Björn Lindemann - Schlachtfeld Fett

Einen Mangel an oder gar das komplette Fehlen von Fett empfindet der Bremser schlicht als unausgesprochene Kriegserklärung, schließt das Tor und flutet den Burggraben. All das mit dem Endeffekt, dass er jedes Jota Speck hegt und pflegt und Sie doppelt so hart wie nötig um die Reduktion jedes Pfundes an Speck kämpfen müssen. Ich persönlich nehme an es war dieser Effekt, den Atkins identifiziert, aber leider dahingehend fehl interpretiert hat, dass man durch die ausschließliche Aufnahme von Fett und Eiweiß (sprich fettem Fleisch) zu steten und üppigen Gewichtsverlusten kommt ohne dabei vom eigenen Organismus behindert zu werden. Leider? Fehl interpretiert? Manch einer mag sich fragen, wie ein Autor von völlig unbekannten Meriten dazu kommt einen „Diätgott“ wie Atkins des Irrtums zu bezichtigen. Ganz einfach: Der Verfasser dieser Zeilen hat sich (ein ganz klein wenig) schlau gemacht und weiß dementsprechend, dass die Atkins-Theorie schon alleine daran scheitert, dass der menschliche Organismus Tag für Tag circa 70 Gramm Kohlenhydrate benötigt, um Eiweiß aufnehmen zu können. Entzieht man ihm diese Verarbeitungsgrundlage kommt man mit absoluter Sicherheit in die paradoxe Situation, dass – egal welche Mengen an Protein man aufnimmt – der Körper seine Eiweißversorgung über den Abbau von Muskelmasse deckt, da er ja das Eiweiß in der Nahrung nicht verarbeiten kann. Auch belasten permanent hohe Mengen an Protein die Nieren unnötig stark, was ja auch nicht der Sinn einer Diät sein sollte. Abgesehen davon ist die Art von Fett (nämlich die cholesterinhaltig ungesunde), die sich in Fleisch finden lässt, nicht unbedingt die, welche man seinem Körper, sofern man ihn denn mag, auf Dauer und ausschließlich zuführen sollte.

Die Tatsache, dass Mister Robert Atkins (ein fleißiger Sportler und Nichtraucher) stark übergewichtig starb, widerlegt meine These auch nicht unbedingt.

Alles in allem kann man nur schlussfolgern, dass der Effizienzmanager einem schlafenden Hund gleicht, den man möglichst nicht wecken sollte – und wenn, dann äußerst sanft (denken Sie an einen äußerst hässlichen und bösartigen Hund).

Es gilt also in gewissen Abfolgen mehrere Methoden und Strategien zu kombinieren, um den Bremser permanent einzulullen und zu täuschen.

Die Betonung liegt auf Abfolge und mehrere. Napoleon wurde schließlich auch nicht Herrscher über Europa, indem er stur ständig an derselben Strategie festhielt, (womit sich auch der Titel dieses Buches erklärt). Und das werden Sie auch nicht – ganz im Gegenteil: dieses Buch trägt seinen Titel nicht von ungefähr. In den nächsten Wochen gelten für Sie die drei großen „T“: Tarnen, Tricksen und Täuschen wird Ihr Motto sein. Ein guter Feldherr bereitet – wann immer möglich – das Terrain der Schlacht vor und versucht den Gegner mit immer neuen Angriffswellen von möglichst verschiedenen Seiten zu schwächen und mit jeder erdenklichen Finte zu täuschen. Parallel hierzu werden Sie ebenfalls vorgehen.

Wenn man weiß, mit welchem Feind man es zu tun hat, fängt man für gewöhnlich an, sich für den Krieg zu wappnen.

Dies bringt uns zum Sport.

Fazit:

Wesentliches Element dieser Diät ist es, dem Körper zu keinem Zeitpunkt die Möglichkeit zu geben sich auf eine Mangelzeit einzustellen, was die Stagnation der Gewichtsreduktion zur Folge hätte.

2.2. Sport

Grundsätzlich ist die Diät „sportfrei“ konzipiert, und zwar aus dem einfachen Grund, dass sich einfach nicht jeder (vornehmlich ich) dazu aufraffen kann auf regelmäßiger Basis Ausdauersport (die einzige Form von Sport, die für die Fettverbrennung relevant ist) zu betreiben.

