Wilotte Wiegand
Der geheimnisvolle Sekretär
Liebe ist mehr als Glaube
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Wilotte Wiegand Der geheimnisvolle Sekretär Liebe ist mehr als Glaube Dieses ebook wurde erstellt bei
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
Impressum neobooks
Der Alte aus dem Wald, wie er in der Umgebung der Bucha-Kapelle nur genannt wurde, ist mit Geld in der Jacke in seine Stamm-Wirtschaft gegangen. Schließlich hat er endlich Bargeld in der Tasche und das kam nicht oft vor! Der Alte war irgendwie verwahrlost oder sogar etwas schmuddelig gekleidet. Sein Bart scheint seit Wochen kein Messer mehr gespürt zu haben. Aber der abgegriffene aber breitkrempige, lederne Hut schien irgendwie zu dem Alten zu passen.
Schnell sind an der Bar ein paar Bier getrunken und dem Alten überkommt eine wohlige Stimmung, als der Alkohol langsam von seinem Verstand Besitz ergreift.
Der Wirt kennt seine Kundschaft und beäugelt den Alten mit vorsichtigen Blicken. Er weiß natürlich, dass der Alte normalerweise Schwierigkeiten hat, sein Bier zu bezahlen. Und dann mit einem Anflug von Erstaunen sieht der Wirt, wie der Alte Geld aus seiner Jacke zieht.
Mit einem gewissen Ansatz von Stolz legt zum Erstaunen des Wirtes der Alte einen 20 Euro Schein auf die Theke, um sein Bier zu bezahlen. Das Wechselgeld wird mit einer gewissen Lässigkeit auf der Bar zurückgelassen.
Leicht betrunken, aber erhobenen Hauptes verlässt der Alte dann das Lokal, nicht bemerkend, wie der Wirt mit erstaunten Blicken ihn hinterher schaut.
Der Heimweg des Alten führt ihn in den Wald, vorbei an der Bucha-Kapelle. Eine kleine Kapelle am Rande des Waldes, zu der er mit seinen Eltern oft Wallfahrten gegangen ist und für die er nun eine bedeutungsvolle Verantwortung trägt. Aber heute scheut er sich, diese Kapelle zu betreten.
Mit eiligen Schritten will er sich vorbeimogeln. Er fühlt sich trotz der leichten Bierlaune nicht gut. Aber es gelingt ihm nicht, die Kapelle zu ignorieren.
Irgendetwas treibt ihm, in die Kapelle hineinzugehen und sich vor dem Kreuz niederzuknien.
Und wie ein gewaltiger Blitz, begleitet von einem mächtigen Donnerschlag, fällt ihm der frevelhafte Verkauf des Sekretärs aus seiner Kapelle in sein vom Bier vernebeltes Hirn.
„Mein Gott!“, murmelt er. „Mein Gott, was habe ich getan?“ und traut sich dabei nicht, den Herrgott am Kreuze ins Gesicht zu schauen!
Die Erinnerungen der letzten Nacht fallen in seine Gedanken wie Hammerschläge.
„Mein Gott!“, murmelt er ein ums andere Mal, „ich hab` unsern Sekretär verscherbelt…!“
Der Alte senkt sein Haupt von aufkommender Scham und spricht mit stotternden Worten zu seinem Gott: „Mein Gott! Ich woaß dass i di a sehn ko...!“
Und weiter: „Gott…, die Handschrift der Alten...!“
Und plötzlich reißt es den Alten von seiner Bank und mit einem lauten, verzweifelten Schrei rennt er aus der kleinen Kapelle und ist schnell in dem nahen Wald verschwunden.
Irgendwann reißt er seinen Gürtel aus der Hose und bleibt unter einem Baum stehen.
Mit wilden Blicken schaut er rechts und links und meint, in Richtung der Kapelle drei dunkel gekleidete Männer stehen zu sehen. Aber nicht, dass diese Männer sein verzweifeltes Treiben unter dem Baum beobachten können.
