Fernseh-Reportagen gingen der Frage nach: Hätte man den Anschlag verhindern können? Das war interessant. Es gab erdrückend viele Hinweise auf die Gefährlichkeit von Anis Amris! Warum wurde nicht darauf reagiert? Warum wurde dieser Mensch nicht frühzeitig zum Schutz der Bevölkerung festgesetzt? Man hätte es tun müssen, die Infos dazu waren da, sagen einzelne Zeugen und Amtsträger, die nicht verstehen, dass so schlampig und unkoordiniert vorgegangen wurde.
Komm: Ausgerechnet Deutsche sind schlampig und nicht gründlich? Man hätte den Anschlag verhindern können, das kommt bei der Reportage raus. Nur ein Gedanke ist allen interviewten Menschen einfach zu gewagt, als dass sie ihn denken würden, wenn es zu so vielen Ungereimtheiten kommt: Es gab offenbar ganz im Gegenteil eine koordinierende Instanz dahinter, die wollte, dass dieser Anschlag genau so passierte. Warum sonst brachte der V-Mann vom Verfassungsschutz den Attentäter Anis Amri höchst persönlich mit seinem Privatwagen nach Berlin? Der sollte seinen Auftrag nicht verfehlen! Doch das sollst du nicht denken, nicht wissen. Du sollst dem Staat vertrauen. Der Verfassungsschutz schützt dich doch und deine Grundrechte. Deshalb heißt er doch so.
Merkst du, wie du an gewissen Punkten schon wieder regelrecht abschaltest und einfach nicht glauben magst, was offensichtlich ist? Wenn ich die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Szene betrachte und wie sie in den Medien repräsentiert wird, dann sehe ich vor allem Menschen, die noch in diesen Staat vertrauen und in ihre Demokratie, und andere, die mehr oder weniger misstrauisch geworden sind, und solche, die einfach keinem mehr glauben. Ich selbst habe mich entschieden, keinem mehr zu glauben. Aber auch nicht jeder wild wuchernden Theorie nachzugehen.
Was für mich zählt, ist mehr denn je der Mensch dahinter: Kann ich diesem Menschen vertrauen? Würde ich einen Gebrauchtwagen von ihm kaufen oder als Tramper ins Auto einsteigen? Einen vertrauenswürdigen Menschen könnte ich wählen, Parteien und Parteiprogramme wähle ich nicht mehr. Nur ein lebendiger Mensch kann integer sein, und nur deshalb kann ich ihm vertrauen. Es ist allein unsere Verantwortung, unsere Sinne wieder so zu schärfen, dass wir es sofort merken, wenn wir belogen werden.
Ich weiß, gerade wolltest du mein Buch wieder in die Ecke fliegen lassen, der Impuls ist so stark! Ich bitte dich ausdrücklich, dich nicht von Begriffen wie "Verschwörungstheoretiker" oder "Esoteriker" abschalten zu lassen, wenn sie in dir als Etikett auftauchen. Ich hoffe sogar, dass ich dein Vertrauen mittlerweile gewinnen konnte, um dich weiter auf eine Reise mitzunehmen, bei der du das immer öfter denken wirst und doch viel Neues erfährst und lernst und wir gemeinsam einen friedlichen Weg finden raus aus dem ganzen Schlamassel, und das wird uns auch noch Spaß macht, versprochen. Es wird immer wieder vorkommen, dass du den unbändigen Wunsch verspürst, mich abzuschalten und das Buch in die Ecke zu feuern. Bitte halte durch, es ist wichtig!
Dieser unbändige Wunsch, bestimmte Quellen und Meinungen abzuschalten, wird durch die emotionale Ladung in deinem Datenkeller erzeugt. Begriffe, die dich UNBEWUSST ansteuern sollen, sind immer stark aufgeladen und werden sozial kontrolliert. Oder sie sind durch ein Trauma entstanden, die Wirkung ist die Gleiche. Es wäre dir dann peinlich, so genannt zu werden, damit in Zusammenhang gebracht zu werden. Oder du verlierst dein Ansehen. Freunde könnten dich verurteilen und vermeiden wollen. Und wer will schon seine Freunde verlieren? Heute besitzt der Begriff „Demokrat“ zum Beispiel kaum noch eine solche Ladung, er hat sich zumindest als Schimpfwort abgenutzt. Damals war es eine tödliche Bedrohung oder zumindest ein erheblicher Karriereknick, von einem anderen so genannt zu werden. Und die Umgebung ging auf Distanz, um nicht in den Ärger mit hinein gezogen zu werden, der diesem als „Demokrat“ beschimpften Menschen sicher bald blühen würde. Man wusste ja, der mehr oder weniger geliebte Kaiser konnte ihm das nicht durchgehen lassen!
