sich aber wieder, ließ die Köchin rufen und fragte sie
hastig, wer den Kuchen gebacken habe? – Mit Zittern
und Bangen gestand endlich die Köchin, das Hennenmädel
habe sie so lange gebeten, und da habe sie ihm
endlich erlaubt, den letzten Kuchen zu backen, dieser
sei aber so schön ausgefallen, daß sie ihn doch zur
Tafel getragen. Der erstaunte Graf tröstete sie freundlich,
zeigte ihr den Grafenring und sagte, sie solle
gleich das Hennenmädel in den Saal kommen lassen.
– »Aber, mein lieber Himmel! die ist doch ja so
garstig und schmutzig!« meinte die Köchin. »Nun so
soll sie sich umkleiden!« befahl der Graf und die Köchin
ging wieder in die Küche hinaus. Das Hennenmädel
hatte sich aber indessen gewaschen, und als die
Köchin ihr den Befehl des Grafen gesagt hatte, ging
sie weg und zog ein prächtiges Kleid an, das M o r -
g e n k l e i d , denn es war so golden wie der Morgenhimmel;
das hatte sie gestern von der grauen Eiche
zum Feste geholt und unter ihrem Strohlager verbor-
gen. Und als sie es anhatte, war sie so schön wie der
Morgen und niemand kannte sie mehr, und als sie in
den Saal trat, stunden alle Gäste auf und staunten
über ihre Schönheit und der Graf erkannte sie und
eilte auf sie zu und führte sie hinauf zu seinem Sitze,
wo sie nun neben ihm Platz nehmen mußte, und er
nannte sie seine Braut und das Mahl wurde ein Hochzeitsmahl,
denn abends gingen sie in die Schloßkapelle
und dort wartete schon auf sie der Schloßkaplan,
um sie zu trauen.
Der Graf und die schöne Gräfin lebten nun glücklich
mitsammen auf dem stolzen Schlosse und hatten
einander recht lieb und dachten an nichts anderes
mehr. Die Jahre gingen gar schnell vorüber und die
schöne Gräfin hatte schon ein schönes Mädchen, das
sie auf ihrem Schoße wiegen konnte. Wie alles so
schön war und der Graf sich so glücklich fühlte, kam
der Gräfin aber plötzlich der grüne Jäger in den Sinn,
dem sie ihr Glück zu verdanken hatte, und sie erinnerte
sich an ihr Versprechen, seinen Namen zu merken,
und da wurde es ihr schwer, recht schwer ums Herz, –
denn sie wußte ihn nicht mehr. –
Die sieben Jahre waren bald vorüber und die Gräfin
wurde immer ernster und trauriger und bleicher, so
daß man sie bald nimmer gekannt hätte. Sie lächelte
nie mehr, und wenn ihr Mädchen auf ihrem Schoße
kniete und mit den blonden Locken spielte oder ihr in
die blauen Augen schaute und ihre Wangen streichelte,
gingen ihr die Augen über und sie fing an zu weinen
und dachte an das drohende Unglück. Und das
Mädchen, wenn es die Mutter weinen sah, weinte
auch mit und es war sehr traurig auf dem Schlosse
und niemand wußte warum. Der Graf forschte nach
und bot alles auf, um die liebe Gräfin zu erheitern,
aber alles war umsonst.
Eines Abends saß die traurige Gräfin wieder auf
dem Söller und sah in den Garten hinab, wo die Gärtnerknaben
arbeiteten, und war so traurig wie nie, denn
morgen waren die sieben Jahre vorüber und sie wußte
nimmer den Namen des Jägers. Wie sie lange so gesessen
war und sann und nachdachte, sah sie, wie die
Gärtnerjungen ihre Gerätschaften zusammenpackten,
und einer hatte ein Zistel und das warf er in sein Körbel.
Als das die Gräfin sah, lachte sie laut auf und
rief: »Zistel im Körbel!«, so daß der Graf und die
Kammermädchen herbeikamen, und alle staunten,
denn keine lebende Seele wußte, was die Gräfin so
froh gemacht hätte. – Der Graf freute sich und küßte
die frohe Gräfin, die so lange trüb und traurig gewesen.
