Sollt es diesen jemand geben,
so würd‘ mein Herz vor Freude beben.
Ja! Alles würd‘ ich für ihn machen
Und kau auch nicht auf seinen Sachen.
Ihm lauf ich ganz bestimmt nicht fort,
Ich liebe ihn und hör auf’s Wort.
Doch so schwach, allein wie ich jetzt bin,
macht Weiterleben keinen Sinn.
Schmutzig und unendlich mager
Weine ich jede Nacht in meinem Lager,
weil ich mir solche Sorgen mache,
ob ich am nächsten Tag erwache.
Soviel Liebe und Treue kann ich geben,
will deshalb eine Chance zum Leben.
Oh, lieber Gott erhör mich gleich,
bevor die letzte Hoffnung weicht
und schicke jemand, der mich liebt.
Mein Gott – wenn es Dich wirklich gibt …….
Ende Februar / Anfang März 2013 erhielt ich nach einen Aufruf bei Facebook, mit welchem wir Flugpaten für Spanien und Zypern suchten, ein paar E-Mails, die mich anfangs sehr verärgerten, die aber nach längerem Nachdenken dazu führten, dieses Buch zu schreiben. In den E-Mails wurden Vorwürfe laut, wie: „in Deutschland gäbe es genug Hunde, die Tierheime seien voll, die Tierschutzorganisationen im Auslandstierschutz machten ohnehin nur falsche Versprechungen, weil die vermittelten Tiere meist krank oder psychisch stark gestört seien usw.“. Das Übelste, was ich lesen musste, war, dass den Tierschützern Gewinnstreben und Uneigennützigkeit vorgeworfen wurde. Sicher, schwarze Schafe gibt es leider überall und ich möchte auch nicht behaupten, dass es nicht vereinzelt Personen oder Gruppen gibt, die sich als „Tierschützer“ ausgeben, in Wirklichkeit aber skrupellose Tierhändler sind. Die meisten im Auslandstierschutz arbeitenden Organisationen sind aber seriös und verdienen es nicht, in diese Schublade gesteckt zu werden.
In Deutschland jedenfalls haben Tiere im Allgemeinen und Hunde im Speziellen einen recht guten gesetzlichen Grundschutz. Dass es auch hierzulande gelegentlich zu schweren Rechtsverletzungen kommt, ist eher die Ausnahme. Es kommt aber leider vor. In sehr vielen Ländern unserer Erde jedoch genießen Hunde absolut keinen gesetzlichen Schutz, im Gegenteil, wie im Herbst 2013 aus Rumänien bekannt geworden ist, wo nunmehr Hunde, vorrangig Streuner, offiziell per Gesetzt getötet werden dürfen. Nicht für umsonst wird vermutet, dass jährlich weltweit mehr als 10 Millionen Hunde 2getötet werden. Dies geschieht nicht, weil sie vielleicht krank oder alt und schwach wären. Nein, dies geschieht, weil es zu viele sind, weil sie keiner haben möchte und weil sie stören, den Tourismus, den Sport, den Kommerz im Allgemeinen usw.. Getötet werden sowohl junge, alte, kranke sowie völlig gesunde Hunde, selbst Welpen.
Die Hunde können nichts dafür, dass die Menschen mit ihrer großen Zahl nicht mehr zurecht kommen. Einzig wir, die Menschen, haben dafür gesorgt und sorgen leider auch weiterhin dafür, dass immer und immer weiter unzählige Hunde in die Welt gesetzt werden, von denen ein großer Teil ein jämmerliches Dasein fristen muss, das sie dann oft noch unnötig mit dem Leben bezahlen müssen.
Im Auslandstierschutz geht es vor allem darum, bei den Menschen vor Ort ein Bewusstsein für die Tiere zu schaffen. Natürlich werden auch einige Hunde nach Deutschland oder in andere Länder vermittelt. Frank Weber vom Franziskaner Tierheim in Hamburg hat dazu folgende, völlig plausible Erklärung geäußert: "... an Staffordshire, Rottweiler, Dobermann, Schäferhund und Herdenschutzhunden herrscht meistens kein Mangel. An Interessenten, die mit solchen Hunden umgehen können, aber schon. Was nur noch selten im Tierheim abgegeben wird, sind gesunde, sozialverträgliche und freundliche Hunde. Und eben diese Hunde sind es, die der normale Hundehalter gerne in seine Familie holen würde. Wohin kann man denn eine sympathische Familie mit Kindern schicken, wenn man keinen im Tierschutz geeigneten Hund hat? Soll man ihnen sagen, sie sollen sich mal im Internet umschauen oder gleich beim nächsten Hundehändler - da ist es billiger? Und gleichzeitig sitzen in Tierheimen und Tötungsstationen im uns umgebenden Europa Tausende von armen Seelen unter erbarmungswürdigen und lebensbedrohlichen Bedingungen. Darunter Hunderte unkomplizierte freundliche Hunde, die in ihren Herkunftsländern ein grausamer und schmerzhafter Tod erwartet. Da wundert man sich immer wieder über die Argumentation, wegen dieser Hunde würden die deutschen Hunde im Tierschutz kein Zuhause finden. Das ist ein Trugschluss. In der Realität ist das Gegenteil der Fall. Wenn man nette, gut vermittelbare Tiere aus dem seriös praktizierten Auslandstierschutz hat, kommen mehr Interessenten in die Vermittlung. Wie die Erfahrung zeigt, erhöht das definitiv auch die Chancen der „schwierigen Hunde", unter diesen tierlieben Menschen ein neues Herrchen oder Frauchen zu finden". 3
Was nun sollte man über ausländische Hunde, insbesondere aus dem Süden wissen? Auf den folgenden Seiten möchte ich versuchen, möglichst umfassende Informationen zu vermitteln, die die Entscheidung für einen Auslandshund erleichtern und ein glückliches, gemeinsames Leben mit dem neuen Familienmitglied ermöglichen sollen. Viele dieser Informationen orientieren sich an meinen Erfahrungen, die ich auf Mallorca gesammelt habe. Sie gelten im Wesentlichen aber auch für Hunde aus anderen Regionen. Überall in Europa gibt es mittlerweile zahlreiche engagierte Menschen, die damit befasst sind, allmählich und kontinuierlich Veränderungen im Tierschutz herbei zu führen. Dabei ist zu beobachten, dass eine zunehmende Zahl, insbesondere junger Leute, überall in Spanien sich um die Belange des Tierschutzes kümmert. Auch in Rumänien, wo gerade eine unvorstellbare Jagd auf alle Hunde stattfindet, und auf Zypern werden zunehmend junge Menschen einbezogen, um aus den Fehlern der älteren Generationen zu lernen und den Hunden wieder ein tiergerechtes Leben zu ermöglichen.
