Isa Piccola
Das Geheimnis von Sunderley
Band I
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Inhaltsverzeichnis
Titel Isa Piccola Das Geheimnis von Sunderley Band I Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog Prolog Isa Piccola Das Geheimnis von Sunderley Band I Historischer Roman Isa Piccola: Das Geheimnis von Sunderley 2., leicht veränderte Auflage 04/2015 Alle Rechte verbleiben bei der Autorin. Für Oma und Mutti Ich stehe auf einer weiten Ebene. Der Nebel um mich herum verhindert, daß ich weiter als einen Meter sehe. Ich will aber sehen. Ich muß sehen. Ich strenge mich so an, daß mir die Augen aus den Höhlen treten wollen. Ich versuche, den Kopf zu drehen. Es gelingt mir nicht. Ich kann nur nach unten sehen. Nach unten auf eine offene Grube. Ein Grab. Mein Grab. Ich sehe den Grabstein. Weißer Marmor. Rechts und links daneben zwei steinerne Engel. Sie sollen meine ewige Ruhe bewachen. Auf dem Stein ein Name in goldenen Lettern. Edward LeFroy. Ich kann endlich den Blick heben. Ich will fort von diesem Ort des Grauens. Doch ich kann nicht. Links neben der Grube stehen mein Sohn und eine Frau. Ich kann ihr Gesicht nicht erkennen. Sie hält meinen Sohn fest umklammert. Beide sehen mich kalt und unbarmherzig an. Sie voller Haß. Er voller Liebe zu ihr. Ich soll springen. Langsam trete ich vor. Aus dem Nebel hinter dem Stein tritt eine weitere Gestalt. Meine Frau. Sie redet, aber ich höre ihre Worte nicht. Sie will zu mir, doch eine unsichtbare Wand läßt sie nicht passieren. Sie will mir helfen, doch es ist zu spät. Mein Sohn und die Frau treten neben mich. Sie stoßen mich hinab. Ich habe keine Kraft mehr, mich zu wehren. Ich falle. Ich schließe die Augen. Ich falle . . . . . falle. Wann ist es endlich vorbei?
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Epilog – Edwards Brief an Elizabeth
Epilog – Sommer 2011
Nachwort
Impressum neobooks
Isa Piccola
Das Geheimnis von Sunderley
Band I
Historischer Roman
Isa Piccola:
Das Geheimnis von Sunderley
2., leicht veränderte Auflage 04/2015
Alle Rechte verbleiben bei der Autorin.
Für Oma und Mutti
Ich stehe auf einer weiten Ebene.
Der Nebel um mich herum verhindert, daß ich weiter als einen Meter sehe.
Ich will aber sehen.
Ich muß sehen.
Ich strenge mich so an, daß mir die Augen aus den Höhlen treten wollen.
Ich versuche, den Kopf zu drehen.
Es gelingt mir nicht.
Ich kann nur nach unten sehen.
Nach unten auf eine offene Grube.
Ein Grab.
Mein Grab.
Ich sehe den Grabstein.
Weißer Marmor.
Rechts und links daneben
zwei steinerne Engel.
Sie sollen meine ewige Ruhe bewachen.
Auf dem Stein ein Name in goldenen Lettern.
Edward LeFroy.
Ich kann endlich den Blick heben.
Ich will fort von diesem Ort des Grauens.
Doch ich kann nicht.
Links neben der Grube stehen mein Sohn und eine Frau.
Ich kann ihr Gesicht nicht erkennen.
Sie hält meinen Sohn fest umklammert.
Beide sehen mich kalt und unbarmherzig an.
Sie voller Haß. Er voller Liebe zu ihr.
Ich soll springen.
Langsam trete ich vor.
Aus dem Nebel hinter dem Stein tritt eine weitere Gestalt.
Meine Frau.
Sie redet, aber ich höre ihre Worte nicht.
Sie will zu mir, doch eine unsichtbare Wand läßt sie nicht passieren.
Sie will mir helfen, doch es ist zu spät.
Mein Sohn und die Frau treten neben mich.
Sie stoßen mich hinab.
Ich habe keine Kraft mehr, mich zu wehren.
Ich falle.
Ich schließe die Augen.
Ich falle
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falle.
Wann ist es endlich vorbei?
Es war das erste Mal in meinem Leben, daß ich an einer Auktion teilnehmen würde.
Damals ahnte ich noch nicht, daß diese spontane Entscheidung mein Leben dermaßen auf den Kopf stellen sollte. Eigentlich wollte ich in meinem Urlaub in England auf den Spuren meiner Eltern wandeln. Ich wollte die Orte besuchen, die sie vor über dreißig Jahren gesehen hatten.
An diesem Dienstag im Juni hatte ich einen Ausflug von Rochester nach Sunderley unternommen. Mit dem Bus war ich nach Langton Green, einem kleinen Dorf in der Nähe von Sunderley, gefahren. Von dort war ich zu Fuß weitergegangen. Doch als ich zum Tor dieses alten Anwesens kam, entdeckte ich einen Anschlag mit der Ankündigung, daß gerade heute diese Auktion stattfinden sollte. Eine Nachlaßauktion. Also waren wohl die Besitzer von Sunderley verstorben und die Nachkommen wollten alles verkaufen. Wie traurig… Aber vielleicht gab es auch gar keine Nachkommen? Das würde ich vielleicht noch erfahren.
Eine Weile stand ich zögernd vor dem Blatt Papier mit der Bekanntmachung. Ich wußte gar nicht, wie man sich bei so einer Veranstaltung verhielt, ob man sich vorher anmelden mußte… und genug Geld hatte ich bestimmt auch nicht. Schließlich war Sunderley dem Aussehen nach ein uralter Familienstammsitz, auf dem es sicher nur teure Sachen zu erstehen gab.
Aber gleichzeitig wußte ich auch, daß dies wahrscheinlich meine einzige Chance wäre, das Anwesen einmal von innen zu sehen. Wenn es erst einmal verkauft wäre… die neuen Besitzer würden es mit Sicherheit nicht zu einem Museum umfunktionieren! Doch seit ich im Vorfeld meines Urlaubs das alte Fotoalbum meiner Eltern studiert hatte, wollte ich genau dieses Haus unbedingt sehen. Es war zwar nur im Hintergrund eines einzigen Fotos zu sehen gewesen, doch der Name, der darunter stand, hatte mich irgendwie seltsam berührt. Sunderley… das erinnerte mich an Rebeccas Manderley… Vielleicht war Daphne du Maurier auch einmal hier gewesen und von dem Haus inspiriert worden?
Das könnte man herausfinden. Aber erst später! Also los! Hinein!
Ich nahm all meinen Mut zusammen, trat durch das weit geöffnete Eingangstor und lief den langen Kiesweg in Richtung des altehrwürdigen Gebäudes entlang. Es sah etwas verfallen aus, der Putz bröckelte schon an einigen Stellen von den Wänden und auch die parkartige Umgebung schien seit langer Zeit nicht mehr gepflegt worden zu sein. Das Gras wuchs kniehoch – undenkbar für jeden Engländer! -, die Beete, die einst den Hauptweg gesäumt haben mußten, waren kaum noch zu erkennen. Mich überkam ein Gefühl der Traurigkeit. Wer weiß, wie lange die alten Leutchen, denen das Anwesen gehört hatte, hier gelebt hatten, ohne daß jemand sich um sie kümmerte… die Kinder waren sicher weit weg und kamen nun lediglich zurück, um alles zu verscherbeln…
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