„Mein Gott!“, stöhnt der Alte verzweifelt auf. „Jetzt will mich der Teifi hol´n!“
Zwei Tage zuvor erhält ihrem Büro Daniela Geiger, die für die Verwaltung der kleinen Gemeinde im Bayerischen Wald zuständig ist, dort, wo der Wald in den Böhmerwald übergeht, Besuch von Guido Montana. Die junge Frau schaut lächelnd auf den Besucher. Natürlich kennt Daniela alle Bewohner des kleinen Ortes und weiß, dass Guido 68 Jahre alt ist und seit etwa 30 Jahren in diesem kleinen Ort lebt.
„Grüß dich, Guido! Was führt dich zu mir?“
Der so freundlich Angesprochene grüßt ebenso liebenswürdig zurück und setzt sich auf den freien Stuhl vor dem Schreibtisch. Daniela hat das Gefühl, dass ihr Besucher ein wenig zu lange zögert, um den Grund seines Besuches vorzubringen.
„Du schaust so ernst drein, Guido! Was ist los?“, dringt sie deshalb auf den Bewohner, der Name verrät die italienische Abstammung, des kleinen Ortes ein.
Aber zuvor dieser das Gespräch beginnt, schaut Guido nun etwas freundlicher auf die Frau vor ihm, die mit einem blauen Jeans-Anzug gekleidet ist und sagt dann: „Ich möchte mit dir über deinen Großonkel sprechen.“
Nun ist es an Daniela, ihr Gegenüber erstaunt anzuschauen. Ihre graublauen Augen ziehen sich dabei ein wenig zusammen.
Offensichtlich ist es ihr unangenehm, über ihren Onkel zu sprechen.
„Gibt es irgendeinen Grund? Hat er wieder einmal zu viel geredet?“, ist deshalb die vorsichtige Frage.
Die junge Frau macht nun kurz eine Pause und fährt dann mit festerer Stimme fort: „Er leidet doch sehr darunter, dass er sich nicht zu unserer Gemeinschaft zugehörig fühlen kann.“
„Wir finden es auch sehr bedauerlich, dass er nicht in unsere Reihen aufgenommen werden kann!“, stimmt Guido der jungen Frau zu. „Aber du weißt ja auch, warum!“
Bei seinen Worten schaut Guido, der frühere Mönch, Daniela mit unendlich traurigen Augen an. Man kennt sich schon seit langem. Daniela hatte mit 23 Jahren die Verwaltung der kleinen Gemeinde übernommen und das war jetzt 7 Jahre her.
Und Daniela antwortet nun mit gleicher Trauer in der Stimme: „Warum ist ausgerechnet er nicht in der Lage zu sehen?“
„Du weißt, Daniela, dass jeder Mensch in der Lage ist zu sehen...! Wenn er es will…!“
„Ja, natürlich!“, unterbricht Daniela ihren Besucher mit ungeduldiger Stimme. „Aber warum gerade er nicht?“
„Wir denken, dass er einfach Angst vor dieser Wahrheit hat! Er will nicht glauben, was er sieht.“
Guido hat dabei die Betonung auf das Wort will gelegt. Nach einer kurzen Pause fährt Guido dann fort: „Jeder Mensch hat seine Bestimmung innerhalb einer Gemeinschaft oder der Menschheit. Man nennt es Schicksal. Also wird auch dein Onkel seine Bestimmung haben.“
Und der Besucher bei Daniela Geiger fährt fort: „Heute Abend findet ja im Vereinsheim der Fußballer oben in Schönwald ein geselliges Beisammensein statt. Dort sind natürlich dann auch die Besucher aus der Hauptstadt anwesend. Wir wollen hoffen, dass dein Onkel in einer seiner Bierlaune dort nichts Unrechtes erzählt.“
„Ich bin ja auch anwesend!“, antwortet Daniela mit beruhigender Stimme. „Ich helfe als Bedienung aus. Dabei kann ich ein Auge auf ihn werfen.“
„Das ist gut so, Daniela“, antwortet Guido offensichtlich beruhigt.
Nun hat auch die Stimme von Guido wieder seine gewöhnliche, beruhigende Tonlage angenommen. „Wir alle wissen, was für uns auf dem Spiel steht…“
Mit diesen bedeutungsvoll gesprochenen Worten erhebt sich der Besucher, gibt Daniela die Hand und strebt auf die Türe zu, von der er sich noch einmal der jungen Frau zuwendet: „Nichts für ungut, Daniela…“
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