Am Tage darauf kam der grüne Jäger, als die Gräfin
eben spazieren ging, und die Gräfin grüßte ihn und
nannte ihn beim Namen. Da lächelte er, legte den Finger
auf den Mund zum Zeichen, daß sie keiner Men-
schenseele etwas von ihm sagen sollte, und verschwand
auf immer. Die Gräfin und der Graf lebten
aber noch lange recht glücklich und bekamen noch
zwei Kinder, ein Büblein und ein Mädchen. Und die
Geschichte ist wahr, denn der sie erzählte lebt noch.
(B o z e n . )
Fußnoten
1 Zistel bedeutet in einigen Gegenden Tirols ein flaches
Kopfkörbchen, im Gegensatze zu Körbel, worunter
man ein Rückenkörbchen versteht.
3. Die Krönlnatter.
Die Krönlnatter ist eine Natter, so gescheckt und kriechend
wie die andern ihres Geschlechtes, aber auf
dem Kopfe trägt sie ein gar hübsches Krönlein und
davon heißt sie die Krönlnatter. Das Krönchen glänzt
wie Gold und die Spitzen desselben funkeln wie Edelsteine.
Kommt die Krönlnatter zu dir und begegnest
du ihr recht lieb und freundlich, so ist dein Glück gemacht,
denn früher oder später wird sie dir das Krönlein
schenken und das Krönlein macht alles, was du
immer willst, unversieglich. Legtest du das zackige
Reiflein zu deinem Schatztaler, den dir die liebe Mutter
aufbewahrt, so könntest du dir um 100 Gulden
Soldaten, Pferde und Bilder kaufen und dein Taler
wäre doch als Hecktaler im Beutelchen. Würdest du
das Krönlein zu den Soldaten legen, so würdest du
Soldaten ohne Maß und Ziel bekommen, so daß dein
Füßchen in der Stube vor lauter Soldaten nicht mehr
Platz fände.
Einmal vor alten Zeiten war ein armes Bauernmädel,
das von seiner bösen Stiefmutter gar hart behandelt
wurde. Es mußte früh aufstehen und in den Stall
gehen und arbeiten früh und spät, und war spätabends
alles abgetan, so bekam es von seiner Mutter noch
Schläge und Scheltworte und höchstens ein wenig
Wirler1, um den Hunger zu stillen. Das Mädchen war
aber immer heiter und wohlgemut, denn so oft es in
den Stall ging, kam eine Natter mit einem Krönlein
daher und blickte dem netten Kinde so lieb in die
dunklen Äugelein, daß es Weh und Ach vergaß und
des Lebens froh wurde. Das Mädchen gab dem zutraulichen
Tiere, weil es in die Butte äugelte, einmal
ein wenig Milch und es trank und trank und sah die
kleine Dirne so lieb an, als ob es danken wollte. Das
Mädchen brachte aber die Milch voll Bangen der
Stiefmutter, denn diese zählte jeden Tropfen und forderte
von jedem fehlenden Rechenschaft. Wie groß
war aber das Staunen der Melkerin, als zwei Schüsseln
mehr als gewöhnlich voll wurden und selbst die
herbe Mutter ein süßes Gesicht schnitt.
Seitdem kam die Natter immer und das Mädchen
gab ihr tagtäglich von der Milch und das Tier blickte
sie immer mit seinen klugen schwarzen Äugelein so
lieb an, als ob es hätte sagen wollen: »Maidele, ich
will dir dankbar sein.«
So ging es viele, viele Jahre. Die Natter kam morgens
und abends und trank Milch und das Mädchen
wuchs und wuchs und ward immer schöner und lieber,
so daß es die schönste Dirne im Dorfe war und
von allen gern gesehen wurde.
Die Dirne war endlich Braut und hielt eine lustige
Hochzeit. Die Schüsseln dampften, die Böhmen musi-
zierten und die Böller krachten, daß es eine Lust war,
und alles war laut und fröhlich. Als das Fest dem
Ende sich zuneigte, war es plötzlich stille, stille –
denn die Krönlnatter schlängelte sich durch den Saal,
bis sie zum Sitze des Brautpaares kam. Hier kroch sie
an der Sessellehne empor auf die rechte Schulter der
Braut, sah ihr ins freudennasse Auge, schüttelte das
goldene Krönlein vom Kopfe auf den blanken Teller –
und verschwand, ohne je wieder zu kommen. Die
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