Wir lebten dann zwei Tage wie in einem Rausch. Man kann das nicht erzählen. Wir brauchten Worte nicht, weil sie, so schien es, dasselbe Schicksal mit mir teilte. Zwei Tage liefen wir wie übermütige Kinder durch den Schnee, stapften mitten hinein in die tiefen Verwehungen und kugelten uns im frischen Weiß. Wir kletterten auf Aussichtstürme, liefen nachts durch Parks und Wälder. Wir berauschten uns an Musik. Dabei lag sie, eingerollt vor einer Tasse Tee, auf dem Teppich. Sie rauchte viel. Zu viel. Und ich war eifersüchtig auf die Zigaretten, denn die Sprache ihrer hastigen Lungenzüge raubte die Zeit der Lippen und Gebärden. Sie weinte viel. Ihr Körper war zerbrechlich. Wie zierliches, weißes Porzellan. Keine Farbe belebte ihr Gesicht.
Und dann verschwand sie. Auf einmal war sie nicht mehr da. Vergebens wartete ich auf ihre Wiederkehr. Vergebens kaufte ich "ihre" Zigaretten. Hielt stets ein Kännchen Tee für sie bereit. Vergebens lief ich mehrfach in die kleine Kirche. Versuchte es am selben Wochentag zur selben Stunde. Kein Organist. Kein Schatten nur von der Geliebten. Ich fragte auch den Küster. Der Bruder des Pastors war es, der manchmal aus der Stadt hierher kam, um ganz für sich, ohne Zuhörer, Orgel zu spielen. Nirgends aber eine Spur von ihr.
Bis eines Tages, als der Regen wieder kälter, kriechender war und der Schwarze Vogel wieder seine Krallen zeigte, als ich von einer Hölle in die andere taumelte und um Jahre alterte, ein Brief in meinem Kasten steckte. Zu spät, um Hilfe herbei schreien zu können. Und zudem ohne Absender.
An schönen Tagen aber, wenn die Sonne auch in meine Seele scheint, erwacht in mir die wahnwitzige Hoffnung, sie hätte vielleicht die Tabletten doch nicht genommen. Oder wäre rechtzeitig gefunden worden. Dann gehe ich in die alte Dorfkirche und warte stundenlang. Ich versuche, die Musik von damals in mir wachzurufen. Doch es bleibt stumm. Sie ließ mir keine Melodie.☺
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