Je nachdem, wo ein Mensch in der Gesellschaft steht und womit er sich in seinem Leben beschäftigt hat und ob er auch unterschiedliche Informationsquellen zulässt, wird er Themen finden, die ihm aufstoßen. Er wird Strategien erkennen, wie ganze Bevölkerungsgruppen und Länder und Religionen schon wieder aufeinander gehetzt werden, so wie es die Deutschen in der Weimarer Republik erlebt haben (Kommunisten gegen Nazis), und er muss erkennen, das die Welt gerade im Chaos versinkt. Erst wird er sein Bauchgrummeln verdrängen, weil man ja sowieso nichts ändern kann. Doch die emotionale Ladung spült es immer wieder hoch. Die Menschen wittern doch, dass der Kurs, den wir gerade relativ automatisch nehmen, nicht zu unserem Besten ist. Und viele engagieren sich in irgendeiner Form. Sie demonstrieren gegen Stuttgart 21 (wird doch gebaut), gegen Windkrafträder (dito) oder gegen TITIP, Lagerung von Atomsprengköpfen in der Eifel oder HARP. Oder sie leisten humanitäre Hilfe. Natürlich sucht jeder nach vertrauten Lösungsstrategien aus dem eigenen Erfahrungsschatz.
Doch Lösungen, die in besseren und stabileren Zeiten vermutlich geholfen hätten, wie etwa eine neue Partei gründen, die richtige Partei wählen, demonstrieren, Bücher schreiben oder einfach ganz raus gehen aus dem System und irgendwo fernab vom Chaos in einer Höhle autark leben, helfen nun nicht mehr. Das ist auch eines der Symptome, an denen du den Weltuntergang erkennen kannst. Keiner kann sich dem entziehen, alle sind betroffen und nichts funktioniert so wie vorher. Die Menschheit ist mit ihren Problemen global zusammengewachsen. Du bist immer dabei, wenn es global rummst, es geht gar nicht anders. Ich glaube, dass wir es so machen müssen, wie wir es noch nie gemacht haben und vor allem, wie die wenigsten Menschen es sich überhaupt vorstellen können. Aber wir sind doch kreative, also mental und emotional intelligente und ungemein schöpferische Menschen, deshalb: Nichts wäre doch leichter als das!
Die Frage ist doch: Wer entscheidet gerade, wo die Reise hingeht? Ist da überhaupt jemand oben im Sattel oder reiten wir längst auf dem Gaul der Sachzwänge immer weiter ins Verderben? Wohin geht es? In die Zerstörung unserer Lebensgrundlage etwa? Nein, die Natur wird zunehmend gerettet und das ist auch gut so. Stört nun vor allem der Mensch selbst? Dieser Verdacht drängt sich mir leider auf. Ein einziger, nistender Milan kann ein Windkraftwerk an einem Standort verhindern. Ein Mensch, der in der Nähe wohnt und nistet, kann dies nicht. Denn Menschen gibt es offenbar wie Sand am Meer. Sie werden so abschätzig betrachtet wie lästige Spatzen oder wie Lemminge, nicht wie der kostbare, bedrohte Milan.
Die Lemminge hatte ich schon im Vorwort erwähnt. Mir drängt sich dieser Vergleich auf, weshalb wir hier noch einmal darüber reden müssen. Die meisten Menschen laufen brav der offiziellen Story der Massenmedien hinterher wie die Lemminge ihrer Herde. In manchen Jahren, dann nämlich, wenn es zu viele dieser kleinen Nagetiere gibt, mehr als ihr Biotop tragen und versorgen kann, strömen die Lemminge in langen Zügen zum Meer und stürzen sich dort gemeinsam in Massen über die Klippe. Offenbar ist dieser Trieb eine Art Selbstregulation in den Grenzen ihres Biotops, um das Überleben der ganzen Art auf Kosten der einzelnen Tiere zu sichern. Vermutlich mangels Fressfeinden. Ihr kollektiver Selbstmord ist für die ganze Art also durchaus sinnvoll. Denn wäre ihr Biotop erst einmal ganz ausgebeutet, würden alle auf einmal sterben. Erleben wir selbst nun ebenfalls die Auswirkung eines solchen Triebes der Selbstvernichtung, gegen den wir nichts machen können? Werden wir von einem Instinkt überrannt? Ist das vielleicht der Hintergrund unseres Fehlverhaltens?
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