Uns wird an verschiedenen Stellen dieses Buches der braune Cocker Spaniel Hurano (auf Deutsch, der „Menschenscheue“) begegnen. Wir werden miterleben, was aus solch einem Hund werden kann, wenn man ihn artgerecht behandelt und wenn man seine Bedürfnisse und seine Art zu leben und mit anderen zu kommunizieren, respektiert.
2. Endstation Son Reus4 – oder doch nicht?5
Es ist noch früh am Morgen, als ich mit meinen 6 Hunden, 4 Leinenhunden und 2 „Freigängern“ von unserem langen Spaziergang in die Hügel und Wiesen hinter dem kleinen Tierheim von MADRA 6im Südosten von Mallorca zurückkomme. Die Hunde haben einen langen Spaziergang gemacht, konnten sich lösen und miteinander spielen, soweit sie ableinbar sind. Zurück im Tierheim, ist jetzt erst einmal Ruhen angesagt. Die Hunde werden in ihre Zwinger gebracht, denn heute gibt es für mich noch viel zu tun. Während Maria die Tiere füttert und Jose noch ein paar Transportboxen in unserem kleinen Transporter verstaut, trinke ich schnell einen Kaffee. „Hast Du für Carlito alles zusammen, Box, Kissen, Ausweis und Flugbestätigung?“, frage ich Jose und der nickt nur schräg rüber schauend. Carlito ist ein Brackenmischling, der uns von irgendjemand „freundlicherweise“ eines Nachts über den Zaun geworfen wurde. Er hat schon einige Monate hier im Tierheim zugebracht, doch nun hat er Interessenten in der Nähe von Dresden gefunden, geht aber erst einmal auf eine Pflegestelle.
Mittlerweile ist die Sonne schon ein Stück hoch über dem Horizont aufgestiegen und wir, Jose und ich, sitzen in unserem kleinen Transporter auf der Fahrt in Richtung Palma. In Llucmajor biegen wir auf die Autobahn und nun geht es geradewegs zum Flughafen Son Sant Joan (Palma International). Dort haben wir uns mit den Flugpaten, einem jüngeren Ehepaar aus Dresden, verabredet. Sie werden Carlito mitnehmen und in Dresden zunächst an eine Pflegestelle übergeben. Während ich mit Carlito an der Leine, seiner Transportbox, dem europäischen Tierausweis und der Buchungsbestätigung von Air Berlin die Abreisehalle betrete, versucht Jose, den Wagen irgendwo zu parken. Mit den Flugpaten habe ich mich am Schalter 128 verabredet. Bei den vielen Menschen hier die Richtigen zu finden, ist gar nicht so einfach. Aber die beiden haben mich schon entdeckt, wahrscheinlich weil sie dachten, der da mit dem Hund wird schon der vom Tierschutz sein. „Wie war Euer Urlaub hier auf der Insel?“, frage ich. Ein wenig Smalltalk, bevor es ans Einchecken von Carlito geht. Am Counter wird die Buchungsbestätigung vorgelegt und dafür bekommen wir einen Gepäckanhänger. Dann gehen wir zum Schalter für Sperrgut. Dort wird Carlitos Box, natürlich ohne ihn, durch den Röntgenapparat geschoben und mir zurückgegeben. Nun noch ein paar Schmuseeinheiten für Carlito und schon ist die Zeit ran, dass er in die Box muss. Diese wird von einem Flughafenangestellten vorsichtig nach hinten getragen. „Guten Flug, Carlito und ein schönes neues Zuhause“, wünsche ich ihm noch, als er schon fast nicht mehr zu sehen ist. Nun zeige ich den beiden jungen Leuten noch, was im Tierausweis eingetragen ist, die Angaben zum Tier, die Impfungen, der Leishmaniose-Test und die Chipnummer und gebe ihnen das wertvolle Dokument. „Das ist alles?“, fragt die junge Frau. „Hier ja. In Dresden müsst Ihr die Box nur beim Sperrgutschalter entgegen nehmen und in die Ankunftshalle bringen. Dort wartet dann schon die Pflegefamilie auf Euch und Carlito.“ Die Beiden sind zum ersten Mal Flugpaten. Kein Wunder, dass sie dachten, sie müssen mehr tun. Ich wünsche auch ihnen einen guten Flug und treffe Jose lässig an einem Pfeiler nahe der Eingangstür lehnend. „Carlito ist auf dem Weg in eine sichere Zukunft“, sage ich zu ihm, „und wir beide machen uns jetzt auf nach Son Reus.“
Читать дальше