1 ...7 8 9 11 12 13 ...19 In diesem Moment klingelte es und Katharina fuhr ihrer Tochter über den Mund:„ Das war einfach nötig und du hättest Patricia auch nicht anders behandelt. Es hat ihm auch nicht geschadet, aber mir hat es einfach mal so richtig gut getan. Das war es jetzt halt mit Papa. Ich geh jetzt fort und du bleibst da.“: reimte sie am Schluss mit Heiterkeit.
Christine stand unten vor dem Haus und wartete, sah dabei dem gut aussehenden Mann nach, der eben das Haus verlassen hatte. Ihr Wagen, ein teures Mercedes-Coupé stand als Monument ihres sozialen Aufstiegs hinter ihr. Es war ein maskulines Auto und passte überhaupt nicht in diese Gegend, die so grau und fahl wirkte. Besonders bei diesem Wetter und der kalten Jahreszeit. Der Wagen war oben schwarz und unten Silberfarben lackiert. Man sah die Hand eines Fachmanns, die daran gewirkt hatte. Katharina konnte sich schon denken, dass ihre Freundin sie mit so einem Nobelschlitten abholen würde. War aber trotzdem überrascht, dass es so ein Wagen war. Ein Deutscher mit Stern. Doch Christines erste Frage galt dem unbekannten Mann, der da eben aus dem Haus gekommen war. Wie es des Franzosen Art ist, so küssten sie sich zur Begrüßung und sie meinte dann auf dem Weg zum Auto:„ Cherié, wer war denn der Mann, der da eben raus ist ?“
„ Das war Didier mein Ex -Mann, der mich wegen einer Anderen verlassen hat. Diesen Typus von Scheißkerl kennst du ja. Jetzt ist er wieder alleine und wollte wohl zurück zu mir. Ich bin noch ganz aufgeregt deswegen, der spinnt doch “.
„ Sag bloß du hast ihn gehen lassen, der sieht doch so gut aus,. .sportlicher Typ “: schwärmte sie im Wagen weiter und warf den Motor an.
„ Von wegen. Schönheit vergeht und sportlich heißt nicht fair. Egoismus und Treulosigkeit sind da bei weitem beständiger und beschreiben ihn viel eher. Du kennst ihn eben nicht “.
„ Kann ja noch kommen. Wenn er dich jetzt öfter besucht “: schwärmte sie und versuchte ihn im Spiegel noch weiter zu verfolgen. Sie wollte ihn ja nicht heiraten nur gebumst werden.
„ Wie kommst du denn da drauf ? Eher läuft die Seine rückwärts, bevor ich zwei Mal auf ihn hereinfalle. Stell dir nur mal vor. Der marschiert bei mir rein, jammert rum, er sei verlassen worden und wollte die Kinder sehen. Lachhaft sag ich dir und seine Mitleidstour... der lernt auch nichts Neues mehr dazu. Dabei müsste er doch wissen wie ich das an ihm nicht leiden kann. So hat er mich Jahre lang auf Sparflamme gehalten. Aber jetzt habe ich ihn durchschaut. “: sagte sie mit erhobenem Zeigefinger.
„ Schon gut Cherié, mich brauchst du nicht zu überzeugen. Ich bin auf deiner Seite und ein Opfer meines schlechten Geschmacks geworden. Ich habe ihn nur kurz zu Gesicht bekommen, er hat auch gleich gesehen, dass ich ihn gesehen hab und schon war ich gefangen. Du musst zugeben er sieht blendend aus “.
„ Schönheit vergeht aber doof bleibt doof. “: versuchte sie ihre Argumente zu entkräften.
„ Hast ja Recht. Es geht mich auch nichts an. Reden wir lieber über unsere Pläne. Ich habe eine der renommiertesten Privatagenturen beauftragt, die Leute von damals ausfindig zu machen. Das hat ganz schön was gekostet, aber die haben tolle Arbeit geleistet. Die haben sogar Leute in Übersee ausfindig gemacht “.
„ Was sind das denn für Privatagenturen? Du meinst doch Detektive “.
„ Ja natürlich, Heiratsinstitute und Arbeitsvermittler machen das wohl kaum. Die Polizei muss die ganzen Falschparker und Eierdiebe observieren und da wird die Wahl zwangsläufig eng “.
