MARIA K HILL
BURNOUT - Krise. Hoffnung. Neubeginn.
Eine ganz persönliche Erfahrung
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel MARIA K HILL BURNOUT - Krise. Hoffnung. Neubeginn. Eine ganz persönliche Erfahrung Dieses ebook wurde erstellt bei
TEIL EINS TEIL EINS
NICHTS GEHT MEHR!
POWERFRAU AM ENDE
WENN DIE SEELE EINE AUSZEIT BRAUCHT
WEGE IN DEN BURNOUT
PERFEKTIONISTEN HABEN ES NICHT LEICHT
DIE MACHT DER GEDANKEN
MÜHSAM VORAN
IN DER HÖHLE DES LÖWEN
ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT
AUF ZU NEUEN UFERN
ANGEKOMMEN
TEIL ZWEI
I
UNSERE AUTONOME SCHALTZENTRALE
WAS IST STRESS?
ÜBERFORDERUNG IM ALLTAG
MYTHOS MULTITASKING
PERFEKTIONISMUS & HÖCHSTLEISTUNG
II
EIN DEFINITIONSVERSUCH
BURNOUT - PROZESS ODER SYNDROM?
ANZEICHEN & SYMPTOME
WER KANN HELFEN?
TEST & DIAGNOSEN
PRÄVENTION & ERSTE MASSNAHMEN
ERNÄHRUNG
ENTSPANNUNG
BEWEGUNG
MENTALTRAINING
ZEITMANAGEMENT & PRIORITÄTEN SETZEN
III
WAS UNS STARK MACHT
ZIELE & VISIONEN
SELBSTBESTÄTIGUNG
RESSOURCEN – QUELLEN DER KRAFT
LEBEN!
LITERATURVERZEICHNIS
Impressum neobooks
Nein! Nein! Nein!
Mein ganzer Körper schrie ‚Nein!’ Aber kein Laut kam über meine Lippen. Ich saß vor meinem Laptop am Tisch und blickte schon seit einer ganzen Weile auf den Bildschirm ohne jedoch etwas wahrzunehmen. Ärgerlich schüttelte ich den Kopf. Jetzt reiß dich doch zusammen und mach das Kapitel noch fertig, dachte ich. Aber es fiel so schwer, sich zu konzentrieren. Ich fühlte mich unendlich müde und leer, unfähig die angefangene Aufgabe zu Ende zu bringen. Was war nur los mit mir?
Gleich würde meine Familie nach Hause kommen. Ein langes Wochenende mit allen Kindern lag vor mir. Ich fühlte Panik in mir aufsteigen. Nein, bitte nicht! Nicht jetzt! Ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, ein ganzes Wochenende vier weitere Menschen um mich zu haben, geschweige denn sie versorgen zu müssen. Warum mussten ausgerechnet jetzt alle kommen? Warum mussten sie überhaupt kommen? Ich wollte nur alleine sein und meine Ruhe haben! Am liebsten würde ich einfach weglaufen und nicht mehr wieder kommen.
Ich erschrak über meine eigenen Gedanken. Was dachte ich nur? Warum wollte ich meine Familie nicht mehr um mich haben? Was war los mit mir? Ich konnte dieses Bedürfnis in meinem tiefsten Innern nicht klar deuten, ich konnte es aber auch nicht einfach ignorieren. Es war da und es war sehr präsent. Schon seit einiger Zeit hatte ich das Gefühl auf einem Zug zu sitzen, der mit rasender Geschwindigkeit auf ein Ziel zufuhr, dass ich selbst nicht mehr bestimmte. Im Grunde saß ich schon lange nicht mehr selbst am Steuer. Aber was war geschehen? Warum war alles auf einmal ganz anders als sonst?
Plötzlich hörte ich Stimmen in der Einfahrt – gleich würden alle über mich hereinschwappen und mich erdrücken. Ich fühlte mich dieser Situation nicht gewachsen. Erneut spürte ich, wie lähmende Angst sich in mir breit machte. Was war nur los mit mir?
Es war Freitagnachmittag. Nach einem langen Home-Office Tag angefüllt mit Strategiearbeit und einer anstrengenden Telefonkonferenz mit den Kollegen in Übersee klappte ich müde den Laptop zu und stand auf. Hätte ich nicht das vertraute Motorengeräusch vernommen, hätte ich trotz der Konzentrationsschwierigkeiten wahrscheinlich noch weitergearbeitet und versucht, mich durch das fehlende Kapitel zu quälen. Doch inzwischen hörte ich die Stimmen der ankommenden Familie ganz deutlich. Seufzend blickte ich auf meine Armbanduhr und packte endgültig zusammen. Beinahe im selben Moment wurde die Haustüre aufgeschlossen.
