Im Moment fallen mir gerade keine ein, aber er hatte welche, ganz bestimmt …
„Mia, wir schaffen das schon. Wir finden schon eine Lösung. Jetzt bleibst du vorerst hier, genießt unser schönes Land und machst einen entspannten Urlaub. Gönn´ dir mal eine Pause von allem, alles andere ergibt sich schon und wenn es dir zu langweilig wird, dann finden wir auch eine Aufgabe für dich.“
Aufmunternd fuhr sie mir durch die Haare und streichelte meinen Rücken. Sie war für mich die beste Freundin, die man sich nur vorstellen konnte.
„Ich kann gut verstehen, dass du nicht mehr mit ihm reden willst.“
„Irgendwann sollte ich bestimmt nochmal mit ihm reden. Aber jetzt im Moment kann und will ich nicht. Außerdem wäre das vorhin echt unschön geworden.“
„Unschön?“
„Ja, ich denke schon. Ich habe ihm nämlich eine nette Überraschung hinterlassen.“
„Eine Überraschung?“
„Ich habe seine ganze Bude auf den Kopf gestellt. Genau genommen findet er sein ganzes Hab und Gut auf der Straße wieder.“ Malou grinste, schaute mich erstaunt an und ich redete weiter.
„Tja, und außerdem habe ich sein geliebtes iPad und seine Zahnbürste ins Klo geworfen.“
Malou riss die Augen auf und lachte laut los. Sie rubbelte meine Arme und meinte dann: „Boah Mia, echt jetzt? Das hat der Scheißkerl wirklich verdient. Er soll ruhig etwas leiden. Was würde ich dafür geben sein Gesicht zu sehen!“ Da mussten wir beide lachen. Dieser Anblick wäre wirklich eine Genugtuung gewesen. Ich zupfte mir ein neues Taschentuch aus der Box und trocknete mir meine Augen.
„Kannst du dich noch erinnern, als Giovanni bei uns zu studieren anfing und ich ihn noch nicht meinen Eltern vorstellen wollte, weil ich Angst hatte, dass sie ziemlich sauer werden würden, wenn ich mit einem Italiener ankomme?“
Automatisch nickte ich. Malou erwartete keine Antwort, ich konnte mich noch sehr gut daran erinnern.
„Damals hast du uns beiden unsere gemeinsame Studenten-Wohnung überlassen. Du bist dann drei Wochen lang jeden Tag von Linz nach Hause zu deinen Eltern gefahren, hast dort geschlafen und in der Früh bist du wieder in die Uni mit dem Zug getingelt, ohne dich auch nur ein einziges Mal zu beschweren! Das haben wir dir immer hoch angerechnet. Das war echt lieb von dir und jetzt können wir uns endlich bei dir revanchieren.“
Oh ja, ich erinnerte mich noch gut daran. Damals musste ich jeden Tag um fünf Uhr in der Früh aufstehen, um rechtzeitig den Zug zu erwischen. Für einen Morgenmuffel wie mich war diese Uhrzeit ein absolutes No-Go. Deswegen schlief ich sogar an einem Montag mal in der ersten Stunde ein. Herr Wojak, mein Lehrer, kam auf mich zu, ließ neben mir einen Stapel Bücher auf den Tisch knallen und brüllte mich wie ein Offizier an: „ENTSCHULDIGUNG! ICH WOLLTE SIE NICHT WECKEN!!!“
Das waren echt lange drei Wochen, aber was tut man nicht alles für das Glück seiner besten Freundin, die damals gerade im siebten Himmel schwebte.
„So!“ Malou schlug sich mit den Händen auf die Knie und stand energisch auf. „Und jetzt müssen wir nur noch eine passende Unterkunft für dich finden! Denn hier, meine Süße, so leid es mir auch tut, kannst du nicht bleiben. Unser Gästezimmer ist noch nicht fertig und das Sofa wird dir auch bestimmt zu unbequem werden. Kann ich dich kurz mal alleine lassen, ich muss mal dringend telefonieren?“
Fragend starrte ich sie an, nickte nur und sie verschwand in Richtung Küche. Meine Augen schweiften im Wohnzimmer umher. Ich betrachtete die Glasfiguren am Schachtisch, blieb aber schließlich an meinem Gemälde kleben. Im Hintergrund hörte ich lautstark die Beste in Italienisch plappern.
Als sie nach einer Weile strahlend zurückkam, fragte ich sie zu allererst: „Wo hängt eigentlich das zweite Bild?“
„Oh!“ Da kam sie etwas ins Schleudern und für einen Moment entglitt ihr das Lächeln. „Also, das … naja … um ehrlich zu sein, das hängt wo anders.“
„Wo denn?“
„Ich meinte bei j-e-m-a-n-d anderem.“ „Du hast mein Bild verkauft? Das war mein Lieblingsbild Malou, ich musste mich echt durchringen, dass ich es dir überhaupt überlassen habe.“ „Naja“, fuhr sie fort und mied meinen Blick, „derjenige hat mich wochenlang damit genervt. Richtig tyrannisiert hat er mich. Er wollte das Bild unbedingt haben … Dieser Jemand hat sich regelrecht in das Bild verliebt Mia! Ich verstand es nicht und irgendwann wurde es mir zu bunt, und ich habe es ihm einfach geschenkt.“ „Du hast mein Bild auch noch verschenkt?!?!“ „Tut mir leid. Aber wenn es dich tröstet, es ist jemand, der von Kunst auch etwas versteht. Glaub mir, er weiß es zu schätzen; und manche Geschenke kann man mit Geld nicht bezahlen.“ „Und das aus deinem Mund! Du Kunstbanause! Kenne ich denjenigen vielleicht?“
Vielleicht könnte ich ihn bequatschen, damit er mir das Bild wieder zurückgibt.
„Also … nein … eigentlich nicht wirklich“, antwortete sie, und blickte verlegen auf den Kamin. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, als wäre das nur die halbe Wahrheit. Aber da packte sie mich schon wieder am Arm und zerrte mich lächelnd zu den Jungs auf die Terrasse.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.