„Können Sie mir sagen, wie lange so ein Prozess in etwa dauern wird?“
„Nein. Denn das hängt von ganz unterschiedlichen Faktoren ab. Außerdem ist es noch viel zu früh, um diesbezüglich eine Prognose abgeben zu können.“ Sie öffnete ihren Kalender im Computer. „Wann können Sie nächste Woche kommen?“
„Wenn ich weiter krankgeschrieben bin, natürlich jederzeit.“
Als ich mich draußen vor der Praxis in der warmen Frühlingssonne wiederfand, brummte mein Kopf. So viele Fragen auf die ich noch keine Antwort hatte! Ich fühlte mich matt und erschöpft. Nur noch nach Hause.
Am Abend berichtete ich Christian von meinem Besuch bei der Ärztin. Auch mit Daniel sprach ich in einem ruhigen Moment über meine aktuelle Situation, auch wenn ich selbst nicht allzu viel dazu sagen konnte. Doch Daniel war mit seinen schulischen und außerschulischen Aktivitäten beschäftigt und schien sich nicht über die ausweichenden Antworten seiner Mutter zu wundern.
Am darauf folgenden Montag saß ich wieder im Sprechzimmer von Dr. Weiss und lauschte den Ausführungen der Ärztin. Mögliche physische Ursachen konnten ausgeschlossen werden, andere Tests wiederum hatten die stressrelevanten Werte bestätigt. In Übereinstimmung mit der Kollegin bestätigte sie nun die Diagnose Burnout endgültig.
Überrascht stellte ich fest, dass die positive Nachricht, körperlich gesund zu sein, nicht die erwartete Erleichterung brachte. Die Alternative ‚psychische Ursachen’ bereitete mir weitaus größere Sorgen. Burnout. Das war im wahrsten Sinne des Wortes schwer zu begreifen. Obwohl ich mich mit diesem Gedanken während der vorangegangenen Woche durchaus bereits befasst hatte, schockierte mich die endgültige Diagnose. Wie betäubt saß ich da und hörte nicht mehr richtig zu. In meinem Kopf war nichts als eine große Leere.
Nur langsam drang die Stimme der Ärztin wieder zu mir durch. Erst als sie mir eine Box mit Papiertüchern entgegenhielt, bemerkte ich, dass mir offensichtlich wieder Tränen über das Gesicht rollten. Frau Dr. Weiss sprach beruhigend auf mich ein während sie mir die Verlängerung der Arbeitsunfähigkeit aushändigte und mich mit weiteren Informationen versorgte.
„Ich bin keine Burnout-Spezialistin, aber ich weiß, dass es Kliniken gibt, die sich auf Erschöpfungsdepressionen und Burnout spezialisiert haben.“ Sie nannte einige Namen. „Es wird nicht ganz einfach sein, dort unterzukommen. Falls sie das überhaupt möchten... Ansonsten kann ich Ihnen Yoga, Thai Chi, Qigong oder Meditation im Allgemeinen empfehlen. Welche Entspannungsmethode für Sie funktioniert, müssen Sie selbst herausfinden. Die weiteren psychotherapeutischen Maßnahmen vereinbaren Sie bitte direkt mit Frau Dr. Hansen. Auch diese Therapie wird Ihnen sicher gut tun. Erholen Sie sich! Nehmen Sie sich eine Auszeit und...“, sie zögerte, „... wenn ich Ihnen noch einen persönlichen Rat geben darf? Versuchen Sie es zusätzlich mit Coaching. Das ist eine moderne Methode der Hilfe zur Selbsthilfe. Ein Coach kann ergänzend zur Psychotherapie ganz andere Aspekte zu Tage bringen. Zum Beispiel kann er Ihnen Wege aufzeigen sich wieder auf die eigenen Stärken zu besinnen. Er unterstützt Sie dabei, Ihre Kräfte mobilisieren und sich neue Ziele setzen zu können. Und vor allem arbeitet er mit Ihnen an Verhaltensmustern, damit Sie zukünftig in schwierigen Situationen wieder handlungsfähig sein können. Sie werden sehen, das wird schon wieder! Wenn Sie Fragen haben, können Sie mich jederzeit anrufen. Ich wünsche Ihnen gute Besserung!“
Ich konnte nicht antworten, daher nickte ich nur. Zuviel Information war in zu kurzer Zeit über mich hereingeschwappt.
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