„Hallo Mama! Wie geht’s?“
Daniel, mein Sohn, wartete eine Antwort gar nicht erst ab sondern begrüßte mich, die er um mindestens eine Kopflänge überragte, mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange.
„Ich hab’ die anderen vor der Tür getroffen“, er grinste.
In diesem Moment erschien Christian, mein Lebensgefährte, in der Haustür. Voll beladen wie immer. Die Laptoptasche in der einen und eine prall gefüllte Reisetasche in der anderen Hand. Ihm folgten Paula und Lukas, seine Kinder aus erster Ehe, die jedes zweite Wochenende bei ihrem Papa verbrachten. Beide zogen jeweils einen Rollkoffer hinter sich her.
„Hallo Maya!“ rief Paula fröhlich, doch ich lächelte nur abwesend zurück.
Im Eingangsbereich entstand ein Stau und alle redeten durcheinander. Alles war auf einmal furchtbar laut und unruhig um mich herum. Ein Schauer lief über meinen Rücken und ich schüttelte mich. Warum störte mich das plötzlich? Ich blieb still und unbeteiligt im Wohnbereich stehen. Unfähig mich zu bewegen. Mitten im freitäglichen familiären Trubel schien ich meilenweit entfernt zu sein. Alles um mich herum nahm ich nur schemenhaft wahr. Wie durch eine dicke milchige Glasmauer, die sich zwischen mich und meine Familie geschoben hatte. Ich gehörte nicht mehr dazu. Was war los?
Meine Ohren rauschten und es fühlte sich an, als ob alle Energie aus meinem Körper strömte. Ich konnte förmlich spüren, wie sie in Sturzbächen aus meinen Fingerspitzen herausschoss. Das war kein gutes Gefühl. Ich hatte Angst! Im nächsten Augenblick würde ich anfangen mich aufzulösen! Panik machte sich in mir breit und ich dachte: ‚Bitte lieber Gott, lass mich in einem Loch versinken! Ich mag nicht mehr, ich kann nicht mehr!’. Christian schien zu bemerken, dass etwas nicht stimmte. Er kam auf mich zu und nahm mich zur Begrüßung in den Arm.
„Hi, mein Liebling! Geht es dir gut? Oh Gott! Ich bin so froh, wieder hier zu sein! Auf der Autobahn war schon viel los und dann noch die Fahrt quer durch die Stadt von den Kindern hierher...“ Er seufzte und blickte zu mir herunter. Ich hatte immer noch kein Wort gesagt.
„Alles okay mit dir?“
„Nicht jetzt.“
Vor den Kindern wollte ich nicht antworten. Lieber riss ich mich zusammen. Kurz darauf verschwanden die Kinder jedoch lautstark und fröhlich nach oben in Daniels Zimmer. Wir waren alleine. Christian hielt mich noch immer im Arm. Er fasste unter mein Kinn und hob meinen Kopf an um mich zu küssen. Dabei bemerkte er meinen abwesenden Blick.
„Schatz, stimmt etwas nicht mit dir? Was hast du? Geht es dir wirklich gut?“
Statt einer Antwort füllten sich meine Augen mit Tränen, die mir langsam über die Wangen rollten.
„Hey, was ist denn los?“
Er nahm mich noch fester in seine Arme, doch dann begann ich erst richtig zu weinen. Ich konnte gar nicht mehr aufhören. Christian streichelte mir nur hilflos über den Rücken. Als ich mich schließlich etwas beruhigt hatte und wieder einigermaßen sprechen konnte, brach es förmlich aus mir heraus:
„Nein, mit mir ist nicht alles okay! Ich weiß nicht, was mit mir los ist... Ich bin am Ende... Ich kann nicht mehr... Ich will nicht mehr... Ich schaffe das alles nicht mehr... Ich habe auch keine Energie mehr. Am liebsten möchte ich mich einfach nur hinlegen, die Augen schließen und nie wieder aufwachen!“
Trotz meiner ungewohnt heftigen Reaktion, merkte Christian meiner Stimme und meinem verzweifelten Gesichtsausdruck an, dass es mir durchaus ernst war. Irgendetwas war passiert. Aber mein Ausbruch überforderte ihn. Er wusste überhaupt nicht, wie er darauf reagieren sollte.
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