„ Was hast du gemacht ? Und wie geht’s jetzt weiter ? Schreibst du alle an und lädst ein ?“: wollte Katharina wissen und sah rüber zu Christine. Die fuhr recht zügig durch die Straßen und konnte ihren Blick nicht von der Fahrbahn abwenden. „ So wollte ich das machen. Den Text hab ich mir schon ausgedacht und den Ort des Treffens suchen wir jetzt auf. Ich habe insgesamt drei verschiedene Lokalitäten ausfindig gemacht. Die beste davon steuern wir jetzt an. Ich brauche eine zweite Meinung, weil die Erfahrung zeigt, dass man sich ja auch täuschen kann. Besonders wenn die Perspektiven so verschieden sind “.
„ Aha “: konnte Katharina da nur noch sagen und betrachtete das Interieur des Wagens. Wenn das der Maßstab wäre, dann würde der Rahmen des Festes sicherlich genauso protzig geraten.
„ Du hast aber nicht vor im Maxim zu dinieren. Ich glaube es wäre allen angenehm, wenn wir einen etwas weniger kommerzielleren Anspruch erheben. Nichts gegen dein Geld, aber das soll keine Zur Schau Stellung deines Reichtums werden “.
„ Was du mir immer gleich andichten willst... nein nein. Ich habe was ganz tolles in Petto. Richtig schön, du wirst begeistert sein “.
„ Na dann ist ja gut “.
So fuhren sie mindestens 40 Minuten mit Karacho über die Autobahn und Christine musste Katharina mehrmals versichern, dass es sich noch in Frankreich befinden würde.
„ Wo bringst du mich denn hin? Himmel wir sind ja schon über 100 Kilometer weit gefahren Das ist ja schon tiefste Provinz “.
„ Aber es lohnt sich. Wir sind gleich da “.
Mittlerweile war der Himmel etwas aufgeklart und die Sonne kam zum Vorschein. Sie fuhren durch kleine Dörfer und dann in einem davon, auf einer schmalen Straße über die Felder.
„ Das findet doch kein Mensch !“
„ Ist auch nicht nötig. Wir chartern einfach einen Bus und der bringt sie alle hierher “.
„ Wohin ist denn hierher “.
„ Es heißt Schwalbenmühle. Wir sind gleich da. Hinter der Kurve! Ein echter Geheimtipp “.
„ Steht wohl nicht im Guide Michelin, eher in Dossiers des Verteidigungsministeriums.... was für ein Kaff “.
Christine sagte nichts mehr und lies den Anblick für sich selbst sprechen. Vor ihnen lag an einem kleinen Flusslauf eine alte Mühle, die man stilecht renoviert und ausgebaut hatte. Umrahmt wurde sie von alten, moosbewachsenen Mauern und uralten Bäumen. Sogar das Wasserrad war am Drehen und der Bach lief einige Meter dahinter in einen Weiher. Dort war ein zweites Gebäude zu sehen, wahrscheinlich ein Bootshaus. Das Gelände war mindestens zehn Hektar groß und so was von idyllisch. Die reinste Postenkartenromantik. Das goldene Laub der Bäume und der Gewächse machten es erst so richtig perfekt.
Katharina war ganz sprachlos und verzaubert. „ Wie bist du denn da dran gekommen? Das ist ja die reinste Idylle. Hier willst du also unser Wiedersehen feiern “.
„ Genau. Ich dachte mir, dass es dir gefällt. Einer von meinen Freunden ist Architekt und der hat das alles gekauft. Er schuldet mir einen Gefallen und den habe ich jetzt quasi eingefordert “.
„ Ich bin echt beeindruckt, aber etwas weit ist es schon “.
Der Wagen fuhr durch den Torbogen und hielt vor der Mühle. Sie war teilweise mit wildem Wein bewachsen und mit allerlei antiken Geräten behangen. Hölzerne Wagenräder und Geräte aus der Landwirtschaft, hingen an den Wänden. Ein Steinbrunnen mit Pflanzenbewuchs stand in der Mitte des Hofs. Dieser war etwa 10 auf 12 Meter breit und wurde durch eine alte Backsteinmauer definiert. Das alte Mühlenhaus war mit Fachwerk versehen und stilecht belassen. Man fühlte sich in ein anderes Jahrhundert versetzt. Weitab von Glas und Stahl, sah man hier die Lebensweise einer scheinbar ruhigen Zeit. Sie stiegen aus und der Hausherr wartet auf dem Treppenabsatz.
„ Hallo ihr Beiden. Habt ihr es ja doch noch geschafft. Ich war schon in Sorge, dass du dich gegen einen Baum gewickelt hast. So wie du fährst !“: witzelte der Gastgeber süffisant.
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