What a story! Hihihi!
Jetzt sehe ich, dass der Typ nur ein Auge hat - das quillt ihm vor Schmerzen fast aus dem Gesicht. Da, wo das Zweite sitzen müsste, verläuft eine lange Narbe, fast verdeckt von einem Büschel roter Haare. Ich ziehe meinen Fuß aus dem Spalt und gut erzogen, wie ich bin, entschuldige ich mich natürlich bei ihm und stelle mich vor.
Logo! You are so well educated… ; )
Mr. Freak wohl auch, denn er macht einen tiefen Diener, fixiert mich mit seinem einen Auge und murmelt undeutlich vor sich hin: »Gestatten, Ihr alter Egon, stets zu Diensten, mein Herr!« Dann hat er es sehr eilig, kichert: »Klappe zu, Affe tot!«, huscht an mir vorbei und geht dienernd die letzten Schritte rückwärts: »Stets zu Diensten, stets zu Diensten! Alles machbar, Herr Nachbar!« Und schon ist er verschwunden.
Strange, man. Perhaps a neighbour? Der nur nicht mitbekommen hat, dass das Haus nicht mehr leer steht?
KA. Egal - ich, ganz cool, sehe nach, was er in der Truhe gesucht hat. N´ Haufen alter Bücher liegt oben auf, darunter leuchtet etwas. Neongelb - ein gefaltetes Stück Papier; daneben liegt eine Schriftrolle, mit einer Schnur umwickelt, an der ein Anhänger hängt. Spuren von Tinte drücken sich durch das transparente Material hindurch. Papyrus vieleicht. Sieht aus wie eine Schatzkarte. Hat er die gesucht?
Of cause! Was hat er sonst auf eurem alten Dachboden verloren?
Mmm…, ich nehme beide Teile jedenfalls mit, drehe mich um und - halt dich fest, Mann - bin geflasht im wahrsten Sinne des Wortes. Da steht mir einer mit ´ner Taschenlampe in der Hand gegenüber und blendet mich. Bis ich kapiere, dass ich es selbst bin, beziehungsweise mein Spiegelbild in einem großen Spiegel, der an dem Kamin lehnt, vergehen mindestens drei Schrecksekunden mit lebensbedrohlichem Herzstillstand. Wahnsinn, Alter, was?
Hihi, cool performance, really !
In der Tat. Vielleicht ist der Typ ein Brandstifter? Die komische kleine Lampe von ihm brannte noch. Wenn die
umgefallen wäre …
Dann G8, was?
Na klar, und zwar für immer! Hab sie gelöscht, bevor ich den Rückzug angetreten bin.
Well done, superman! Gääähn!! Sorry, aber ich glaub, wir sollten jetzt in die Heia. Biba, my friend und toi, toi, toi für deinen ersten Schultag morgen - wird schon schief gehen!
Ja, Biba, Max, schlaf gut und danke.
Doch Schule hin oder her - auf meinem Schreibtisch leuchten mir die Sternenzeichnung und die Papyrusrolle entgegen. Kurzer Kampf zwischen Neugier, Müdigkeit und Vernunft - die Neugier schlägt alle k.o. Ich knipse die Schreibtischlampe an und das Leuchten erlischt. Dann schlage ich eine leere Seite in meinem „Mathe-Übungsheft“ auf, um die beiden Fundstücke zu katalogisieren. Früh übt sich, was ein erfolg-reicher Archäologe werden will. Das Buch „Archäologie für Anfänger“ kann ich fast auswendig und im Museum für Schätze des Altertums waren Max und ich Stammgast. Also, hier kommt wieder eine:
Liste der Fundstücke
Fundort: Dachboden Haus Eichenhain Nr. 22, gebaut 1901
a) eine Zeichnung auf Papier; leuchtet im Dunkeln!
ein Stern, bestehend aus zwei gleichschenkeligen,
übereinandergelegten Dreiecken.
Je ein weiteres Dreieck in je einer Ecke.
Alles beschriftet mit Hieroglyphen, ca. 25 x 25 cm groß;
geschrieben mit Tinte, schwarzbraun; teils verblichen;

b) Schriftrolle aus Papyrus;
anscheinend eine Landkarte;
ca. 30 x 20 cm groß;
Anhänger: ein Hummer, rot emailliert, aus Metallgliedern;
Vielleicht eine Schatzkarte?
