpfe, die Gänse, die
Bäuerin, der Müller, der Esel das spanische Rohr und
der Schulmeister mit den Vatermördern.
Als der bunte Zug zum Dorfe gekommen, stund gerade
der Bäcker am Ofen und wollte die Laibe hineinschießen.
»Kra, kra, kra, iah, iah verflucht und verhext!
« scholl es so wirr von der Straße herein, daß er
neugierig, die Schalter mit den Laiben tragend hinausstürzte,
um das tolle Schauspiel zu sehen.
»Reicht mir Eure Hand!« bat der Lehrer. – Es geschah,
»Fischlein kleb an!« sprach Hans und der Bäkker
klebte am Zuge.
Die lange, lange Reihe zog und lärmte durch die
Gasse, daß die Fenster von allen Seiten aufflogen und
helles Gelächter von allen Seiten erscholl. Wie der
Zug so daher kam, fuhr plötzlich eine Kutsche an, die
sechs Schimmel zogen, und in der eine wunderschöne
Jungfrau saß. Diese war die ernste Königstochter, die
nie, seitdem sie das Tageslicht erblickt hatte, ihre
roten Lippen zu einem Lächeln verzogen hatte. Durch
den Lärm neugierig gemacht sah sie zum Fenster hinaus,
und wie sie das Kra und Iah, das Fluchen und
Beten hörte und den Hans, die Kohlköpfe, die Bäuerin,
den Esel, den Schulmeister usw. in engster Verbindung
sah, schlug sie ein lautes Gelächter auf und
ihre Augen funkelten vor Freude. – »Die Prinzeß
lacht«, flog es durch die Reihen der Begleiter und Be-
gleiterinnen. Hans aber lispelte, als der Bäcker mit
der Schalter zufällig an der Deichsel des königlichen
Wagens anstieß, »Fischlein kleb an!« und der Wagen
klebte an. So kamen sie zur königlichen Villa, die am
Dorfe stund; der König eilte an das Fenster, als er den
Lärm und das Gelächter hörte, und wie er den wunderbaren
Zug vom Kohlkarren bis zur königlichen
Equipage und seine lachende Tochter sah, begann er
auch zu lachen und rief den Führer zu sich. Hans kam
und erzählte, wie es gegangen sei. Der König sprach
freundlich: »Du hast meine Tochter zum Lachen gebracht,
wähle dir eine Belohnung! Du sollst erhalten,
was du willst!« – Hans kratzte sich hinter den Ohren
und meinte: »das hinterste Fischlein Kleban«. Als
dem Könige dieser Wunsch nicht ganz gefällig
schien, machte Hans Miene weiterzuziehen. Der
König mußte zum übeln Spiele eine gute Miene machen
und froh sein, wenn seine Prinzeß frei würde.
Hans eilte hinunter: tupf, tupf, tupf ging es mit der
hellen Stecknadel und es stob auseinander, wie wenn
der Wind in die Spreu gefahren wäre. Die Königstochter
lachte wieder und Hans führte sie zum königlichen
Vater hinauf und freute sich des letzten »Fischleins
Kleban«. Der König behielt den Hans bei sich
und bekam ihn immer lieber und lieber und die Königstochter
lächelte, so oft sie den einstigen schönen
Führer sah. Hans wurde endlich Herzog und die la-
chende Prinzessin seine Braut und da gab's eine lustige
schöne Hochzeit, und Herzog Hans und die Braut
lächelten sich gar fröhlich an und niemand hätte geglaubt,
daß die Prinzeß einst so ernst gewesen wäre
und nie gelacht hätte. Hans nahm zu seinem Wappen
ein blaues Fischlein mit rotgoldenen Blümchen und
das haben noch seine Nachkommen bis auf den heutigen
Tag. Als der alte König starb, wurde Hans auch
König und war ein guter König, der sein Volk nicht
quälte, denn er hatte selbst etwas erfahren.
(A b s a m u n d E b e n ).
5. Der Schmied in Rumpelbach.
Der Schmied in Rumpelbach war stets ein kreuzbraver,
arbeitsamer Mann gewesen. Er war aber so unglücklich,
sein Geld bei solchen Leuten gutzuhaben,
deren Beutel zwar vom Gelde nicht leer, deren Herz
aber davon noch voller war. Da er nun trotz der sauern
Arbeit nichts zu beißen hatte, so wurde er täglich
mürrischer und kam in einer Nacht auf den Gedanken,
ob denn für die Kargheit seiner Gläubiger nicht einige
Klafter unter der Erde ein Kräutlein gewachsen sei.
Nur wußte er nicht, wie er den Doktor, der dasselbe
bringen sollte, herbeiholen könnte. Doch der Teufel
ist bekanntermaßen ein Herr, der sich nicht lange
laden läßt. Am andern Morgen ging der Schmied den
Kopf voll Gedanken in die Werkstätte und griff verdrießlich
zum Hammer. Sieh da! ein schmuckes Herrlein
im grünen Rock, den Hirschfänger an der Seite
und die Flinte auf dem Rücken, tritt zur Türe herein.
»Wie geht's, Rumpelbacher?« lautete sein freundlicher
Zuruf.
»Ach wie geht's; Arbeit genug und doch kein
Geld!«
»Arbeiten und kein Geld haben, wie ginge das zu,
das heißt ja säen, ohne zu ernten!«
Der Schmied, zu einem langen Geschwätze nicht
aufgelegt, fuhr den Junker barsch an: »Was hilft's
Reden, Ihr könnt mir doch nicht helfen.«
»Ich nicht helfen können?« spöttelte der Junker und
schob den Hut ein wenig beiseite, so daß der Rumpelbacher
ein krummes Hörnlein wohl gewahr werden
konnte.
»Ah, wenn Ihr der seid,« entgegnete höflich der
Schmied, indem er die schmutzige Kappe abzog,
»dann ließe sich mit Euch wohl ein Geschäft machen.
«
»Warum denn nicht? Aber wisse, daß ich für alle
Dienste, die ich dir erweise, keine geringere Belohnung
nehme als deine Seele und diese will ich nicht
später holen als nach sieben Jahren.«
Diese Worte fuhren dem Schmied durch Mark und
Bein; er stund ein Weile stumm da, wollte dann eine
Entschuldigung hervorstottern, hatte aber nicht den
Mut, dem Teufel zu widersprechen.
Dieser schaute den Verzagten mit höhnischem
Stolze an und machte Miene zum Weggehen, als ihn
der Rumpelbacher zurückhielt mit dem Rufe: »Nun so
sei's gewagt. Hört, was ich von Euch für meine Seele
verlange. Ich möchte eine Bank vor meinem Hause;
wer sich auf dieselbe setzt, der soll ohne meinen Willen
nicht wieder wegkommen.«
»Das kann ich Euch wohl geben,« fiel der Teufel
hastig ein, »also unterschreibt!«
»Oho,« erwiderte der Schmied, »das geht nicht so
leicht, für die Bank allein ist mir meine Seele nicht
feil. Ich möchte auch noch einen Kirschbaum; wer auf
denselben hinaufsteigt, soll ohne meinen Willen nicht
wieder herunterkommen, und weil aller guten Dinge
drei sind, so gebt mir auch noch einen Sack; wer in
demselben steckt, soll ohne meinen Willen nicht wieder
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