Eines der am besten gehüteten Geheimnisse der „Muckibuden-Industrie“ ist, wie jämmerlich wenig an Kalorien man beim Gewichte stemmen verbrennt. Das ist dann auch der Grund, warum ernsthafte Bodybuilder soviel Zeit auf Laufbändern, Ergometern und was sonst auch immer zu den Cardio-Sportarten (ein trendy Ausdruck für Ausdauersport) zählt, verbringen. Keinen Sport zu betreiben muss aber auch nicht gleichbedeutend mit keinerlei Bewegung sein. Keiner zwingt Sie permanent die Annehmlichkeiten unserer technisierten Welt zu nutzen. Lassen Sie sowohl Aufzüge als auch Rolltreppen links liegen und nehmen Sie jede Stufe und Treppe mit, die es wagt Ihren Weg zu kreuzen. Meines Wissens nach gibt es auch kein Gesetz, dass einem verbietet, seinen Einkäufen und sonstigen Erledigungen per Pedes nach zu gehen. Denken Sie immer daran: Eine verbrannte Kalorie ist eine gute Kalorie!

Es sei an dieser Stelle noch einmal betont: die Tatsache, dass ich vorhin in dem Beispiel der schlimmstmöglichen Diät auch Joggen erwähnt habe, heißt nicht, dass an Sport grundsätzlich auch nur irgendetwas auszusetzen wäre. Nur – er sollte dann auch eine Konstante darstellen. Den Körper nur kurzfristig (zwei bis drei Wochen) am Beginn der Diät zu schocken, bewirkt – wie oben schon erwähnt – nur all seine Warnsysteme und Sparmechanismen zu aktivieren. Schlimmer noch: er gewöhnt sich an diesen extra „Energieverbraucher", und wenn er wegfällt, bleibt dem Effizienzmanager nur weiterer Spielraum Ihre Fettvorräte zu schonen.

Sport ist gut, Sport ist super, Sport ist alles, was Sie wollen! Das Problem ist nur, dass man ihn betreiben muss. Gehen Sie in sich selbst und fragen Sie sich: bin ich der Typ, der seinen Körper regelmäßig (mindestens) eine halbe Stunde durch die Gegend schindet? Erst ab der 30. Minute tritt der Körper in jenes Stadium ein, in dem er Fett verbrennt, und das auch nur bei einer Pulsfrequenz, welche weder zu hoch noch zu niedrig sein darf. Sie sehen – mit einfach einmal Lospreschen ist es nicht getan.

Ich schlage Ihnen im Verlauf der Diät eine dreiminütige „Imitation“ von Sport vor, die aus den vorher genannten Gründen nichts für Ihre Fettverbrennung leisten wird, aber dafür Ihren Stoffwechsel kräftig ankurbelt. Diese drei Minuten, auf die ich zum passenden Zeitpunkt noch detailliert eingehen werde (siehe Kapitel ‚Schockelemente‘), sind wohl auch dem verstocktesten Bewegungsmuffel zuzumuten, zumal Ihnen die Bewegungsabläufe relativ freigestellt werden.

Neugierig? Wie gesagt, bleiben Sie auf Empfang!

Gehören Sie zu den Menschen, die Sport schon treiben, dürfte ohnehin alles klar für Sie sein. Nebenbei bemerkt: Falls Sie irgendeiner Freizeitaktivität frönen, die mit Hanteln respektive Gewichten zu tun hat (Bodybuilding, Bodyshaping, Gewichtheben etc.) ist der Luxustag (mit all seinen dem Muskelaufbau dienenden Kalorien) der richtige Tag hierfür, an den Diättagen sollte man es doch eher moderat angehen lassen. (Genaueres zum Luxus- und Diättag erfahren Sie im Kapitel ‚Die Schlacht‘.) Teile der Muskulatur an einem Diättag zu hart zu beanspruchen, würde nur dazu führen, dass der Körper – in einer Art kannibalischen Aktes – die erforderlichen (und nicht zur Verfügung stehenden) Nährstoffe aus den Teilen der Muskulatur abzieht, welche nicht beansprucht werden. Das nennt man dann Katabolismus, und Kraftsportler haben dazu (im Gegensatz zum Anabolismus, den sie einfach geil finden) ein ähnliches Verhältnis wie Alice Schwarzer zu Silikonimplantaten.

So oder so, Sie werden während der Diät Ihre Muskelmasse nicht vergrößern. Im Gegensatz zur allgemein vorherrschenden Meinung bauen sich Muskeln nämlich nicht während des Trainings auf, sondern in den Ruhetagen danach. Da die Ruhetage danach für Sie gleichbedeutend mit Diättagen sind, wird eben auch kein Aufbau erfolgen, da „Muckis“ nur aus einer gewissen Form des Überflusses entstehen.

Fazit:

Sportliche Betätigungen sind mit Ausnahme von dreiminütigen „Sich-Auspowerns“ kein Bestandteil der thermodynamischen Pendeldiät, können aber – wenn konsequent angewendet – gerne miteingebaut werden.