Schrift verblichen, teilweise verschwommen

Plötzlich ist nicht nur die Schrift sehr verschwommen, meine Augen wollen einfach nicht mehr. Schlafen ist jetzt definitiv angesagt. Bevor ich mein Heft zuklappe, suche ich einen schön auffälligen Ablageplatz und entscheide mich für das noch leere Regal an der Wand, gleich neben meinem Schreibtisch, wo es gut sichtbar ist für jeden, der das Zimmer betritt und somit bestens geschützt. Da Papyrus äußerst lichtempfindlich ist, brauche ich dringend eine geeignete Hülle. Mein Blick fällt auf den Karton mit meiner Kleidung. Ganz obenauf liegt ein dickes wolliges Knäuel: die handgestrickten Strümpfe meiner Großmutter, die ich sehr liebe. Beide, die Socken und Großmutter. Sei´s drum, als Forscher muss man Opfer bringen. Ich wickel die Schriftrolle vorsichtig um die Zeichnung mit dem Stern und stecke beides behutsam in eine der Socken. Passt prima. Gut dass ich mittlerweile Schuhgröße 42 habe, denke ich noch und schalte die Schreibtischlampe aus. Der Stern glüht durch das Papyrus und die gestrickten Maschen hindurch auf, wie ein kleines, nächtliches Irrlicht.
Chatabkürzungen:
\V/ Sei gegrüßt (Fingerhaltung beim Star-Trek-Gruß)
ADAADS Aus den Augen, aus dem Sinn
KK Krach und Kaos
MCMI römische Ziffern = in arabischen Ziffern: 1901
THX! Thanks
*@!?$ ! Fluchdarstellung im Comic
ENGE Einer N otdurft G ehorchend, E ntschuldigung
RE zurück
wb welcome back
CY L8ER see you later
WW Wer weiß
S ass; engl.: Hintern, Arsch
KA keine Ahnung
G8 gute Nacht
Biba bis bald
18.06.2012, Montag !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Erster Schultag. Das Klingeln des Weckers heute Morgen war brutal und ich natürlich noch todmüde. Es gab kein Entkommen: Der Gang zum Schafott stand unmittelbar bevor. Wenn ich schon hingerichtet werden sollte, dann aber wenigstens im passenden Outfit. Höchste Zeit den Kleiderkarton auszuräumen - das ständige Suchen ging mir langsam auf die Nerven. Immerhin wurde ich fündig: ein uraltes, verblichenes Hemd mit Perlmuttknöpfen und meine moosgrüne Lieblings - Weste aus Samt; beides Flohmarktfunde aus dem letzten Jahr. In der Küche wirbelte meine Mutter bereits geschäftig herum und summte fröhlich eine Melodie.
»Guten Morgen, mein Schatz. Ausgeschlafen?«
Dämliche Frage, die ich nur mit einem Gähnen beantworten konnte. Ohne Appetit rührte ich in meiner Schüssel Cornflakes und schwieg. Unerträglich, diese gute Laune. Die Frau hatte außerdem gut lachen; sie musste sich auch nicht gleich von mindestens fünfundzwanzig Paar neugieriger Schüleraugen anstarren lassen.
»Du weißt schon, dass wir hier in einer merkwürdigen Gegend gelandet sind, oder?«, fragte ich sie daher und freute mich über ihr Stirnrunzeln.
»Wieso, wie kommst du denn darauf?«
»Unser Nachbar ist ein uralter, einäugiger Zwerg, der nachts auf unserem Dachboden herumschnüffelt. Herr Egon heißt er übrigens, und ich würde an eurer Stelle das Schloss austauschen lassen.«
Mit den Worten: »Ach, das ist ja interessant!«, betrat mein Vater die Küche und grinste breit. Er schenkte sich einen Becher Kaffee ein und setzte sich. »Ein Zwerg? Und wie sah er aus? Rote Mütze, grüne Schürze?«
»Nee, mit Gartenarbeit hatte der überhaupt nichts am Hut; er sah ein bisschen aus wie Rumpelstilzchen, aber eleganter - mit Anzug.«
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